Krebsfrüherkennung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 30. Juli 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Krebsfrüherkennung bezeichnet eine Reihe von Untersuchungen, die auch ohne besonderen Verdacht bei gesunden Personen durchgeführt werden, um eventuelle Krebserkrankungen bereits im frühen Stadium zu erkennen und so die Heilungschancen zu erhöhen. Die gesetzlichen Krankenkassen tragen die Kosten für die geschlechts- und altersspezifischen Untersuchungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Krebsfrüherkennung?

Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung dienen dem Zweck, eventuell bestehende Krebserkrankungen zu entdecken, bevor sie Symptome verursachen. Abbildung zeigt eine Mammographie.

Der Begriff der Krebsfrüherkennung fasst unterschiedliche Untersuchungen zusammen, die vorbeugend vorgenommen werden. Sie dienen dem Zweck, eventuell bestehende Krebserkrankungen zu entdecken, bevor sie Symptome verursachen.

So sollen die Heilungschancen deutlich erhöht werden. Untersuchungen im Rahmen der Krebsfrüherkennung werden standardmäßig von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt, da sie zum Erhalt der Gesundheit und somit auch zur Verringerung von späteren hohen Kosten beitragen können. Sie sind alters- und geschlechtsspezifisch ausgerichtet und sehen vor, dass in regelmäßigen Abständen bestimmte Körperregionen umfassend untersucht werden.

Die Krebsfrüherkennung beginnt für Frauen bereits ab einem Alter von 20 Jahren. Besteht ein genetisches Risiko für eine Krebserkrankung, können die Untersuchungen auch noch früher und/oder in kürzeren Abständen durchgeführt werden.

Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte der Krebsfrüherkennung reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, als erste Ansätze zur frühzeitigen Erkennung von Tumoren entwickelt wurden. Ein Meilenstein war die Einführung des Papanicolaou-Tests (Pap-Test) in den 1940er Jahren durch den griechischen Arzt Georgios Papanikolaou. Dieser Test ermöglichte die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs durch die Analyse von Zellabstrichen und senkte die Sterblichkeitsrate erheblich.

In den 1960er Jahren wurde die Mammografie entwickelt, eine Röntgentechnik zur Früherkennung von Brustkrebs. Diese Methode ermöglichte es, Brusttumoren bereits in frühen Stadien zu entdecken, bevor sie tastbar wurden. Parallel dazu etablierte sich der PSA-Test (Prostata-spezifisches Antigen) in den 1980er Jahren als ein Bluttest zur Früherkennung von Prostatakrebs.

Mit der Entwicklung der Koloskopie in den 1970er Jahren wurde die Früherkennung von Darmkrebs revolutioniert. Diese endoskopische Untersuchung ermöglicht die direkte Sicht auf die Darmschleimhaut und das Entfernen von Polypen, die sich zu Krebs entwickeln könnten.

Moderne Techniken wie die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) haben die Krebsfrüherkennung weiter verbessert, indem sie detaillierte Bilder von Organen und Geweben liefern. Die Fortschritte in der Molekulargenetik und der Entwicklung von Biomarkern bieten heute zudem die Möglichkeit, spezifische genetische Prädispositionen für verschiedene Krebsarten zu identifizieren.

Einsatz & Indikation

Krebsfrüherkennung wird in der Regel bei asymptomatischen Personen durchgeführt, um bösartige Erkrankungen frühzeitig zu erkennen, bevor sie klinische Symptome verursachen. Diese Untersuchungen werden je nach Alter, Geschlecht und individuellen Risikofaktoren empfohlen. Beispielsweise wird die Mammografie zur Früherkennung von Brustkrebs bei Frauen ab dem 50. Lebensjahr empfohlen, manchmal früher, wenn eine familiäre Vorbelastung besteht.

Die Notwendigkeit einer Krebsfrüherkennung richtet sich nach spezifischen Risikofaktoren wie genetischen Prädispositionen, familiärer Krankheitsgeschichte oder früheren Erkrankungen. Menschen mit einer Familiengeschichte von Krebserkrankungen, wie Brust-, Darm- oder Prostatakrebs, wird oft empfohlen, sich früher und häufiger testen zu lassen.

Darüber hinaus spielen Lebensstilfaktoren eine Rolle; Raucher oder Menschen mit chronischen Virusinfektionen wie Hepatitis B oder HPV können ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten haben, was regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen notwendig macht. Der PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs wird häufig bei Männern über 50 Jahren durchgeführt, oder früher, wenn ein erhöhtes Risiko besteht.

Auch Screening-Programme für Darmkrebs, wie die Koloskopie, werden ab einem bestimmten Alter (meist ab 50) empfohlen, um präkanzeröse Polypen zu erkennen und zu entfernen. Insgesamt zielt die Krebsfrüherkennung darauf ab, Krebs in einem frühen, behandelbaren Stadium zu identifizieren und so die Überlebenschancen zu erhöhen.

