Augentropfen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. Juli 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Augentropfen handelt es sich um Arzneimittel, die der Anwendung am Auge dienen. Augentropfen werden in der Medizin auch als Oculoguttae bezeichnet. Eine alternative Möglichkeit bieten auch Augensalben.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Augentropfen?

Augentropfen werden beispielsweise häufig verabreicht bei Patienten, die zu trockenen und gereizten Augen neigen.

Je nach Art der Augentropfen kann deren Konsistenz entweder wässrig oder ölig sein. Dabei haben Augentropfen in der Regel einen pH-Wert, der dem pH-Wert des Auges ähnelt, um Letzteres nicht zu reizen.

Den Grundlagen der Herstellung von Augentropfen widmet sich unter anderem das Europäische Arzneibuch; hier ist festgelegt, dass die Produktion von Augentropfen immer steril erfolgen muss. Innerhalb Deutschlands gelten Augentropfen als apothekenpflichtig, weshalb ein entsprechender Verkauf lediglich in Apotheken gestattet ist.

Die Behältnisse, in denen sich Augentropfen befinden, können variieren: So werden einige Augentropfen in Behältnissen angeboten, die nur zum einmaligen Gebrauch gefertigt sind, während sich andere Augentropfen in Fläschchen aus braunem Spezialglas befinden.

Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte und Entwicklung von Augentropfen ist eng mit der Entwicklung der Pharmazie und der Augenheilkunde verbunden. Bereits in der Antike wurden verschiedene pflanzliche Extrakte und natürliche Substanzen zur Behandlung von Augenleiden verwendet. Im alten Ägypten und Griechenland nutzten Heiler Kräuter und Honig, um Augeninfektionen zu behandeln.

Im Mittelalter wurden weiterführende Fortschritte erzielt, als arabische Mediziner wie Avicenna (Ibn Sina) detaillierte Abhandlungen über Augenkrankheiten und deren Behandlung schrieben. Sie experimentierten mit verschiedenen Formulierungen, um die Heilung von Augenkrankheiten zu verbessern.

Die moderne Ära der Augentropfen begann im 19. Jahrhundert mit der Entwicklung der modernen Chemie und Pharmazie. Die Einführung der Sterilisationstechniken und die Entdeckung der antimikrobiellen Wirkstoffe ermöglichten die Herstellung sicherer und effektiver Augentropfen. Ein bedeutender Fortschritt war die Einführung von Atropin-Tropfen, die Anfang des 20. Jahrhunderts zur Erweiterung der Pupillen verwendet wurden.

In den 1950er und 1960er Jahren revolutionierten Antibiotika-Augentropfen die Behandlung von bakteriellen Augeninfektionen. Mit der Entdeckung von neuen Wirkstoffen und der Weiterentwicklung der Formulierungstechniken wurden Augentropfen immer spezifischer und effektiver. Die Entwicklung von konservierungsmittelfreien Formulierungen und Einzeldosis-Verpackungen in den späten 20. und frühen 21. Jahrhundert stellte einen weiteren Meilenstein dar, der die Verträglichkeit und Sicherheit für die Anwender erhöhte.

Heute sind Augentropfen ein unverzichtbares Mittel zur Behandlung einer Vielzahl von Augenproblemen, von einfachen Reizungen und Trockenheit bis hin zu schweren Infektionen und chronischen Erkrankungen wie Glaukom. Die fortlaufende Forschung und Innovation im Bereich der Augenheilkunde sorgen dafür, dass Augentropfen weiterhin verbessert und an die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden.

Anwendung, Wirkung & Gebrauch

Augentropfen dienen der lokalen Anwendung. Dabei wird das Arzneimittel in der Regel in den Bindehautsack eingebracht, wo es seine Wirkung entfalten kann. In der Medizin gibt es verschiedene Einsatzgebiete für die Anwendung von Augentropfen:

So werden Augentropfen beispielsweise häufig verabreicht bei Patienten, die zu trockenen und gereizten Augen neigen. Außerdem werden Augentropfen teilweise eingesetzt zur medizinischen Behandlung des Glaukoms (auch als Grüner Star bezeichnet). Glaukom gilt dabei als Sammelbegriff für eine Zahl an Augenerkrankungen, in deren Rahmen es zu einem Abbau von Nervenfasern kommt, die das Sehen betreffen. Eine Medikation mit Augentropfen gilt hier häufig als erster Behandlungsschritt.

Ziel der Behandlung mit Augentropfen ist vor allem ein Senken des Augendrucks, der häufig mit dem Glaukom einhergeht. Außerdem können Augentropfen angewandt werden zur Behandlung von Bindehautentzündungen (auch als Konjunktivitis bezeichnet) oder von Hornhautentzündungen (Keratitis). Sind diese Entzündungen durch Bakterien bedingt, können angewendete Augentropfen beispielsweise antibiotische Wirkstoffe enthalten.

Neben ihrem kurativen (heilenden) Einsatz werden Augentropfen in der Medizin teilweise auch als lokales Betäubungsmittel angewendet; so beispielsweise bei operativen Eingriffen am Auge.

Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische Augentropfen

Augentropfen, deren Wirkstoffe pharmazeutisch-chemischer Natur sind, sind für verschiedene Problematiken des Auges erhältlich. Entsprechend sind auch die enthaltenen Wirkstoffe zusammengesetzt: Sollen durch die Augentropfen entzündliche Prozesse bekämpft werden, können entsprechende Präparate beispielsweise antibiotische Wirkstoffe enthalten. Und auch für weitere Beschwerdelagen gibt es vielfältige Augentropfen auf pharmazeutisch-chemischer Ebene. Je nach enthaltenen Wirkstoffen sind diese Augentropfen verschreibungspflichtig.

Neben Augentropfen auf pharmazeutisch-chemischer Ebene gibt es am Markt auch Augentropfen zur Behandlung von Problemen am Auge, die natürliche Substanzen enthalten. So empfehlen Heilpraktiker beispielsweise Augentropfen, die Calendula-Extrakte (Extrakte der Ringelblume) enthalten, um ein Gerstenkorn zu behandeln. Nach Aussagen von Heilpraktikern entfalten Extrakte der Ringelblume in Augentropfen antibakterielle und wundheilende Wirkung.

In der Homöopathie werden Augentropfen eingesetzt, deren Wirkstoffe verschieden hoch potenziert sind. Dabei wird davon ausgegangen, dass Wirkstoffe eine höhere Wirkung haben, je höher sie potenziert sind. Das Mittel, das einem Betroffenen mithilfe von Augentropfen verabreicht wird und die entsprechende Potenz des Mittels hängen dabei ab von Konstitution und Beschwerdelage des Einzelnen.

Um beispielsweise Augen zu befeuchten, die etwa durch das Tragen von Kontaktlinsen oder durch Heizungsluft trocken sind, sind in Apotheken außerdem Augentropfen erhältlich, die lediglich feuchtigkeitsspendend sind und keine Arzneimittel enthalten.


Risiken & Nebenwirkungen

Die verschiedenen Formen von Augentropfen bergen bei Anwendung das Risiko von Unverträglichkeiten bei Betroffenen. Dies ist sowohl bei Augentropfen der Fall, die pharmazeutisch-chemische Wirkstoffe enthalten als auch bei Augentropfen, die natürliche Wirkstoffe enthalten.

Entsprechende Unverträglichkeiten können sich beispielsweise äußern in Rötungen des Auges, in Juckreiz oder in Tränenfluss. Bei homöopathischen Augentropfen raten Homöopathen von einer eigenständigen Selbstmedikation ab, da sich beispielsweise hoch potenzierte oder individuell unpassende Wirkstoffe negativ auf das Auge auswirken können.

Augentropfen mit pharmazeutisch-chemischen Wirkstoffen enthalten häufig auch Konservierungsstoffe. Einige dieser Konservierungsstoffe sollen laut Expertenaussagen nicht in den Blutkreislauf gelangen, sodass von einer Anwendung entsprechender Augentropfen beispielsweise bei Verletzungen am Auge abgeraten wird. Ähnliches kann auch zutreffen bei Anwendungen während Schwangerschaft oder Stillzeit.

Anwendung & Sicherheit

Die genaue Anwendung von Augentropfen beginnt mit dem gründlichen Waschen der Hände, um Kontaminationen zu vermeiden. Der Kopf sollte nach hinten geneigt werden, und das untere Augenlid vorsichtig nach unten gezogen werden, um eine Tasche zu bilden. Ein Tropfen wird in diese Tasche gegeben, ohne dass die Tropferspitze das Auge oder die Haut berührt. Nach der Verabreichung sollte das Auge geschlossen und leicht auf den inneren Augenwinkel gedrückt werden, um die Verteilung des Tropfens zu fördern und ein Abfließen in den Tränenkanal zu verhindern.

In Bezug auf die Sicherheit ist es wichtig, die Augentropfen genau nach den Anweisungen des Arztes oder der Packungsbeilage zu verwenden. Mehrfach verwendbare Augentropfenfläschchen sollten nicht mit anderen geteilt werden, um Infektionen zu vermeiden. Augentropfen sollten auch nur so lange wie empfohlen verwendet werden, da abgelaufene oder kontaminierte Tropfen Infektionen oder Reizungen verursachen können.

Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Augentropfen ist äußerst streng. Die Produktion erfolgt unter sterilen Bedingungen, um das Risiko von Verunreinigungen zu minimieren. Die Inhaltsstoffe werden sorgfältig gemischt und sterilisiert, und die fertigen Produkte werden umfangreichen Tests unterzogen, um sicherzustellen, dass sie frei von Mikroorganismen sind und die richtige Wirkstoffkonzentration enthalten.

Hersteller müssen internationale Standards wie die ISO 13485 für medizinische Geräte einhalten, und regelmäßige Inspektionen und Qualitätskontrollen stellen sicher, dass die Produkte sicher und effektiv für den Gebrauch sind.

