Halluzinationen (Sinnestäuschungen)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Halluzinationen und Sinnestäuschungen sind Wahrnehmungsstörungen. Ein Betroffener empfindet oder sieht dabei Eindrücke, obwohl sich hierzu keine reellen Auslöser finden lassen. Die Inhalte von Halluzinationen und deren Ausprägungen sind verschieden - Therapien behandeln in der Regel die ursächliche Faktoren.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Halluzinationen?

Ein Anfangssymptom von Halluzinationen ist, dass man als Betroffener plötzlich Dinge an bekannten Orten wahrnimmt, die sonst nie dagewesen sind. Vor allem im optischen Bereich kommt dies häufig vor.
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Halluzinationen oder Sinnestäuschungen werden in der Medizin der Gruppe der Wahrnehmungsstörungen zugeordnet. Halluzinationen können außerdem als Trugwahrnehmungen bezeichnet werden. Dabei werden unter anderem Dinge wahrgenommen, die nicht gegenständlich real vorhanden sind.

Es gibt verschiedene Formen von Sinnestäuschungen. So unterscheidet man beispielsweise zwischen den akustischen Halluzinationen (z.B. das Hören von Stimmen), den optischen Halluzinationen (ein Wahrnehmen von Bildern), den gustatorischen Halluzinationen (Sinnestäuschungen, die den Geschmack betreffen) oder den taktilen Halluzinationen (unter anderem Berührungs- oder Tasthalluzinationen).

In Medizin und Psychologie werden Halluzinationen weiterhin betrachtet unter Aspekten wie deren Klarheit (also die Klarheit bzw. Deutlichkeit, in der Sinnestäuschungen einem Betroffenen erscheinen) oder deren Intensität. Auch spielt die Tatsache eine Rolle, ob ein Betroffener weiß, dass die Inhalte seiner Halluzinationen nicht der Realität entsprechen.

Ursachen

Halluzinationen können durch verschiedene Faktoren verursacht sein. Dabei unterscheiden sich je nach Form der Sinnestäuschungen die möglichen Ursachen. Akustische Halluzinationen können ausgelöst werden durch psychiatrische Erkrankungen wie der Schizophrenie oder auch verschiedenen Formen der Depression.

Auch optischen Sinnestäuschungen können psychiatrische Erkrankungen zugrunde liegen; so werden optische Halluzinationen beispielsweise beobachtet bei Delirien in Folge einer Alkoholabhängigkeit. Ebenso können optische Sinnestäuschungen aber auch durch organische Erkrankungen oder die Einnahme von bewusstseinserweiternden Drogen (wie beispielsweise Kokain) oder Medikamenten bedingt sein.

Geruchs- und Geschmacks-Halluzinationen können unter anderem ausgelöst werden durch tumoröse Veränderungen des Gehirns oder durch einen sich ankündigenden epileptischen Anfall - ebenso wie durch verschiedene psychiatrische Syndrome.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Schwierige an Halluzinationen ist, dass der Erkrankte sie für real wahrnimmt. Er kann den Unterschied zwischen der Sinnestäuschung und dem, was wirklich vorliegt, nicht mehr unterscheiden. Diese Sinnestäuschungen können akustischer, optischer oder olfaktorischer Art sein und auf dem betreffenden Gebiet Beschwerden auslösen.

Ein Anfangssymptom von Halluzinationen ist, dass man als Betroffener plötzlich Dinge an bekannten Orten wahrnimmt, die sonst nie dagewesen sind. Vor allem im optischen Bereich kommt dies häufig vor. Man sieht zum Beispiel farbige Flächen an der Wand, nimmt die Farben der Ampel verändert wahr oder ähnliches. Stark ausgeprägte Halluzinationen können das Erleben von gesamten Situationen hervorrufen.

