Mediastinalemphysem
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das sogenannte Mediastinalemphysem beschreibt die Ansammlung von Luft im Mediastinum. Die Erkrankung tritt meist in Verbindung mit einer maschinellen Beatmung auf. Als Ursache kommt hauptsächlich ein alveolärer Überdruck infrage, der beispielsweise infolge eines Valsalva-Manövers, einer Hustenerkrankung oder eines stumpfen Thoraxtraumas auftreten kann.
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Was ist ein Mediastinalemphysem?
Das Mediastinum bezeichnet einen Raum, der sich zwischen den beiden Lungenflügeln befindet. Hier liegen mehrere lebenswichtige Organe wie das Herz und die Atemwege. Diese umgibt ein stützendes Gewebe, das sogenannte Bindegewebe. Dadurch wird gewährleistet, dass die entsprechenden Organe stabilen Halt im Mediastinum finden.
Das Mediastinalemphysem entsteht aufgrund eines Übertritts von Luft in den Mediastinalbereich. Dabei entweicht diese meist aus dem sogenannten Alveolarraum. Die Funktion der Lunge wird nur selten beeinflusst. In den meisten Fällen tritt die Erkrankung in Verbindung mit einem Pneumothorax oder Hautemphysem auf. Eigene Symptome treten eher selten auf.
Der behandelnde Arzt kann durch Abtasten des Jugulums ein Knistern wahrnehmen. Liegt ein ausgeprägtes Mediastinalemphysem vor, so leiden die Betroffenen häufig an starken perikardialen Beschwerden. Außerdem kommt es bei ausgeprägten Mediastinalemphysemen zu sogenannten Einflussstauungen.
Ursachen
Das sogenannte spontane Mediastinalemphysem tritt ohne ein vorheriges Trauma auf. Lungenerkrankungen liegen meist nicht zugrunde. Das spontane Mediastinalemphysem folgt häufig auf eine intrathorakale Erhöhung des Drucks. Es wird angenommen, dass es infolge einer Ruptur der Alveolen zu einem Übertritt von Luft aus den Atemwegen in das Mediastinum kommt.
In den meisten Fällen können druckerhöhende Faktoren wie starker Husten, Erbrechen, Belastungen oder eine Asthmaerkrankung eruiert werden. Außerdem ist es wahrscheinlich, dass die Entzündungsreaktionen des Körpers beim sogenannten Asthma bronchiale eine Ruptur der peripheren Alveolen hervorrufen.
Als weitere Ursachen kommen noch das spontane Pneumomediastinums, eine Atemwegsverengung, das Valsalva-Manöver, Drogenmissbrauch oder eine Invasivbeatmung infrage.
Dem nicht-spontanen Pneumothorax liegen viele Ursachen zugrunde. Als lebensbedrohlich stellt sich das Austreten von Luft infolge eines Traumas eines Hohlorgans oder einer Tumorerkrankung dar. Ursächlich für das Mediastinalemphysem können auch in die Lunge eingedrungene Fremdkörper sein.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Organe, welche sich im Brustraum befinden, werden von der Luft verdrängt. Die einzelnen Beschwerden richten sich hauptsächlich danach, welche Organe von diesem Vorgang in Mitleidenschaft gezogen wurden. Meist leiden die Patienten unter starken Schmerzen im Bereich des Herzens oder des Brustbeins. Kommt es zu einer Einengung der Luftröhre, treten Atemprobleme auf.
Ist die Speiseröhre betroffen, klagen die Patienten über Schluckbeschwerden. Sind Blutgefäße oder das Herz involviert, so sind die Symptome nicht immer eindeutig zuzuordnen. In diesem Fall kommt es häufig zu Herzrasen und Atemnot, was auch auf andere Erkrankungen schließen lässt. Weiterhin ist es möglich, dass die ausgetretene Luft bis in die Haut vordringt. Kennzeichnend für dieses sogenannte Hautemphysem ist die sichtbare Ansammlung der Luft im Halsbereich und an den Armen.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Luft, die sich im Mediastinalraum ansammelt, kann vom Arzt häufig als Knistergeräusch wahrgenommen werden. Ursächlich dafür sind die Luftbläschen, die sich unter der Haut befinden. Im Röntgenbild des Brustbereichs ist ein verbreiterter Mediastinalraum zu erkennen. Ein unauffälliges Mediastinum zeigt sich hier meist als schmaler weißer Bereich zwischen den beiden in der Aufnahme dunkel erscheinenden Lungenflügeln.
In den Mediastinalraum eingedrungene Luft läßt diesen Bereich breiter erscheinen. Auf dem Röntgenbild ist dieser mit Luft gefüllte Bereich ebenso wie die Lunge als dunkler Abschnitt zu erkennen. Alle Organe, die Flüssigkeit enthalten, weisen bei Röntgenaufnahmen einen hellen Bereich auf. Erkennbar ist dieses auch am blutgefüllten Herzen, welches den weißen Bereich im Mediastinum bildet.
