Morbus Köhler I
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter Morbus Köhler I wird eine recht seltene, aseptische Nekrose des Kahnbeins bezeichnet. Morbus Köhler I tritt vorwiegend bei Knaben auf, die zwischen drei und acht Jahre alt sind. Jedoch stellen viele Mediziner erst im späteren Lebensalter die Diagnose; in vielen Fällen hat sich sodann bereits eine Arthrose in der Fußwurzel gebildet.
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Was ist Morbus Köhler I?
Vorweg gibt es Morbus Köhler I sowie Morbus Köhler II; während Morbus Köhler I eine Nekrose des Kahnbeins, einem Fußwurzelknochen, darstellt, stirbt im Rahmen des Morbus Köhler II der Mittelfußknochen (zweiter, dritter oder auch vierten Strahl) ab.
Charakteristisch für Morbus Köhler I ist das spontane Absterben beziehungsweise die spontane Bildung der Nekrose. Das bedeutet, dass im Vorfeld weder eine Infektion, noch eine andere Einwirkung von außen verantwortlich ist, dass die Nekrose entsteht.
Bislang ist unklar, wodurch es zu dem Absterben kommt. Bemerkbar macht sich die Erkrankung durch Schmerzen im Fuß, ohne dass äußerlich etwas zu erkennen ist.
Der Arzt kann mittels Röntgenaufnahmen eine Diagnose stellen.
Ursachen
Aus diesem Grund liegt die Vermutung der Mediziner nahe, dass mitunter die Verknöcherung des Skeletts Probleme aufweist und mit dem Wachstum nicht mitkommen kann. Aus diesem Grund entsteht in der betroffenen Region eine Knocheninstabilität.
Eine weitere Theorie stützt sich auf ähnliche Krankheiten, die mitunter durch eine Durchblutungsstörung gekennzeichnet sind. Jedoch spricht gegen jene Vermutung die Tatsache, dass Minderdurchblutungen erst im fortgeschrittenen Alter beziehungsweise Erwachsenenalter auftreten, sodass im Rahmen von Morbus Köhler I jener Faktor nicht gegeben ist.
Des Weiteren vertreten Ärzte die Ansicht, dass auch eine Überlastung des Knochens den ausschlaggebenden Grund für Morbus Köhler I darstellen kann. Aus welchem Grund aber ausschließlich Kinder und vorzugsweise Knaben erkranken, konnte - im Rahmen jener Theorie - nicht beantwortet werden.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein erstes Anzeichen ist Schmerz. Der Betroffene klagt im Rahmen der Belastung (etwa beim Gehen oder Laufen) über plötzlich auftretende Schmerzen. Äußere Verletzungen oder Veränderungen des Fußes können aber nicht erkannt werden.
Des Weiteren klagen Patienten über Schmerzen, wenn auf das Kahnbein ein Druck ausgeübt wird. Wird der Fuß nicht geschont, kann in der Region des Kahnbeins eine Schwellung auftreten, die ebenfalls darauf schließen lässt, dass es sich mitunter um Morbus Köhler I handeln könnte.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Liegt der Verdacht vor, dass es sich um Morbus Köhler I handelt, muss - neben der sogenannten Verdachtsdiagnose - eine Diagnosesicherung erfolgen. Die Sicherung der Diagnose erfolgt mittels Röntgenaufnahme. Dabei wird der betroffene Fuß von der Seite und von oben durchleuchtet. Liegt tatsächlich Morbus Köhler I vor, kann der Mediziner eine Verschmälerung und gleichzeitig eine Verdichtung des Kahnbeins erkennen.
Mitunter kann es auch bereits verschoben sein, was einen weiteren Hinweis darauf gibt, dass mit großer Wahrscheinlichkeit Morbus Köhler I vorliegt. Andere Untersuchungen sind nicht notwendig. Der Mediziner muss im Rahmen der Diagnosesicherung jedoch darauf achten, dass er definitiv Morbus Köhler II ausschließen kann.
Morbus Köhler I weist eine relativ gute Prognose auf. Der Heilungsprozess ist zwar langwierig und dauert mehrere Jahre, ist jedoch vielversprechend. Vorwiegend entscheidet sich der Mediziner für eine konservative Therapie; Operationen sind nur in den seltensten Fällen notwendig. Schäden, die auf Grund von Morbus Köhler I entstanden sind, heilen im Regelfall - ohne Spätfolgen - ab.
Komplikationen
Dabei können Ruheschmerzen in der Nacht zu Schlafbeschwerden und eventuell zu Depressionen führen. Ebenso können keine Verletzungen oder andere Besonderheiten von Außen entdeckt werden. Nicht selten führt der Morbus Köhler I auch zu starken Schwellungen an den Betroffenen Regionen. Diese können dann auftreten, wenn die Beine auch bei Schmerzen weiterhin noch belastet werden.
