Flammer-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter Flammer-Syndrom ist eine Gruppe von vaskulären und nichtvaskulären Symptomen zusammengefasst. Diese finden ihre Ursache in der Fehlregulation der Durchblutung und einer erhöhten Empfindlichkeit des Patienten gegenüber verschiedenen Reizen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Flammer-Syndrom?

Die Symptome des Flammer-Syndroms sind maßgeblich durch die Durchblutungsstörungen geprägt. Klassischerweise kommt es zu kalten Händen und Füßen.
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Das Flammer-Syndrom beschreibt eine Vielzahl von Symptomen, die maßgeblich durch eine primäre vaskuläre Dysfunktion (PVD) verursacht sind. Ursache dieser PVD ist eine angeborene erhöhte Empfindlichkeit der Blutgefäße auf äußere Reize wie Kälte oder Stress. Die vaskulären Fehlregulationen gehen einher mit nichtvaskulären Symptomen.

So können Wahrnehmungen wie Gerüche, Schmerzen oder Vibrationen durch die erhöhte Empfindlichkeit verstärkt sein. Äußerlich wird das Flammer-Syndrom manchmal als Gegenstück zum metabolischen Syndrom verstanden. Die Patienten zeigen oft ein schlankes, sportliches und bewegliches Erscheinungsbild.

Die Ursachen für das Auftreten des Syndroms sind nicht eindeutig geklärt, scheinen aber erblich prädisponiert zu sein. Das Syndrom geht einher mit einigen ungünstigen Symptomen wie zum Beispiel niedrigem Blutdruck und kann so die Entstehung von verschiedenen Krankheiten begünstigen. Es wird deshalb seit 2013 als Risikofaktor für Erkrankungen wie zum Beispiel dem Normaldruckglaukom verstanden.

Ursachen

Ursache der unter dem Namen Flammer-Syndrom zusammengefassten Symptome ist eine angeborene erhöhte Empfindlichkeit der betroffenen Personen, die sich zum einen auf die Wahrnehmung äußerlicher Reize bezieht, im Besonderen aber geprägt ist durch eine Fehlregulation der Blutgefäße. Die primäre vaskuläre Dysfunktion äußert sich zum einen durch Spasmen der Gefäße.

Zum anderen durch eine inadäquat starke oder schwache Erweiterung der Blutgefäße als Reaktion auf Stimulation. Die Ursache für die Überempfindlichkeit ist wahrscheinlich erblich bedingt, ein gehäuftes Auftreten des Syndroms in der Familienanamnese wurde beobachtet. Frauen sind häufiger betroffen als Männer und es gibt Hinweise auf einen hormonellen Zusammenhang.

So nehmen die Beschwerden während der Pubertät zu und schwachen im Alter, vor allem nach der Menopause, wieder ab. Mangelnde Lichtexposition wird als Risikofaktor in Betracht gezogen, da das Flammer-Syndrom seltener bei Berufsgruppen in Erscheinung tritt, die im Freien arbeiten. Häufig weisen betroffene Personen Untergewicht auf.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome des Flammer-Syndroms sind maßgeblich durch die Durchblutungsstörungen geprägt. Klassischerweise kommt es zu kalten Händen und Füßen. Die betroffenen Personen leiden unter einem niedrigen Blutdruck und oftmals einer Inhomogenität der Hauttemperatur, was sich bei Erregung durch weiße oder rote Flecken bemerkbar macht.

Nachts kann es zu Blutdruckabfällen kommen. Folgesymptome sind oftmals Tinnitus, Migräne oder Schwindel, auch nächtliche myokardiale Durchblutungsstörungen oder Muskelkrämpfe im Allgemeinen. Die vaskulär verursachten Symptome gehen beim Flammer-Syndrom typischerweise mit einer Vielzahl unspezifischer Symptome einher.

So klagen die betroffenen Personen häufig über Einschlafprobleme oder weisen ein reduziertes Durstgefühl auf. Dazu können Empfindlichkeiten gegenüber Medikamenten, Gerüchen, Schmerzen oder Vibrationen kommen. Auch Wetterfühligkeit oder die stärkere Anfälligkeit für Höhenkrankheiten wurden beschrieben. Vom Flammer-Syndrom betroffene Personen fallen oft durch ihre an Perfektionismus grenzende Gewissenhaftigkeit auf.

