Mammographie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Mammographie ist eine radiologische Untersuchung insbesondere der weiblichen Brust, die zur Krebsfrüherkennung genutzt wird. Bekannt ist das Verfahren seit 1927. Für Frauen ab dem 50. Lebensjahr wird eine Mammographie im Abstand von zwei Jahren im Rahmen der Krebsvorsorge empfohlen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Mammographie?

Die Mammographie ist eine Untersuchungsmethode zur Früherkennung von Brustkrebs (Mammakarzinom), der in Deutschland häufigsten Krebserkrankung bei Frauen.

Bei einer Mammographie wird die menschliche Brust radiologisch untersucht. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um die weibliche Brust, aber auch die männliche Brust kann mittels einer Mammographie untersucht werden.

Die Prozedur wird mithilfe spezieller Röntgengeräte durchgeführt und vornehmlich zur Krebsfrüherkennung bzw. bei Verdacht auf eine Krebserkrankung eingesetzt. Meist geht der Untersuchung im letzten Fall das Ertasten einer Veränderung, zum Beispiel eines Knotens oder einer anderweitigen Verhärtung im Brustgewebe, voraus.

Aufgrund einer in jungen Jahren hohen Gewebedichte in der Brust wird eine Mammographie bei Frauen unter 50 eher selten durchgeführt. Ab dem 50. Lebensjahr wird dagegen empfohlen, im Abstand von zwei Jahren eine Mammographie anfertigen zu lassen, um mögliche Brustkrebserkrankungen zu vermeiden.

Geschichte & Entwicklung

Die Entdeckung und Entwicklung der Mammographie begann in den frühen 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Der deutsche Chirurg Albert Salomon führte 1913 erste Experimente durch, bei denen er Brustgewebe von verstorbenen Frauen röntgte, um die Unterschiede zwischen gesundem und krebsbefallenem Gewebe zu untersuchen. Diese frühen Versuche zeigten das Potenzial der Röntgenstrahlen zur Erkennung von Brustkrebs.

In den 1950er Jahren erlebte die Mammographie einen wichtigen Durchbruch. Der amerikanische Radiologe Robert Egan entwickelte eine spezielle Röntgentechnik, die als „Egan-Technik“ bekannt wurde. Diese Methode nutzte weiche Röntgenstrahlen, um detailreiche Bilder des Brustgewebes zu erzeugen und war weniger schädlich für das Gewebe. Egans Arbeit führte zur Anerkennung der Mammographie als effektives Diagnoseinstrument.

In den 1960er und 1970er Jahren wurden weitere Verbesserungen vorgenommen. Spezialisierte Röntgengeräte, die ausschließlich für die Mammographie entwickelt wurden, kamen auf den Markt. Diese Geräte boten eine höhere Bildqualität und reduzierten gleichzeitig die Strahlendosis. In dieser Zeit begann die Mammographie, sich als Standardverfahren für die Brustkrebsvorsorge durchzusetzen.

Die 1990er Jahre brachten die Einführung der digitalen Mammographie, die es ermöglichte, Bilder digital zu speichern und zu analysieren. Diese Technologie verbesserte die Bildqualität weiter und erleichterte die Erkennung kleiner Tumore. Zudem erlaubte sie eine einfachere Archivierung und Weitergabe der Bilder.

Heute ist die Mammographie ein wesentlicher Bestandteil der Brustkrebsfrüherkennung und hat dank kontinuierlicher technologischer Fortschritte ihre diagnostische Genauigkeit und Sicherheit weiter verbessert.

Einsatz & Indikation

Eine Mammographie wird in erster Linie zur Früherkennung von Brustkrebs durchgeführt. Sie ist besonders bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr sinnvoll, da das Risiko für Brustkrebs mit dem Alter steigt. Viele medizinische Leitlinien empfehlen eine regelmäßige Mammographie alle ein bis zwei Jahre für Frauen zwischen 50 und 74 Jahren. In dieser Altersgruppe hat sich gezeigt, dass die Mammographie die Sterblichkeit an Brustkrebs signifikant reduzieren kann.

