Normaldruckglaukom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Glaukom ist eine Erkrankung des Auges, die umgangssprachlich auch als "Grüner Star" bekannt ist. In den meisten diagnostizierten Fällen handelt es sich um sogenannte Hochdruckglaukome, die mit einem erhöhten Augeninnendruck einhergehen. Es kann aber auch ein Normaldruckglaukom (auch Niederdruckglaukom genannt) vorliegen, bei dem der Augendruck nicht erhöht ist. Das Normaldruckglaukom unterscheidet sich in einigen Punkten deutlich vom häufiger beobachteten Hochdruckglaukom, weshalb es besonderer Aufmerksamkeit bedarf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Normaldruckglaukom?

Das Normaldruckglaukom macht zunächst keine Beschwerden, da beide Formen des Glaukoms keine Schmerzen verursachen.
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Das Normaldruckglaukom oder Niederdruckglaukom ist eine chronisch auftretende Erkrankung des Auges. Unerkannt kann es zu schweren, irreversiblen Schäden des Auges mit dauerhaften Folgen wie Sehnervschädigung, Sichtfeldeinschränkung und Erblindung führen. Die Erkrankung kann in jedem Lebensalter auftreten.

In manchen Fällen ist das Glaukom auch angeboren, hier liegt zum Beispiel ein fehlentwickelter Kammerwinkel vor. Auch wenn das Hochdruckglaukom deutlich häufiger diagnostiziert wird, nämlich in 70 bis 90 Prozent der Fälle, gehen Experten inzwischen davon aus, dass fast jedes zweite Glaukom in Europa ein Normaldruckglaukom ist.

Viele Patienten wissen demnach nicht, dass sie an dieser Erkrankung leiden. Häufig wird sie aus diesem Grund erst dann erkannt, wenn bereits schwerwiegende Folgen eingetreten sind.

Ursachen

Im Gegensatz zum deutlich häufiger festgestellten Hochdruckglaukom, das sich durch erhöhten Augeninnendruck auszeichnet und auf diesem Wege den Sehnerv schädigen kann, hat das Normaldruckglaukom andere, weniger offensichtliche Ursachen. Meist sind diese vaskulärer (gefäßbedingter) Natur. Verschiedene Formen eines schwankenden, tendenziell niederen Blutdrucks (Hypotonie) können das Normaldruckglaukom auslösen.

Auch das Flammer-Syndrom kann eine Ursache sein, eine Fehlregulierung der Blutversorgung. So können neben vielen weiteren Organen vor allem die empfindlich kleinen Gefäße des Auges betroffen sein. Durch die Blutdruckschwankungen kommt es zu einer mangelnden Nährstoffversorgung des Auges. Vor allem Schlafapnoe-Patienten, die nachts unter ständigen Atemaussetzern leiden, sind Risikopatienten für die Entwicklung eines Normaldruckglaukoms.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Normaldruckglaukom macht zunächst keine Beschwerden, da beide Formen des Glaukoms keine Schmerzen verursachen. Auch bei Vorsorgeuntersuchungen, die in der Messung des Augendrucks bestehen, welche häufig mit einem sogenannten Tonometer durchgeführt werden, werden sie zunächst nicht erkannt.

Alle Glaukomformen können den Sehnerv schädigen und schleichend zu Sichtfeldeinschränkungen bis hin zum vollständigen Sehverlust führen. Ein Symptom ist daher die Sehverschlechterung, die durch ihren langsam fortschreitenden Verlauf vom Patienten selbst allerdings meist gar nicht oder erst sehr spät erkannt wird.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Tonometrie, bei der der Augendruck des Patienten mit Hilfe eines kleinen Luftstoßes gemessen wird, der ins Auge abgegeben wird, eignet sich nur zur Erkennung des Hochdruckglaukoms und ist daher zur Diagnosestellung des Normaldruckglaukoms nicht angezeigt. Der Augenarzt hat zusätzlich die Möglichkeit mit Hilfe der Opthalmoskopie den Augenhintergrund zu untersuchen.