In der Regel wird die Lebensqualität des Betroffenen durch diese Krankheit deutlich eingeschränkt. Auch der Alltag des Patienten ist Einschränkungen unterbunden, sodass körperlich anstrengende Tätigkeiten oder Sportarten nicht mehr durchgeführt werden können. Vor allem bei Kindern kann der Morbus Köhler I daher zu Einschränkungen in der Entwicklung führen.
Die Behandlung der Krankheit führt nicht zu weiteren Komplikationen. Vor allem Maßnahmen der Physiotherapie sind dabei notwendig, um die Beschwerden zu lindern. Ein vollständig positiver Krankheitsverlauf kann allerdings nicht in jedem Fall garantiert werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Die Risikogruppe des Morbus Köhler I besteht aus Jungen zwischen dem dritten und achten Lebensjahr. Obgleich häufig meist erst einige Jahre nach den ersten Anzeichen einer gesundheitlichen Unregelmäßigkeit die korrekte Diagnosestellung erfolgt, sollte bereits bei den anfänglichen Beschwerden ein Arztbesuch erfolgen. Klagen die Kinder über Schmerzen der Knochen oder bei der Fortbewegung, sollte ein Arzt zur Abklärung der Symptome konsultiert werden. Es besteht eine Verwechslungsgefahr mit dem natürlichen Wachstumsschmerz. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, eine sorgfältige Untersuchung einleiten zu lassen, sobald im unmittelbaren Vergleich zu gleichaltrigen Kindern eine Unstimmigkeit vermutet wird.
Zeigt sich das Kind besonders weinerlich oder vermeintlich wehleidig, ist ein Kontrollbesuch bei einem Arzt notwendig. Kommt es zu Besonderheiten bei den Bewegungsabläufen oder der allgemeinen Motorik, wird ein Arzt benötigt. Ein vermindertes körperliches Leistungsniveau, eine vorzeitige Erschöpfung oder eine geringe Belastbarkeit des Kindes sind untersuchen und abklären zu lassen. Wird eine Instabilität der Knochen wahrgenommen, kommt es zu Humpeln oder stellen sich Anzeichen einer Durchblutungsstörung ein, ist ein Arztbesuch erforderlich. Eine besonders blasse Haut in der betroffenen Region oder kalte Füße können auf eine gesundheitliche Beeinträchtigung hindeuten. Halten sie unvermindert über einen längeren Zeitraum an, empfiehlt sich die Konsultation eines Arztes.
Behandlung & Therapie
Diagnostiziert der Mediziner Morbus Köhler I, stehen ihm verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Vorwiegend entscheidet sich der Mediziner für eine konservative Behandlung. Das Bein sollte daher oft geschont werden; Einlagen können für eine Entlastung sorgen. Mitunter kann das Bein auch - mittels Gipsversand - ruhiggestellt werden. Wichtig sind vor allem physiotherapeutische Behandlungen.
Dies deshalb, da somit etwaige Verspannungen, Muskelverhärtungen oder sonstige Versteifungen verhindert werden können. Massagen oder gezielte Therapien, die sich mit der Entspannung und Bewegung des Fußes befassen, helfen dabei, dass der Krankheitsverlauf positiv gestaltet werden kann und am Ende des Heilungsprozesses keine Spätfolgen zu erwarten sind.
Mit der hyperbaren Sauerstofftherapie kann der Mediziner den Umgebungsdruck für den Patienten - unter Verwendung der Überdruckkammer - regulieren und 100 Prozent Sauerstoff zuführen. Aufzeichnungen haben ergeben, dass vor allem Patienten, bei denen Morbus Köhler I noch im Anfangsstadium diagnostiziert wurde, von der Behandlung profitieren konnten.
Die hyperbare Sauerstofftherapie wird auch gerne im Rahmen der physiotherapeutischen Behandlung angewandt und zählt zu den konservativen Behandlungsmethoden. Operationen sind selten notwendig, jedoch erforderlich, wenn konservative Behandlungen nicht den gewünschten Erfolg mit sich bringen oder Morbus Köhler I erst im späteren Stadium diagnostiziert werden konnte.
Dabei versucht der Mediziner das Gelenk zu versteifen; jene Variante wird dann spruchreif, wenn bereits eine fortgeschrittene Arthrose entstanden ist, die dem Patienten enorme Schmerzen bereitet. Es gibt aber auch operative Maßnahmen, die zu Beginn von Morbus Köhler I gesetzt werden können.
Dabei entscheidet sich der Mediziner für die Anwendung der sogenannten Pridie-Bohrung. Das bedeutet, dass der Arzt den betroffenen Knochen anbohrt und somit eine Revaskularisation einleitet. Diese Methode wird selten und wenn, dann nur im frühen Stadium von Morbus Köhler I, durchgeführt.
