Spinaliom (Plattenepithelkarzinom)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Zahl der Hautkrebsneuerkrankungen steigt von Jahr zu Jahr massiv an. Neben dem äußerst gefährlichen schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) finden sich noch eine ganze Reihe "harmloserer" Hautkrebserkrankungen, der oft als "weißer Hautkrebs" bezeichnet wird, da er sich nicht ganz so aggressiv verhält wie das Melanom. Eine Form dieser Krebserkrankungen ist das Plattenepithelkarzinom, das häufig auch als Spinaliom bezeichnet wird. Das Spinaliom ist die zweithäufigste Form des Hautkrebses.
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Was ist ein Spinaliom?
Unter einem Spinaliom versteht man einen bösartigen Hauttumor, der an Haut und Schleimhaut auftreten kann und typischerweise warzenartig wächst. Im Gegensatz zum schwarzen Hautkrebs (Melanom) hat er eine relativ gute Prognose.
Obwohl das Spinaliom frühzeitig erkannt äußerst selten metastasiert, kann es Knochen- und Muskelgewebe zerstören. Selten manifestiert sich das Plattenepithelkarzinom als Lungen- oder Bronchialkarzinom, sehr häufig (90%) aber als Speiseröhrenkrebs oder Gebärmutterhalskrebs.
Häufig wird das Spinaliom erst recht spät dem Arzt vorgezeigt, da es in der optischen Form einer Warze nicht bedrohlich wirkt, zumal es keine Schmerzen verursacht. Außerdem zeigen sich Patienten oft eher auf den schwarzen Hautkrebs fixiert und beobachten eher ihre dunklen Muttermale.
Ursachen
Eine deutliche Zunahme der Hautkrebserkrankungen lässt sich generell auch durch Solariumbesuche feststellen. Neuere Studien weisen darauf hin, dass unter Umständen auch Humane Papillomviren (HPV) für die Krankheitsentstehung verantwortlich sein können.
Da Plattenepithelkarzinome auch an Schleimhäuten auftreten und sich in Form von Gebärmutterhalskrebs äußern können, kann eine Impfung, die seit einigen Jahren empfohlen wird, gegebenenfalls sinnvoll.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein Spinaliom oder Plattenzellkarzinom ist durch Hautveränderungen gekennzeichnet, die nicht immer gleich zur richtigen Diagnose führen. Es handelt sich um rote schuppende Hautstellen, die bei vielen Hauterkrankungen ähnlich aussehen. Selbst eine Unterscheidung zwischen Krebsvorstufe (Keratose) und eigentlichem Karzinom ist erst durch eine Gewebeuntersuchung möglich.
Bei der Präkanzerose des Spinalioms (Keratose) werden auf der Haut gerötete Flecken mit einer fester haftenden Schuppung festgestellt. Die Hautveränderungen heilen nicht ab. Mit der Zeit kann es dort zu tastbaren Knoten kommen. Die Knoten besitzen eine Auflagerung von Krusten und Schuppen, die zeitweise geschwürig aufbrechen. Hier kann es sich bereits um einen Hautkrebs handeln.
Aber möglicherweise liegt auch nur ein fortgeschrittenes Stadium der Keratose vor. Die Unterscheidung ist allein durch Augenschein nicht möglich. Die aktinische Keratose muss sich nicht in ein Plattenzellkarzinom verwandeln. Sie kann auch wieder abheilen. Nach Entstehung des eigentlichen Spinalioms bleibt die Haut schuppig verhornt.
Sie fühlt sich rau an. An der betroffenen Stelle besteht eine immer bestehende rötliche bis bräunliche Hautverfärbung. Später kommt es zu ständigen Blutungen, wobei die Wunde verkrustet und verschorft. Die Blutungen treten immer wieder auf, wenn der Patient versucht, den Schorf abzukratzen. Es entsteht außerdem ein derber schmerzloser Knoten. Der Krebs wächst sehr langsam und bildet nur sehr selten Metastasen.
Diagnose & Verlauf
Das Spinaliom gilt daher als nicht ganz so gefährlicher Tumor, weil er frühzeitig erkannt bei einer Größe von bis zu 2cm äußerst selten metastasiert. Rechtzeitig entfernt besteht also bei dieser Hautkrebserkrankung eine sehr gute Prognose zur vollständigen Heilung.
Trotzdem sollten Spinaliom-Patienten alle drei bis sechs Monate über einen Zeitraum von fünf Jahren zur Krebsnachsorge gehen und sich gründlich auf Rezidive, also wiederkehrenden Hautkrebs, untersuchen lassen. In manchen Bundesländern gehört diese Form der Nachsorgeuntersuchung zur Leistung der Krankenkassen.