Hierbei kann er typische Glaukomschäden erkennen, auch wenn der Augendruck in der Tonometrie unauffällig war. Typische Schäden sind zum Beispiel Eindellungen und Papillenrandblutungen. Weiter kann die Perimetrie, die sogenannte Gesichtsfelduntersuchung, wichtige Hinweise zur Diagnosestellung liefern. Hierbei kann erkannt werden, ob typische Ausfälle im Randbereich des Gesichtsfeldes vorliegen.

Die Messung des Sehnervs durch den sogenannten Heidelberger Tomographen (Scanning-Laser-Tomographie) ist ebenfalls möglich. Bei spät erkannten Glaukomen kann sich dies durchaus als sinnvoll erweisen. Weitere Diagnoseverfahren sind die OCT (Optische Kohärenztomografie), die GDx (Scanning-Laser-Polarimetrie) sowie die RTA (Netzhautdickenmessung).

All diese bildgebenden Verfahren liegen im Bereich der individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) und müssen bis auf wenige Ausnahmen vom gesetzlich versicherten Patienten selbst gezahlt werden. Da das Niederdruckglaukom von einem schwankenden Blutdruck ausgelöst werden kann, wird vom Arzt häufig eine 24-Stunden-Blutdruckuntersuchung angeordnet. Hierfür tauschen sich der behandelnde Augenarzt und der Hausarzt des Patienten mittels Überweisung aus.

Komplikationen

Obwohl ein Betroffener sich nicht krank fühlt, ist die regelmäßige Einnahme der vom Arzt verschriebenen Tropfen wichtig, um den Augeninnendruck zu stabilisieren. Beim Auftreten von Nebenwirkungen, hier führt das Deutsche Ärzteblatt vor allem Geschmacksveränderungen, Blutdrucksenkung und Benommenheit auf, sollte der Patient das Medikament nicht einfach absetzen, sondern immer zuerst seinen Arzt konsultieren.

Es gibt viele verschiedene Medikamente, die den Augeninnendruck senken können, so dass oft ein Wechsel des Präparates helfen kann. Eine Art „natürliche Therapie“ gegen das Normaldruckglaukom sind die sogenannten „Radikalfänger“, die in vielen Gemüsesorten enthalten sind. Besonders hoch ist außerdem ihr Anteil in grünem Tee, dunkler Schokolade und Rotwein.

Zu den Nahrungsergänzungsmitteln, die bei Auftreten eines Glaukoms oft verschrieben werden, gehören Kalziumkanalblocker und Magnesiumgranulat. Ein ernährungsbewusster Patient kann darauf verzichten, indem er salzhaltige Kost und Lebensmittel, die viel tierisches Protein und Phosphat enthalten, vermeidet. Über einen hohen Magnesiumgehalt verfügen Sonnenblumenkerne, Mandeln und Walnüsse.

Wissenschaftler gehen soweit beim Normaldruckglaukom die Aussage „sick eye in a sick body“, also „krankes Auge in einem kranken Körper“ zu verwenden. Dies bedeutet aber auch dass ein Betroffner selber viel zur Stabilisierung seines Augeninnendruckes und der angrenzenden Gefäße beitragen kann.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer schleichenden Veränderung des Sehvermögens wird ein Arztbesuch empfohlen. Grundsätzlich sollte in regelmäßigen Abständen eine Messung der Sehkraft vorgenommen werden. Auf diesem Weg können Auffälligkeiten schnellstmöglich bemerkt werden. Da das Normaldruckglaukom im Anfangsstadium nur selten bemerkt wird, ist die Teilnahme an den angebotenen Vorsorgeuntersuchungen anzuraten.

Kommt es im Alltag zu Beschwerden und Unregelmäßigkeiten des Sehvermögens, sind diese untersuchen zu lassen. Kurzsichtigkeit, Schmerzen im Auge oder ein Druckgefühl im Kopfinnern sind Anzeichen einer vorhandenen Erkrankung und müssen von einem Arzt abgeklärt werden. Werden Personen oder Gegenstände unscharf wahrgenommen oder können Umrisse nicht mehr in der gewohnten Qualität gesehen werden, ist ein Arztbesuch notwendig.

