Brustkrebs
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Brustkrebs, Brustdrüsenkrebs bzw. Mammakarzinom ist eine bösartige Krebserkrankung der Brustdrüsen. Am häufigsten erkranken Frauen an diesem Tumor. Annähernd 60.000 Burstkrebskranke gibt es pro Jahr in Deutschland. Typische Anzeichen für Brustkrebs sind Knoten und Knotengeschwülste im Bereich der Brust. Da es kaum weitere Symptome gibt, ist eine jährliche Untersuchung zur Früherkennung sinnvoll.
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Was ist Brustkrebs?
Brustkrebs bzw. Mammakarzinom ist eine bösartige Erkrankung der Brustdrüsen-Läppchen (lobuläres Carcinom) oder häufiger des Gangepithels (duktales Carcinom). In Deutschland ist es das häufigste Krebsleiden der Frau, circa jede achte bis zehnte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens.
Die Inzidenz ist weiter steigend, aber durch gute Screeningprogramme (vor allem die Mammographie ab dem 50. Lebensjahr) kann der Brustkrebs oft in frühen Stadien erkannt werden. Auch haben sich die Therapiemöglichkeiten kontinuierlich verbessert, so dass eine deutliche Reduktion der Mortalität erreicht werden konnte. In Deutschland können bis zu 70 % der Brustkrebs-Erkrankungen geheilt oder zumindest zum Stillstand gebracht werden.
Ursachen
Eine einzige direkte Ursache für Brustkrebs ist selten auszumachen. Ausnahmen sind z.B. die genetisch verursachten Brustkrebs-Erkrankungen, welche lediglich um die fünf Prozent ausmachen (Mutationen in den Genen BRCA-1 und BRCA-2).
Ansonsten kann das individuelle Risiko über Risikofaktoren abgeschätzt werden. Neben einer familiären Häufung spielt auch eine lange Hormonkonfrontation eine entscheidende Rolle. Entsprechend stellen eine frühe Menarche, eine späte Menopause und keine bzw. späte Schwangerschaften Risikofaktoren dar. Stillen und viele Graviditäten wirken protektiv (schützend und vorbeugend). Die Hormonabhängigkeit spiegelt sich auch oft im Tumor selbst wieder.
So sind einige Formen in der Lage, Östrogen- und Progesteron-Rezeptoren auszubilden. Diese Tatsache wird auch therapeutisch genutzt. Allgemeine Faktoren wie Übergewicht, Rauchen, andere Krebsleiden in der Anamnese und Exposition mit ionisierenden Strahlen erhöhen ebenfalls das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Zu den möglichen Brustkrebs-Symptomen zählen Knoten, Einziehungen der Brustdrüse sowie wässriger oder blutiger Ausfluss aus der Brustdrüse. Zu Beginn ruft eine Brustkrebs-Erkrankung jedoch keine Beschwerden oder Schmerzen hervor. Erst mit dem Fortschreiten der Erkrankung kann es zu Verhärtungen oder Knoten in der Brust kommen, die meist von außen ertastet werden können.
Im weiteren Verlauf können Schwellungen im Bereich der Achselhöhle auftreten, oft unterhalb des Schlüsselbeins oder neben dem Brustbein. Gelegentlich kommt es auch im Bereich von Bauch und Rückenansatz zu Schwellungen, abhängig von der Schwere der Erkrankung einer etwaigen Metastasierung. Einige Frauen bemerken eine Vergrößerung an einer oder beiden Brüsten.
Im Verlauf der Erkrankung können sich die Brustwarzen verändern und entzünden. Auch Dellen, Grübchen oder vergrößerte Poren im Bereich der Brüste deuten auf eine Erkrankung hin, die von einem Arzt untersucht werden muss. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung und einer Metastasierung der Tumoren kommt es zunehmend zu unspezifischen Beschwerden.
Abhängig von der Lokalisation der Metastasen treten zum Beispiel Schmerzen in den Knochen oder im Unterleib auf. Es kann auch zu Atemnot, Übelkeit und Erbrechen, Erschöpfung und einem anhaltenden Krankheitsgefühl kommen.
Komplikationen
Komplikationen bei Brustkrebs stehen insbesondere im Zusammenhang mit einer operativen Behandlung der Erkrankung. Die Wundhöhle kann sich Infizieren und Narben bilden. Infektionen und schwere Narbenbildung sind Faktoren, die besonders häufig bei Rauchern und Diabetikern zu beobachten sind.
Da die Patienten sich während der Operation nicht, und im Anschluss daran kaum, bewegen, steig das Risiko für Thrombosen und Embolien beträchtlich. Des Weiteren kann es zu einer nachträglichen Öffnung der Blutgefäße und einer dadurch bedingten Nachblutung kommen. In der Regel kann dieses Problem durch einen Druckverband gelöst werden.
