X-Beine

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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X-Beine sind eine Folge einer angeborenen Fehlstellung der Füße, die in Maßen korrigiert werden kann. Unbehandelt können X-Beine zu Beschwerden führen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind X-Beine?

Sofern keine weiteren Beschwerden oder Beeinträchtigungen der Fortbewegung bestehen, wird kein Arzt benötigt.
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Unter dem Begriff der X-Beine versteht man eine bestimmte Art der Abwinklung der Beine im Vergleich zu einer normalen geraden Stelllung. Man unterscheidet zwei Formen von Abwinkelungen, nämlich die Vagus-Stellung, damit sind O-Beine gemeint, und die Valgus-Stellung, die man auch als X-Beine bezeichnet. Bei letzterer Stellung stehen Ober- und Unterschenkel vom Kniegelenk aus betrachtet in einem Winkel, der größer als 186 ° ist.

Ursachen

Die Ursachen der X-Beine gelten als nicht angeboren, sondern sie sollen indirekt aus einer Fehlstellung der Füße erwachsen, die jedoch angeboren ist. Bei Kindern sind X-Beine häufig und "verwachsen" sich wieder.

Es gibt jedoch auch Formen der X-Beine, die durch eine angeborene Schwäche des Bindegewebes zustande kommen. Eine Verformung der Knochen kann jedoch auch - im Gegensatz zur oben genannten Meinung - durchaus angeboren sein.

Es handelt sich bei solchen Fehlstellungen um den so genannten Knick- Senkfuß, bei dem, wie der Name schon sagt, sich der Fuß in einer Stellung befindet, die seitlich leicht nach außen geknickt ist. Außerdem ist der Fuß bei einer solchen Fehlstellung gesenkt, das heißt, er liegt flach auf dem Boden auf, da die natürliche Polsterung des Fußes bei der Fehlstellung nicht zum Tragen kommt.

Die Folge davon ist, dass die Beine in einer ungünstigen Position zum Knie stehen. Durch die "hebelähnliche" Wirkung des Unterschenkels auf das Knie wird das Wachstum des Beines beeinträchtigt, später kann es dann auch noch zu Knieproblemen und Hüftproblemen kommen.

Eine Ursache kann in einer unbehandelten Rachitis in der Kindheit liegen. Bei einer Rachitis härten die Knochen nicht richtig aus und verformen sich, da sie das Körpergewicht nicht vollständig tragen können. Die Ursache einer Rachitis wiederum kann in einem Mangel an dem fettlöslichen Vitamin D liegen. Früher hat man deshalb den Kindern den unbeliebten Lebertran gegeben. Eine Rachitis kann aber auch durch einen Mangel an Phosphatase ausgelöst werden. Man spricht dann von einer Hypophosphatasie.

Einmünden kann das Ganze in einer Arthrose des Kniegelenks, einer so genannte Gonarthrose. Hinzu kommt, dass bei X-Beinen das Oberschenkelknochengelenk stärker beansprucht wird und damit auch der Außenmeniskus. Dabei kann es dann auch zu einer seitlichen Arthrose kommen.

Als weitere Ursachen der X-Beine kommen Knochenbrüche, hormonelle Umstellungen in den Wechseljahren und auch Übergewicht in Betracht.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose stellt man anhand des Erscheinungsbildes und mit Hilfe eines so genannten Laufbands. Bei Arthrosen bedient man sich zudem der Röntgentechnik. Letzteres gilt auch für die leichten Formen der X-Beine, die von außen schwer zu erkennen sind.

Doch eine Diagnose kann auch anhand von verschiedenen Beschwerden gestellt werden, die bei X-Beinen häufig vorkommen. Hier werden sich am wahrscheinlichsten Beschwerden am Kniegelenk zeigen. Dieser Prozess kann sich schleichend entwickeln und wird Beschwerden des arthritischen Formenkreises hervorbringen.

Außerdem können Hüftgelenksprobleme auf eine X-Stellung der Beine hinweisen. Der Orthopäde kann auch anhand einer Fehlstellung der Füße erkennen, ob eine Neigung zu X-Beinen besteht. Wird die Diagnose in jungen Jahren gestellt, lässt sich der Verlauf noch am besten beeinflussen.

Komplikationen

In der Regel wirken sich X-Beine sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus. Die Patienten leiden dabei an sehr starken Bewegungseinschränkungen und damit an starken Einschränkungen in ihrem Alltag. Weiterhin kann es dabei vor allem bei Kindern oder bei jungen Menschen zu Hänseleien oder zu Mobbing kommen.

