Netzhautablösung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Netzhautablösung ist eine akute Augenerkrankung. Bei Verdacht sollte umgehend ein Augenarzt aufgesucht werden, um eine mögliche Erblindung zu verhindern.
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Was ist eine Netzhautablösung?
Die Netzhautablösung innerhalb des menschliche Auges ist eine Erkrankung, die relativ selten in Erscheinung tritt. Doch eine einmal eingetretene Netzhautablösung stellt einen absoluten augenärztlichen Notfall dar, da oft ein Fortschreiten in Richtung des Sehzentrums zu beobachten ist. Sofortige umfangreiche operative Maßnahmen sind dann erforderlich, um die Sehkraft des Patienten zu erhalten.
Es gibt verschiedene Ursachen für eine Netzhautablösung, die aber insgesamt meist gut behandelbar sind. Der überwiegende Teil der betroffenen Patienten ist meist zwischen 40-70 Jahre alt. Es handelt sich hier also um eine typische Alterserkrankung.
Die Netzhaut liegt im hinteren Abschnitt des Auges auf einem Gewebeabschnitt aus Pigmenten auf und enthält Sinneszellen, die sogenannten Stäbchen und Zapfen. Diese Stäbchen und Zapfen sind mit den Zellen des Pigmentgewebes auf spezielle Art verzahnt, diese Verzahnung dient dazu, Saugkräfte innerhalb des Auges aufrechterhalten. Die Netzhaut ist für die Weiterleitung der aufgenommenen optischen Sinnesreize an das Gehirn zuständig. Löst sie sich von dem Pigmentgewebe, auf dem sie liegt, dann spricht man von einer Netzhautablösung.
Ursachen
Im Alter können Risse in der Netzhaut entstehen, da sich der Glaskörper des Auges im Laufe der Zeit verändert. Möglicherweise entstehen auch Verwachsungen an den Rissen, so dass der Glaskörper die Netzhaut mit sich zieht, wenn er beginnt einzuschrumpfen. Diese Zugwirkung kann so stark sein, dass eine Netzhausablösung eintritt. Einige Vorerkrankungen, die auch das Auge in Mitleidenschaft ziehen, können ebenfalls die Ursache für eine Netzhautablösung sein.
Zu diesen Erkrankungen gehören beispielsweise Diabetes, Morbus Coats, Borreliose und Tuberkulose. Bei diesen Erkrankungen wird der Flüssigkeitsaustausch im Auge gestört. Dies führt zu Einlagerungen, die einen Keil zwischen die Netzhaut und die darunterliegende Gewebsschicht treiben. In der Folge kommt es dann zu einer Netzhautablösung. Auch ein Tumor des Auges kann Ursache für eine Netzhautablösung sein, da er die Netzhaut verdrängen kann.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Typische Merkmale einer Netzhautablösung äußern sich durch Veränderungen in der visuellen Wahrnehmung. Auftretende Lichtblitze im Sehfeld sind primär in Dunkelheit zu erkennen. Bewegen Betroffene ihre Augen, überträgt sich die Zugkraft auf die strapazierte Netzhaut und löst diese Photopsien aus.
In schwereren Fällen leiden Patienten an sogenanntem Rußregen, der teilweise auch Ähnlichkeiten mit fliegenden Mückenschwärmen aufweist. Einrisse oder gar Blutungen führen zu einer Eigendynamik bei deren Bewegungsmuster. Sie verharren nicht an identischer Position wie etwa bei Zellverklumpungen im Glaskörper. Nimmt das Sehvermögen in bestimmten Zonen komplett ab, sprechen Mediziner von einem Gesichtsfeldausfall (Skotom).
Dieses Phänomen breitet sich oft langsam aus. Betroffene beschreiben einen langsam wachsenden Schatten, der das Sichtfeld zunehmend abdeckt. Der Verlauf der Ausbreitung ist meist entgegengesetzt zur Position der Ablösung. Ein herabfallender, dunkler Vorhang deutet auf Probleme der unteren Netzhaut hin. Derartige Ausprägungen gelten als Notfall und benötigen eine sofortige Behandlung durch einen Augenarzt.
