Blindheit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Blindheit bezeichnet einen vollständigen oder annähernden Verlust der Sehkraft. Obwohl Blindheit häufig irreversibel ist, sind teilweise Therapieerfolge möglich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Blindheit?

Häufig ist eine Blindheit irreversibel (sie kann also nicht durch entsprechende Maßnahmen behoben werden).
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Als Blindheit wird eine Sehbehinderung beschrieben, bei der eine Sehkraft des Menschen entweder gar nicht vorhanden oder sehr stark eingeschränkt ist. Richtet man sich in der Definition von Blindheit nach der deutschen Gesetzgebung, so liegt eine Blindheit unter anderem vor, wenn auf dem besseren Auge (trotz Einsatz von optischen Hilfsmitteln wie Brillen oder Kontaktlinsen) eine Restsehschärfe von höchstens 2% vorliegt.

Zu einer Blindheit im engeren Sinne zählen nicht die Krankheitsbilder von Nachtblindheit oder Farbenblindheit. Das deutsche Sozialgesetzbuch sieht bei Blindheit einen Beihilfeanspruch durch einen Betroffenen vor, da Blindheit als schwere Behinderung gilt.

In Abgrenzung zum Begriff der Blindheit existiert in der Medizin der Ausdruck der Amaurose; bei einer Amaurose fehlt beim Betroffenen jede Form der optischen Wahrnehmung (man spricht dann auch von Vollblindheit).

Ursachen

Mögliche Ursachen einer Blindheit sind vielfältig; so kann eine Blindheit entweder bereits angeboren oder im Laufe des Lebens erworben sein. Eine angeborene Blindheit kann beispielsweise zurückgehen auf ein Fehlen wichtiger Strukturen des Sehapparates oder auf nicht entwickelte Verbindungen zwischen Gehirn und dem Auge.

In der frühen Kindheit kann sich eine Blindheit unter anderem entwickeln, wenn sich die Gehirnstrukturen, die mit dem Wahrnehmungsvermögen in Zusammenhang stehen, nicht ausreichend ausdifferenzieren. Auch können bei einem Menschen bereits bei der Geburt genetische Veranlagungen vorliegen, die im Laufe des Lebens eine Blindheit hervorrufen können.

Die häufigste Ursache für eine sogenannte erworbene Blindheit liegt in Industrieländern bei einer Degeneration der Makula (dem Punkt des schärfsten Sehens) aufgrund von Alterungsprozessen. Weitere Ursachen sind Erkrankungen wie grauer und grüner Star oder Diabetes.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In den meisten Fällen sind die Beschwerden und Symptome bei einer Blindheit relativ eindeutig. Die Betroffenen können dabei nicht mehr sehen und sich dadurch auch nicht mehr richtig orientieren. Die Blindheit kann dabei entweder schon seit der Geburt vorliegen oder erworben sein. Sollte sie durch eine andere Krankheit oder durch einen Unfall auftreten, so leiden die Betroffenen in der Regel neben der Blindheit auch an anderen Beschwerden und Symptomen.

Die Erkrankung schränkt die kindliche Entwicklung des Patienten erheblich ein und kann dadurch auch im Erwachsenenalter zu deutlichen Beschwerden führen. Vor allem der Alltag des Betroffenen ist deutlich eingeschränkt, sodass es zu Einschränkungen in der Bewegung kommt. Die meisten Patienten sind dadurch auch auf die Unterstützung anderer Menschen in ihrem Alltag angewiesen und können viele Dinge des Alltages nicht mehr ohne Weiteres durchführen.

Häufig führt die Blindheit damit auch zu psychischen Beschwerden oder zu Depressionen. Im Allgemeinen wird die Unfallgefahr des Patienten durch die Krankheit erhöht. Sollte die Erblindung von einem Tumor verursacht worden sein, führt dieser häufig auch zu anderen Beschwerden im Bereich des Kopfes. Über den Verlauf dieser Beschwerden kann allerdings keine allgemeine Voraussage getroffen werden.

Diagnose & Verlauf

Häufig ist eine Blindheit irreversibel (sie kann also nicht durch entsprechende Maßnahmen behoben werden). In sehr seltenen Fällen kann es zu einer plötzlichen Blindheit kommen, die nach kurzer Zeit wieder verschwindet; hierbei spricht man in der Medizin auch von der Amaurosis fugax.

Der Verlauf einer Blindheit hängt vor allem ab von der Ursache, die der Blindheit zugrunde liegt. Liegt eine Blindheit vor, so kann es im weiteren Verlauf vor allem wichtig sein, dem Betroffenen im Rahmen von Rehabilitationsmaßnahmen Fähigkeiten und Hilfsmittel zur selbstständigen Lebensführung zur Verfügung zu stellen.

Diagnostiziert wird eine Blindheit in der Regel auf der Grundlage augenärztlichen Untersuchungen, bei denen beispielsweise Sehschärfe und Pupillenreaktionen gemessen werden. Teilweise kommen bei einer Blindheit auch bildgebende Verfahren (beispielsweise das MRT) oder neurologische Untersuchungen zum Einsatz.