Dadurch leiden viele Patienten auch an Depressionen oder an psychischen Verstimmungen. Das Ausführen von anstrengenden Tätigkeiten oder von sportlichen Betätigungen ist für die Patienten ebenso nicht ohne Weiteres möglich. Dadurch wird auch die kindliche Entwicklung erheblich eingeschränkt. Durch die X-Beine werden auch die Gelenke in den Knien erheblich beschädigt, sodass es zu einer Arthrose kommen kann.

Auch Knochenbrüche treten dabei häufiger auf, sodass sich die Betroffenen stärker vor Unfällen und anderen Gefahren schützen müssen. In der Regel können X-Beine relativ gut mit Hilfe von operativen Eingriffen behandelt werden. Je früher der Eingriff dabei stattfindet, desto höher sind die Chancen auf eine vollständige Heilung. Komplikationen treten dabei nicht auf. Weiterhin sind die Patienten allerdings häufig auf Untersuchungen und auf das Tragen von Einlagen angewiesen. Die X-Beine wirken sich nicht negativ auf die Lebenserwartung des Patienten aus.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

X-Beine sind eine optische Veränderung der Körperform im unmittelbaren Vergleich zur Norm. Dennoch stellen sie bei einer Vielzahl der Betroffenen keinerlei Krankheitswert dar. Sofern keine weiteren Beschwerden oder Beeinträchtigungen der Fortbewegung bestehen, wird kein Arzt benötigt. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn es zu körperlichen oder seelischen Unregelmäßigkeiten sowie Zuständen der Belastung kommt. Bei einem emotionalen Leid aufgrund des optischen Makels benötigt der Betroffene therapeutische Hilfe und Unterstützung. Der Umgang mit den Auffälligkeiten sollte erlernt werden, damit sich keine psychischen Folgeerscheinungen oder Erkrankungen bilden. Kommt es während des Wachstumsprozess des Kindes zu Unregelmäßigkeiten der Fortbewegung, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Bei Schmerzen, Gangunsicherheiten oder einer Fehlhaltung sind die Symptome abzuklären und untersuchen zu lassen. Zur Vermeidung von Langzeitschäden sowie zur Vorbeugung einer ungleichen Körperhaltung ist ein Arztbesuch anzuraten. Können körperliche Tätigkeiten nur mit großen Mühen verrichtet werden oder zeigen sich Unregelmäßigkeiten des Muskelsystems, sind die Auffälligkeiten mit einem Arzt zu besprechen. Sinkt die körperliche Belastbarkeit oder kommt es zu Beschwerden der Gelenke, ist ebenfalls medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Je eher die Veränderungen des Skelettsystems mit einem Arzt besprochen werden, desto schneller können Maßnahmen der Regulierung getroffen werden. Daher ist insbesondere bei X-Beinen eine frühestmögliche Abklärung der Entwicklung zu empfehlen.

Behandlung & Therapie

Wenn sich in der Wachstumsphase X-Beine zeigen, ist selten eine Therapie nötig. Wenn jedoch in der Pubertät noch eine Achsenabweichung von über 20 ° besteht, kann eine Operation notwendig werden.

Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Man entfernt operativ ein kleines Stück Knochen, um die Fehlstellung zu beheben.
  • Man versteift vorübergehend die Wachstumsfuge, damit das Bein nicht mehr weiter wächst.
  • Man versteift dauerhaft die Wachstumsfuge, auch dann kann das Bein nicht weiter wachsen.

Eine X-Beinstellung, die durch eine Rachitis verursacht wurde, kann sich von allein wieder zurückbilden, wenn die Fehlstellung nicht zu ausgeprägt ist. In letzterem Fall wird sich durch die Muskulatur der Winkel nach außen noch verstärken.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit besteht darin, sich Einlagen für die Schuhe erstellen zu lassen, um die Fußstellung ein wenig zu korrigieren. Bei X-Beinen wird man dazu die Innenseite unter dem jeweiligen Fuß verstärken. Das Kniegelenk wird dann mehr in die Außenrichtung belastet.


Vorbeugung

Zur Prophylaxe von X-Beinen wäre im Grunde nur eine Operation gegen die Fehlstellung möglich. Des Weiteren kann bei noch nicht abgeschlossenem Wachstum die Wachstumsfuge verödet werden. Hierzu muss dann das Knochenalter bestimmt werden.

Nachsorge

Eine Nachbehandlung ist notwendig, wenn die X-Beine im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs wie einer Umstellungsosteotomie korrigiert wurden. Im Anschluss an die Operation muss der Patient noch etwa vier bis fünf Tage in der Klinik bleiben. Zeigen sich in diesem Zeitraum keine Komplikationen, wie zum Beispiel ausgeprägte Schwellungen, darf er nach Hause zurückkehren.