Bei akustischen Sinnestäuschungen hört der Betroffene meist Stimmen, auch wenn er allein ist. Diese unterhalten sich deutlich über ihn oder geben Ratschläge. Auch das Hören von Musik ist typisch. Bei olfaktorischen Halluzinationen riechen oder schmecken die Erkrankten bestimmte nicht vorhandene Stoffe. Hier ist es besonders schwierig, zwischen Trugschluss und Realität zu unterscheiden.

Es gibt auch Sinnestäuschungen, welche sich auf die Wahrnehmung des eigenen Körpers beziehen. Hierbei spüren Betroffene beispielsweise, wie ein bestimmtes Organ sich bewegt oder wächst. Auch kann das Gefühl aufkommen, ein Körperteil würde nicht Teil des Körpers sein, wobei dieses dann als störend oder schmerzend empfunden wird.

Diagnose & Verlauf

Eine Diagnose von Halluzinationen erfolgt in der Regel auf der Basis der Erzählungen von Betroffenen. Aufgrund der Schilderungen durch den Patienten ist es dem Diagnostiker (einem Mediziner, Psychiater oder Psychologen) möglich, verschiedene Charakteristika vorliegender Sinnestäuschungen zu bestimmen.

Zur Befragung eines Patienten stehen dem Diagnostiker in der Regel verschiedene Fragenkataloge zur Verfügung, die dabei helfen können, eine detaillierte Beurteilung bestehender Halluzinationen durchzuführen.

Der Verlauf von Halluzinationen richtet sich unter anderem nach den Ursachen, die den Sinnestäuschungen zugrunde liegen. Handelt es sich hierbei um zu therapierende oder zu heilende Ursachen, so besteht in der Regel auch eine günstige Prognose für das Bekämpfen der damit verbundenen Halluzinationen.

Komplikationen

Bei Halluzinationen ist es nicht möglich, die Beschwerden oder Komplikationen universell vorherzusagen. In den meisten Fällen hängen diese immer davon ab, weswegen die Halluzinationen auftreten oder durch welche Droge diese hervorgerufen wurden. In den meisten Fällen verschwinden die Halluzinationen wieder nach einem gewissen Zeitraum, sodass die Beschwerden nicht dauerhaft anhalten.

Nicht selten verlieren die Patienten dabei das Bewusstsein und fallen in Ohnmacht. Dabei kann es bei einem Sturz zu Verletzungen kommen. Weiterhin können die Betroffenen ihr Denken und Handeln in der Regel nicht mehr richtig einschätzen, sodass es zu einem erhöhten Unfallrisiko kommt. Auch die Koordination und die kognitiven Fähigkeiten werden durch die Halluzinationen extrem stark eingeschränkt. Die Betroffenen können sich dabei auch in einem Delirium befinden und starke psychische Beschwerden oder Depressionen entwickeln.

Weiterhin kann es durch die Halluzinationen zu Schweißausbrüchen oder Panikattacken kommen. Es ist keine direkte Behandlung der Halluzinationen möglich. Allerdings muss der Betroffene auf die jeweilige Substanzen verzichten, die für die Halluzinationen verantwortlich sind. Dabei ist gegebenenfalls ein Entzug notwendig, sollte der Patient drogenabhängig sein. In vielen Fällen ist auch eine psychologische Behandlung des Patienten notwendig.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ob bei Halluzinationen ein Arzt aufgesucht werden sollte, hängt in der Regel sehr stark von der Ursache der Halluzinationen ab. Sollte der Betroffene Alkohol oder andere Drogen zu sich genommen haben, so stellen Halluzinationen ein gewöhnliches Symptom dar, welches nicht behandelt werden muss. Die Beschwerden verschwinden dann innerhalb kurzer Zeit wieder von alleine.

Sollten die Halluzinationen allerdings länger anhalten, so ist ein Arzt aufzusuchen. Falls die Symptome durch Medikamente auftreten, so ist ebenso ein Arzt zu konsultieren. Der Patient sollte seine Medikamente nicht absetzen oder wechseln, ohne vorher einen Arzt konsultiert zu haben.