Komplikationen

Bei Blindheit ist ein weiterer Krankheitsverlauf leider faltig schwer vorherzusagen und hängt immer von der individuellen Situation des Betroffenen ab. In der Regel gibt es hier leider keinen besonders positiven Verlauf dieser Krankheit. Die Blindheit tritt bei sehr vielen Menschen schon von Geburt an auf und kann nur in sehr seltenen Fällen geheilt werden.

Bei einigen Menschen tritt die Blindheit auch im Laufe des Lebens auf. Dies hat entweder mit genetischen Veränderungen am Auge oder mit einem Unfall zu tun, welcher sich möglicherweise ereignen könnte. Auch in solchen Fällen gibt es leider keinen positiven Verlauf der Krankheit.

Der Patient muss lernen, mit der Blindheit zu leben und sein Leben auch mit dieser Krankheit zu meistern. Sehr oft führt eine plötzliche Blindheit zu starken Depressionen, die dann von einem Psychologen behandelt werden sollten. Falls die Blindheit schon seit Geburt besteht, ist in der Regel keine psychologische Hilfe notwendig.

In diesen Fällen lernt der Patient sehr schnell, mit der Blindheit umzugehen und mit ihr zu leben. In der Wissenschaft wird aktuell mit Hochdruck Forschung in dieser Richtung betrieben, um blinden Menschen möglicherweise doch Licht ins Leben zu bringen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine spontane Erblindung oder ein starker Verlust der Sehkraft auf einem oder in seltenen Fällen beiden Augen ist immer ein medizinischer Notfall, der sofort behandelt werden muss. Betroffene sollten dieses Phänomen keinesfalls als harmlos und vorübergehend einstufen, da sich hinter diesen Symptomen immer eine sehr ernste Ursache verbirgt.

Eine plötzliche Blindheit ist häufig auf Vorgänge im Gehirn zurückzuführen. Mögliche Ursachen sind Blutungen, Ödeme oder Gefäßverschlüsse die lebensgefährlich sein können, was das sofortige Aufsuchen eines Arztes umso dringender macht.

Auch Blutungen unter der Netzhaut oder dem Glaskörper sowie eine Netzhautablösung kommen als Ursachen für eine plötzlich auftretende Blindheit in Frage. Insbesondere bei der Netzhautablösung ist schnelles Handeln erforderlich. Betroffene sollten deshalb bereits auf erste Anzeichen adäquat reagieren. Eine beginnende Netzhautablösung kann an einer Reihe von Symptomen erkannt werden. Häufig nehmen die Patienten Lichtblitze oder schwarze Punkte wahr. In der nächsten Stufe engt sich das Gesichtsfeld vom Rand her ein.

Bei solchen Anzeichen muss immer sofort ein Augenarzt oder das nächste Krankenhaus aufgesucht werden. Gleiches gilt, wenn es zu Verletzungen am Auge gekommen ist, auch wenn nicht sofort eine Beeinträchtigung des Sehvermögens feststellbar ist. Auch bei Schwierigkeiten oder Schmerzen nach dem Entfernen einer Kontaktlinse sollte vorsorglich zeitnah ein Arzt oder der Augenoptiker konsultiert werden.

Behandlung & Therapie

Auch die Therapie der Blindheit hängt vor allem ab von der Ursache dieser Blindheit. Sind Erkrankungen von Netzhaut oder Sehnerv für eine Blindheit verantwortlich, so ist es in der Regel nicht möglich, eine Blindheit vollständig zu beheben.

Finden bei einem Patienten Degenerationen der Netzhaut statt, die erblich bedingt sein können und die eine Blindheit nach sich ziehen können, besteht eine Therapiemöglichkeit beispielsweise in einer dauerhaften Gabe von Vitamin A; so kann es möglich sein, das Entstehen einer Blindheit zu verlangsamen.

Eine junge Therapiemethode bei der Bekämpfung von Blindheit ist die Gentherapie; hiermit zeigten sich bei bestimmten Formen der Amaurose (der Vollblindheit) erste Erfolge. Wird eine Blindheit sehr plötzlich ausgelöst (so etwa durch den Verschluss eines Gefäßes), können auch hier Therapieansätze moderate Erfolge zeigen; beispielsweise können hier durchblutungsfördernde Maßnahmen dazu beitragen, dass eine Verbesserung des Sehvermögens eintritt.

Aussicht & Prognose

Die Prognose bei Blindheit ist in den meisten Fällen wenig optimistisch. Dank des wissenschaftlichen und medizinischen Fortschritts konnten in den vergangen Jahren bereits viele Verbesserungen auf diesem Gebiet erreicht werden.

Einige Ursachen eines unzureichenden Sehvermögens können durch die Entwicklungen der letzten Jahre bei operativen Eingriffen bereits erfolgreich behandelt werden. Dennoch gilt bei Beschädigungen der Netzhaut oder des Sehnervs eine Heilung bislang als nahezu unmöglich. Nur in seltenen Fällen kann beispielsweise durch das Einsetzen eines Chips ins Auge eine Rückkehr des Augenlichts sowie einer ausreichenden Sehfähigkeit erfolgen.