Vorteile & Nutzen

Die Krebsfrüherkennung bietet gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden entscheidende Vorteile, da sie die Möglichkeit bietet, Krebs in einem frühen Stadium zu erkennen, bevor Symptome auftreten. Dies erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung erheblich, da viele Krebsarten in frühen Stadien besser behandelbar und oft heilbar sind. Früherkennung kann zu weniger invasiven Behandlungsmethoden führen, da kleinere Tumoren weniger umfangreiche chirurgische Eingriffe oder weniger aggressive Therapien erfordern.

Ein weiterer Vorteil ist die Reduzierung der Mortalität. Durch die frühzeitige Diagnose und Behandlung können die Überlebensraten deutlich verbessert werden. Früh entdeckte Krebserkrankungen erfordern in der Regel auch kürzere und kostengünstigere Behandlungsverläufe, was die finanzielle Belastung für Patienten und Gesundheitssysteme verringert.

Krebsfrüherkennung ermöglicht es zudem, präkanzeröse Zustände zu identifizieren und zu behandeln, bevor sie sich zu malignen Tumoren entwickeln. Dies ist beispielsweise bei der Entfernung von Darmpolypen während einer Koloskopie der Fall, was die Entstehung von Darmkrebs verhindern kann. Darüber hinaus bietet die Früherkennung die Möglichkeit, regelmäßige Überwachung und Vorsorge zu planen, was zur besseren Lebensqualität der Patienten beiträgt. Durch die gezielte Überwachung können Rezidive frühzeitig erkannt und behandelt werden, was die langfristigen Aussichten verbessert.

Funktion, Wirkung & Ziele

Das erklärte Ziel der Krebsfrüherkennung ist bereits im Begriff selbst enthalten. Die verschiedenen Untersuchungen haben die Aufgabe, möglicherweise bereits entstehende, aber noch unerkannte Krebserkrankungen zu entdecken und so eine angemessene Therapie zu ermöglichen, noch bevor die Krankheit Symptome zeigen oder sich gar ausbreiten kann.

Mediziner empfehlen die Vorsorgeuntersuchungen, da Studien gezeigt haben, dass zahlreiche Krebsarten eine bessere Heilungschance haben und auch schonender behandelt werden können, wenn die Erkrankung sich noch in einem frühen Stadium befindet. Da nicht alle Krebsarten rasch nach ihrer Entstehung spezifische Symptome verursachen, werden sie oftmals erst spät erkannt, was sich auf den weiteren Verlauf negativ auswirken kann. Personen, die eine genetische Vorbelastung aufweisen, sollten besonders darauf achten, Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung wahrzunehmen.

Allerdings wird auch ansonsten gesunden Menschen dazu geraten. Frauen sollten ab einem Alter von 20 Jahren ihre Geschlechtsorgane untersuchen lassen. Ab 30 kommt eine Tastuntersuchung der Brust dazu. Zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr sollte alle zwei Jahre eine Mammografie vorgenommen werden. Männer haben ab dem 45. Lebensjahr die Möglichkeit, ihre Prostata untersuchen zu lassen. Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung von Hautkrebs und Darmkrebs können von beiden Geschlechtern gleichermaßen wahrgenommen werden. Erstere wird ab dem 35., Letztere ab dem 50. Lebensjahr angeboten.

Die Krebsfrüherkennung ist grundsätzlich freiwillig, und es liegt im Ermessen des Einzelnen, ob die Untersuchungen wahrgenommen werden oder nicht. Der jeweilige Hausarzt kann genauer über die einzelnen Schritte und das gesamte Programm informieren. Zu einigen Untersuchungen wie beispielsweise der Mammografie werden Personen, die vom Alter und Geschlecht her für die Vorsorge infrage kommen, schriftlich eingeladen.


Durchführung & Ablauf

Eine Krebsfrüherkennung beginnt in der Regel mit einer ausführlichen Anamnese und Risikobeurteilung durch den Arzt, wobei familiäre Vorbelastungen, persönliche Krankengeschichte und Lebensstilfaktoren berücksichtigt werden. Je nach festgestelltem Risiko und Alter des Patienten werden spezifische Screening-Methoden empfohlen.

Zu den häufig verwendeten Methoden gehört der Pap-Test zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs, bei dem Zellen vom Gebärmutterhals entnommen und auf abnormale Veränderungen untersucht werden. Bei der Mammografie wird die Brust durch Röntgenstrahlen untersucht, um kleine Tumoren oder Kalkablagerungen zu erkennen. Koloskopien werden zur Früherkennung von Darmkrebs durchgeführt, bei denen ein Endoskop durch den Anus eingeführt wird, um die Darmschleimhaut auf Polypen oder Tumore zu untersuchen.

