Mittelfußknochen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Mittelfußknochen bilden das Zentrum des Fußskelettes. Sie haben eine bedeutende statische Funktion.
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Was ist der Mittelfußknochen?
Das Fußskelett besteht aus 3 Anteilen mit mindestens 26 Knochen, der Fußwurzel (Tarsus), dem Mittelfuß (Metatarsus) und den Zehen (Digiti). Die Fußwurzelknochen bilden den körpernahen (proximalen) Anteil des Fußes, den Rückfuß, während die Zehen den körperfernen (distalen) Bereich darstellen, den Vorfuß.
Die 5 Mittelfußknochen sind gelenkig mit den anderen Anteilen verknüpft und bilden das Bindeglied zwischen ihnen. Analog zu den Zehen sind sie nebeneinander angeordnet und formen zusammen mit diesen die sogenannten Strahlen, die nach vorne leicht auseinander streben. Wie die Knochen sind diese von innen nach außen von 1 bis 5 durchnummeriert. Der erste Strahl ist entsprechend der 1. Mittelfußknochen zusammen mit dem großen Zeh und der fünfte der kleine Zeh und der 5. Mittelfußknochen. Diese Konstruktion hat eine wichtige funktionelle Bedeutung bei der Fortbewegung und der Statik.
Anatomie & Aufbau
Die Gelenkflächen in diesem Bereich sind alle relativ plan, es gibt also keine ausgeprägte Pfanne und keinen deutlich geformten Kopf. Oberhalb und unterhalb sind zahlreiche kleine Bänder angeordnet, die die Gelenke sichern und nur wenig Verschieblichkeit zulassen. Zur Fußsohle hin spannen sich weitere kräftige Bänder aus, die alle Mittelfußkochen in einer Brückenspannung halten.
Im weiteren Verlauf folgen die langgestreckten und dünneren Körper, zwischen denen sich Lücken befinden, die mit Bindegewebe ausgekleidet sind. Am distalen Ende finden sich die breiteren Köpfchen, die zusammen mit den Zehengrundgliedern die Zehengrundgelenke bilden. Die Gelenkflächen der Mittelfußknochen sind hier konvex, die der Zehengrundglieder konkav. Anatomisch handelt es sich somit um Kugelgelenke mit 3 Freiheitsgraden. Funktionell sind aber nur Bewegungen in 2 Ebenen möglich, da die Rotation aktiv nicht durchführbar ist, weil keine Muskeln mit entsprechendem Verlauf existieren.
Am 1. und fünften Mittelfußknochen befinden sich proximal Rauigkeiten, die als Ansatzfläche für Muskeln dienen, die vom Unterschenkel kommen und dorthin ziehen. Regelmäßig finden sich 2 Sesambeine an der Unterseite des Köpfchens des 1. Mittelfußknochens im Bereich des Zehengrundgelenkes.
Funktion & Aufgaben
Der Mittelfuß ist aufgrund seiner starken Verspannung nur wenig beweglich, dennoch sind leichte Verschiebungen nach oben, unten und seitlich möglich. Zu den Zehen nimmt die Beweglichkeit leicht zu. Diese Mobilität verleiht dem Fuß die Möglichkeit sich an Unebenheiten des Untergrundes anzupassen, eine wichtige Funktion zum Erhalt des Gleichgewichtes.
An der Basis des ersten Mittelfußknochens setzt der Musculus tibialis anterior an, der für die Hebung des Fußes mit Drehung des Innenrandes zuständig ist. Diese Funktion sorgt dafür, dass der Fuß in der Schwungbeinphase über dem Boden bleibt. An die Unterseite der Basis des 5. Mittelfußknochens zieht der Musculus peronaeus brevis. Er zieht den äußeren Fußrand nach unten und dreht ihn dabei. Besonders im Stand verleiht diese Funktion dem Fuß eine gute Stabilität.
Der erste Mittelfußknochen ist der kräftigste der 5 Anteile. Das hängt mit seiner Funktion beim Gehen zusammen. Gemeinsam mit dem großen Zeh erfolgt dort am Ende der Standbeinphase der Abdruck des Fußes vom Boden.
Die wichtigste Funktion der Mittelfußknochen ist die Beteiligung an der Gewölbekonstruktion des Fußes. Fußwurzel und Mittelfuß sind so angeordnet, dass die inneren Komponenten auf den äußeren aufliegen. Es entstehen 2 Stränge, von denen nur der äußere Bodenkontakt hat, der innere spannt sich wie eine Brücke zwischen dem Fersenbein und den Köpfchen der Mittelfußköpfchen 1 – 3 aus. So entsteht die knöcherne Basis des Fußlängsgewölbes.
Die starke Bandsicherung unter den Mittelfuß- und Fußwurzelknochen bildet die Grundlage für das Quergewölbe des Fußes, die gewährleistet, dass distal die Köpfchen 1 und 5 die Hauptkontaktpunkte sind. Die Gewölbekonstruktion wirkt als Stoßdämpfer und ist eine sehr wichtige statische Komponente. Stöße werden abgepuffert und die Belastung auf die körpernahen Beingelenke und die Wirbelsäule deutlich reduziert.
Krankheiten
Ist das Längsgewölbe betroffen, spricht man vom sogenannten Senkfuß, beim Quergewölbe vom Spreizfuß, weil die Mittelfußknochen und die Zehen seitlich auseinanderweichen. Dieses Geschehen wirkt sich einerseits auf das Gehen aus, aber vor allem auf die Belastung der oberhalb liegenden Körperbereiche. Knie-, Hüft- und Wirbelsäulengelenke werden deutlich mehr belastet, weil Stöße viel direkter auf sie übertragen werden. Unterschiedliche Ausprägungen auf der linken oder rechten Seite können zu Veränderungen der Beinachse oder zu einem Beckenschiefstand mit einer einseitigen Wirbelsäulenbelastung führen.
Die Mittelfußknochen mit ihrem röhrenförmigen Bau sind grundsätzlich bruchgefährdet. Gewichte von oben, zum Beispiel ein Tritt mit dem Fuß oder ein herabfallender Gegenstand können zu Mittelfußfrakturen führen, die häufig mehrere Knochen betreffen. Diese Verletzungen haben einschneidende Konsequenzen für die betroffenen Menschen, da der Mittelfuß während der Heilungsphase nicht belastet werden darf. Sehr verbreitet sind auch sogenannte Marschfrakturen. Das sind Ermüdungsbrüche, die sich aufgrund einer Überbelastung der Knochen entwickeln. Die Symptome entwickeln sich erst allmählich und zeigen sich zunächst als unspezifischer Schmerz bei Belastung, der oft nicht mit einer Fraktur in Verbindung gebracht wird. Erst eine gezielte Röntgenaufnahme kann hier Klarheit verschaffen.
Die typische Deformität des großen Zehs, der Hallux Valgus, hat seinen Ursprung in einer Abweichung des 1. Mittelfußknochens. Bei einem Spreizfuß wandert dieser Knochen weiter nach innen. Die Gelenkflächen des Großzehengrundgelenkes kommen in eine andere Stellung zueinander und der große Zeh weicht nach außen aus.
Quellen
- Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Klinke, R., Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie. Thieme, Stuttgart 2005