Aufgrund der insgesamt sehr schlechten Prognoseaussichten bei einer Blindheit richtet sich eine Behandlung häufig nach den individuellen Folgeerscheinungen des Patienten aus. Diese sind oftmals psychologischer Natur. Da der Erkrankte zur Bewältigung seines Alltags auf die permanente Hilfe und Unterstützung eines anderen Menschen angewiesen ist, muss der Umgang mit der Erkrankung erlernt werden.

Zur Stärkung des allgemeinen Wohlbefindens, aber auch zur Vorbeugung von psychischen Erkrankungen, kann die Unterstützung eines Therapeuten hilfreich sein. Bestehen bereits seelische oder emotionale Belastungen sowie Störungen der Persönlichkeit und des Verhaltens, ist eine ärztliche Begleitung notwendig. Nur so kann sichergestellt werden, dass der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten nicht um ein weiteres verschlechtert wird.


Vorbeugung

Um einer Blindheit vorzubeugen, die im Laufe des Lebens erworben wird, kann es sinnvoll sein, verschiedenen Risikofaktoren vorzubeugen, die zu einer Blindheit führen können. So empfehlen Experten beispielsweise regelmäßige augenärztliche Kontrollen, um Erkrankungen, Funktionsstörungen oder Verletzungen des Auges frühzeitig erkennen zu können.

Hierdurch kann einer folgenden Blindheit eventuell entgegengewirkt werden. Um Verletzungen des Auges zu vermeiden, die zu einer Blindheit führen können, empfiehlt es sich, bei gefährlichen Tätigkeiten für ausreichenden Schutz der Augen zu sorgen.

Nachsorge

Eine bestehende Blindheit liegt in vielen Fällen seit der Geburt vor, sodass Nachsorgeuntersuchungen nicht notwendig sind. Der Sehnerv ist nicht mehr wiederherzustellen, sodass betroffene Personen mit dieser Behinderung leben müssen. Allerdings sind regelmäßige Besuche bei Therapeuten zu empfehlen, um den Alltag entsprechend meistern zu können.

Anders gestaltet es sich, wenn die Blindheit erst im Laufe des Lebens eintritt. In so einem Fall ist es für betroffene Personen deutlich schwieriger mit dieser plötzlichen Einschränkung zu leben. Nachsorgeuntersuchungen bei entsprechenden Therapeuten und Psychologen sind dringend erforderlich, um dieses einschneidende Erlebnis zu verarbeiten.

Regelmäßige Besuche beim Augenarzt sind außerdem auch zwingend notwendig, um die Chancen auf eine Heilung weiterhin gewährleisten zu können. Bei einer bestehenden Blindheit stehen die Chancen auf eine vollständige Genesung nicht sehr positiv. Liegt die Blindheit bereits seit der Geburt vor, dann sind gewöhnlich keine weiteren Behandlungsmaßnahmen zu ergreifen.

Entsteht die Blindheit erst im Laufe des Lebens, so können sich regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen positiv auf den gesamten Heilungsprozess auswirken. Aus diesem Grund darf die betroffene Person auf solche Nachsorgeuntersuchungen nicht verzichten. Besuche bei Therapeuten und Psychologen können zudem dabei helfen, um mit einer chronischen Blindheit zu leben oder sogar einer Tätigkeit nachzugehen.

Das können Sie selbst tun

Die Blindheit mit ihrem komplett fehlendem oder nur gering ausgeprägtem visuellen Wahrnehmungsvermögen geht meist mit einer ausgeprägten Hilfsbedürftigkeit der Betroffenen einher. Damit die Blinden leichter durchs Leben kommen und ihren Alltag auch weitgehend selbstständig meistern können, nehmen diese meist kleine Hilfsmittel in Anspruch.

Die Mobilität der Blinden kann mittels Langstock oder auch mit einem Blindenhund verbessert werden. Der Langstock als Navigationshilfe hilft den Blinden dabei, die Materialien in ihrer nahen Umgebung zu bestimmen. Bei Blindenführhunden handelt es sich um intensiv ausgebildete Tiere, die die blinden Personen an gefährlichen Hindernissen vorbeiführen können. Damit die Blinden von ihren Mitmenschen auf einen Blick erkennbar sind, tragen diese eine gelbe Armbinde mit drei schwarzen Punkten.

Blinde Menschen können trotz ihres eingeschränkten visuellen Wahrnehmungsvermögens mittels Blindenschrift lesen. Die Blindenschrift setzt sich aus kleinen Punkten zusammen, die mit den Fingern ertastet und entschlüsselt werden. Mittels Sprachausgabe oder der Braillezeile können blinde Menschen auch im Internet surfen und sich über Neuigkeiten informieren.

Um das Leben von Blinden zu erleichtern, gibt es verschiedene Hilfsmittel für den Alltag. Dank Geldscheinprüfer und Münzsortierboxen können die Blinden selbstständig mit Bargeld umgehen. Angepasste Haushaltsgeräte, wie zum Beispiel Mikrowellengeräte mit Sprachausgabe, sprechende Messbecher oder Waagen, stellen auch im Haushalt eine große Hilfe dar.

Quellen

  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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