Alle beschriebenen Symptome sind nicht zwangsläufig isoliert anzutreffen. Eine Kombination untereinander liegt im Bereich des Möglichen. Einige Beschwerdebilder treten zudem nur kurzzeitig in Erscheinung. Besonders nur spontan auftretende Lichtblitze ohne weitere Folgen sind charakteristisch für eine Ablösung am äußeren Rand der Retina.
So bleiben kleinere Schädigungen häufig unbemerkt. Ist der schärfste Punkt des Sehens (Makula) betroffen, leiden Patienten unter ausgesprochen starken Beeinträchtigungen des Sehvermögens durch Verzerrungen und Unschärfen. Die Lage des Amotio retinae bleibt daher entscheidend für die gesamte Ausprägung der Symptomatik.
Diagnose & Verlauf
Beim Patienten selbst macht sich eine Netzhautablösung zuerst durch Irritationen des Sehfeldes bemerkbar. Die Betroffenen sehen plötzlich kleine Lichtblitze, Punkte, Nebelschwaden oder Linien. Auch in Form einer Art „Rußregens“ können sich die Anzeichen einer Netzhautablösung bemerkbar machen.
Auch das Wahrnehmen von Schatten oder eines dunklen Vorhanges ist möglich. Beim Auftreten derartiger Sehstörungen sollte umgehend und ohne zu Zögern ein Augenarzt aufgesucht werden, es könnte sich um eine Netzhautablösung handeln! Der Arzt wird mit speziellen Untersuchungsmethoden feststellen, ob eine Netzhautablösung vorliegt und weitere Maßnahmen zur Behandlung einleiten.
Komplikationen
In seltenen Fällen können für die Behandlung der Netzhautablösung eingesetzte Materialien wie Schaumstoffplomben oder Bänder, die um den Augapfel befestigt werden, Unverträglichkeit und Abwehrreaktionen seitens des Körpers auslösen. In einem solchen Fall müssen die Materialien wieder entfernt werden. Bei einer Pars-Plana-Vitrektomie wird der Glasköper des Auges durch Gas oder Silikonöl ersetzt.
Letzteres kann beim Patienten zu Grauem Star führen und muss in jedem Fall nach einem Jahr wieder aus dem Auge entfernt werden. Grundsätzlich besteht bei allen Eingriffen an der Netzhaut das Risiko eines sekundären Glaukoms, bei dem der Augendruck ansteigt. Auch bei einer erfolgreichen Behandlung einer Netzhautablösung bleibt die Sehqualität des Patienten im betroffenen Auge beeinträchtigt.
Sind eine Entzündung oder eine Tumorerkrankung Ursache für die Netzhautablösung, hängt die erfolgreiche Behandlung wesentlich auch vom Abklingen der Entzündung beziehungsweise der Entfernung tumorösen Gewebes ab. Eine Netzhautablösung sollte in jedem Fall behandelt werden, da sie ansonsten zur Erblindung des Auges führt.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine plötzliche Abnahme des Sehvermögens ist unverzüglich einem Arzt vorzustellen. Nimmt die Sehfähigkeit innerhalb weniger Minuten oder Stunden deutlich ab, besteht ein akuter gesundheitlicher Zustand, der umgehend einem Arzt vorgestellt werden muss. Ohne eine rasche ärztliche Konsultation droht die weitere Abnahme der Sehkraft. In schweren Fällen und ohne eine Behandlung kommt es zur Erblindung des Betroffenen.
Ein verschwommenes Sehen, Wahrnehmungsstörungen oder eine Unfähigkeit bestimmte Gegenstände erkennen zu können, muss umgehend untersucht und behandelt werden. Können die üblichen Umrisse von Personen oder Gebäuden aus dem unmittelbaren Umfeld nicht mehr klar definiert werden, liegt eine Erkrankung des Auges vor, bei der schneller Handlungsbedarf gefragt ist. Kann der Betroffene Bewegungsmuster von Menschen oder vorbeifahrenden Autos nicht mehr eindeutig erkennen oder zuordnen, besteht Anlass zu Besorgnis. Hat der Betroffene das Gefühl, dass sich ein Schwarm von Mücken vor seinem Sichtfeld befindet oder berichtet er von anderen Besonderheiten der visuellen Wahrnehmung, ist ein Arzt aufzusuchen.