Falls die Halluzinationen allerdings ohne Einnahme von Medikamenten oder ohne Konsum von Drogen eintreten, muss ein Mediziner aufgesucht werden, da es sich dabei in der Regel um eine psychische Störung handelt, die auf jeden Fall behandelt werden muss. Dabei kann in erster Linie ein Allgemeinarzt aufgesucht werden, welcher den Betroffenen meistens an einen Psychologen oder Psychiater überweisen kann. Im Falle einer Drogenabhängigkeit kann auch ein Entzug durchgeführt werden, um die Halluzinationen zu bekämpfen.

Behandlung & Therapie

Eine effektive Therapie von Halluzinationen setzt in der Regel an der Bekämpfung der Ursachen an, die vorliegende Sinnestäuschungen bedingen. Liegen Halluzinationen beispielsweise organische Erkrankungen oder Fehlfunktionen zugrunde, so kann ein frühzeitiges Behandeln dieser Störungen zu einer positiven Beeinflussung damit verbundener Sinnestäuschungen führen.

Sind Halluzinationen auf bestimmte Medikationen zurückzuführen, so kann ein therapeutischer Schritt darin liegen, das oder die entsprechende(n) Arzneimittel zu identifizieren und eine Umstellung der Medikation zu veranlassen.

Häufig lassen sich aber verschiedene mögliche Auslöser von Sinnestäuschungen nicht umgehend und klar definieren; so kann es sinnvoll sein, verschiedene therapeutische Ansätze zu kombinieren, um eine individuell wirksame Therapie zu entwickeln:

Beispielsweise können beim Vorliegen psychiatrischer Ursachen für Halluzinationen medikamentöse mit psychotherapeutischen Therapieschritten verbunden werden. Ähnliches trifft zu bei organisch bedingten Sinnestäuschungen.

Im Rahmen einer Psychotherapie kann ein Betroffener unter anderem lernen, mit bestehenden Halluzinationen besser umgehen zu können. So kann sich der Leidensdruck, der für den Einzelnen mit Sinnestäuschungen verbunden ist, vermindern.

Aussicht & Prognose

Da Halluzinationen keine eigenständige Erkrankung darstellen, gibt es für diese Beschwerden keine grundsätzliche Prognosestellung. Das Auftreten von Halluzinationen wird bestimmt durch die vorliegende Grunderkrankung und muss daher individuell eingeschätzt werden. Kann die Grunderkrankung geheilt werden, kommt es auch zu einer Reduzierung der Sinnestäuschungen. Eine vollständige Heilung ist daher bei einigen Patienten möglich.

Bei einem vorübergehendem akuten Zustand, der durch Drogen oder Alkohol initiiert ist, erlebt der Patient im Normalfall eine Spontanheilung. Mit dem Abbau und Abtransport der Giftstoffe aus dem Organismus bilden sich Wahrnehmungstäuschungen allmählich zurück.

In den meisten Fällen sind sie innerhalb einiger Stunden oder weniger Tage vollständig verschwunden. Liegt eine psychische Erkrankung vor, kann es zu lebenslangen Erscheinungen der Sinnestäuschungen kommen. Sie gehören beispielsweise bei einer Schizophrenie oder anderen Persönlichkeitsstörungen zum Krankheitsbild des Patienten. Oftmals sind diese Erkrankungen nicht heilbar.

Durch die Gabe von Medikamenten wird das Auftreten von Halluzinationen weitestgehend abgemildert oder vorübergehend deaktiviert. Sobald der Patient seine Medikation absetzt kommt es jedoch zu erneuten Halluzinationen. In einigen Fällen fehlt es den Betroffenen an einer Krankheitseinsicht. Sie begeben sich daher in keine Therapie und lassen sich entsprechend nicht behandeln. Diese Menschen leiden meist an keinen schweren Erkrankungen und erleben letztlich lebenslang Halluzinationen.


