O-Beine
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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O-Beine werden vor allem deutschlandweit gerne auch als Fußballerbeine bezeichnet. Sicherlich nicht gänzlich grundlos, denn der Fußballsport kann die sichtliche Fehlstellung der Beine begünstigen – das hat aber keinesfalls etwas mit dem Ball zu tun. Daher leiden eindeutig nicht nur Fußballer unter O-Beinen.
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Was sind O-Beine?
Unter O-Beinen versteht man grundlegend nichts anderes, als eine von der körperlichen Achsennorm abweichende Beinstellung und Beinform. Deshalb zählen O-Beine in der Medizin und im Fachjargon auch zu den sogenannten Achsenfehlstellungen.
Aber was bedeutet das? Das bedeutet nichts weiter, als dass die Beine jeweils in einem mehr oder weniger drastischen Winkel nach außen verlaufen. Normalerweise sollten die Beine sehr gradlinig zueinander verlaufen. Eine sehr ähnliche Abweichung sind die X-Beine. Ihren Namen tragen die O-Beine dadurch, dass zwischen den Beinen eine – je nachdem wie stark die Fehlstellung ausgeprägt ist – ovale oder gar runde Aussparung entsteht.
Ursachen
Ursachen können O-Beine sehr viele vorweisen. Zum einen kann die Deformation der Beine angeboren sein. Das macht sich meistens schon im frühen Kindesalter bemerkbar. Das Problem ist hier jedoch, dass anfängliche Verformungen der Beine im Wachstum absolut nichts Ungewöhnliches sind.
Ein Großteil der Kinder leidet in sehr jungen Jahren unter O-Beinen oder auch X-Beinen. Bei etwa 70 Prozent der Fälle korrigieren sich die Fehlstellungen im weiteren Verlauf des Wachstums von selbst.
Weitere Gründe könnten aber auch Knochenbrüche, Lähmungsfolgen, Krankheiten wie Rachitis und Osteoporose, oder starkes Übergewicht und auch durch Sport entstehende Überlastungen der Beine sein.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Symptome bei O-Beinen sind auf den Bewegungsapparat beschränkt. Sie betreffen die Beine, die Füße und in einigen Fällen den Rücken sowie die Wirbelsäule. In vielen Fällen haben Menschen mit leichten O-Beinen allerdings überhaupt keine Beschwerden und entwickeln auch im Alter keine übermäßigen Verschleißerscheinungen aufgrund der Fehlstellungen.
Es kann primär zu Schmerzen kommen. Diese sind besonders an den Knien spürbar. Die Innenseiten der Knie, werden dabei besonders belastet. Die Schmerzen können auch ausstrahlen. Bei Belastung nehmen die Schmerzen in der Regel zu. Sie sind auch nach dem Aufstehen morgens stärker als tagsüber. Die Schmerzen können bei Zug oder Druck verstärkt werden.
Die O-Beine befördern dabei noch einen verstärkten Gelenkverschleiß, was eine Arthrose begünstigen kann. Im weiteren Verlauf kann es zu einer Fehlstellung der Füße kommen und damit zu den sogenannten Knick-Senk-Füßen. Diese können die Belastbarkeit der Sprunggelenke und der Füße allgemein verringern.
Ist nur ein Bein von der Fehlstellung betroffen, kommt es zu einer Beteiligung der Wirbelsäule und entsprechenden Rückenschmerzen. Die Hüfte kann sich infolge einer Anpassung verlagern. Anzeichen für O-Beine sind Ischiasbeschwerden, die typische Gangart und - seltener - Kopfschmerzen. Meistens zeigen sich die Symptome bereis zu Kindestagen.
Diagnose & Verlauf
Je nachdem wie stark die Verformungen und Fehlstellungen sind, lassen sich O-Beine bereits auf einen ersten prüfenden Blick erkennen. Nicht immer müssen aber die typischen Symptome, wie Schmerzen und Bewegungsstörungen, allerdings mit der Diagnose einhergehen. Viele Menschen leben ein ganzes Leben lang mit leichten O-Beinen, ohne jemals ernsthafte Beschwerden zu spüren.
Trotzdem sollte man die Risiken von O-Beinen nicht komplett unterschätzen. Denn da sich der Gelenkknorpel hier unter Umständen schneller abnutzt, kann es im Alter zu einem erhöhten Arthroserisiko kommen. Treten Beschwerden auf, was vor allem dann der Fall ist, wenn die Fehlstellungen sehr stark oder nicht angeboren sind, sondern „plötzlich“ entstehen, können verschiedene Untersuchungen über den Grad und über die Ursache der Fehlstellung bestimmen. Beste Beispiele hierfür sind Röntgenaufnahmen und spezielle Laufanalysen.
