Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Infektionskrankheit, die durch FSME-Viren ausgelöst werden. Diese wiederum werden zumeist von Zecken bzw. Holzböcken übertragen. Da in Deutschland ca. 5% aller Zecken mit diesem Virus infiziert sind, ist es ratsam sich gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) impfen zu lassen und bei Wanderungen durch Wiesen und Wälder den ganzen Körper durch passende Kleidung zu bedecken.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)?

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) verläuft grundsätzlich in zwei Phasen. Nur ein geringer Teil der Infizierten entwickelt aber überhaupt eine Symptomatik.
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Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine entzündliche Erkrankung des Gehirns und des Rückenmarks. Der Fachbegriff "Meningoenzephalitis" ist zusammengesetzt aus den Wortbestandteilen "Meninx" (griechisch: Hirnhaut) und "Enképhalon" (griechisch: Gehirn). Diese Hirnhautentzündung tritt gehäuft in den Monaten Juni, Juli und August auf.

Baden-Württemberg und Bayern sind in Deutschland als Hochrisikogebiete zu bezeichnen. Die Häufigkeitsverteilung lässt jedoch den Schluss zu, dass sich die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zunehmend auch nordwärts verlagert. Nach dem Infektionsschutzgesetz sind Fälle von FSME innerhalb Deutschlands beim Gesundheitsamt meldepflichtig.

Ursachen

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird durch die Ansteckung mit dem FSME-Virus verursacht. Die Infektion erfolgt mittels des Stiches einer ganzen Reihe von Zeckenarten. Hauptverursacher ist allerdings der Holzbock, eine unserer häufigsten einheimischen Zecken. Vor allem im Gras und der niederen Krautschicht lauern die Parasiten und klammern sich bei zufälligem Kontakt an unserem Körper fest. Stechen die Tiere zum Zwecke einer Blutmahlzeit in die Haut, gelangt ihr Speichel in den menschlichen Körper, wodurch die die Viren in die Blutbahn eindringen.

Nicht jeder Mensch, der sich mit Frühsommer-Meningoenzephalitis infiziert, erkrankt auch. Bei der Mehrheit der infizierten Personen, die dann auch tatsächlich erkranken, treten sogar kaum Krankheitssymptome auf. Wenn Symptome spürbar werden, ähneln diese einer Grippe. Neben Fieber, Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen tritt im typischen Fall eine Nackensteifigkeit hinzu.

Wird das Zentralnervensystem durch eine Erkrankung an Frühsommer-Meningoenzephalitis stark geschädigt, kann es zu dauerhaften Lähmungen kommen. Auch die geistige Leistungsfähigkeit kann beeinträchtigt sein. Bei schwerwiegenden Spätfolgen ist Pflegebedürftigkeit, manchmal sogar völlige Bettlägerigkeit, die Folge.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) verläuft grundsätzlich in zwei Phasen. Nur ein geringer Teil der Infizierten entwickelt aber überhaupt eine Symptomatik. In der ersten Phase treten nach wenigen Tagen bis mehreren Wochen nach dem Stich einer infizierten Zecke die ersten Symptome auf.

Es kommt zu grippeähnlichen Beschwerden mit Fieber, Appetitlosigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen. Diese ersten Symptome bilden sich häufig nach kurzer Zeit zurück. Es kann aber nach einiger Zeit auch erneut zum Fieberanstieg kommen. Nach dieser ersten Phase ist die Krankheit entweder überstanden oder es folgt die zweite, schwerwiegendere Phase einer FSME.

In der zweiten Phase der Erkrankung befällt das FSME-Virus das zentrale Nervensystem. Hier kann es zu einer Entzündung der Hirnhäute (Meningitis), des Gehirns (Enzephalitis) und des Rückenmarks (Myelitis) kommen. Folgen dieser Entzündungen sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Fieber. Besonders typisch für die Hirnhautentzündung ist eine Nackenstarre und zunehmende Lichtscheu.