Diagnose & Verlauf

Diagnostiziert wird das Flammer-Syndrom vorrangig über eine Krankheitsanamnese. Zusätzlich kann eine Nagelpfalzkapillarmikroskopie durchgeführt werden, bei der durch Kälteeinwirkung an den Fingerspitzen kleine Einblutungen auftreten. Die Thermografie der Extremitäten kann Aufschluss über eine gestörte Durchblutung geben.

Die Messung des retinalen Venendrucks oder des Endothelin-Spiegels erfolgt eher selten. Auch die Quantifizierung der Gen-Expression der Lymphozyten oder eine Dynamische Gefäßanalyse werden nur in besonderen Fällen zur Bestätigung herangezogen. Am erkrankten Auge finden sich einige typische Veränderungen, die für das Flammer-Syndrom als Ursache sprechen.

Hierzu zählen unter anderem eine verminderte Autoregulation der Durchblutung und Veränderungen von Durchmesser und Flexibilität der retinalen Blutgefäße. Personen, welche vom Flammer-Syndrom betroffen sind, gelten nicht als krank und müssen auch nicht zwangsläufig unter Folgeerkrankungen leiden. Für Arteriosklerose besteht sogar ein geringeres Erkrankungsrisiko.

Öfter leiden die Personen an Begleiterscheinungen wie Migräne, Tinnitus oder Muskelverspannungen. Das Risiko des Flammer-Syndroms besteht in der Wahrscheinlichkeit, Erkrankungen des Auges nach sich zu ziehen. Die häufigste assoziierte Krankheit ist das Normaldruckglaukom.

Komplikationen

Beim Flammer-Syndrom treten viele unterschiedliche Komplikationen ein. Im Allgemeinen reagiert der Betroffene sehr stark auf äußere Reize, wodurch der Alltag eingeschränkt wird. Es kommt zu kalten Extremitäten und zu einem niedrigen Blutdruck. Auch die gesamte Körpertemperatur und Hauttemperatur sind niedriger.

Dabei kommt es bei stressigen Situationen oder körperlicher Anstrengung zu roten Flecken am Körper. Diese können vor allem im Gesicht zu Problemen führen, da sich die Patienten entstellt fühlen. Neben den Flecken tritt auch ein Tinnitus ein. Dieser verursacht Schlafstörungen und Probleme bei der Konzentration.

Auch entwickelt sich beim Betroffenen eine starke Wetterfeinfühligkeit, sodass schon niedrige Schwankungen des Luftdruckes zu Ohrenschmerzen oder Kopfschmerzen führen können. Diese Komplikationen können gut behandelt werden. In den meisten Fällen hilft die Umstellung der Lebensweise und der Ernährung. Auch helfen Entspannungsübungen und Yoga. Sollte das Flammer-Syndrom durch Stress entsteht, so können Antioxidantien hilfreich sein und die Symptome lindern.

Diese sind vor allem in verschiedenen Säften enthalten. Eine Behandlung mit Medikamenten findet nicht direkt statt. Allerdings können Omega-3 Fettsäuren die Durchblutung fördern. Ebenso wirkt sich Magnesium positiv auf die Durchblutung aus und kann in Form von Tabletten eingenommen werden. Hierbei kommt es zu keinen weiteren Komplikationen durch das Flammer-Syndrom.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da es beim Flammer-Syndrom nicht zu einer Selbstheilung und in den meisten Fällen zu einer Verschlechterung der Beschwerden kommt, muss immer ein Arzt aufgesucht werden. Der Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene an Störungen der Durchblutung leidet.

Diese können sich durch einen niedrigen Blutdruck oder durch zu kalte oder zu warme Körperteile zeigen. Auch rote Flecken auf der Haut können auf das Flammer-Syndrom hindeuten. Ebenso leiden die Patienten häufig an Tinnitus oder an starken Kopfschmerzen und Migräne. Auch Muskelkrämpfe deuten sehr oft das Flammer-Syndrom hin und müssen untersucht werden.