Komplikationen
Nicht selten leben die Patienten ein Leben lang mit den O-Beinen und verspüren dabei keine besonderen Beschwerden. Aufgrund der O-Beine kann allerdings das Risiko einer Arthrose in den Gelenken deutlich erhöht sein, sodass die Betroffenen in der Regel auf regelmäßige Untersuchungen angewiesen sind, um diese Komplikation zu vermeiden. Auch eine Fehlstellung der Beine kann dabei auftreten und sich sehr negativ auf den Alltag des Patienten auswirken.
In der Regel ist bei Kindern keine direkte Behandlung der O-Beine notwendig. Diese Fehlstellung verschwindet mit dem Erwachsenenalter in den meisten Fällen wieder von allein. In schwerwiegenden Fällen sind allerdings operative Eingriffe notwendig, um die Beschwerden zu lindern. Dabei kann die Behandlung selbst auch mehrere Jahre lang andauern. Die Lebenserwartung des Patienten wird von den O-Beinen allerdings nicht negativ beeinflusst.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
O-Beine stellen aus medizinischer Sicht keinen Grund für eine ärztliche Behandlung dar. Es handelt sich um einen optischen Makel, der keinen Krankheitswert besitzt. Ein Arztbesuch ist daher im Normalfall nicht notwendig. Werden innerhalb des Wachstums- und Entwicklungsprozesses des Nachwuchses starke Verformungen des Skelettsystems wahrgenommen, können sie im Rahmen einer Kontrolluntersuchung bei einem Arzt angesprochen werden. Bei Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten oder Schmerzen bei der Fortbewegung, ist ein Arztbesuch zur Klärung der Ursache notwendig.
Auffälligkeiten des Gangs, ein Humpeln oder ein Beckenschiefstand sollten untersucht werden. Gegebenenfalls sind Korrekturmaßnahmen angezeigt. Menschen mit O-Beinen, die sich im Alltag beschwerdefrei bewegen können, benötigen hingegen keine medizinische Hilfe. Kommt es durch die optischen Veränderungen zu seelischen oder emotionalen Unregelmäßigkeiten, empfiehlt sich ein Besuch bei einem Arzt oder Therapeuten. Stimmungsschwankungen, eine herabgesetzte Befindlichkeit oder der Verlust des Wohlbefindens sollten besprochen werden.
Zeigt sich ein Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben oder eine Verweigerung an der Teilnahme von gewohnten sportlichen Aktivitäten, sollte ein Arzt konsultiert werden. Persönlichkeitsveränderungen, eine anhaltende Traurigkeit, Bauchschmerzen, Unwohlsein, Schlafstörungen oder Kopfbeschwerden können Anzeichen einer psychischen Belastung sein und müssen einem Arzt vorgestellt werden, wenn sie über mehrere Tage oder Wochen anhalten. Setzt ein Krankheitsgefühl ein, ist ebenfalls die Rücksprache mit einem Arzt anzuraten.
Behandlung & Therapie
Wie die Behandlung von O-Beinen aussehen könnte, hängt in erster Linie von der Schwere der Verformung und auch vom Alter des Patienten ab. Bei Kindern ist in den meisten Fällen keine spezielle Therapie von Nöten, da sich die Fehlstellung oftmals mit den Jahren von selbst verwächst.
Zur Sicherheit kann man aber jetzt schon eventuellen Fehlhaltungen auf den Grund gehen. Denn liegen diese vor, kann das eine weitere und dauerhafte Verformung der Beine zur Folge haben. Treten O-Beine im Alter auf, geht man ähnlich vor. Ist die Fehlstellung nicht von allzu drastischer Form, kann man dieser mit speziellen Schuhsohlen, orthopädischen Schuhen langsam und behutsam entgegenwirken.
Natürlich kann die Behandlung so jedoch schnell mehrere Monate oder sogar Jahre dauern. Schneller und effektiver sind operative Eingriffe. Diese finden aber eigentlich nur bei stärkeren und stark krankhaften Fehlstellungen Verwendung. Und: Liegt eine Krankheit zugrunde, muss diese unbedingt an erster Stelle behandelt werden.
Aussicht & Prognose
Der natürliche Verlauf bei einer Fehlstellung des Kniegelenks kann nicht genau vorausgesagt werden. Eine mögliche langfristige Folge ist eine vorzeitige Arthrose des Kniegelenkes. Da bei einem O-Bein der innere Bereich des Gelenkes eine stärkere Belastung erfährt, wird dieser Bereich stärker abgenutzt. Zusätzlich wird der Innenmeniskus überbeansprucht, wodurch es zu einer medialen Gonarthrose kommen kann. Vor allem der innere Gelenkknochen des Oberschenkelknochens wird hierbei geschädigt. Dies kann beim Patienten zu Schmerzen führen und in schwerwiegenden Fällen die Mobilität einschränken. In diesen Fällen kann eine Kniegelenksprothese notwendig werden, um die Beschwerden zu lindern. In anderen Fällen bemerken Betroffene jedoch auch nach Jahren keine Folgeschäden.