Eine Mammographie wird auch dann notwendig, wenn bei der Patientin Symptome auftreten, die auf Brustkrebs hindeuten könnten. Zu diesen Symptomen gehören tastbare Knoten in der Brust, ungewöhnliche Veränderungen der Brusthaut oder der Brustwarzen, Sekretaustritt aus der Brustwarze oder unerklärliche Schmerzen in der Brust. In solchen Fällen dient die Mammographie als diagnostisches Werkzeug, um abzuklären, ob eine gutartige oder bösartige Veränderung vorliegt.

Zudem wird die Mammographie bei Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko häufiger eingesetzt. Dazu zählen Frauen mit einer familiären Vorbelastung oder genetischen Prädisposition (z.B. Mutationen in den BRCA1- oder BRCA2-Genen). Diese Frauen beginnen oft schon vor dem 40. Lebensjahr mit regelmäßigen Mammographien oder ergänzenden Untersuchungen wie der Magnetresonanztomographie (MRT).

Neben der Früherkennung und Diagnose wird die Mammographie auch zur Überwachung von Frauen eingesetzt, die bereits wegen Brustkrebs behandelt wurden. Hier hilft sie, mögliche Rezidive frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Vorteile & Nutzen

Die Mammographie bietet mehrere Vorteile gegenüber anderen Untersuchungsmethoden zur Früherkennung und Diagnose von Brustkrebs. Einer der wichtigsten Vorteile ist die hohe Empfindlichkeit bei der Erkennung kleiner Tumore, oft bevor diese tastbar sind oder Symptome verursachen. Dies ermöglicht eine frühzeitige Diagnose, die entscheidend für die Prognose und Behandlungserfolge ist.

Ein weiterer Vorteil ist die breite Verfügbarkeit und Standardisierung der Mammographie. Diese Untersuchung ist weltweit anerkannt und in vielen Ländern Teil der routinemäßigen Brustkrebsvorsorgeprogramme. Die Technologie ist weit verbreitet, was den Zugang zur Früherkennung für eine große Zahl von Frauen erleichtert.

Die Mammographie ist zudem relativ kostengünstig im Vergleich zu anderen bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomographie (MRT). Sie erfordert weniger spezielle Ausrüstung und kürzere Untersuchungszeiten, was sie zu einer effizienten Methode für das Screening großer Bevölkerungsgruppen macht.

Im Vergleich zu Ultraschall bietet die Mammographie detailliertere Bilder des Brustgewebes, insbesondere bei Frauen mit dichter Brustdrüse. Sie kann Mikroverkalkungen erkennen, die oft ein frühes Anzeichen von Brustkrebs sind und durch Ultraschall schwer zu detektieren sind.

Darüber hinaus ermöglicht die digitale Mammographie eine verbesserte Bildanalyse und Archivierung. Digitale Bilder können leicht vergrößert, bearbeitet und zwischen verschiedenen medizinischen Einrichtungen ausgetauscht werden, was die Diagnosesicherheit erhöht und die Zusammenarbeit unter Fachärzten erleichtert.

Insgesamt bietet die Mammographie eine zuverlässige, effiziente und kosteneffektive Methode zur Früherkennung und Diagnose von Brustkrebs, was sie zu einem zentralen Bestandteil der modernen Brustkrebsversorgung macht.

Funktion, Wirkung & Ziele

Eine Mammographie wird in speziell dafür ausgestatteten Arztpraxen oder Kliniken durchgeführt. Da es sich dabei um eine radiologische Untersuchung handelt, wird bei diesem Verfahren ähnlich wie beim herkömmlichen Röntgen Strahlung eingesetzt, um ein Bild des Inneren der Brust zu erhalten.

Bei einer Mammographie kommt sogenannte weiche Strahlung zum Einsatz, die es dem Radiologen ermöglicht, genauere Aufnahmen des Gewebes anzufertigen. So können oftmals auch Veränderungen erkannt werden, die noch nicht tastbar sind - besonders bei einer Brustkrebserkrankung gewinnt die Patienten so wertvolle Zeit, die für eine erfolgreiche Therapie genutzt werden kann. Um derart detaillierte und aussagekräftige Aufnahmen des Gewebes zu erhalten, wird die Brust aus mehreren Richtungen aufgenommen. Dazu wird die betroffene Brust zwischen dem Röntgentisch und einer Glasplatte fixiert.