Komplikationen
Nicht selten leiden die Betroffenen an Angstgefühlen oder Panikattacken. Es kommt zu Schmerzen, welche sich auch in andere Regionen des Körpers ausbreiten können. Nicht selten ist das Mediastinalemphysem auch mit Atembeschwerden verbunden. Weiterhin treten auch Schluckbeschwerden auf, sodass die Einnahme von Nahrung und Flüssigkeit in der Regel nicht mehr ohne Weiteres möglich ist.
Durch die Atemnot können die Betroffenen auch das Bewusstsein verlieren und sich bei einem Sturz möglicherweise verletzen. Ohne Behandlung des Mediastinalemphysems kann es auch zum Tode des Patienten kommen. In den meisten Fällen ist beim Mediastinalemphysem keine direkte Behandlung notwendig. Nur in akuten Notfällen wird ein operativer Eingriff durchgeführt, der allerdings nicht mit Komplikationen verbunden ist. Bei einer erfolgreichen Behandlung wird die Lebenserwartung des Patienten durch das Mediastinalemphysem nicht verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Menschen, die maschinell beatmet werden, gehören vermehrt zur Risikogruppe eines Mediastinalemphysems. Daher sollten insbesondere Betroffene, die sich in der entsprechenden gesundheitlichen Verfassung befinden, bei Veränderungen und Auffälligkeiten den behandelnden Arzt informieren. Einschränkungen der Atemtätigkeit, ungewöhnliche Atemgeräusche oder starke Schmerzen im Brustkorb sind Anzeichen für mögliche Störungen und vorhandene Probleme. Ein Arzt sollte unverzüglich unterrichtet werden, damit eine Optimierung der Behandlung erfolgen kann. Schluckbeschwerden, Herzrasen, Schweißausbrüche und Ängste sind Anzeichen für bestehende Unregelmäßigkeiten. Kommt es zu einer Zunahme vorhandener Beschwerden oder breiten sich Symptome weiter aus, sollte schnellstmöglich ein Arztbesuch erfolgen.
Kann eine sichtbare Luftansammlung beim Betroffenen in den Armen und am Hals wahrgenommen werden, wird ein Arzt benötigt. Wird ein Sauerstoffmangel im Organismus bemerkt, stellt sich eine Blässe der Haut ein oder kommt es zu einer Blaufärbung, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Eine Abnahme der körperlichen Belastbarkeit, Abgeschlagenheit, schnelle Ermüdbarkeit und Schlafstörungen sind Hinweise, die untersucht und behandelt werden müssen. Treten zu den körperlichen auch seelische Belastungszustände ein, sollte ebenfalls ein Arzt konsultiert werden. Bei einem depressiven Verhalten, aggressiven Tendenzen oder starken Stimmungsschwankungen kann eine medizinische Unterstützung hilfreich sein. Ein Rückzug aus dem sozialen Leben, Weinerlichkeit oder Apathie weisen auf psychische Probleme hin, die angesprochen und geklärt werden sollten.
Behandlung & Therapie
Die Therapie des Mediastinalemphysems erfolgt meist nur symptomatisch. In den meisten Fällen schwindet die Luft ohne Behandlung von selbst, da sie vom umliegenden Gewebe absorbiert wird. In der Fachsprache wird dieser Vorgang als Resorption bezeichnet. Der Druck im Mediastinalbereich ist nur selten so hoch, dass die Luft entfernt werden muss.
Wird dies notwendig, ist ein invasiver Eingriff erforderlich, bei dem am Hals des Patienten ein Schnitt vorgenommen wird. Auf diese Weise kann die Luft dann entweichen. Entwickelt sich das Mediastinalemphysem zu einem lebensbedrohlichen Zustand, wird diese Operation durchgeführt. Grundsätzlich werden nur die Grunderkrankungen therapiert. Dazu zählen zum Beispiel das Schließen einer Ruptur oder der Einsatz von Beatmungsgeräten.
Sind die Patienten symptom- und beschwerdefrei, ist keine weitere Therapie erforderlich. Bei starken Schmerzen ist ein Einschnitt kranial des Brustbeins angezeigt, bei dem eine Kanüle ins Mediastinum eingeführt wird. Auf diese Weise kann die Luft dann austreten.
Aussicht & Prognose
Die Prognose des Mediastinalemphysem richtet sich nach der Einstufung der Erkrankung. Unterschieden werden ein spontanes von einem nicht spontanen Mediastinalemphysem. Die Prognose bei einem spontanen Emphysem ist günstig. Dennoch sollte eine medizinische Behandlung stattfinden, damit es zu keiner Komplikation kommt. Eine symptomatische Behandlung findet statt bis eine Beschwerdefreiheit dokumentiert werden kann. Bei einer Vielzahl der Patienten können Spontanheilung beobachtet werden. Die Luft findet ihren Weg selbstständig und ohne weitere Maßnahmen aus dem Organismus.