Ein weiterer gängiger Test ist der PSA-Test (Prostata-spezifisches Antigen), ein Bluttest zur Erkennung von Prostatakrebs. Beim Hautkrebsscreening wird die Haut auf ungewöhnliche Muttermale oder Hautveränderungen untersucht, oft ergänzt durch Dermatoskopie, einer detaillierten Analyse von Hautläsionen.

Zusätzlich zu diesen spezifischen Tests können Blutuntersuchungen auf Tumormarker durchgeführt werden, die auf bestimmte Krebsarten hinweisen können. Während der gesamten Früherkennungsuntersuchung werden die Ergebnisse analysiert und bei Auffälligkeiten weiterführende diagnostische Maßnahmen wie Biopsien oder bildgebende Verfahren eingeleitet, um eine genaue Diagnose zu stellen und gegebenenfalls eine frühzeitige Behandlung zu beginnen.

Risiken & Gefahren

Während viele Mediziner und Experten eindeutig die positiven Aspekte der Krebsfrüherkennung betonen, finden sich auch vermehrt Gegner der Vorsorgeuntersuchungen.

Entsprechende Statistiken sollen beweisen, dass nur wenige der zahlreichen Untersuchungen tatsächlich den versprochenen Nutzen haben. Dieser Nutzen bestehe darüber hinaus nur bei den Personen, bei denen tatsächlich Krebs im Frühstadium diagnostiziert wird. Alle anderen könnten demzufolge überhaupt nicht von der Vorsorge profitieren. Besonders Maßnahmen wie die Mammografie oder die Darmspiegelung werden nicht selten angezweifelt, da sie für den Betroffenen eher unangenehm sind und daher Gegnern zufolge nur dann durchgeführt werden sollten, wenn sie auch wirklich angebracht sind.

Auch mögliche Fehldiagnosen, die nach Untersuchungen im Rahmen der Krebsfrüherkennung entstehen können, werden diesbezüglich häufig thematisiert. Wird fälschlicherweise eine Krebserkrankung diagnostiziert, kann dies negative Auswirkungen auf die Psyche und das gesamte Leben des Betroffenen haben. Unter Umständen kommt es als Folge einer solchen Fehldiagnose oder bei unspezifischen Befunden zu unnötigen operativen Eingriffen, die schlimmstenfalls das Wohlbefinden des Patienten beeinträchtigen können (beispielsweise Impotenz bzw. Inkontinenz nach einem Eingriff an der Prostata).

Letztendlich liegt es immer im Ermessen des Einzelnen, ob und wenn ja, welche Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung er wahrnehmen möchte. Ärzte und Krankenkassen informieren ausführlich über die Untersuchungen selbst, deren Nutzen und mögliche Risiken.

Alternativen

Neben den konventionellen Methoden der Krebsfrüherkennung gibt es alternative Verfahren, die entweder als Ergänzung dienen oder eingesetzt werden können, wenn traditionelle Screening-Methoden nicht anwendbar sind. Eine solche Alternative ist die Flüssigbiopsie, bei der Blutproben auf zirkulierende Tumorzellen oder deren DNA analysiert werden. Diese Methode kann frühzeitig genetische Mutationen oder Tumormarker erkennen, die auf das Vorhandensein von Krebs hinweisen.

Eine andere Technik ist die Thermografie, die Veränderungen in der Hauttemperatur misst. Diese Methode wird manchmal als ergänzende Untersuchung zur Mammografie verwendet, um Anomalien in der Brust zu erkennen, obwohl sie nicht als Ersatz für die Mammografie gilt.

Bei Patienten, die keine bildgebenden Verfahren oder invasiven Tests vertragen, können stuhlbasierten DNA-Tests eine Alternative sein, insbesondere für Darmkrebs. Diese Tests suchen nach genetischen Veränderungen im Stuhl, die auf Tumore hinweisen könnten.

Für Patienten, die aus gesundheitlichen Gründen keine Anästhesie erhalten können, bietet die Endosonografie eine nicht-invasive Möglichkeit, Verdickungen oder Tumore in Hohlorganen zu detektieren.

Zusätzlich wird die Genetische Beratung und Testung zunehmend genutzt, um familiäre Krebsrisiken zu identifizieren. Dies ist besonders wichtig für Personen mit einer starken Familiengeschichte von Krebs, um präventive Maßnahmen zu planen.

Quellen

  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Sauer, R.: Strahlentherapie und Onkologie. Urban & Fischer, München 2009
  • Seeber, S.: Therapiekonzepte Onkologie. Springer, Berlin 2007

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