Alternativen

Es gibt mehrere alternative Medikamente zu Augentropfen, die je nach Art der Augenerkrankung und individuellen Bedürfnissen des Patienten eingesetzt werden können. Hier sind einige der häufigsten Alternativen und ein Vergleich mit Augentropfen:

Augensalben:

Augensalben sind besonders nützlich für die Behandlung von Augeninfektionen und -entzündungen. Sie bieten eine längere Verweildauer im Auge im Vergleich zu Tropfen, was eine längere Wirkstofffreisetzung ermöglicht. Allerdings können Salben das Sehvermögen vorübergehend trüben, was ihre Anwendung während des Tages einschränkt.

Orale Medikamente:

Bei schweren systemischen Infektionen oder entzündlichen Erkrankungen wie Uveitis können orale Antibiotika oder entzündungshemmende Medikamente notwendig sein. Sie behandeln das Problem von innen heraus, können aber Nebenwirkungen haben, die den gesamten Körper betreffen, wie Magenbeschwerden oder allergische Reaktionen.

Injektionen:

Injektionen in oder um das Auge herum, wie intravitrealen Injektionen bei altersbedingter Makuladegeneration oder diabetischem Makulaödem, bieten eine direkte Abgabe hoher Medikamentenkonzentrationen an die betroffenen Bereiche. Diese Methode kann jedoch invasiv und unangenehm sein und birgt ein Risiko für Infektionen und andere Komplikationen.

Kontaktlinsen mit Medikamenten:

Medizinische Kontaktlinsen, die mit Medikamenten beschichtet sind, bieten eine kontinuierliche Freisetzung von Wirkstoffen und verbessern die Medikamentenverfügbarkeit im Auge. Diese Linsen sind noch relativ neu und weniger verbreitet, bieten aber vielversprechende Vorteile in der Langzeittherapie.

Lidpflegeprodukte:

Für Erkrankungen wie Blepharitis werden spezielle Reinigungstücher und Schäume zur Pflege der Augenlider verwendet. Sie helfen, Entzündungen zu reduzieren und die Lidrandhygiene zu verbessern, was die Symptome lindern kann, ohne das Auge direkt zu medikamentieren.

Jede dieser Alternativen hat spezifische Vorteile und Nachteile. Augentropfen bieten eine schnelle und direkte Abgabe des Medikaments ins Auge, sind einfach anzuwenden und haben in der Regel weniger systemische Nebenwirkungen. Andere Therapieformen können in bestimmten Situationen effektiver sein, erfordern jedoch oft eine intensivere Anwendung und können mehr Nebenwirkungen mit sich bringen. Die Wahl der Therapie sollte immer in Absprache mit einem Augenarzt getroffen werden, der die spezifischen Bedürfnisse und Bedingungen des Patienten berücksichtigt.

Forschung & Zukunft

Aktuelle Trends in der Forschung zu Augentropfen konzentrieren sich auf mehrere innovative Ansätze, um die Wirksamkeit, Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit dieser Medikamente zu verbessern. Ein wichtiger Trend ist die Entwicklung von Nanopartikeln und Mikroemulsionen zur Verbesserung der Wirkstoffabgabe. Diese Technologien ermöglichen eine bessere Penetration und Verweildauer des Medikaments im Auge, was die Effektivität der Behandlung erhöht und die Häufigkeit der Anwendungen reduziert.

Ein weiterer bedeutender Fortschritt ist die Erforschung von biologisch abbaubaren Polymeren. Diese Polymere können als Trägersysteme verwendet werden, die das Medikament langsam und kontrolliert freisetzen, wodurch die Notwendigkeit für häufige Anwendungen verringert wird. Solche Systeme sind besonders vielversprechend für die Behandlung chronischer Erkrankungen wie Glaukom.

Die Integration von Gen- und Zelltherapien in Augentropfen wird ebenfalls untersucht. Diese Ansätze zielen darauf ab, genetische Defekte zu korrigieren oder regenerative Zellen direkt ins Auge zu bringen, um Schäden durch Erkrankungen wie die altersbedingte Makuladegeneration zu reparieren.

Ein weiterer innovativer Ansatz ist die Verwendung von Kontaktlinsen, die mit Medikamenten beschichtet sind. Diese Kontaktlinsen setzen das Medikament kontinuierlich frei und bieten eine gleichmäßigere und länger anhaltende Medikamentenabgabe als traditionelle Augentropfen.

Zudem wird an intelligenten Augentropfen geforscht, die mit Sensoren ausgestattet sind, um die Medikamentenabgabe basierend auf Echtzeit-Daten zu steuern. Diese Tropfen könnten individuell angepasst werden, um die Dosierung entsprechend den spezifischen Bedürfnissen des Patienten zu optimieren.

Insgesamt zielen diese Trends und neuen Behandlungsansätze darauf ab, die Behandlung von Augenkrankheiten zu revolutionieren, indem sie die Wirksamkeit der Therapie verbessern, die Benutzerfreundlichkeit erhöhen und die Nebenwirkungen minimieren.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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