Diese Tatsache empfinden viele Patientinnen als unangenehm; es ist allerdings notwendig, um mit einer möglichst niedrigen Strahlendosis ein optimales Untersuchungsergebnis zu erhalten. Auf diese Weise ist es entweder möglich, die gesamte Brust als auch nur einen bestimmten Teil abzubilden. Letzteres ist besonders dann sinnvoll, wenn bereits eine Veränderung ertastet wurde, denn so kann der betroffene Bereich gezielt untersucht werden.

Die Mammographie wird, wie bereits erwähnt, entweder bei Verdacht auf eine Krebserkrankung oder auch im Rahmen der Krebsfrüherkennung eingesetzt. Statistiken zufolge konnte durch Letzteres die Brustkrebs-Sterblichkeit um bis zu 30 % gesenkt werden. Aus diesem Grund werden Frauen über 50 regelmäßig zu einer Mammographie eingeladen.

Ziel dieses Programms ist es, die Lebenserwartung von Brustkrebspatientinnen deutlich zu verlängern und den Krebs bereits im Frühstadium zu erkennen und zu bekämpfen. Nur speziell ausgebildete Radiologen werden mit dem Durchführen und Auswerten von Mammographien betraut, um Fehlinterpretationen und daraus resultierende falsche Diagnosen zu vermeiden.


Durchführung & Ablauf

Eine Mammographie beginnt mit der Vorbereitung der Patientin. Sie wird gebeten, ihren Oberkörper zu entkleiden und eventuell vorhandenen Schmuck oder Metallgegenstände abzulegen, da diese das Röntgenbild beeinträchtigen könnten. Die Patientin steht oder sitzt vor einem speziellen Röntgengerät, das für die Mammographie entwickelt wurde.

Der Radiologe oder die radiologische Fachkraft positioniert die Brust der Patientin auf einer flachen Platte des Geräts. Eine zweite Platte wird dann von oben auf die Brust abgesenkt, um das Gewebe zu komprimieren. Diese Kompression ist notwendig, um die Brust zu glätten und eine gleichmäßige Dicke des Gewebes zu erreichen, was die Bildqualität verbessert und die Strahlendosis reduziert.

Während der Kompression werden zwei Röntgenaufnahmen jeder Brust gemacht: eine von oben nach unten (kraniokaudal) und eine von der Seite (mediolateral). Der gesamte Prozess der Bildaufnahme dauert nur wenige Sekunden. Die Kompression kann für einige Frauen unangenehm sein, aber sie ist in der Regel nicht schmerzhaft und dauert nur kurz.

Nach der Aufnahme überprüft der Radiologe die Bilder sofort, um sicherzustellen, dass sie von ausreichender Qualität sind und alle notwendigen Bereiche der Brust abbilden. Falls notwendig, können zusätzliche Aufnahmen oder spezielle Vergrößerungsansichten gemacht werden.

Die gesamte Mammographie dauert normalerweise etwa 20 Minuten. Nach der Untersuchung kann die Patientin sofort ihre normalen Aktivitäten wieder aufnehmen. Die Bilder werden anschließend von einem Radiologen analysiert, der nach Anomalien oder Anzeichen von Brustkrebs sucht. Die Ergebnisse werden dann an die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt weitergeleitet, der die Patientin über die Befunde informiert.

Risiken & Gefahren

Eine Mammographie kann die Entstehung von Krebs nicht verhindern und erkennt ihn erst im tumorbildenden Stadium. Ob eine Frau tatsächlich von der teils unangenehmen Untersuchung profitiert, lässt sich nicht voraussagen, denn es kann nicht vorab festgestellt werden, inwiefern sie einem konkreten Krebsrisiko ausgesetzt ist oder nicht.

