Exophthalmus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine pathologische Vorwölbung des Augapfels wird als Exophthalmus bezeichnet und ist auf viele verschiedene Ursachen zurückführbar. In aller Regel stellt ein Exophthalmus keine eigenständige Erkrankung, sondern vielmehr ein Begleitsymptom einer Grunderkrankung dar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Exophthalmus?

In erster Linie kommt es beim Exophthalmus zu stark hervortretenden Augäpfeln.
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Als Exophthalmus wird eine pathologische Vorwölbung eines oder beider Augäpfel (Bulbus oculi) aus der Orbita (Augenhöhle) bezeichnet, die auf unterschiedliche Ursachen zurückgeführt werden kann. Entsprechend stellt ein Exophthalmus kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein sekundäres Symptom einer zugrunde liegenden Erkrankung dar, das in Abhängigkeit von der Ausprägung in sechs Stadien bzw. Grade eingeteilt wird.

Infolge des Hervortretens des Augapfels wird die Beweglichkeit desselben eingeschränkt und ein Schließen der Augenlider erschwert bzw. verhindert (Grad I). Im weiteren Verlauf entwickeln sich eine Chemosis (Bindehautödem) und Photophobie (Grad II), während die Vorwölbung des Augapfels markant wird (Grad III).

Zudem kann sich ein Exophthalmus anhand von Doppelbildern oder unscharfen Sehens infolge der Beeinträchtigung der Orbitalnerven und Augenmuskulatur (Grad IV), einer Xerophthalmie (Hornhautaustrocknung) und/oder eines Lagophthalmus (Austrocknung des Augapfels) sowie Entzündungen und Ulzerationen (Geschwürbildungen) der Hornhaut manifestieren (Grad V). Bei ausgeprägter Beteiligung des Nervus opticus (Sehnerv) kann ein Exophthalmus zu Sehausfällen bis hin zum Sehverlust führen.

Ursachen

Ein Exophthalmus ist als sekundäres Symptom der individuell zugrunde liegenden Erkrankung auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. So wird ein endokriner Exophthalmus durch Autoimmunerkrankungen wie Morbus Basedow oder eine Hashimoto-Thyreoiditis bedingt, bei welchen autoimmun induzierte Prozesse zu Entzündungen des orbitalen Fettgewebes und einer Schwellung der retrobulbären (hinter dem Augapfel befindlichen) Strukturen führen können, so dass der Augapfel nach vorne verdrängt wird.

Infolge von Traumata kann es zu einer Kurzschlussverbindung zwischen den orbitalen Arterien und Venen kommen, die ein Pulsieren und Hervortreten des Augapfels (einseitiger Exophthalmus pulsans) verursachen. Stumpfe Traumata können über ein Retrobulbärhämatom einen Exophthalmus herbeiführen.

Darüber hinaus können eine Orbitalphlegmone (bakterielle Entzündung der Augenhöhle), die mit einer diffusen Entzündung der Orbita und einem Anschwellen der orbitalen Strukturen einhergeht, sowie Orbitaltumoren (u.a. Hämangiom, Neuro-, Retinoblastom) durch ihr Wachstum den Augapfel nach vorne verdrängen, so dass ein Exophthalmus entsteht.

Eine genetisch bedingte oder erworbene Varikose (Krampfader) im orbitalen Bereich kann über eine Blutstauung einen sogenannten Exophthalmus intermittens bedingen. Darüber hinaus können Myopie (ausgeprägte Kurzsichtigkeit), Dyskranien (Schädelfehlbildungen) sowie Aneurysmen und Thrombosen der Hirnvenen einen Exophthalmus auslösen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In erster Linie kommt es beim Exophthalmus zu stark hervortretenden Augäpfeln. Diese wirken sich dabei sehr negativ auf die Ästhetik des Betroffenen aus, sodass viele Patienten beim Exophthalmus auch an Depressionen oder an anderen psychischen Beschwerden und Verstimmungen leiden. Die Lebensqualität des Betroffenen wird durch die Erkrankung deutlich verringert.

Häufig führt die Krankheit auch zu Schmerzen an den Augen und zu verschiedenen Sehbeschwerden. Es kommt dabei zu einem Schleiersehen oder zu Doppelbildern. Im Allgemeinen wirkt sich die Erkrankung auch negativ auf die Sehstärke des Betroffenen aus, sodass die Patienten in ihrem Alltag auf eine Brille angewiesen sind. Die Augen des Betroffenen wirken durch den Exophthalmus sehr trocken, wobei vor allem die Hornhaut austrocknet.

Ebenso kann sich die Hornhaut entzünden. Sollte diese Entzündung nicht behandelt werden, so kann der Betroffene vollständig erblinden. Ob die Krankheit einfach behandelt werden kann oder nicht, hängt allerdings sehr stark von der Grunderkrankung ab. In der Regel ist auch die ursächliche Erkrankung mit verschiedenen Symptomen und Beschwerden verbunden, wobei hierüber keine allgemeine Aussage getroffen werden kann. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Erkrankung allerdings nicht negativ beeinflusst.