Komplikationen
Ohne Behandlung streut der bösartige Tumor und zerstört zunehmend das umliegende Gewebe. Abhängig von der Lokalisation gehen damit eventuelle Funktionsstörungen einher. Ein multipler Befall der Organe führt immer zu einer geringen Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten. Nur mit Hilfe einer rechtzeitigen Operation lässt sich dies verhindern.
Schäden durch Einschnitte in Nervenbahnen im Gesichtsbereich ziehen möglicherweise Missempfindungen oder gar Lähmungserscheinungen als Komplikation nach sich. Diese können dauerhafter oder kurzfristiger Natur sein. Je tiefer der Tumor bereits in Gewebestrukturen vorgedrungen ist, desto höher fällt das Risiko einer zusätzlichen Schädigung durch den Eingriff aus.
Ebenfalls möglich ist eine exzessive Narbenbildung in einigen Fällen. Sie stellt für Patienten meist ein ästhetisches Problem dar. Größere Ausschnitte machen möglicherweise eine gezielte Rekonstruktion der Hautpartien erforderlich. Bei Transplantationen von Haut sind allergische Abwehrreaktionen nicht ausgeschlossen. Generell gilt: Unerwünschte Folgen nach einer Operation bleiben meist aus, sofern der Tumor frühzeitig entdeckt wurde.
Ein vollständiger und unkomplizierter Schnitt ermöglicht eine volle Genesung ohne kosmetische Nachteile. In späteren Stadien gelingt dies nicht immer zufriedenstellend. So liegt das Auftreten von Tochtergeschwülsten im Bereich des Möglichen.
Eine fachgerechte Entfernung des Tumors für eine günstige Prognose schließt reichlich umgebendes, noch gesundes Gewebe mit ein. Zusätzlich werden die abführenden Lymphbahnen einbezogen. Fehlt dieser chirurgische Spielraum, kann selbst ein bereits entferntes Spinaliom nach einiger Zeit erneut an der identischen oder einer anderen Stelle ausbrechen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einem Spinaliom muss in jedem Falle eine ärztliche Behandlung durchgeführt werden. Nur durch eine richtige und vor allem durch eine frühzeitige medizinische Behandlung dieser Erkrankung können weitere Komplikationen oder Beschwerden verhindert werden. Da es sich beim Spinaliom um eine Krebserkrankung handelt, sollten auch nach einer erfolgreichen Behandlung regelmäßige Untersuchungen durchgeführt werden, um das Ausbreiten der Tumore im Körper zu verhindern.
Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an verschiedenen Veränderungen an der Haut leidet. Dabei kann es zu Rötungen oder zu schwarzen Punkten auf der Haut kommen. Treten diese auf oder verändern sich die Hautbeschwerden in ihrer Form, Größe oder Farbe, so sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Auch eine dauerhafte Schuppung oder Knoten auf der Haut können auf ein Spinaliom hindeuten und sollten ebenfalls durch einen Arzt untersucht werden. In einigen Fällen können die betroffenen Stellen sogar bluten.
Bei einem Spinaliom kann entweder ein Hautarzt oder ein Allgemeinarzt aufgesucht werden. In den meisten Fällen können die Beschwerden relativ gut gelindert werden.
Behandlung & Therapie
In aller Regel werden Spinaliome operativ entfernt und das entnommene Gewebe anschließend histologisch untersucht, um die Diagnose im Labor zu sichern. Meist geschieht diese Operation ambulant, derartige Eingriffe können aber auch in besonderen Fällen stationär erfolgen, zum Beispiel bei sehr betagten Menschen oder Patienten mit zusätzlichen, risikoreichen Erkrankungen.
Zumeist zahlen die Krankenkassen aber nur eine ambulante Behandlung. Die suspekte Hautstelle wird möglichst großflächig herausgeschnitten, um zu verhindern, eventuell nachschneiden zu müssen. Oft kommt es trotzdem vor, dass der histologische Befund aufzeigt, dass das Spinaliom nicht vollständig entfernt wurde, dann sollte immer eine Nachexzision erfolgen.
Vorbeugung
Da der Einfluss von Sonnenstrahlen als Hauptursache der Krankheitsentstehung gilt, ist als vorbeugende Maßnahme unbedingt die Vermeidung von übermäßiger Sonnenstrahlung zu nennen. Solariumbesuche werden häufig verharmlost, lösen aber nachweislich Hautkrebserkrankungen aus. Je mehr sich der Mensch der Sonne bzw. Sonnenbestrahlung aussetzt, umso größer wird sein Risiko, an Hautkrebs zu erkranken.
