Wirbelsäule

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als sprichwörtliches Rückgrat verleiht die Wirbelsäule dem Körper Form und Stabilität. Ihre spezifische Form ermöglicht dem Menschen den aufrechten Gang.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Wirbelsäule?

Die Definition der Wirbelsäule als Achsenskelett des menschlichen Körpers zeigt, dass sie als zentrales Verbindungs- und Stützelement zwischen Schädel, Rippen, Becken und Extremitäten dient.

Es handelt sich um eine Konstruktion aus 24 Wirbeln (Vertebrae) und 23 Knorpelverbindungen (Synchondrosen), die zusätzlich durch einen Band- und Muskelapparat stabilisiert wird.

Anatomie & Aufbau

Schematische anatomische Darstellung der Wirbelsäule und ihrer Gliederung.

Die Wirbelsäule zeigt einen komplexen anatomischen Aufbau. Ein Wirbel besteht aus Wirbelkörper (Corpus vertebrae), Wirbelbogen (Arcus vertebrae) und Wirbelbogenfortsätzen (Processus arcus vertebrae).

Die Wirbelkörper übetragen die Last des Oberkörpers auf das Becken, weshalb ihre Größe von oben nach unten stetig zunimmt. Als Wirbelbogen bezeichnet man eine knöcherne Spange am hinteren Teil des Wirbels, die hufeisenförmig das Wirbelloch umschließt. Die Wirbellöcher aller Wirbel bilden gemeinsam den Wirbelkanal, der das Rückenmark enthält.

An den Wirbelbögen sitzen jeweils sieben Fortsätze. Von außen sicht- und tastbar sind die Dornfortsätze (Processus spinosi), die nach hinten abstehen. Zwei Querfortsätze (Processus transversi) zeigen nach rechts und links. An Dorn- und Querfortsätzen sind Bänder und Muskeln befestigt. Als Verbindungsflächen zwischen den einzelnen Wirbeln dienen zwei obere und zwei untere Gelenkfortsätze (Processus articulares superiores et inferiores).

Man unterteilt die Wirbelsäule in fünf Abschnitte: Sieben Zervikalwirbel bilden die Halswirbelsäule, die Brustwirbelsäule besteht aus zwölf Thorakalwirbeln und die Lendenwirbelsäule aus fünf Lumbalwirbeln. Nach unten schließt sich das Kreuzbein an, dessen fünf Sakralwirbel miteinander verwachsen sind.

Das darunter liegende Steißbein besteht aus vier bis fünf rudimentär ausgebildeten Steißwirbeln. Zwischen den Wirbeln befinden sich die Bandscheiben (Disci intervertebrales), die einen äußeren Ring aus Faserknorpel und einen gallertigen Kern besitzen. Ihr Aufbau macht sie zu physiologischen Stoßdämpfern.

Zum Abfedern der Stöße beim Gehen und damit zum Schutz des Gehirns trägt jedoch vor allem die doppelt s-förmige Krümmung der Wirbelsäule bei. Hals- und Lendenwirbelsäule sind konvex nach vorn gebogen (Lordose), die Brustwirbelsäule dagegen nach hinten (Kyphose).

Funktionen & Aufgaben

Funktion und Aufgaben der Wirbelsäule sind vielfältig und von zentraler Bedeutung. Sie stellt einen Kompromiss zwischen Stabilität und Beweglichkeit dar.

Funktionell lässt sich die Wirbelsäule in sogenannte Bewegungssegmente unterteilen. Darunter versteht man jeweils zwei benachbarte Wirbel mit Zwischenwirbelscheibe, Wirbelbogengelenken und allen verbindenden Band- und Muskelstrukturen.

Es sind Bewegungen um drei Achsen möglich, nämlich die Beugung (Flexion) nach vorn bzw. die Streckung (Extension) nach hinten, die Neigung zur Seite (Lateralflexion) und die Rotation um die senkrechte Achse.

Der Grad der Beweglichkeit variiert in den einzelnen Wirbelsäulenabschnitten. So ist die Halswirbelsäule in allen drei Achsen am beweglichsten. Die Brustwirbelsäule ist trotz der hohen Wirbelanzahl der unbeweglichste Teil, da sie fest in den Thorax eingebunden ist. In der Lendenwirbelsäule ist vor allem die Rotation sehr eingeschränkt.

Krankheiten

Bis zum fünfzigsten Lebensjahr machen über 70 % der Bevölkerung Erfahrungen mit andauernden oder episodenhaften Krankheiten und Beschwerden an der Wirbelsäule, hervorgerufen durch falsche oder übermäßige Belastung sowie degenerative oder entzündliche Prozesse.

Eine häufige Ursache für Rückenschmerzen ist die Skoliose, d. h. eine seitliche Wirbelsäulenverkrümmung. Eine Krümmung von bis zu zehn Grad ist physiologisch, darüber hinaus kann es zu Beschwerden bis hin zu Thoraxdeformitäten mit Beeinträchtigung der Herz- und Lungenfunktion kommen.

Ein weiteres allseits bekanntes Beschwerdebild ist der Bandscheibenvorfall bzw. Diskusprolaps. Hierbei werden Teile der Zwischenwirbelscheibe durch falsche Belastung in den Wirbelkanal gedrückt und engen den dort verlaufenden Spinalnerv schmerzhaft ein. Außerdem kann es zu sensiblen und motorischen Ausfällen kommen. Als Reaktion verkrampft häufig die Rückenmuskulatur der Gegenseite und der Patient erlebt einen „Hexenschuss“ (Lumbago).

Mit zunehmendem Alter tritt vor allem bei Frauen häufig Osteoporose auf. Dabei handelt es sich um einen pathologischen Knochenschwund durch Demineralisierung, der die Belastbarkeit der Wirbelsäule verringert. Dadurch oder auch durch besonders starke Traumata können Wirbelfrakturen auftreten, die im schlimmsten Fall das Rückenmark schädigen und zur Querschnittslähmung führen können. Nicht zuletzt können Verkalkungen, wie z. B. beim rheumatisch-entzündlichen Morbus Bechterew, die Wirbelsäule immobilisieren.


Typische & häufige Erkrankungen

Quellen

  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hochschild, J.: Strukturen und Funktionen begreifen, Funktionelle Anatomie. Band 1: Wirbelsäule und obere Extremität. Thieme, Stuttgart 2019

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