Verzerrungen oder Farbänderungen beim Sehen sind weitere Anzeichen einer bestehenden Unregelmäßigkeit. Berichtet der Betroffene von einem schwarzen Vorhang, den er vor seinem Sichtfeld wahrnimmt, muss ein Arzt konsultiert werden. Der Vorhang scheint sich aus Sicht des Patienten langsam zu lösen und das verschlechtert das Sehen kontinuierlich.
Behandlung & Therapie
Sollte sich der Verdacht erhärten, dass eine Netzhautablösung eingetreten ist, dann ist eine operative Behandlung des betroffenen Auges meist nicht zu umgehen. Für welche Art der Behandlung sich der Augenarzt letztendlich entscheidet, hängt von den genauen Ursachen und dem Umfang der jeweiligen Netzhautablösung ab.
Wenn nur kleine Risse an der Netzhaut vorliegen, dann können diese mit Hilfe von Lasersonden wieder repariert werden. Auch Kältesonden kommen mitunter zum Einsatz. Hat sich der Glaskörper nach innen zurückgezogen und auf dieses Weise die Netzhaut mit sich gezogen, dann muss er künstlich ausgedellt werden. Dies wird durch den Einsatz von Silikonplomben vollzogen.
Ist der Glaskörper schon zu stark deformiert, dann muss er eventuell entfernt und durch andere geeignete Materialien, wie zum Beispiel ein spezielles Silikonöl ersetzt werden.
Die allermeisten Fälle der Netzhautablösung sind operativ heilbar, wenn auch bei einigen wenigen Patienten eine dauerhafte Verschlechterung des Sehvermögens nach einer Netzhautablösung eintreten kann.
Aussicht & Prognose
Ohne Behandlung kommt es zu einer zunehmenden Verschlechterung der Netzhautablösung mit der Folge einer Erblindung. Je schneller Diagnose und Behandlung einsetzen, desto besser ist normalerweise die Prognose. Als ganz wesentlich für die Prognose erweist sich neben der spezifischen Ursache für die Netzhautablösung auch das betroffene Areal der Netzhaut. Annähernd fünfzig Prozent aller Netzhautablösungen lassen sich durch vorbeugende Maßnahmen vermeiden.
Die rißbedingte (rhegmatogene) Netzhautablösung hat die beste Prognose - nahezu alle rhegmatogenen Netzhautablösungen können via Operation behoben werden. Dauert eine Netzhautablösung länger an, kann dies eine sogenannte proliferative Vitreoretinopathie befördern. Dabei handelt es sich um eine reaktive Gewebe-Vermehrung um den Glaskörper herum. Die Folge sind schwerste Störungen des Sehens - Erblindung nicht ausgeschlossen.
Eine weitere Komplikation kann sich im Befall des zweiten Auges äußern. Liegt bei einem Auge zum Beispiel eine rissbedingte (rhegmatogene) Netzhautablösung vor, so ist von einem zwanzigprozentigen Risiko auszugehen, dass sich im Laufe der Zeit auch auf dem anderen Auge eine Netzhautablösung einstellt. Deshalb sollten sich Risikopatienten ab dem vierzigsten Lebensjahr etwa einmal pro Jahr einer Netzhautkontrolle unterziehen.
Bei Netzhautlöchern an gesunden Augen erscheint es ratsam, diese prophylaktisch via Laser- oder auch Kälteanwendung zu behandeln. In jedem Fall sollte bei plötzlicher Verschlechterung wie auch bei einem (Wieder)Auftreten von Symptomen einer Netzhautablösung sofort ein Augenarzt aufgesucht werden.
Vorbeugung
Eine wichtige Voraussetzung für einen Behandlungserfolg bei einer einmal eingetretenen Netzhautablösung, ist die rechtzeitige Hinzuziehung eines Augenarztes. Aus diesem Grund sollte jedes noch so kleine Alarmsignal sehr ernst genommen werde. Treten plötzliche Sehstörungen oder Sehverschlechterungen auf, dann gibt es keinen Grund, lange zu überlegen.