Vorbeugung

Auch ein Vorbeugen der Entwicklung von Halluzinationen kann vor allem darin bestehen, psychiatrische oder organische Problematiken frühzeitig therapieren zu lassen. Werden diese möglichen Ursachen von Sinnestäuschungen durch gezielte Behandlungen kontrolliert, so sinkt das Risiko der Entwicklung von Halluzinationen.

Des Weiteren kann ein verantwortungsvoller Umgang mit Arzneimitteln und Rauschmitteln verschiedenen Formen von Halluzinationen und Sinnestäuschungen vorbeugen.

Nachsorge

Die Möglichkeiten oder die Maßnahmen einer Nachsorge hängen bei Halluzinationen in der Regel sehr stark von der Ursache und von der Ausprägung dieser Beschwerden ab. Daher kann keine allgemeine Voraussage über die Möglichkeiten der Nachsorge erfolgen. Die Krankheit muss in erster Linie von einem Arzt richtig behandelt werden, damit die Beschwerden gelindert werden können.

Sollten die Halluzinationen durch die Einnahme von bestimmten Medikamenten oder Drogen auftreten, müssen diese abgesetzt werden. Dabei sollten immer regelmäßige Untersuchungen durch einen Arzt durchgeführt werden, um einen Entzug richtig durchzuführen. Bei anderen psychischen Verstimmungen oder bei Depressionen ist meist die Behandlung von einem professionellen Psychologen notwendig.

Allerdings sind auch die Gespräche mit den Angehörigen oder mit Freunden sehr sinnvoll und auch hilfreich und können die Beschwerden der Halluzinationen lindern. In erster Linie muss der Auslöser oder die Grunderkrankung für die Halluzinationen erkannt und behandelt werden, um diese Täuschungen dauerhaft zu behandeln.

In schwerwiegenden Fällen ist der Betroffene auf eine Behandlung in einer geschlossenen Klinik angewiesen. Die Angehörigen sollten den Patienten auf die Symptome der Halluzinationen aufmerksam machen und diesen zu einer Behandlung überreden. Nicht selten ist dabei auch der Kontakt zu anderen Betroffenen sehr hilfreich.

Das können Sie selbst tun

Halluzinationen gehören zu den psychischen Erkrankungen, bei denen der Betroffene keine Einflussnahme mehr hat. Dies führt dazu, dass es im Alltag keine Möglichkeiten der Selbsthilfe für den Erkrankten gibt.

Ihm selbst ist es nicht bewusst, dass er einer Sinnestäuschung unterliegt, so dass es ihm unmöglich ist, darauf reagieren zu können. Auch bei einer bestehenden Diagnose und Information der Krankheit bleibt ihm selbst keine Handlungsmöglichkeit. Daher sind in diesen Fällen vielmehr die Angehörigen oder Personen aus dem nahen sozialen Umfeld des Betroffenen gefordert.

Ihnen wird empfohlen, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren, um Missverständnisse zu vermeiden. Sie können darüber mehr über die eigenen Möglichkeiten der Hilfeleistung erfahren und können sich informieren, wie sich selbst schützen oder abgrenzen können. Oftmals müssen sie darüber aufgeklärt werden, welche Verhaltensmuster des Erkrankten als Bestandteil der Erkrankung angesehen werden müssen. Dies hilft dabei, um angemessen auf schwierige Situationen reagieren zu können.

In vielen Fällen sollten die nahen Angehörigen selbst psychologische Hilfe annehmen, um die Geschehnisse gut verarbeiten zu können. Bei Halluzinationen werden die Erkrankten häufig als Gefahr für sich selbst und andere angesehen. Daher sollten die Möglichkeiten für eine ärztliche Versorgung in Erfahrung gebracht werden, um für alle Beteiligten die besten Entscheidungen treffen zu können.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Gleixner, C., Müller, M., Wirth, S.: Neurologie und Psychiatrie. Für Studium und Praxis 2015/16. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2015
  • Möller. H.-J., Laux, G., Deister, A., Braun-Scharm, H., Schulte-Körne, G.: Duale Reihe Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013

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