Ist das Gehirn von der Entzündung betroffen, können Sprachstörungen, Lähmungen, epileptische Anfälle und Wesensveränderungen hinzukommen. Gefürchtet ist dabei eine möglicherweise auftretende Atemlähmung. Kommt es zusätzlich zum Befall des Rückenmarks, breitet sich die Erkrankung weiter aus. Bedingt durch seine Funktion als zentrale Verbindung zwischen dem Gehirn und dem restlichen Körper können Lähmungen nun auch zum Beispiel an Armen und Beinen auftreten.

Verlauf

Neben den allgemeinen grippeähnlichen Symptomen kann es im Verlauf einer Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) aber auch zu schwereren Symptomen kommen. Circa 10 Prozent der Betroffenen werden an der zwieten Phase der FSME erkranken. Hierbei kann es dann zu Komplikationen in Form von Hirnhautentzündung sowie Entzündungen des Rückenmarks kommen. Auch Lähmungen im Zusammenhang mit dem Nervensystem, epileptische Anfälle und andere psychische Störungen (Schwindel) können auftreten.

Jedoch kommen diese Komplikationen meist bei Kindern vor, die an der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) erkrankt sind. Ältere Menschen die an FSME erkranken, neigen jedoch nicht selten dazu, an dieser Krankheiten zu sterben, da die Symptome und Beschwerden, den meist ohnehin schon alten und schwachen Körper, zu stark belasten.

Komplikationen

Komplikationen sind bei einer Frühsommer-Meningoenzephalitis eher selten zu befürchten. Zeigt sich eine Erkrankung, besteht jedoch die Möglichkeit, dass nach der ersten Phase, die einer Grippe ähnelt, ein zweites Stadium auftritt. In solchen Fällen müssen circa zehn Prozent aller Patienten mit einem komplizierten Krankheitsverlauf rechnen.

Oftmals treten die negativen Folgeerscheinungen im Rahmen einer Meningoenzephalomyelitis auf. Dabei handelt es sich um eine Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute sowie des Rückenmarks. Hat die FSME einen schweren Krankheitsverlauf zur Folge, drohen mitunter bleibende Schäden. Im schlimmsten Fall ist sogar der Tod des Patienten möglich.

Ungefähr ein Prozent aller betroffenen Personen verstirbt an den schweren Auswirkungen der Frühsommer-Meningoenzephalitis. Das Sterberisiko erhöht sich mit der Anzahl der Nervenstrukturen, die durch die Krankheit befallen werden. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass bestimmte Funktionen des Körpers für den Rest des Lebens ausfallen.

Zu den größten Problemen der FSME zählt, dass viele Patienten nach einem schweren Verlauf der Erkrankung noch Monate oder sogar Jahre unter Folgeerscheinungen zu leiden haben. Als typische Symptome gelten Kopfschmerzen, Lähmungen sowie epileptische Anfälle. In manchen Fällen nehmen die Beschwerden einen chronischen Verlauf.

Komplikationen zeigen sich bei einer Frühsommer-Meningoenzephalitis fast immer nur bei erwachsenen Patienten. Kinder sind dagegen selten betroffen. Aufgrund des höheren Anteils an Zeckenbissen wird das Risiko bei Kindern jedoch höher eingestuft.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Arztbesuch ist notwendig, wenn eine Zecke in der Haut nicht aus eigener Kraft sicher entfernt werden kann. Befindet sich die Zecke in einem schwer zugänglichen Bereich oder fühlt sich der Betroffene bei der Entfernung überfordert, ist es sicherer, wenn ein Arzt die Zecke fachmännisch entfernt. Konnte die Zecke bei einer eigenständigen Behandlung nicht vollständig entfernt werden, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.

Durch die Reste des Tierkörpers können an der Stelle des Zeckenbisses Viren in den Organismus gelangen, die zu einer Frühsommer-Meningoenzephalitis führen. Daher ist eine professionelle Entfernung des restlichen Tierkadavers schnellstmöglich notwendig. Stellen sich nach einem Zeckenbiss gesundheitliche Unregelmäßigkeiten ein, sollte ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden. Bei einem allgemeinen Unwohlsein, erhöhter Körpertemperatur, Schwindel oder Erbrechen wird ein Arzt benötigt.