Schnell sollte man den Arzt aufsuchen, denn es könnte sich um eine Netzhautablösung handeln. Menschen über 40 und Diabetikern sei geraten, sich einmal im Jahr dem Augenarzt vorzustellen, der mögliche Veränderungen an der Netzhaut erkennen und eine Behandlung einleiten kann, bevor es zu einer Netzhautablösung kommt.
Insgesamt läßt sich feststellen, dass die Netzhautablösung heutzutage ihren Schrecken verloren hat. Bei einer achtsamen Einhaltung oben genannter Ratschläge zur Verhaltensweise beim Verdacht auf eine Netzhautablösung, kann in den allermeisten Fällen eine Beeinträchtigung der Sehkraft als Folge einer Netzhautablösung durch die Behandlung in einer augenärztlichen Praxis verhindert werden.
Nachsorge
Nach einer operativen Behandlung der Netzhautablösung finden in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt statt. Die erste Untersuchung erfolgt bereits einige Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Die Kontrolltermine erstrecken sich über mehrere Monate.
Je nachdem, welches Operationsverfahren angewendet wird, können nach dem Eingriff postoperative Schmerzen auftreten. Sie lassen sich jedoch im Normalfall durch die Gabe von Schmerzmitteln gut behandeln. Darüber hinaus erhält der Patient im Nachhinein eine Augensalbe oder Augentropfen. Wie lange sie verabreicht werden müssen, richtet sich nach dem jeweiligen Befund.
Spezielle Rehabilitationsmaßnahmen muss der Patient nicht durchführen. Allerdings sollte er vom Heben schwerer Lasten absehen sowie auf sportliche oder ähnliche körperliche Aktivitäten verzichten. Gleiches gilt für das schnelle hin- und herbewegen der Augen, wie zum Beispiel beim Lesen. Dagegen ist Fernsehen problemlos möglich, ebenso wie Spazieren gehen, Haare waschen und Duschen. Jegliche Unruhe oder das Reiben der Augen ist aber zu vermeiden. In der ersten Woche trägt der Patient bei Tage einen Verband oder eine Schutzbrille.
Vorsicht ist besonders in den ersten sechs Wochen nach der Operation geboten, weil in diesem Zeitraum das Risiko von Komplikationen am höchsten ausfällt. Zeigen sich Symptome wie eine Verschlechterung der Sehkraft, Eindunkelung oder Blitze, muss sofort eine Behandlung durch einen Augenarzt oder eine Augenklinik erfolgen.
Das können Sie selbst tun
Eine Netzhautablösung ist immer ein medizinischer Notfall, der eine sofortige fachärztliche Untersuchung und Behandlung notwendig macht. Es gibt im Bereich der Selbsthilfe im Alltag keine Möglichkeit eine Netzhautablösung selbst zu therapieren. Gerade weil es bei einer Netzhautablösung auch auf eine möglichst rasche Behandlung ankommt, ist jede Überlegung, abzuwarten oder Medikamente wie Schmerzmittel einzunehmen, nicht anzuraten.
Die Therapie der Netzhautablösung besteht in einer möglichst schnellen Operation, um die Ablösung zu reparieren. Es gibt keine andere Möglichkeit, den Verlust der Sehkraft zu verhindern. Insofern beschränkt sich die Möglichkeit der Selbsthilfe eher darauf, mögliche Symptome einer Netzhautablösung zu erkennen und dann rasch zu handeln.
Eine Netzhautablösung kann zwar grundsätzlich jeden treffen und muss sich auch nicht zwangsläufig vorher ankündigen. Dennoch sollten gerade Personen, die aufgrund individueller Risikofaktoren zu einem gefährdeten Personenkreis gehören, wissen, welche Symptome auf eine Ablösung der Netzhaut hindeuten können.
Nach einer erfolgreichen Operation müssen Patienten im Alltag danach alle Nachsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrnehmen und Medikamente wie beispielsweise gegen den Augeninnendruck planmäßig einnehmen. Eine konsequente Mitarbeit aus Patientensicht ist im Bereich der Selbsthilfe die beste Vorbeugung gegen eine erneute Ablösung der Netzhaut.
Quellen
- Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
- Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014