Die meisten Patienten sind gegenüber Wetterveränderungen sehr feinfühlig und leiden ebenso an Schwindel oder an Schlafbeschwerden. Sollten diese Beschwerden daher über einen längeren Zeitraum und ohne einen besonderen Grund anhalten, so muss immer ein Arzt aufgesucht werden. Dabei können auch Verspannungen in den Muskeln auf die Erkrankung hinweisen.

Die Behandlung erfolgt durch einen Allgemeinarzt und mit verschiedenen Therapien und Übungen. In der Regel können die Beschwerden des Flammer-Syndroms dadurch sehr gut eingeschränkt werden. Eine Behandlung ist allerdings erst dann notwendig, wenn die Beschwerden den Alltag des Betroffenen deutlich einschränken und die Lebensqualität verringern.

Behandlung & Therapie

Das Flammer-Syndrom geht meist mit einer harmlosen Symptomatik einher. Eine Behandlung wird erst dann notwendig, wenn die Lebensqualität des Betroffenen leidet oder wenn Folgeerkrankungen auftreten. Klassischerweise basiert eine Therapie auf Veränderungen in Lebensstil und Ernährung, sowie einer medikamentösen Intervention.

Auslösende Faktoren wie Kälte oder vasokonstriktive Faktoren sollten vermieden werden. Stress kann mit autogenem Training oder Yoga entgegengewirkt werden. Ein gesunder Schlafrhythmus und regelmäßiger leichter Sport können Beschwerden lindern. Ein niedriger BMI gilt als Risikofaktor für das Flammer-Syndrom.

Betroffene Personen sollten daher ein gesundes Normalgewicht anstreben und dieses möglichst konstant halten. Längere Nahrungskarenz wie Fastenkuren sind kontrainduziert. Bei niedrigem Blutdruck hilft die vermehrte Aufnahme von Salz und Flüssigkeit. Dem erhöhten oxidativem Stress durch die Durchblutungsstörung muss durch eine Antioxidantien reiche Ernährung entgegengewirkt werden.

Omega-3-Fettsäuren stärken die Funktion und Gesundheit der Blutgefäße. Medikamentös kann man die Durchblutungsstörung durch die Einnahme von Magnesium abschwächen. Auch Ginko bilboa hat sich als wirksam bewährt. Wenn bereits ein Normaldruckglaukom vorliegt, ist neben der Glaukomtherapie auch die Blutdruckeinstellung des Patienten notwendig. Hier ist vor allem das nächtliche Absinken des Blutdrucks mit diätetischen Maßnahmen oder niedrig dosierten Steroiden zu verhindern.

Aussicht & Prognose

Die Prognose eines Flammer-Syndroms ist in der Regel sehr gut. Oft besitzt es gar keinen Krankheitswert. Lediglich die erhöhte Kälteempfindlichkeit, das Auftreten von kalten Füßen und Händen und der niedrige Blutdruck werden als störend empfunden. Aufgrund des niedrigen Blutdrucks besteht sogar eine verringerte Wahrscheinlichkeit für die Entstehung bestimmter Erkrankungen wie Arteriosklerose oder Herzkreislauferkrankungen.

Allerdings existiert ein höheres Risiko für die Ausbildung eines Normaldruckglaukoms. Ein Normaldruckglaukom ist dadurch gekennzeichnet, dass trotz des normalen Augeninnendrucks ein Glaukomschaden entsteht. Patienten mit dieser Erkrankung leiden meist auch an dem Flammer-Syndrom. Erzeugt wird die Augenerkrankung allerdings durch einen erhöhten Druck in den Venen der Netzhaut.

Wird das Normaldruckglaukom nicht behandelt, kommt es zu einer zunehmenden Schädigung des Sehnervs mit der Ausbildung von Visusverschlechterungen und Gesichtsfeldausfällen. Durch Venenverschlüsse in den Augen kann es auch zu anderen Augenerkrankungen kommen. In schweren Fällen droht die völlige Erblindung.