Kritiker betonen außerdem, dass eine regelmäßige Strahleneinwirkung durch radiologische Untersuchungen zumindest theoretisch ein Tumorwachstum begünstigen kann. Besonders jüngere Frauen, bei denen das Brustgewebe noch sehr dicht ist, unterliegen dem Risiko einer möglichen Fehldiagnose, wenn bei ihnen eine Mammographie durchgeführt wird. So kann eine harmlose Gewebeveränderung unter Umständen für einen bösartigen Tumor gehalten werden - schlimmstenfalls folgt eine unnötige operative Entfernung derselben, die dauerhafte Spuren an der betroffenen Brust hinterlässt.

Dies kann die Lebensqualität einer ansonsten vollkommen gesunden Frau deutlich beeinträchtigen. Aus diesem Grund wird verstärkt Wert darauf gelegt, dass nur sehr intensiv geschulte Ärzte Mammographien durchführen und auswerten. Die Mammographie ist eine nach wie vor teils umstrittene Untersuchung, die noch dazu mit hohen Kosten verbunden ist. Befürworter betonen allerdings, dass der Nutzen der Mammographie gegenüber den Risiken und Unannehmlichkeiten des Verfahrens überwiegt.

Alternativen

Es gibt mehrere alternative Verfahren zur Mammographie, die genutzt werden können, wenn eine Mammographie nicht möglich ist oder zusätzliche Informationen benötigt werden. Eine häufige Alternative ist der Ultraschall. Der Brustultraschall verwendet Schallwellen, um Bilder des Brustgewebes zu erzeugen. Diese Methode ist besonders nützlich bei Frauen mit dichtem Brustgewebe, wo die Mammographie weniger effektiv sein kann. Ultraschall ist schmerzfrei und hat den Vorteil, keine Strahlung zu verwenden.

Ein weiteres wichtiges Verfahren ist die Magnetresonanztomographie (MRT) der Brust. Die Brust-MRT nutzt Magnetfelder und Radiowellen, um detaillierte Bilder des Brustgewebes zu erstellen. Diese Methode ist besonders hilfreich für Frauen mit hohem Risiko für Brustkrebs, wie beispielsweise bei genetischer Prädisposition (BRCA1- oder BRCA2-Mutationen). Die MRT ist auch nützlich bei der Bewertung des Ausmaßes von bereits diagnostiziertem Brustkrebs.

Tomosynthese, auch als 3D-Mammographie bekannt, ist eine erweiterte Form der herkömmlichen Mammographie. Sie erstellt eine Serie von Schichtbildern der Brust und ermöglicht eine detailliertere Betrachtung des Gewebes. Dies kann die Erkennungsrate von Brustkrebs verbessern und falsch-positive Befunde reduzieren.

Infrarot-Thermographie ist eine weniger gebräuchliche Methode, die die Temperaturverteilung auf der Brustoberfläche misst. Tumore können eine höhere Temperatur haben als das umliegende Gewebe, was durch diese Methode sichtbar gemacht wird. Allerdings ist diese Technik nicht so weit verbreitet und wird nicht als primäres Screening-Werkzeug empfohlen.

Biopsien sind ein invasiveres Verfahren, bei dem Gewebeproben aus verdächtigen Bereichen entnommen und mikroskopisch untersucht werden. Sie werden oft durchgeführt, wenn andere Bildgebungsverfahren Unregelmäßigkeiten zeigen, die weiter untersucht werden müssen.

Diese alternativen Methoden bieten wertvolle Optionen zur Brustkrebserkennung und -diagnose, insbesondere wenn die Mammographie nicht geeignet ist oder zusätzliche Diagnostik erfordert wird.

Quellen

  • Bücheler, E., et al.: Einführung in die Radiologie: Diagnostik und Interventionen. Thieme, Stuttgart 2006
  • Heywang-Köbrunner, S.H., Schreer, I.: Bildgebende Mammadiagnostik. Thieme, Stuttgart 2015
  • Wetzke, M. et. al.: Bildgebende Verfahren. Urban & Fischer, München 2012

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