Da auch das Papillomvirus in Verdacht steht, Plattenepithelkarzinome auszulösen, kann auch eine Impfung, vor allem bei jungen Frauen wegen der Gefährdung an einem Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, sinnvoll sein. Hier sollten Eltern aktiv werden, da bei jungen Frauen die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen sollte. Eine Absprache mit einem Arzt, ob die Impfung im individuellen Fall Sinn macht, sollte grundsätzlich vorab erfolgen.
Auffällige Muttermale, vor allem solche, die sich schnell verändert haben, sollten immer einem fachkundigen Arzt gezeigt werden. Frühzeitig erkannt, weisen alle Hautkrebsformen eine günstige Prognose auf. Der operative Eingriff zur Entfernung des suspekten Mals ist in aller Regel vergleichsweise unkompliziert, weshalb sich Risikopatienten nicht scheuen sollten, einen Hautarzt aufzusuchen.
Nachsorge
Die Nachsorge ist bei einem Spinaliom überaus wichtig. So besteht das Risiko, dass das Plattenepithelkarzinom zu einem späteren Zeitpunkt erneut auftritt. Aus diesem Grund wird den Patienten von Hautärzten empfohlen, sich auch nach einer erfolgreichen Therapie im Abstand von drei bis sechs Monaten einer Kontrolluntersuchung der Haut zu unterziehen.
Diese sollten in einem Zeitraum von fünf Jahren wahrgenommen werden. So zeigen sich Rezidive und Metastasen (Tochtergeschwülste) meist innerhalb von zwei Jahren nach der ersten Therapie. Im Rahmen der Nachsorge lassen sich die Tumorrezidive und Zweitmalignome frühzeitig erkennen und entsprechend behandeln. Die Untersuchungen der Patienten erfolgen turnusmäßig und hängen von der Art des jeweiligen Tumors ab. Eine wichtige Rolle spielen die Tumorparameter sowie das Erkrankungsstadium.
Wichtige Nachsorgeuntersuchungen nach einem Spinaliom sind bildgebende Verfahren wie eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung), eine Computertomographie (CT) sowie eine Magnetresonanztomographie (MRT). Außerdem lassen sich Röntgenaufnahmen anfertigen. Des Weiteren klärt der Arzt den Patienten über die Risikofaktoren für die Entstehung des Plattenepithelkarzinoms auf und wie sie sich vermeiden lassen.
Handelt es sich um einen Hochrisiko-Patienten, bei dem die Erkrankung in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wurde, findet die Nachsorgeuntersuchung in einem speziellen Hauttumorzentrum statt. Alle anderen Patienten können die Nachsorge bei ihrem Hausarzt vornehmen. Im Rahmen der Nachsorge sollten die Patienten jeden Tag ein Sonnenschutzmittel für ihre Haut verwenden, das einen hohen Lichtschutzfaktor enthält.
Das können Sie selbst tun
Gegebenenfalls kann ein Spinaliom zu einem späteren Zeitpunkt wieder auftreten. Daher sind nach einer erfolgreichen Behandlung fortlaufende Kontrolluntersuchungen notwendig. Empfohlen werden hier turnusmäßige, halbjährliche Untersuchungen der gesamten Hautfläche über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren. Ein wesentliches Ziel der hautfachärztlichen Untersuchung ist zudem die frühzeitige Diagnostik eines Zweit-Spinaliom, für das die Patienten ein deutlich erhöhtes Risiko haben.
Der Schutz der Haut ist für den behandelten Patienten mit Spinaliom nochmals um ein Vielfaches bedeutsamer. Somit ist die übermäßige Sonneneinstrahlung auf der Haut zu vermeiden. Der beste Schutz vor Sonne ist die geeignete Kleidung. Daher sollte unbedingt regelmäßig Sonnenschutz auf der Haut mit hohem Lichtschutzfaktor durch den Patienten aufgebracht werden. Dies gilt insbesondere für Menschen mit hellem Hauttyp und geschwächtem Immunsystem. Ein Sonnenbrand ist in jedem Fall zu vermeiden.
Die Haut ist vor chemischen Einflüssen zu schützen. Eine Hauttrockenheit ist zu vermeiden. Für die Hautreinigung sollten daher seifenfreie Produkte verwendet werden. Die Auswahl der geeigneten Hautpflegecreme ist mit dem behandelnden Arzt abzustimmen. Bei der Ernährung des behandelten Patienten mit Spinaliom sollten Nahrungsergänzungsmittel wie Selen, Vitamin A und Beta-Karotin hinzugefügt können. Diese Substanzen dienen nachweislich dem Schutz vor einem erneuten Spinaliom.
Quellen
- Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Plötz, G., Ring, J., Hein, R.: Häufige Hauttumoren in der Praxis. Springer, Berlin 2012