Aussicht & Prognose
Morbus Köhler I lässt sich meist erfolgversprechend therapieren. Es stehen wissenschaftlich fundierte Behandlungen zur Verfügung, die eine vollständige Behebung der Beschwerden erlauben. Allerdings kann sich der Heilungsprozess lange hinziehen. Das Behandlungsspektrum reicht von Monaten bis zu Jahren. Als anerkannt gilt, dass eine frühzeitige Behandlungsaufnahme die besten Ergebnisse liefert. Wer hingegen auf eine Behandlung verzichtet oder typischen Symptomen keine Bedeutung beimisst, riskiert eine Arthrose im Erwachsenenalter. Daraus resultieren Instabilitäten und Bewegungseinschränkungen, die den Alltag stark belasten.
Die Erkrankung wird meist bei männlichen Kindern diagnostiziert. Der Körper ist in diesem Alter noch im Wachstum begriffen. Eine Entlastung des Mittelfußes und weitere konservative Verfahren reichen in der Regel schon aus, um eine vollständige Heilung zu erreichen. Der Körper besitzt in dieser Zeit eine ungeheure Selbstheilungskraft, wodurch eine Operation nicht erforderlich wird.
Somit ergibt sich eine günstige Prognose für Morbus Köhler I. Bleiben Beschwerden in seltenen Fällen bestehen, lassen sich diese durch Hilfsmittel nahezu eliminieren. Betroffene müssen keine wesentlichen Einschränkungen in ihrer Lebensqualität erleiden. Eine Verkürzung der Lebensdauer ist durch Morbus Köhler I nicht gegeben.
Vorbeugung
Vorbeugende Maßnahmen sind, da bislang keine Ursachen gefunden wurden, warum Morbus Köhler I entsteht, nicht bekannt.
Nachsorge
In vielen Fällen sind die Maßnahmen und die Möglichkeiten der direkten Nachsorge bei Morbus Köhler I deutlich eingeschränkt. Mitunter steht sie Betroffenen aufgrund der Ausgeprägtheit der Krankheit gar nicht erst zur Verfügung. Aus diesem Grund sollten Patienten idealerweise schon sehr früh einen Arzt aufsuchen und auch eine Behandlung einleiten, damit keine weiteren Beschwerden und Komplikationen mehr eintreten können.
Es kann dabei auch nicht zu einer Selbstheilung kommen, sodass eine Behandlung durch einen Arzt immer notwendig ist. Aufgrund des genetischen Ursprunges von Morbus Köhler I sollten Betroffene bei einem Kinderwunsch eine genetische Untersuchung und Beratung durchführen lassen, um das erneute Auftreten der Erkrankung bei den Nachfahren zu verhindern. In den meisten Fällen sind die Patienten bei der Erkrankung auf die Maßnahmen einer Physiotherapie und einer Krankengymnastik angewiesen, um die Beschwerden zu lindern.
Dabei können viele der Übungen aus solchen Therapien im eigenen Zuhause wiederholt werden, wodurch die Behandlung beschleunigt wird. Ebenfalls ist nicht selten die Unterstützung der eigenen Familie im Alltag des Betroffenen sehr wichtig. Dabei können auch Depressionen und andere psychische Verstimmungen verhindert werden. Die Krankheit Morbus Köhler I verringert dabei meistens nicht die Lebenserwartung des Patienten.
Das können Sie selbst tun
Bei der Erkrankung hat der Betroffene wenig Spielraum und Handlungsmöglichkeiten für die Selbsthilfe. Im Alltag sollten die körperlichen Grenzen wahrgenommen und eingehalten werden. Vor allem in der Zeit des Wachstumsschubs kann eine plötzliche Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit eintreten, die zu berücksichtigen ist. Bei Schmerzen und einem Unwohlsein sollte der Organismus geschont werden. Ausreichende Ruhephasen sind einzuhalten, damit eine Regeneration der Kräfte erfolgen kann.
Das Schuhwerk ist der Größe des Fußes anzupassen. Es sollte weder zu klein noch zu groß sein. Das Tragen von hohen Absätzen ist während der gesamten Wachstums- und Entwicklungszeit des Kindes zu unterlassen, da sich dadurch Beschwerden verstärken können. Festes Schuhwerk, dessen Größe in regelmäßigen Abständen kontrolliert und angepasst wird, ist wichtig und notwendig. Das Körpergewicht des Betroffenen sollte sich im Normalbereich es BMI befinden. Übergewicht ist zu vermeiden, da dies einen negativen Einfluss auf die Entwicklung des Knochenbaus und die Gelenke hat. Es kann zu Haltungsschäden oder Beschwerden kommen, die eine Beeinträchtigung des Wohlbefindens auslösen.
Kommt es zu Ruheschmerzen oder einem anhaltenden Schmerzerleben sollte ein Arztbesuch erfolgen, da eine medizinische Versorgung benötigt wird. Leistungssport oder die Ausübung von Extremsportarten sind zu unterlassen. Sie stellen eine zusätzliche Belastung dar, die sich negativ auf den Krankheitsverlauf auswirkt.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015