Milchzähne

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Milchzähne bilden sich bereits im ersten Lebensjahr heraus. Während des Wachstumsprozesses wird das Milchgebiss nach und nach durch das bleibende ersetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Milchzähne?

Schematische Darstellung zur Anatomie, Aufbau und Durchbruchs der Milchzähne. Klicken, um zu vergrößern.

Da der menschliche Kiefer im Säugling- und Kleinkindalter von geringer Größe ist, werden zunächst Milchzähne gebildet. Im Alter von circa einem halben Jahr beginnen sie herauszuwachsen, wobei es sich meistens um die mittleren Schneidezähne handelt.

Mit dem Heranwachsen des Kindes vergrößert sich zugleich der Kiefer, sodass die bleibenden Zähne bezüglich der Zahnbreite und Wurzellänge Platz finden. Das Ausfallen der Milchzähne beginnt meistens im sechsten Lebensjahr und wird dadurch bedingt, dass sich die bleibenden Zähne hinter den Wurzeln der Milchzähne herausbilden. Dieses Entwicklungsstadium wird als Wechselgebiss bezeichnet.

Im 13. Lebensjahr ist das Milchgebiss in der Regel vollständig durch das bleibende ersetzt worden. Einschließlich der Weisheitszähne, die meistens ab dem Alter von 16 Jahren durchbrechen, besitzt der Mensch 32 bleibende Zähne. Jedoch erfolgt nicht bei jedem das Herauswachsen der Weisheitszähne.

Anatomie & Aufbau

Das Milchgebiss besteht aus 20 Zähnen. Im Vergleich zu den bleibenden Zähnen haben Milchzähne eine dünnere Schmelzschicht, die auch auf den Kauflächen lediglich einen Millimeter dick ist. Zudem ist die Mineralisierung des Zahnschmelzes von geringerer Dichte.

Milchzähne besitzen feine, oftmals gekrümmte Wurzeln, die während des Zahnwechsels durch die bleibenden Zähne aufgelöst werden. Die Schneide- und Eckzähne verfügen über jeweils eine Wurzel, die Backenzähne dagegen über zwei im Unter- sowie drei im Oberkiefer. Das Zahnmark der Milchzähne ist größer als bei den bleibenden Zähnen.

Als nachteilig können sich die größeren Dentinkanälchen des Zahnbeins erweisen, da Bakterien somit eine bessere Angriffsfläche geboten wird. Da auch die Hartgewebsschicht über dem Zahnmark dünner ist, kann sie keinen ausreichenden Schutz gegen Bakterien gewähren.

Funktionen & Aufgaben

Milchzähne nehmen eine Platzhalterfunktion ein, indem sie dafür sorgen, dass der jeweils nachfolgende bleibende Zahn einen optimalen Platz im Kiefer erhält. Durch einen zu frühen Verlust der Zähne kann diese Funktion nicht mehr wahrgenommen werden, was wiederum in eine Fehlstellung resultieren kann.

Um diese zu verhindern, muss durch einen Spezialisten eine zahnmedizinische Teilprothese, bei vollständigem Fehlen der Milchzähne eine Vollprothese, angefertigt werden. Ferner sind Milchzähne auch für die Nahrungsaufnahme von großer Bedeutung. Um Probleme beim Abbeißen und Kauen zu vermeiden, ist eine korrekte Zahn- und Kieferstellung wichtig. Bei einer Fehlstellung kann der Mund unter Umständen nicht korrekt geschlossen werden, was wiederum zu einer Austrocknung des Speichels und einer höheren Anfälligkeit für Karies führt.

Eine entscheidende Rolle spielen sie auch bei der Lautbildung. So hat zum Beispiel eine länger oder dauerhaft bestehende Zahnlücke negative, nachhaltige Auswirkungen auf die Sprache des Kindes. Um dem frühzeitige Verlust der Milchzähne und Fehlstellungen vorzubeugen, ist eine frühzeitige Pflege wichtig.

Im Säuglingsalter sollten die Zähne, sobald sie durchbrechen, täglich mit einem Wattestäbchen vorsichtig gereinigt werden. Bis zum zweiten Geburtstag müssen die Zähne einmal, danach zweimal pro Tag mit speziellen Kinderzahnbürsten und fluoridhaltigen Pasten geputzt werden. Zudem sollten regelmäßige zahnärztliche Kontrollen durchgeführt werden.

Beschwerden & Krankheiten

Auch Milchzähne können von Karies befallen werden. Sie kann einerseits durch eine unzureichende oder falsche Zahnpflege und andererseits durch zuckerhaltige Speisen oder Getränke entstehen. Als Hauptursache einer frühkindlichen Karies kommen zumeist zucker- und säurehaltige Getränke, z.B. Instant-Babytees, mit Zucker aller Art oder Honig gesüßte Tees, Kinder-Fruchtsäfte, Schorlen, Eistee, Limonaden, Cola etc. infrage.

Auch das zu häufige Trinken und Nuckeln an Flaschen kann Karies bewirken. Diese Problematik wird als "Babyflaschenkaries" bezeichnet und ist daran erkennbar, dass ausschließlich die vorderen Zähne des Oberkiefers geschädigt und gegebenenfalls zerstört sind. Um dieser Kariesart vorzubeugen, sollte darauf geachtet werden, dass das Kind nur trinkt, wenn es durstig ist. Zudem sollten die Fläschchen ab dem zweiten Lebensjahr durch Trinkbecher ersetzt werden.

Die Laktose in der menschlichen Muttermilch ist ein Zweifachzucker, der erst im Dünndarm in Glucose gespalten wird. Bakterien, die zu Karies führen, benötigen jedoch zur Vermehrung einfache Zucker, wie Glucose und Fructose. Solange die Milchzähne also nur mit der Muttermilch in Kontakt kommen, besteht keine Gefahr für Karies. Trotzdem kommen auch über die Haut der Mutter und die eigenen Hände andere Bakterien in den Mundraum des Kleinkindes. Nach dem Stillen sollte daher eine kindgerechte Zahnreinigung durchgeführt werden.

Karies kann jedoch durch die Zufütterung mit Babybrei und anderen Lebensmitteln die Zähne angreifen und langfristig zu Karies führen. Vor allem wenn nach dem Füttern auf das Zähneputzen verzichtet wird.

Ist ein Milchzahn von Karies befallen, kann er unter Umständen beim Zahnwechsel nicht selbst ausfallen. Der betroffene Zahn muss dann gezogen werden.

Milchzähne können bereits beim Herauswachsen Probleme verursachen. Dabei muss der Zahn durch die Zahnfleischdecke stoßen, was zu einer Reizung und leichten Schwellung des Zahnfleisches führt. Da sich in diesem Zusammenhang im Gewebe der Platz für die Nerven verringert, verspüren die meisten Kinder Schmerzen. In dieser Phase sind vor allem Säuglinge sehr unruhig.


Typische & häufige Erkrankungen

Quellen

  • Schiebler T., Schmidt W., Zilles, K.: Anatomie. Steinkopff-Verlag, Heidelberg 2007
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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