Nur in schweren Fällen ist ein operativer Eingriff nötig. Dieser ist mit Risiken verbunden und kann zu Folgestörungen führen. Dennoch handelt es sich meist um einen routinierten Vorgang, der zumeist störungsfrei ausgeführt wird.
Bei einem nicht spontanen Mediastinalemphysem ist die Prognose aufgrund der Gesamtsituation meist ungünstig. Es liegen Vorerkrankungen vor, die zu starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Der Zustand des Patienten wird als lebensbedrohlich eingestuft. Bei einem ungünstigen Verlauf kommt es daher zu einem vorzeitigen Ableben des Betroffenen.
Sofern der akute Zustand erfolgreich überwunden wird, ist eine weitere Therapie erforderlich. Kontrolluntersuchungen müssen stattfinden und eine Rückbildung der Beschwerden muss verhindert werden. Darüber hinaus ist die ursächliche Erkrankung weiter zu behandeln, bis eine Beschwerdefreiheit festgestellt werden kann. Kommt es hier zu einer Wiederkehr der Beschwerden, verschlechtert sich die Prognose um ein weiteres.
Vorbeugung
Bei der menschlichen Lunge handelt es sich um ein kompliziertes Organ, dass eine lebensnotwendige Funktion erfüllt - die Aufnahme des Sauerstoffs aus der Luft. Aus diesem Grund ist es dringend erforderlich, sie in ihrer Funktion nicht zu beeinträchtigen. Die Lunge kann durch die unterschiedlichsten Einflüsse Schaden nehmen.
So tritt bei einem Mediastinalemphysem eine oftmals irreversible Erweiterung der kleinsten Lungenbereiche auf. Grundsätzlich gilt es, die Ursachen für das Mediastinalemphysem auszuschalten beziehungsweise zu verhindern, sofern dies möglich ist. Auf andere Weise kann dem Mediastinalemphysem nicht vorgebeugt werden.
Nachsorge
Nachuntersuchungen sind für Betroffene mit Mediastinalemphysem je nach Schwere der Symptome abhängig. Um die Beschwerden auf lange Sicht zu verringern, wird eine individuelle Nachsorge vereinbart. Dazu muss abgeklärt werden, ob Vorerkrankungen bestehen, die das Leiden verursacht haben - werden diese entsprechend behandelt und zeigt der Patient Genesung, ist die Nachsorge in dem Fall mitunter abgeschlossen.
Generell gilt Sport als wirkungsvolles Mittel gegen die Atemprobleme, da der Körper belastungsfähiger und das Lungenvolumen trainiert wird. Ein sogenanntes DMP (Disease-Management-Programm), welches 1 Mal pro Quartal in einer Arztpraxis durchgeführt werden sollte, gibt Aufschluss über die Verfassung der Lunge und der Bronchien.
Mitunter ist eine medikamentöse Behandlung notwendig, bis der Druck im Mediastinalbereich nachlässt und auf die gewünschten Werte gesunken ist. Soweit sollten Patienten sich schonen und regelmäßig bei ihrem behandelnden Arzt vorstellig werden, um den Verlauf der Heilung gezielter zu überwachen. Bewegung an der frischen Luft täglich mindestens eine Stunde wird empfohlen.
Das können Sie selbst tun
Ein Mediastinalemphysem bedarf in der Regel keiner Behandlung durch den Arzt oder den Patienten. Im Normalfall wird die Luft vom umliegenden Gewebe absorbiert und damit einhergehend verschwinden auch etwaige Symptome und Beschwerden.
Sollte sich im Mediastinalbereich ein hoher Druck bilden, ist eine Therapie angezeigt. Meist muss ein minimalinvasiver Eingriff vorgenommen werden. Unterstützt werden kann eine Operation am besten, indem die Vorgaben des Arztes bezüglich diätetischer Maßnahmen und körperlicher Bewegung eingehalten werden. Sollten sich Komplikationen einstellen, besteht die wichtigste Maßnahme darin, umgehend den Arzt aufzusuchen. Von einer Selbstbehandlung ist bei Atemnot oder Schmerzen im Bereich des Mediastinalbereichs abzusehen.
Bei starken Schmerzen kann die medikamentöse Therapie oft auch durch Hausmittel wie zum Beispiel Kühlung und Wärme unterstützt werden. Aus der Naturheilkunde bieten sich Teufelskralle und andere schmerzlindernde Präparate an. In jedem Fall sollte der Patient die Wunde und den Verlauf des Mediastinalemphysems noch einmal vom zuständigen Arzt kontrollieren lassen. Begleitend dazu muss die Ursache für die Erkrankung ermittelt werden. Auf diese Weise lässt sich die Entstehung eines weiteren Mediastinalemphysems zuverlässig vermeiden.
Quellen
- Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013