Diagnose & Verlauf

Im Rahmen einer klinischen Untersuchung der Augen kann das Ausmaß des Exophthalmus und eine möglich Seitendifferenz, die erste Hinweise hinsichtlich der Ursache ermöglicht, festgestellt werden.

Mit Hilfe eines Exophthalmometers kann die Progression der Vorwölbung bestimmt werden. Durch bildgebende Verfahren wie Computer- und Resonanztomographie sowie Sonographie und Röntgenuntersuchung können die orbitalen Strukturen sowie eventuelle Entzündungen oder Tumoren sichtbar gemacht werden. Eine Blutanalyse mit Bestimmung der Schilddrüsenwerte (u.a. Thyroxin, TRH, Autoantikörper) bzw. Entzündungsmarker (u.a. Leukozyten, C-reaktives Protein) ermöglicht Aussagen zu einer Schilddrüsenerkrankung bzw. vorliegenden Entzündungen (Orbitalphlegmone).

Zudem können arteriovenöse Kurzschlüsse im Rahmen einer Auskultation (diagnostisches Erfassen des pulssynchronen Geräuschs) diagnostiziert werden. Verlauf Prognose und Verlauf hängen bei einem Exophthalmus maßgeblich von der zugrundeliegenden Erkrankung und deren Therapieerfolg ab.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Exophthalmus muss immer von einem Arzt untersucht und behandelt werden. Bei dieser Erkrankung kommt es nicht zu einer Selbstheilung, sodass in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden muss. Der Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene an Augenschmerzen leidet. Dabei können auch hervortretende Augäpfel auf den Exophthalmus hindeuten und sollten untersucht werden. Auch können verschiedene Sehstörungen, wie zum Beispiel Doppelbilder oder Schleiersehen auf diese Erkrankung hindeuten.

Sollten diese Sehbeschwerden plötzlich auftreten und nicht durch Sehhilfen gelindert werden können, so muss eine Untersuchung bei einem Arzt durchgeführt werden. Hierbei können auch trockene Augen auf die Krankheit hinweisen. Weiterhin stellt auch die Entzündung der Hornhaut ein Symptom des Exophthalmus dar und muss ebenfalls untersucht werden. In der Regel wird bei dieser Erkrankung der Augenarzt aufgesucht.

Sollte es sich um einen Notfall handeln, knn auch das nächstgelegene Krankenhaus angefahren werden. Auch die weitere Behandlung der Krankheit wird in einem Krankenhaus durchgeführt. Meistens kommt es zu einem positiven Krankheitsverlauf und zu keinen weiteren Beschwerden. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Krankheit in den meisten Fällen nicht negativ beeinflusst.

Behandlung & Therapie

Die therapeutischen Maßnahmen richten sich bei einem Exophthalmus nach der individuell auslösenden Grunderkrankung und zielen auf eine Vermeidung von Komplikationen wie einem malignen Exophthalmus, Hornhautulzerationen, Konjunktivitis oder Glaukome (Grüner Star).

Geht dem Exophthalmus eine Orbitalphlegmone oder ein Abszess (Eiteransammlung im Gewebe) voraus, können diese mit Antibiotika therapiert werden. Gegebenenfalls sollten diese zur Entlastung eröffnet und im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs entleert werden. Retrobulbäres Fettgewebe und Tumoren, die durch ihr Wachstum den Augapfel nach vorne verdrängen, können ebenfalls chirurgisch entfernt werden.

In einigen Fällen kann zudem eine Tarsorrhaphie erforderlich sein. Hierbei wird die Lidspalte mit Hilfe einer temporalen Vernähung von Unter- und Oberlid operativ verkleinert, um ein Schließen der Lider zu gewährleisten und entsprechend eine Schädigung der Hornhaut oder des Augapfels (bspw. Austrocknen) zu vermeiden.

Zur Vermeidung eines Austrocknens und struktureller Beeinträchtigungen der Hornhaut wird darüber hinaus begleitend eine konsequente Augenpflege und künstliche Befeuchtung der Augen mit synthetischer Tränenflüssigkeit empfohlen. Resultiert ein Exophthalmus aus Grunderkrankungen wie ein Morbus Basedow oder eine Schilddrüsenerkrankung müssen diese adäquat und gezielt therapiert werden, um eine dauerhafte Rückbildung der Vorwölbung zu induzieren.

Aussicht & Prognose

Die Prognose eines Exophthalmus ist immer von der zugrunde liegenden Erkrankung und der richtigen Behandlung abhängig. In manchen Fällen kann es zur vollständigen Rückbildung des Exophthalmus kommen, wenn die Grunderkrankung erfolgreich behandelt wird. So werden unter anderem hinter den Augäpfeln liegende Abszesse mit Antibiotika und teilweise chirurgisch behandelt.