Stellt der Betroffene fest, dass sein Sehvermögen im unmittelbaren Vergleich zu der Sehkraft seiner Mitmenschen vermindert ist, sollte er einen Arzt konsultieren. Ereignen sich leichte Unfälle im alltäglichen Geschehen, kann dies mit einem reduzierten Sehen im Zusammenhang stehen. Es besteht Anlass zur Besorgnis, da es im weiteren Krankheitsverlauf im Normalfall zu einer Zunahme der Beschwerden kommt. Kopfschmerzen, Schlafstörungen, eine innere Unruhe oder Verhaltensauffälligkeiten weisen auf Unstimmigkeiten des Organismus hin. Die Symptome sollten mit einem Arzt besprochen werden, damit eine Ursachenforschung eingeleitet werden kann.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung des Normaldruckglaukoms besteht vor allem in der Suche nach der eigentlichen Ursache und deren Therapie. Dies setzt eine enge Zusammenarbeit von Augenarzt und behandelndem Allgemeinmediziner beziehungsweise Internisten voraus. Eine salzreiche Kost kann zur Steigerung des Blutdruckniveaus führen, was je nach Grunderkrankung derzeit ein üblicher Behandlungsansatz ist.

Dies eignet sich allerdings nicht für alle Patienten, vor allem dann nicht, wenn weitere Grunderkrankungen bestehen. Während die Therapie des Hochdruckglaukoms generell in der Senkung des Augeninnendrucks mittels Augentropfen besteht, wird diese Methode teilweise auch bei Normaldruckglaukomen angewendet, auch wenn der Augeninnendruck hier grundsätzlich nicht erhöht ist.

Das kommt daher, dass ein niedriger Augendruck zu einer besseren Versorgung des Auges mit Nährstoffen führt. Häufig verordnete Medikamente sind hier Miotika, die die Pupille verengen und so die Gefäße weiten, sodass das druckerzeugende Kammerwasser ablaufen kann. Prostaglandinderivate, unter anderem unter dem Handelsnamen Latanoprost (R) bekannt, verbessern ebenfalls die Fließfähigkeit des Kammerwassers.


Aussicht & Prognose

Der zu hohe Innendruck des Auges kann verschiedene Ursachen haben. Diese sind entscheidend für den weiteren Krankheitsverlauf sowie die Prognose. Denkbar sind Heilungen wie auch chronische Entwicklungen. Unter allen Umständen sollte eine umfassende medizinische Versorgung in Anspruch genommen werden, da es andernfalls zu einer weiteren Verschlechterung des Sehvermögens kommt und die allgemeine Unfallgefahr dadurch erheblich erhöht ist. Zudem muss die ursächliche Störung behandelt werden, da es hier zu lebensbedrohlichen Veränderungen kommen kann.

Mit einer medikamentösen Therapie wird bei den meisten Patienten der Innendruck normalisiert. Häufig ist eine lebenslange Behandlung notwendig, da sich das Normaldruckglaukom chronisch ausgebildet hat. Ein Absetzen der Arzneien führt folglich zu einem Rückfall. Treten die Beschwerden aufgrund einer Schlafapnoe auf, ist zu klären, ob diese vollständig geheilt werden kann. Mit der Linderung der Symptome der Grunderkrankung ist auch ein Rückgang der gesundheitlichen Beschwerden für das beeinträchtige Sehvermögen möglich.

Eine vollständige Beschwerdefreiheit kann daher je nach Grunderkrankung erreicht werden. Bei Erkrankungen des Kreislaufs und damit bei Unregelmäßigkeiten des Blutdrucks muss dieser medizinisch versorgt werden. Sobald sich die Werte im Normalbereich befinden, bildet sich der Innendruck des Auges auf Normalniveau zurück. Allerdings ist mit einer Wiederkehr der Beschwerden zu rechnen, sobald sich erneut ein Blutdruckproblem einstellt.

Vorbeugung

Dem Normaldruckglaukom kann nur sehr schwer vorgebeugt werden. Eine gezielte Prophylaxe kann hier kaum erfolgen. Die Vorbeugung liegt daher in der Beobachtung der möglicherweise als Grunderkrankung vorliegenden Ursachen. Schlafapnoe-Patienten, Patienten mit Blutdruckschwankungen und solche mit dem Flammer-Syndrom gelten als besonders gefährdet und sollten regelmäßig augenärztlich überwacht werden.