Auch wenn die Gonarthrose als mögliche Komplikation gilt, kann ihre Wahrscheinlichkeit nicht vorhergesagt werden. Ebenso gibt es keine wissenschaftliche Prognose, wie das Ausmaß der Fehlstellung des Kniegelenkes sich auf die Wahrscheinlichkeit einer Arthroseentstehung auswirkt. Trotz einer operativen Beinachskorrektur besteht theoretisch weiterhin die Möglichkeit einer Arthroseentstehung. Jedoch beträgt der Anteil der Betroffenen mit Kniegelenksprothese 10 Jahre nach operativer Therapie ausschließlich 25 %. Nicht immer ist eine operative Therapie notwendig, sodass auch mit orthopädischen Mitteln gezielt Folgeschäden vorgebeugt werden können.
Vorbeugung
O-Beinen lässt sich nur sehr bedingt vorbeugen. Bei Kindern sollte man stets darauf achten, dass diese keine Haltungsstörungen entwickeln. Ebenso sollte man immer darauf achten, dass Kinder nicht bereits in zu jungen Jahren mit zu starkem Übergewicht zu kämpfen haben. Das Gleiche gilt natürlich auch für Betroffene im Erwachsenenalter. Ansonsten kann man nur auf die eigene Haltung achten und so schnell wie möglich tätig werden, wenn sich die ersten Anzeichen von O-Beinen zeigen.
Nachsorge
Eine Nachsorge des O-Beins ist erforderlich, wenn es aufgrund eines operativen Eingriffs wie einer Umstellungsosteotomie zu Beschwerden kommt. Im Anschluss an die Operation muss der Patient noch etwa vier bis fünf Tage im Krankenhaus verbringen. Treten dabei stärkere Schwellungen auf, verlängert sich der stationäre Aufenthalt noch.
Eine volle Belastung des operierten Beins darf erst dann stattfinden, wenn sich die Heilung des Knochens durch eine Röntgenuntersuchung nachweisen lässt. Teilbelastungen sind jedoch erlaubt. Für circa sechs Wochen benutzt der Patient Gehhilfen wie Krücken. Durch ein neu verwendetes winkelstabiles Plattensystem kann er zumeist nach zwei bis drei Wochen wieder mit vollen Belastungen beginnen.
Um den Verlauf der Genesung voranzubringen, werden unterschiedliche physiotherapeutische Behandlungen vorgenommen. Dazu zählen unter anderem Krankengymnastik, Lymphdrainagen, eine Kyrotherapie oder eine manuelle Therapie. Ab der 3. bis 4. Woche darf der Patient auch Wassergymnastik wie Aquajogging oder Kraulschwimmen betreiben oder auf einem Standrad fahren. Vor der Entlassung verordnet der Arzt dem Patienten Hilfsmittel, die sich zu Hause verwenden lassen.
Während der Nachbehandlung werden dem Patienten regelmäßig Spritzen verabreicht, die einer Thrombose (Blutgerinnsel) entgegenwirken. Wann der Operierte wieder arbeiten kann, richtet sich nach dessen Beruf. So lassen sich Bürotätigkeiten nach etwa sechs Wochen wieder aufnehmen. Bei Berufen, die körperliche Anstrengung erfordern, können bis zu drei Monate vergehen.
Das können Sie selbst tun
Menschen mit O-Beinen haben in den meisten Fällen keine körperlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Der Bewegungsapparat funktioniert beschwerdefrei und eine Verschlechterung der Verfassung ist nicht zu erwarten.
Dennoch stellen O-Beine für viele Betroffene einen optischen Makel dar. Durch das Tragen von Einlege- oder speziellen orthopädischen Schuhsohlen kann unter bestimmten Voraussetzungen im Alltag eine Veränderung der Verformung erzielt werden. Bei Kindern und Jugendlichen besteht die Aussicht, dass sich die Fehlhaltung im weiteren Wachstums- und Entwicklungsprozess verwächst. Unterstützend sollten dafür physiotherapeutische Übungen durchgeführt werden. Belastungen durch das Heben oder Tragen von schweren Gegenständen sind zu vermeiden. Zusätzlich sollten bei der Ausführung von sportlichen Aktivitäten die ausgeübten Sportarten überprüft werden. Bei einigen Patienten führt eine Änderung der sportlichen Tätigkeiten bereits zu einer Linderung der Beschwerden.
Entstehen die O-Beine im Erwachsenenalter, liegen oftmals chronische Erkrankungen vor. Den ärztlichen Anweisungen ist in diesen Fällen zu folgen, damit die Beschwerden minimiert und der Krankheitsfortschritt verzögert werden können. Entstanden die O-Beine aufgrund eines Übergewichts, sollte das Eigengewicht schnellstmöglich reduziert werden. Durch ausreichend Bewegung und eine gesunde sowie ausgewogene Ernährung kann eine Reduzierung des Gewichts erfolgen. Es ist für die Aufrechterhaltung der Gesundheit zu empfehlen, das Körpergewicht nach den Vorgaben des BMI zu regulieren.
Quellen
- Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie Band 2. Urban & Fischer, München 2008
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015