Bei einem kleinen Prozentsatz der Patienten wird aber eine weitere Operation erforderlich. Im Rahmen dieser sogenannten Revisionsoperation müssen dann Drainagen gelegt werden. Dabei handelt es sich um Plastikschläuche, die Blut, Wundsekrete und andere Flüssigkeitsansammlungen nach außen transportieren.
Komplikationen bei der Behandlung von Brustkrebs treten darüber hinaus häufig als Nebenwirkungen der gewählten Therapie auf. Die Zellen im Magen-Darm-Trakt sowie in den Haaren teilen sich ähnlich häufig wie Krebszellen. Sie leiden deshalb unter einer Chemotherapie oftmals sehr schwer. Es kommt zu Übelkeit, Erbrechen und Magen-Darm-Blutungen. Die Haare fallen aus und erneuern sich nicht, solange die Chemotherapie andauert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wer seine Brust regelmäßig selbst abtastet, kann eventuell auftretende Veränderungen schneller und leichter feststellen. Es kann alles Mögliche dahinter stecken. Hautveränderungen an der Brustwarze, ein Einziehen der Brustwarze, oder Flüssigkeitsaustritt aus der Brustwarze sollten so bald wie möglich und ohne langes Warten vom Frauenarzt untersucht werden. Hautveränderungen an der Brust, die eine Ähnlichkeit mit Orangenhaut haben, gehören auch zu den Warnzeichen.
Auch die plötzlich veränderte Größe einer der Brüste oder eine veränderte Beweglichkeit der Brust können Zeichen dafür sein, dass eine Brustkrebserkrankung vorliegt. Schmerzen treten bei einer Brustkrebs Erkrankung selten auf, wenn es aber brennende Schmerzen in der Brust gibt, ist der Besuch beim Gynäkologen dringend anzuraten.
Wenn beim Abtasten der Brust eine Schwellung der Lymphknoten unter dem Arm gefunden wird, sollte diese ebenfalls beobachtet werden. Lymphknotenschwellungen können natürlich auch harmlose Gründe haben. Hier ist eine rasche Abklärung bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt notwendig. Nur dort kann durch weitere Untersuchungen wie Mammografie und Ultraschall geklärt werden, worum es sich bei diesen Veränderungen handelt. Sehr oft gibt es eine harmlose Erklärung, der rechtzeitige Besuch beim Arzt kann aber auch lebensrettend sein.
Behandlung & Therapie
An erster Stelle bei Brustkrebs steht die operative Therapie. Wenn möglich, wird brusterhaltend operiert. Entsprechend wird nur der Tumor mit ausreichendem Sicherheitsabstand entfernt. Ist der Tumor allerdings an mehreren Stellen lokalisiert (multizentrisch), ist er sehr groß im Verhältnis zur Restbrust oder ist er bereits mit Haut oder Pectoralismuskel verbacken, muss eine Entfernung der ganzen Brust durchgeführt werden (Ablatio).
Intraoperativ wird bei einem invasiven Brustkrebs zusätzlich der Wächterlymphknoten (Sentinel-Lymphknoten) entfernt. Nur wenn dieser histologisch befallen ist, werden Level II und III der axillären (Achsel) Lymphknoten ebenfalls resiziert. Wurde brusterhaltend operiert, so ist eine Bestrahlung der Restbrust obligat. Nach einer Ablatio mammae wird je nach Risikofaktoren, Tumorstadium und Patientenwunsch entschieden. Ergänzend kann eine Chemotherapie durchgeführt werden. Ist der Tumor sehr groß oder liegt ein inflammatorischer Brustkrebs vor, kann auch vor der Operation zur Verkleinerung der Tumormasse eine so genante neoadjuvante Therapie durchgeführt werden.
Postoperative Chemotherapie erfolgt je nach Risikokonstellation, Tumorstadium und Metastasierung. Bildet der Brustkrebs Hormonrezeptoren aus, ist eine Hormontherapie (abhängig vom Menopausenstatus) adjuvant einzusetzen. Diese Therapie wird als direkte Maßnahme, aber auch zur Rezidivprophylaxe genutzt. Eine recht junge Therapieform sind tumorspezifische Antikörper (Herceptin). Dieser Antikörper gegen den Her-2/neu-Rezeptor wird vor allem bei einem metastasierten Brustkrebs eingesetzt.
Aussicht & Prognose
Die Prognoseaussichten bei Brustkrebs haben sich in den vergangenen Jahren erheblich verbessert. Bei einer frühzeitigen Diagnose und sofortigen Behandlung ist die Heilungschance bei Brustkrebs ausgesprochen gut. Von 100 Patienten leben gemessen ab dem Zeitpunkt der Feststellung der Erkrankung nach 5 Jahren noch knapp 90%. Treten keine weiteren Komplikationen auf, können die meisten Patienten nach einem operativen Eingriff sowie einer anschließenden Krebstherapie als geheilt entlassen werden.