Weiter bietet sich die regelmäßige Glaukomvorsorge beim Augenarzt an, die allerdings nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird, die Kosten liegen hier beim Patienten. Eine Häufung von Glaukomen innerhalb der Familie ist ein weiterer Risikofaktor, selbst am Glaukom zu erkranken, weshalb auch hier eine intensive Vorsorge ratsam ist. Je besser der Patient über seine Grunderkrankung informiert ist, umso eher kann das Normaldruckglaukom erkannt werden.

Nachsorge

Wird das Normaldruckglaukom operativ behandelt, ist eine gewissenhafte Nachsorge erforderlich. Meist nimmt die intensive Nachbehandlung etwa zwei Wochen in Anspruch. Dabei werden in der Regel Augentropfen verabreicht. Mitunter erhält der Patient auch Augeninjektionen in Nähe des Augapfels oder Augapfelmassagen.

Selbst nach einer ambulanten Operation des Glaukoms wird der Patient solange beobachtet, bis er in der Lage ist, den Heimweg anzutreten. Allerdings darf er selbst nicht am Steuer eines Autos sitzen. Benutzt er ein öffentliches Verkehrsmittel, wird die Begleitung einer anderen Person empfohlen. Alternativ lässt sich auch ein Taxi nehmen.

Der Augenarzt verschreibt dem Patienten zur Nachbehandlung eine Augensalbe oder Augentropfen. Es ist wichtig, diese konsequent und regelmäßig anzuwenden. In manchen Fällen wird in den ersten Tagen nach dem Eingriff auch ein Schmerzmittel eingenommen.

Eine wichtige Rolle bei der Nachsorge spielen zudem die anschließenden Kontrolluntersuchungen. Bereits am Operationstag bekommt der Patient einen Termin für die nächste Untersuchung. Dieser Termin sollte unbedingt eingehalten werden. In der Regel erfolgt dabei das Entfernen des Augenverbands.

Im Rahmen der Nachuntersuchungen überprüft der Augenarzt den Verlauf der Heilung. Dabei werden unter anderem der postoperative Befund und die Sehschärfe kontrolliert. Durch die Operation reagiert das Auge zunächst besonders sensibel auf mechanische Schädigungen. Daher sollte der Patient zeitweise auf den Gebrauch von Shampoos, Seife oder Hautcremes verzichten.

Das können Sie selbst tun

Bei wem ein Normaldruckglaukom festgestellt wurde, der sollte zunächst Veränderungen im Lebensstil vornehmen. Neben regelmäßiger Bewegung, welche den Augeninnendruck reguliert, empfiehlt sich eine vitaminreiche Ernährung. Durch Obst, Gemüse und Co. wird die Durchblutung der Augen gefördert, wodurch sich die Sehkraft wieder verbessern kann. Raucher sollten einen Rauchstopp einlegen und nach Möglichkeit vollständig auf Nikotin verzichten, um eine weitere Belastung der Augen zu vermeiden.

Sollte es trotz aller Maßnahmen zu einer Zunahme der Beschwerden kommen, ist in jedem Fall ärztlicher Rat gefragt. Der Mediziner kann womöglich weitere Tipps geben oder ein geeignetes Präparat verschreiben, um die Sehbeschwerden zu lindern und das Wohlbefinden des Betroffenen langfristig zu verbessern. Zuletzt müssen mögliche Auslöser für die Entstehung des Normaldruckglaukoms gefunden werden. Das Augenleiden kann durch eine Überlastung der Augen auftreten, wie sie beispielsweise Büroarbeiter und Menschen mit übermäßigem Kontakt zu Schadstoffen betrifft. Auch zu viel Sonneneinstrahlung und Dehydration sind mögliche Ursachen, die festgestellt und behoben werden müssen.

Das Normaldruckglaukom selbst kann dadurch zwar nicht geheilt werden, allerdings kann das Risiko, an der Erkrankung zu erblinden, stark reduziert werden. Wer zusätzlich zu den genannten Maßnahmen eine passende Sehhilfe trägt, unterstützt die medikamentöse Therapie optimal.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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