Kommt es zu einer Entzündung der Wunde, Rötungen der Haut und auffälligen Schwellungen, sollten diese medizinisch abgeklärt und behandelt werden. Stellt sich ein diffuses Schmerzgefühl an verschiedenen Stellen im Körper ein oder leidet der Betroffene unter Durchfall, Husten sowie weiteren grippeähnlichen Symptomen, sollte er einen Arzt aufsuchen. Bei Störungen des Bewusstseins ist es ratsam einen Notarzt zu rufen. Bis zu dessen Eintreffen ist den Anweisungen des Rettungsdienstes Folge zu leisten und Ruhe zu bewahren.

Behandlung & Therapie

Eine ursächliche Behandlung der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist nicht möglich. Nur die Symptome lassen sich lindern, so werden dem Patienten Schmerz und Fieber senkende Mittel verschrieben. Daneben ist strikte Bettruhe anzuraten. Dennoch sollte bei Verdacht auf FSME sofort ein Arzt aufgesucht werden, um Komplikationen auszuschliessen.

Aussicht & Prognose

In 70 bis 90 Prozent aller Fälle verläuft eine Frühsommer-Meningoenzephalitis ohne nennenswerte Komplikationen und heilt folgenlos aus. Erreicht die Erkrankung die zweite Phase, ist die Prognose vorsichtiger zu stellen: Abhängig vom betroffenen Bereich des zentralen Nervensystems können langanhaltende Folgeschäden eintreten. Im schlimmsten Fall kann die Erkrankung zum Tod führen. Lebensbedrohliche Verläufen kommen meist bei Erwachsenen vor, nur sehr selten bei Kindern.

Am häufigsten zeigt sich in der zweiten Krankheitsphase eine Entzündung der Hirnhäute. Diese Form der FSME erfordert eine stationäre Überwachung, die vollständige Genesung kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Meist verursacht die Gehirnhautentzündung aber keine bleibenden Schäden.

Greift die Entzündung von den Hirnhäuten auf das Hirngewebe über, verschlechtert sich die Prognose deutlich. Trotz einer intensivmedizinischen Behandlung treten in einigen Fällen Lähmungserscheinungen auf, die lebensbedrohlich sein können. Übersteht der Patient die akute Krankheitsphase, leidet er häufig noch einige Monate an motorischen Störungen oder epileptischen Anfällen.

Der Genesungsprozess schreitet in der Regel nur langsam voran, eine vollständige Heilung ist dennoch möglich. Todesfälle kommen überwiegend bei der seltenen myelitischen Verlaufsform der Frühsommer-Meningoenzephalitis vor: Hier ist neben dem Gehirn auch das Rückenmark betroffen. Bei dieser Form kann die Zerstörung der Nervenzellen zu einer Atemlähmung und damit zum Tod führen.

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Vorbeugung

Wegen der fehlenden Therapiemöglichkeiten bei ausgebrochener Krankheit sind im Kampf gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) vorbeugende Maßnahmen besonders wichtig. Hierzu zählt vornehmlich die Vermeidung von Zeckenbefall. Wer sich in die Natur begibt und sei es nur der heimische Rasen, sollte dies nur gut bekleidet tun. Festes Schuhwerk und lange Hosen sind Pflicht, das Beinkleid bestenfalls am Knöchel zugebunden.

Besondere Vorsicht ist bei der Gartenarbeit geboten. Übrigens sei dazu angemerkt, dass Infektionen mit Frühsommer-Meningoenzephalitis auch außerhalb der Hauptsaison zwar seltener, aber durchaus möglich sind. Denn die Zecken werden ab einer Temperatur von 7° Celsius an aktiv. Nach einem Aufenthalt im Freien sollte die gesamte Hautoberfläche nach Zecken abgesucht und diese umgehend entfernt werden. Schnelles Handeln ist wichtig! Denn im Tierexperiment wurde nachgewiesen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit der Dauer des Zeckenbefalls deutlich zunimmt.

Zur Entfernung der Parasiten halten Apotheken und Drogerien spezielle Zeckenzangen bereit. Die Tiere sollten mit dem Instrument entweder gerade herausgezogen oder herausgedreht werden. Druck auf den Gesamtkörper der Zecke muss möglichst vermieden werden.

