Korrekturosteotomie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Korrekturosteotomie werden Knochen gebrochen und neu fixiert. Das operative Verfahren dient vor allem der Korrektur von Fehlstellungen. Risiken und Komplikationen bestehen mit den allgemeinen Operationsrisiken und können außerdem mit Druckschmerzen durch die Fixierungen der Osteotomie assoziiert sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Korrekturosteotomie?

Bei der Korrekturosteotomie werden Knochen gebrochen und neu fixiert. Das operative Verfahren dient vor allem der Korrektur von Fehlstellungen.

Korrekturosteotomie sind therapeutische Operationen, bei denen in einem orthopädisch-chirurgischen Eingriff Knochen durchtrennt werden und so eine normale Knochen- oder Gelenkanatomie erreicht wird. Solcherlei Osteotomien können an allen Knochen durchgeführt werden, aber finden vor allem an langen Röhrenknochen Einsatz.

Der durchbrochene Anteil ist an diesen Knochen in der Regel die Metaphyse, die anders als der Schaft des Knochens zu schneller Durchbauung in der Lage ist. Die erste Osteotomie fand vor der Einführung von Anästhetika statt und wurde 1826 durchgeführt. Der Chirurg war damals der Amerikaner I. R. Barton. In den darauffolgenden Jahren fand das Verfahren allerdings kaum Einsatz. Erst mit der Einführung der Anästhesie und der Asepsis erlebte die Osteotomie einen Aufschwung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägten vor allem B. Langenbeck und T. Billroth die Korrekturostetomie. Zur selben Zeit wurde Meißel in der Osteotomie einführt.

Von der Osteotomie abzugrenzen sind die Corticotomie und die Kompaktotomie. Bei diesen Verfahren wird die Knochenrinde durchtrennt, wobei die medullären Gefäße und der Periost des Knochens geschont werden. Korrekturostetomien werden mittlerweile vor allem angewandt, um fehlverheilte Frakturen neu zu arrangieren oder die Anteile eines bestimmten Gelenks zu entlasten.

Funktion, Wirkung & Ziele

Bei der Korrekturosteotomie kommen vor allem oszillierende Sägen, Gigli-Sägen, scharfe Meißel oder Osteotomie zum Einsatz. Bei hüftgelenknahen Osteotomien markieren K-Drähte vorab die Position der Korrektur und lassen eine Korrekturwinkelbestimmung zu. Der angelegte Spalt wird bei einer Osteotomie mittels Distraktor aufgespreizt.

Jede Osteotomie schließt mit einer Osteosynthese ab, die die Knochen in korrigierter Position wieder miteinander verbindet und die knöcherne Heilung sichert. Als Osteosynthese finden meist Plattenosteosynthesen statt. An manchen Gelenken werden Winkelplatten eingesetzt. Kindern werden häufiger mit K-Drähten versorgt. In manchen Bereichen kommen auch versenkbare Schrauben oder Blount-Klammern osteosynthetisch zum Einsatz. Falls sich im Rahmen der Operation Spalten bilden, werden die Lücken mit Knochenspan oder künstlichem Knochenersatzmaterial gefüllt. Osteotomien sind intrinsisch aufgrund der Schnittführung teilweise so stabil sein, dass keine abschließende Osteosynthese erfolgen muss.

Knochen lassen sich in den operativen Verfahren abhängig in alle Richtungen des Spalt verschieben und korrigieren. Zu den Korrekturebenen zählt die Länge. Längenveränderungen finden zum Beispiel im Rahmen von Verkürzungs- oder Verlängerungsosteotomien statt. Auch Drehungen sind durch innen- und außendrehende Osteotomien möglich. Dasselbe gilt für Verschiebung im Rahmen von translationalen Osteotomien. Kippungen in die Frontalebene finden bei valgisierenden und varisierenden Osteotomien statt. Kippungen in die Sagittalebene machen dagegen flektierende und extendierende Osteotomien aus. Die Osteotomie kann auch in mehrere Richtungen gleichzeitig korrigierend wirken, was beispielsweise bei Hüftdysplasien oder chronischen Hüftkopflösung erforderlich ist.

Vier Basistypen der Osteotomie werden unterschieden. Stufen- und Bogenosteotomien sind äußerst selten. Häufiger finden aufklappende und zuklappende Osteotomie Einsatz, die jeweils in querer oder schräger Form umgesetzt werden können. Korrekturosteotomien zur Therapie posttraumatischer Fehlstellungen umfassen nach van Heerwaarden und Marti also sechs Gruppen. Die erste Gruppe ist die Closing-wedge-Ostetomie mit querem Spalt, bei der eine Verkürzung halb so breit wie die Basis des zu entfernenden Knochenkeils herbeigeführt wird. Bei dieser Form sind Rotationskorrekturen einfach umzusetzen.

Vor allem subkapital am Mittelfußknochen dienen die Verfahren der Korrektur von Hallux rigidus. Die zweite Gruppe der Closing-wedge-Osteotomie mit schrägem Spalt lässt mit der Verschiebung von Knochenfragmenten die Osteotmie entlang eine Korrektur in zwei Ebenen und eine zusätzliche Verkürzung oder Verlängerung zu. Die dritte Gruppe der Opening-wedge-Osteotomien mit querem Spalt ermöglicht eine Korrektur in drei Ebenen und findet meist als intertrochantäre Osteotomien zur Korrektur von Hüftfehlstellungen Einsatz. Auch die Opening-wedge-Osteotomie mit schrägem Spalt lässt in drei Ebenen eine Korrektur zu.

Davon zu unterscheiden ist die Stufen- oder Distraktions-Osteotomie, die oft zur drei Ebenen umfassenden Korrektur von Oberschenkelknochen stattfindet. Die bogenförmige Osteotomie ermöglicht Korrekturen von Abwinkelungen mit intrinsisch hoher Stabilität und findet Einsatz bei Ellenbogenfehlstellung nach bestimmten Oberarmfrakturen.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Als operatives Verfahren ist die Korrekturosteotomie mit den allgemeinen Operationsrisiken assoziiert. Blutungen, Nachblutungen, Infektionen der Operationswunde und Schädigungen der angrenzenden Gewebestrukturen zählen zu diesen Risiken. Außerdem sind Osteotomien in der Regel mit einem gewissen Zeitraum der Immobilität verbunden.

Aufgrund der Immobilität können vor allem in den Beinvenen Thromben entstehen, die mit dem Risiko einer Lungenembolie einhergehen. Auch die Anästhesie birgt Risiken. Bei mehr als der Hälfte aller Patienten ruft die Anästhesie Übelkeit oder Erbrechen hervor. Darüber hinaus können sich durch das Anästhetikum Störungen des Herz-Kreislaufsystems einstellen, die in seltenen Fällen einen Herzstillstand hervorrufen. Durch die künstliche Beatmung während des Eingriffs leiden manche Patienten später an Heiserkeit oder Schluckbeschwerden. Spezifische Risiken einer Korrekturosteotomien bestehen bei der Anwendung im Bereich der Hüfte zum Beispiel in unterschiedlichen Beinlängen.

In seltenen Fällen brechen die Fixierungen zur Knochenstabilisierung und machen so eine zweite Operation erforderlich. Sobald sich Materialverschleiß einstellt, müssen die Fixierungen erneuert werden. Einige Patienten klagen aufgrund der Fixierungen außerdem über Druckschmerzen. Im Extremfall können sich allergische Reaktionen aufgrund der verwendeten Materialien einstellen. In solchen Fällen ist ein Ersetz der Materialien innerhalb einer weiteren Operation erforderlich.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014

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