Während der ersten zwei bis drei Wochen nach der Umstellungsosteotomie muss das behandelte Bein konsequent geschont werden. Das bedeutet, dass nur Belastungen von höchstens 20 bis 30 Kilogramm stattfinden dürfen. Zur Unterstützung verwendet der Patient für ungefähr vier bis sechs Wochen Unterarmgehstützen. Weil heutzutage im Rahmen der Operation winkelstabile Plattensysteme zur Anwendung gelangen, lässt sich eine volle Belastung des Beins schon nach drei Wochen vornehmen, was aber auch vom individuellen Heilungsverlauf abhängt.

Eine wichtige Rolle bei der Nachbehandlung der X-Beine spielt eine gezielte Physiotherapie. Dabei führt der Patient spezielle krankengymnastische Übungen durch, die den Verlauf des Heilungsprozesses beschleunigen. Später sind auch wieder leichte sportliche Aktivitäten wie Schwimmen oder Radfahren möglich.

Bei jüngeren Patienten kann eine operative Entfernung der eingesetzten Metallplatten erfolgen. Allerdings wünschen viele Betroffene gar keine Entfernung, da ihnen die Platten keinerlei Probleme bereiten. Nach drei bis vier Wochen darf der Patient wieder Büroarbeiten nachgehen. Bei schweren körperlichen Arbeiten beträgt die Wartezeit normalerweise drei Monate.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

X-Beine lassen sich äußerlich leicht erkennen. Die Beine sind in diesem Fall wie ein X geformt und stehen nicht mehr in der optimalen Position zu den Knien. Beim Kind kommt es dann zu Wachstumsstörungen in den Beinen. Kleinkinder leiden häufig zusätzlich noch an einem Knick-Senkfuß.

Neben den X-Beinen sind in diesem Fall die Füße leicht nach außen geknickt, sodass sie flach auf dem Boden aufliegen. Dadurch ist ihre Polsterung zum Boden nicht mehr optimal. Oft sind die Verformungen der Beine so leicht, dass sie sich von alleine wieder auswachsen. Abweichungen bis zu fünf Grad gelten noch als normal.

Fehlstellungen beginnen ab fünf Grad Abweichung. In schweren Fällen ist jedoch häufig ein chirurgischer Eingriff notwendig, um die Verformungen zu korrigieren. Das ist dann der Fall, wenn die Achse der Beine um mehr als 20 Grad abweicht. In leichten Fällen können die X-Beine bei Kindern und Jugendlichen häufig bereits mithilfe von Körpertraining korrigiert werden.

Zusätzlich unterstützen oft auch spezielle Schuheinlagen die Korrektur der Fehlstellung. Im Erwachsenenalter entstehen X-Beine durch verschiedene Ursachen. Häufig führt Übergewicht dazu. Aber auch Tumoren und Hormonumstellungen können zuweilen zu einer Verformung der Beine beitragen. Personen mit X-Beinen leiden häufig unter Kniebeschwerden, weil dort ständig Entzündungen auftreten. Bei den schweren Formen können sich Arthrosen entwickeln.

Das können Sie selbst tun

Im Alltag können ganz bewusst die allgemeine Fortbewegung und der Gang kontrolliert und optimiert werden. Mehrfach im Tagesgeschehen sollten die Bewegungsabläufe reflektiert und bei Unregelmäßigkeiten verändert werden. Dies ist notwendig, um eine langfristige Verbesserung zu erreichen.

In einer Physiotherapie erlernte Trainingseinheiten oder Übungen können selbstständig und eigenverantwortlich jederzeit durchgeführt werden. Das Heben und Tragen von schweren Lasten kann eine besondere Beanspruchung des Skelettsystems auslösen. Daher sollten vor allem diese Bewegungsabläufe an die Bedürfnisse des Organismus ausgerichtet werden. Das Tragen eines optimalen Schuhwerks es unerlässlich, um eine Linderung vorhandener Unregelmäßigkeiten zu erreichen sowie keine Verschlechterung der Gesamtsituation auszulösen. Daher sollten flache und geschlossene Schuhe getragen werden. Diese sollten nicht zu schwer sein und aus Materialien bestehen, die angenehm und luftdurchlässig sind.

Zur Linderung emotionaler Beschwerden kann die Wahl der Kleidungsstücke helfen. Hosen mit einem weiten Beinschnitt und aus locker sitzendem Material helfen dabei, die Optik der Beine zu kaschieren. Dies kann eine Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens auslösen und dadurch kognitive Stressoren abbauen. Langfristig ist das Selbstbewusstsein zu unterstützen und stabilisieren. Solange die X-Beine zu keinen körperlichen Beschwerden führen, ist es hilfreich, die seelischen Befindlichkeiten abzubauen. Dies führt insgesamt zu einer Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethardt, F.U.: Kinderorthopädie. Thieme, Stuttgart 2009
  • Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010

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