Der beste Schutz vor einer Ansteckung mit Frühsommer-Meningoenzephalitis ist die, auch als Impfung bekannte, aktive Immunsierung. Dabei injiziert der Arzt unschädlich gemachte FSME-Viren, woraufhin der menschliche Organismus seine eigenen Antikörper bildet. Drei Impfsitzungen im Verlauf eines Jahres sind notwendig, um vollständigen Schutz gegen die FSME zu erlangen. Eine lebenslange Auffrischung der Immunisierung ist, wie auch bei anderen Impfungen, erforderlich. Dies sollte im Fall der Frühsommer-Meningoenzephalitis zuerst 3 Jahre nach der Hauptimpfung geschehen.

Nachsorge

In der Regel stehen dem Betroffenen bei einer Frühsommer-Meningoenzephalitis keine direkten und besonderen Möglichkeiten der Nachsorge zur Verfügung. Der Patient ist in erster Linie auf eine medizinische Versorgung und Behandlung angewiesen, um weitere Komplikationen zu verhindern. Im Allgemeinen sollte jeglicher Kontakt mit Zecken vermieden werden.

Im Freien müssen sich die Betroffenen vor der Frühsommer-Meningoenzephalitis durch Kleidung oder durch Sprays schützen. Dabei sollte vor allem in Wäldern oder auf Wiesen Kleidung getragen werden, die den gesamten Körper bedeckt. Die Behandlung der Frühsommer-Meningoenzephalitis erfolgt in der Regel durch Arzneimittel, die das Fieber senken und die Schmerzen lindern.

Eine besondere Behandlung ist dabei nicht notwendig. Dabei ist auf eine regelmäßige und vor allem richtige Einnahme dieser Mittel zu achten, um die Beschwerden schnell zu bekämpfen. Der Betroffene muss sich ebenso ausruhen und seinen Körper schonen. Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis gilt strikte Bettruhe, wobei von allen stressigen und anstrengenden Aktivitäten abzuraten ist.

Nur dadurch kann sich der Körper vollständig erholen und die Frühsommer-Meningoenzephalitis bekämpfen. Die Lebenserwartung des Betroffenen ist durch diese Krankheit meist nicht verringert. Im Fall von schwerwiegenden Beschwerden sollte allerdings ein Krankenhaus aufgesucht werden.

Das können Sie selbst tun

Entsprechend des Umstandes, dass für die Frühsommer-Meningoenzephalitis keine ursächliche Therapie per Medikament existiert, sind die Maßnahmen zur Selbsthilfe, die Infizierte einleiten können, beschränkt.

Dabei können Betroffene auf ein paar Dinge achten, die dem Körper dabei helfen, die Infektion zu bekämpfen. So ist Bettruhe sehr wichtig und sollte eingehalten werden. Körperliche und übermäßige geistige Anstrengungen sollten gemieden werden. Dabei sollte nicht auf Nahrung verzichtet werden, sondern eine gut zu essende, klein portionierte und ausgewogene Kost forciert werden. Das Fieber sollte - insofern es nicht zu hoch steigt - keinesfalls unterdrückt werden, da es den Erreger der FSME bekämpft. Eine warme Entwicklung fördert die Wärmeentwicklung und genügend Flüssigkeitsaufnahme fördert das Schwitzen.

Zudem sollte regelmäßig nach dem Betroffenen geschaut werden, da so mögliche Komplikationen frühzeitig erkannt werden können und das Einweisen in ein Krankenhaus rechtzeitig erfolgen kann.

Nach dem Überstehen einer schwer verlaufenen Infektion sollten Betroffene, abhängig vom Grad der vorhandenen Schädigungen, die durch die FSME ausgelöst wurden, in ihrem Alltag an den Therapien mitwirken. Dies umfasst auch ein Erschaffen einer passenden Umgebung (bei motorischen Einschränkungen) und sollte Gedächtnisspiele, Sprachübungen usw. umfassen.

Quellen

  • Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004
  • Suttorp et al.: Infektionskrankheiten verstehen, erkennen, behandeln. Thieme, Stuttgart 2003

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