In vielen Fällen bilden sich im weiteren Verlauf an der Tumorstelle neue Tumore oder Tochtergeschwulste. Dies gilt es zu beobachten und rechtzeitig zu behandeln, damit ein erneuter Krebsausbruch vermieden wird. Patienten in einem Alter unter 35 Jahren erleiden häufiger einen Krankheitsrückfall und damit eine Wiederkehr des Mammakarzinoms. Wird das Brustgewebe vollständig entfernt, sinkt das Risiko eines erneuten Ausbruches erheblich.
Die Prognose des Brustkrebses ändert sich mit der Größe des entdeckten Tumors. Je größer dieser ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass neben der Brust zusätzlich das Lymphsystem von Krebszellen befallen ist. Die Aussichten auf eine Heilung schwinden ebenfalls, sobald es zu einer Bildung von Metastasen am Körper gekommen ist. Die Heilungsaussicht ist darüber hinaus abhängig von der Art des Brustkrebses. Das tubuläre Mammakarzinom hat im direkten Vergleich zum inflammatorische Mammakarzinom eine günstigere Prognose.
Nachsorge
Symptomfreiheit bedeutet bei Brustkrebs keineswegs, dass alles in Ordnung ist. Nachsorge hat bei Krebserkrankungen einen hohen Stellenwert. Nach heutigem Kenntnisstand werden Brustkrebserkrankungen als chronische Krebserkrankung angesehen. Die Möglichkeit von Folgeerscheinungen und Rezidiven ist hoch.
Viele Betroffene leiden nach Chemotherapien, Bestrahlungen und Operationen jahrelang an Erschöpfungszuständen. Während der Behandlung können schwere Nebenwirkungen auftreten. Auch die psychischen Belastungen sind nicht zu unterschätzen. Zudem ist eine Nachsorge wichtig, weil vielen Brustkrebspatientinnen jahrelang antihormonelle Präparate verabreicht werden. Adjuvante Therapien müssen überwacht werden.
Solange der Brustkrebs nicht gestreut hat, beginnt die Nachsorge unmittelbar nach der Primärversorgung. In regelmäßigen Abständen werden klinische Kontrolluntersuchungen notwendig, um Rezidive frühzeitig zu erkennen. Therapeutische Folgeerscheinungen müssen meist über längere Zeit behandelt werden. Reha-Maßnahmen und psychotherapeutische Angebote gehören ebenfalls zur Nachsorge.
In den meisten Fällen sind Gynäkologen oder Hausärzte nach der Reha-Phase Ansprechpartner für die Nachsorge. Regelmäßige Tastuntersuchungen und ausführliche Befragungen geben Aufschluss über mögliche Behandlungsoptionen. Bei Bedarf können Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen einen Teil der seelischen Unterstützung leisten. Die Nachsorgemaßnahmen sollten einem konkreten Zeitplan folgen. Die Deutsche Krebsgesellschaft hat dazu Leitlinien erstellt.
Die Frequenz der Nachsorgeuntersuchungen ändert sich mit der Zeit. Wie oft Nachsorgemaßnahmen notwendig sind, hängt aber auch von individuellen Gegebenheiten, familiären Vorbelastungen sowie Schwere und Art der Brustkrebserkrankung ab.
Das können Sie selbst tun
Die Diagnose Brustkrebs bedeutet für Betroffene immer eine Umstellung der bisherigen Lebensgewohnheiten. Ergänzend zur medizinischen Behandlung werden heutzutage verschiedene Begleitmaßnahmen angeboten, durch die Betroffenen und Angehörigen der Umgang mit der Erkrankung erleichtert wird.
Durch Gespräche mit anderen Brustkrebspatienten, aber auch mit Freunden und Familienmitgliedern, können die eigenen Erfahrungen im täglichen Umgang mit der Krankheit ausgetauscht werden. Dadurch und durch Maßnahmen wie Sport, eine Ernährungsumstellung und das Finden neuer Hobbys kann die Lebensqualität gesteigert werden. Fachkundige Unterstützung kann auch bei psychologischen Krebsberatungsstellen eingeholt werden. Längerfristig können sich Betroffene an einen Psychotherapeuten wenden oder Selbsthilfegruppen aufsuchen.
Eine Beratung empfiehlt sich auch aufgrund der sozialen Risiken einer Krebserkrankung, etwa, wenn die Rückkehr an den Arbeitsplatz gefährdet ist oder die Versorgung der Familie nicht mehr möglich ist. In diesen Fällen können sozialrechtlich ausgebildete Fachleute dabei helfen, die persönlichen Belange zu regeln. Zuletzt können Betroffene auch auf alternative Heilmethoden zurückgreifen. Die Wirksamkeit dieser Methoden ist zwar nicht unbedingt mit den Mitteln der wissenschaftlich-klinischen Prüfung nachgewiesen. Allerdings können zusätzliche Schritte Hoffnung spenden und den Alltag mit der Erkrankung erleichtern.
Quellen
- Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
- Heywang-Köbrunner, S.H., Schreer, I.: Bildgebende Mammadiagnostik. Thieme, Stuttgart 2015
- Regierer, A.C., Possinger, K.: Mammakarzinom. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2005