Tumoren in der Augenhöhle müssen operativ entfernt werden. Sollte eine Schilddrüsenüberfunktion im Rahmen eines Morbus Basedow für das Hervortreten der Augäpfel verantwortlich sein, muss diese vorrangig behandelt werden. Allerdings sollten zusätzlich die Augen künstlich befeuchtet und gepflegt werden, um eine Austrocknung zu vermeiden.

Ohne diese Maßnahmen kann es zu Ulzerationen der Hornhaut kommen. In schweren Fällen wird auch der Sehnerv beeinträchtigt. Das kann zu Sehausfällen bis hin zum vollständigen Sehverlust führen. Als weitere Komplikationen können auch Bindehautentzündungen, Augeninnendruckerhöhung (Glaukom) oder gar ein maligner Exophthalmus auftreten.

Der maligne Exophthalmus ist durch ein schmerzhaftes und fortschreitendes Hervortreten der Augäpfel gekennzeichnet. In der Folge wird der Lidschluss gestört. Die Hornhaut trocknet sehr stark aus. Unbehandelt bildet sich ein Exophthalmus nur selten von allein zurück. Vor allem treten dann meist irreversible Augenschäden auf.

Bei erfolgreicher Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung und gleichzeitiger intensiver Augenpflege kann ein Exophthalmus jedoch folgenlos ausheilen. Die Augenpflege besteht vor allem in der Befeuchtung der Augen mit künstlicher Tränenflüssigkeit.


Vorbeugung

Einem Exophthalmus kann nicht in jeden Fall vorgebeugt werden. Grunderkrankungen wie beispielsweise Morbus Basedow oder Schilddrüsenerkrankungen sollten allerdings konsequent behandelt werden, um das Risiko für die Manifestierung eines Exophthalmus zu minimieren.

Nachsorge

Möglichkeiten der Nachsorge stehen dem Betroffenen bei einem Exophthalmus in den meisten Fällen nicht zur Verfügung. Die Erkrankung muss dabei in jedem Fall durch einen Arzt richtig behandelt werden, da sie den Alltag des Betroffenen stark einschränkt und auch die Lebensqualität des Patienten erheblich verringert. Um weitere Komplikationen zu verhindern, ist eine frühzeitige Behandlung des Exophthalmus sehr wichtig.

Weiterhin sollte allerdings auch die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung erfolgen, um die Beschwerde vollständig zu lindern. Die Behandlung selbst wird dabei meistens mit Hilfe von Antibiotika unterstützt. Dabei sollten die Betroffenen auf eine richtige und regelmäßige Einnahme dieser Medikamente achten. Dabei sind auch möglicherweise Nebenwirkungen oder andere Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln zu beachten, wobei allerdings ein Arzt konsultiert werden sollte.

Bei der Einnahme von Antibiotika ist auf Alkohol zu verzichten, um deren Wirkung nicht zu schwächen. Weiterhin sind viele Patienten auf die künstliche Befeuchtung der Augen angewiesen, um die Beschwerden des Exophthalmus zu behandeln. Dabei sollten die Augen regelmäßig befeuchtet werden, um das Austrocknen der Hornhaut zu verhindern. Meistens kann die Krankheit relativ gut behandelt werden, wobei es nicht zu einer verringerten Lebenserwartung des Patienten kommt.

Das können Sie selbst tun

In den meisten Fällen ist bei dieser Erkrankung leider keine Art der Selbsthilfe möglich. Es ist auch nicht möglich, die Krankheit in allen Fällen vorzubeugen.

Dies ist vor allem dann der Fall, wenn es sich bei dieser Beschwerde und eine Komplikation oder um eine Folgeerkrankung einer anderen Krankheit handelt. Hierbei muss die Grunderkrankung richtig therapiert und behandelt werden. In der Regel sollte dabei immer ein Augenarzt aufgesucht werden, um weitere Beschwerden oder Seheinschränkungen zu vermeiden.

Da die Krankheit selbst mit Hilfe von Antibiotika therapiert wird, müssen diese Medikamente nach Anweisung eingenommen werden. Andere Medikamente oder Alkohol, die die Wirkung des Antibiotikums möglicherweise verringern, sollten nicht eingenommen werden. Ebenso ist auf eine Pflege der Augen und der Haut zu achten, da diese in vielen Fällen austrocknen. Dabei können verschiedene Salben und Cremes verwendet werden, die zum gewünschten Erfolg führen.

Im Falle eines Tumors gibt es leider keine Möglichkeit zur Selbsthilfe. Bei Verdacht auf Schilddrüsenerkrankungen ist eine entsprechende Diagnose und Therapie notwendig. Weiterhin können auch operative Eingriffe notwendig sein, die nicht durch Möglichkeiten der Selbsthilfe ersetzt werden können.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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