Framing-Effekt

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter dem Framing-Effekt wird ein Phänomen der selektiven Wahrnehmung verstanden. Die Präsentationsweise von Reizen beeinflusst in diesem Zusammenhang, wie intensiv der Einzelne die Reize aufnimmt. Obwohl sich an einer übermittelten Information durch Framing nichts verändert, verändert sich so trotzdem die Wahrnehmung der Information.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Framing-Effekt?

Der Framing-Effekt ist eine Konsequenz aus der natürlichen Mustersuche des Gehirns in seiner Umwelt.

Der Framing-Effekt ist ein Begriff aus dem Bereich der selektiven Wahrnehmung. Bei dieser Art von Wahrnehmung handelt es sich um ein psychologisches Phänomen, das den einzelnen Menschen bestimmte Aspekte der Umwelt deutlicher wahrnehmen und andere Aspekte der Situation automatisch ausblenden oder abschwächen lässt.

Neben Bahnung im Sinne von Priming ist das Framing im Sinne des Rahmens bestimmter Reize und Informationen das Herzstück selektiver Wahrnehmung. Das menschliche Gehirn sucht in seiner Umwelt permanent nach Mustern, die es in vorher bestehende Zusammenhänge einbetten kann. Auch der Framing-Effekt ist eine Konsequenz aus der natürlichen Mustersuche des Gehirns.

Aufgrund des Framing-Effekts hat die Darstellungsweise von bestimmten Reizen, wie Gegenständen oder Themen, einen Einfluss auf die Beurteilung der Wahrnehmung. Die Präsentation bestimmter Informationen beeinflusst damit die Stellung des Einzelnen gegenüber der Information selbst. Ein halbvolles Glas kann zum Beispiel als halbvoll oder halbleer präsentiert werden und vom Wahrnehmenden so entweder mit Gewinn oder Verlust assoziiert werden. Obwohl sich an der Information durch Framing nichts verändert, verändert sich aufgrund des Framing-Effekts so dennoch die Art und Weise der Informationsbeurteilung und Wahrnehmung.

Funktion & Aufgabe

Die menschliche Wahrnehmung ist subjektiv und selektiv. Obwohl der Mensch mit denselben Wahrnehmungsorganen ausgestattet ist, werden im zentralen Nervensystem zweier unterschiedlicher Menschen in der gleichen Situation unterschiedliche Reize verarbeitet. Die Rede ist in diesem Zusammenhang von sogenannten Filtern, die automatisch über die Relevanz der situativen Reize entscheiden und irrelevante Reize zugunsten der als relevant befundenen Reize ausfiltern. In einem Gespräch wird die Stimme des Kommunikationspartners zum Beispiel betont wahrgenommen, während Umgebungsgeräusche wie Vogelgezwitscher hinabreguliert werden. Die Summe aller situativen Reize ist also nicht gleich dessen, was der Einzelne in einer bestimmten Situation bewusst wahrnimmt.

Die Filtereffekte dienen dem zentralen Nervensystem als Überlastungsschutz und tragen evolutionsbiologisch betrachtet außerdem zum Überleben der menschlichen Art bei. Wie alle anderen Lebewesen handeln Menschen auf Basis ihrer Wahrnehmungen und die Filtereffekte sorgen dafür, dass sie optimal handeln können.

Framing bettet Informationen in einen subjektiven Deutungsrahmen ein und setzt sie auf diese Weise praktisch in ein Denkraster. Rahmungen des Framing-Effekts sind in der Regel hochemotional besetzt und korrelieren mit den Erwartungen und den Basisvorstellungen des Einzelnen. Ein "gerahmter" Reiz geht automatisch eher ins Bewusstsein über als ein ungerahmter Reiz. Dass vor allem persönliche Erwartungen und Emotionen als Rahmen eine Rolle spielen, hat mit den grundsätzlichen Filtern der menschlichen Wahrnehmung zu tun.

Reize mit emotionalem Bezug zum Einzelnen werden so zum Beispiel eher von der Wahrnehmung betont, da sie eher als relevant erscheinen. Analog dazu werden eher Reize wahrgenommen, die Erwartungen erfüllen oder vorher feststehende Meinungen unterstützen. Wer zum Beispiel einen Zeitungsartikel über Rechtschreibung liest, wird in diesem Artikel eher Fehler in der Rechtschreibung bemerken. Dieses Phänomen ist ein Beispiel für den Framing-Effekt.

Framing-Prozesse spielen sich nicht auf bewusster Ebene ab, sondern verlaufen unterbewusst und automatisch. Die Medien und die Werbung setzen daher häufig auf den Framing-Effekt, um bestimmt Handlungsweisen der einzelnen Individuen zu initiieren und mit Informationen eine bestimmte Wirkung zu erzielen.


Krankheiten & Beschwerden

Der Framing-Effekt spielt auch eine Rolle bei der Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten. Vor allem in Zusammenhang mit Präventionsschritten und Vorsorgeuntersuchungen benutzen Ärzte häufig den Framing-Effekt, um eine Verhaltensänderung der Patienten herbeizuführen. In der Diskussion steht aktuell die Frage, ob negatives Framing einen höheren Effekt für Präventionsmaßnahmen zeigt als positives Framing. Der Arzt kann gegenüber einem Patienten zum Beispiel die Vorteile betonen, die ihm Präventionsmaßnahmen gegen eine bestimmte Erkrankung einbringen. Bei einem solchen Vorgehen handelt es sich um positives Framing. Er kann allerdings genauso gut betonen, welche negativen Auswirkung der Patient durch eine Weiterverfolgung seine bisherigen Lebensstils zu befürchten hätte.

Beide Botschaften transportieren letztlich dieselbe Information: sie informieren über die Risiken der gegebenen Erkrankung und fordern zur Vorbeugung auf. Die Präsentationsart sorgt allerdings dafür, dass der Patient die positiv gerahmten Informationen als positiv und die negativ gerahmten Informationen als angstbesetzt wahrnimmt. Bei dem positiv gerahmten Informationsweg betont der Arzt vor allem den Gewinn, den der Patient aus Vorbeugemaßnahmen ziehen könnte. Bei den negativ gerahmten Informationen stehen die möglichen Verluste bei einer Ablehnung von Vorbeugemaßnahmen in Mittelpunkt. Noch ist der Patient nicht erkrankt. Aus diesem Grund gehen viele Wissenschaftler davon aus, dass er sich mit den positiv gerahmten Informationen an dieser Stelle eher identifizieren kann und sie aus diesem Grund besser wahrnimmt und aufnimmt. Andere Wissenschaftler betonen, dass mögliche Verlustszenarien bestimmte Charaktere grundsätzlich eher zum Handeln motivieren.

Quellen

  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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