Manchmal führt das Flammer-Syndrom auch zu Hörstürzen oder Tinnitus. Nicht selten treten Migräne ähnliche Kopfschmerzen auf. Ein möglicher Zusammenhang des Flammer-Syndroms mit anderen Erkrankungen wie multipler Sklerose oder Brustkrebs wird derzeit in Studien untersucht, ist aber noch nicht erwiesen. Die Symptome der Erkrankung können durch den Lebensstil mit viel Bewegung, einer ausgewogene Ernährung mit erhöhter Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren, vermehrter Flüssigkeits- und Salzzufuhr und eventuell auch durch Blutdruck regulierende Medikamente gemildert werden.


Vorbeugung

Der Ausprägung des Flammer-Syndroms kann symptomatisch entgegengewirkt werden. Wichtig ist der Schutz vor auslösenden Faktoren wie Kälte oder Stress. Durch einen gesunden Lebensstil mit einer Antioxidantien- und Omega-3-Fettsäuren-reichen Ernährung kann man die Schwere der Symptome maßgeblich abschwächen.

Als Lebensmittel mit hohem antioxidativem Potential gelten rote und blaue Früchte, Gemüse wie Tomaten und Grünkohl, aber auch Getränke wie Grüner Tee oder Kaffee. Als optimaler Omega-3-Fettsäure-Lieferant gilt fetter Fisch.

Nachsorge

Beim Flammer-Syndrom sind die Möglichkeiten zur Nachsorge in den meisten Fällen sehr stark eingeschränkt. Dabei ist der Betroffene zuerst auf eine richtige und medizinische Behandlung durch einen Arzt angewiesen, um weitere Komplikationen zu verhindern und auch im schlimmsten Falle den Tod des Betroffenen zu verhindern. Je früher das Flammer-Syndrom dabei erkannt wird, desto besser ist meist auch der weitere Verlauf dieser Erkrankung.

Aus diesem Grund sollte schon bei den ersten Anzeichen und Beschwerden des Flammer-Syndroms ein Arzt aufgesucht werden. Die Behandlung des Syndroms erfolgt dabei meist mit Hilfe von verschiedenen Übungen zur Entspannung oder durch Yoga. Dabei können viele Übungen aus solchen Therapien auch im eigenen Zuhause erfolgen, wodurch die Heilung eventuell beschleunigt wird.

Auch eine gesunde Lebensweise mit einer gesunden Ernährung kann sich dabei positiv auf den Verlauf des Flammer-Syndroms auswirken und weitere Komplikationen vermeiden. Der Betroffene sollte dabei viele Antioxidantien einnehmen und möglichst auf das Rauchen oder auf Alkohol verzichten. Auch die Pflege und die Unterstützung durch Familie und durch Freunde kann sich dabei sehr positiv auf das Flammer-Syndrom auswirken. In einigen Fällen kann dabei auch der Kontakt zu anderen Betroffenen des Syndroms hilfreich und sinnvoll sein.

Das können Sie selbst tun

Den Beschwerden des Flammer-Syndroms kann der Betroffene in vielen Fällen selbst entgegenwirken und damit Komplikationen vermeiden. In der Regel wirkt sich ein gesunder Lebensstil sehr positiv auf den Verlauf der Erkrankung und auf die Beschwerden aus.

Dazu gehören eine gesunde Ernährung und die Durchführung sportlicher Betätigungen in regelmäßigen Abständen. Allerdings können die Beschwerden durch Yoga oder durch andere Entspannungstechniken relativ gut eingeschränkt werden. Vor allem leichte und entspannende Sportarten eigenen sind dabei, um das Flammer-Syndrom zu bekämpfen. Weiterhin sollte bei diesem Syndrom ein zu niedriger BMI-Faktor vermieden werden. Aus diesem Grund sollte der Betroffene auf seine Ernährung achten und Untergewicht auf jeden Fall vermeiden. Auch Stress gilt es zu vermeiden.

Bei der Ernährung wirken sich Antioxidantien sehr positiv auf den Verlauf des Flammer-Syndroms aus. Die Einnahme von Magnesium kann die Durchblutungsstörungen gut einschränken. Sollten die Maßnahmen der Selbsthilfe die Beschwerden allerdings nicht beseitigen können, so sollte der Betroffene auch auf eine medikamentöse Behandlung zurückgreifen. Auch Gespräche mit Freunden oder Bekannten über die Krankheit können helfen die Ausbildung von psychischen Beschwerden oder von Depressionen zu vermeiden.

Quellen

  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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