Selen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Selen ist ein chemisches Element mit der Ordnungszahl 34 und dem Symbol Se. Selen übernimmt im menschlichen Körper zahlreiche Aufgaben. Es dient beispielsweise der Aktivierung von Schilddrüsenhormonen oder beugt vorzeitiger Zellalterung vor.
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Was ist Selen?
Selen ist ein essenzielles Spurenelement. Essenziell bedeutet, dass der Körper Selen braucht, es aber nicht selber herstellen kann. Es muss mit der Nahrung zugeführt werden.
Entdeckt wurde Selen 1817 von einem schwedischen Chemiker. Lange Zeit galt es als äußerst giftig. Erst in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts entdeckten die Forscher Foltz und Schwarz, dass Selen lebenswichtig ist und dass Selenmangel zu Erkrankungen führen kann. Selen wird nur in geringen Mengen benötigt. Deswegen gehört es zu den Spurenelementen.
Funktion, Wirkung & Aufgaben
Ein besonders bedeutendes Selenoprotein ist die Gluthationperoxidase. Sie schützt die Zellen des Körpers vor den Angriffen von freien Radikalen. Freie Radikale entstehen bei Stoffwechselprozessen unter Beteiligung von Sauerstoff. Auch durch äußere Faktoren wie Rauchen, Stress oder UV-Strahlung entstehen vermehrt freie Radikale. In ihrer chemischen Struktur sind diese freien Radikalen unvollständig. Ihnen fehlt ein Elektron. Dieses Elektron versuchen sie anderen Zellen wegzunehmen. Dabei schädigen sie die Zellmembranen und unter Umständen auch die gesamte Zelle. Freie Radikale stehen in Verdacht eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Krebserkrankungen zu spielen. Die Gluthationperoxidase kann die schädlichen Radikalen unschädlich machen.
Ein weiteres Selenoprotein ist die Iodthyronin-Deiodase. Das Enzym ist für das Gleichgewicht der Schilddrüsenhormone zuständig. Neben diesen beiden Eiweißstoffen gibt es noch viele weitere wichtige Selenoproteine. Das Spurenelement spielt aber auch eine wichtige Rolle bei Entzündungsprozessen. Entzündungsprozesse im Körper können durch Selen verstärkt werden. Gleichzeitig regt Selen aber auch die Immunabwehr an. Für die Entgiftung von Schwermetallen wie Quecksilber, Blei oder Kadmium ist es unerlässlich.
Selen scheint auch einen positiven Einfluss auf die Herzgesundheit zu haben. Es hält die Gefäße elastisch und kann Arteriosklerose vorbeugen.
Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte
Der menschliche Körper enthält im Schnitt 10 bis 15 Milligramm Selen. Der größte Teil davon befindet sich in den Muskeln, in der Leber, den Nieren und dem Herzen. Selen kann nicht vom Körper selber hergestellt werden, sondern muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Die Aufnahme findet in den oberen Dünndarmabschnitten statt. Zu viel aufgenommenes Selen wird über den Urin ausgeschieden.
Eine angemessene Zufuhr von Selen liegt bei etwa 0,8 bis 1 μg pro Kilogramm Körpergewicht. Bei einem Erwachsenen sollte die Zufuhr also ungefähr zwischen 30 und 70 µg liegen. Selen ist vor allem in tierischem und pflanzlichem Eiweiß enthalten. Besonders reich an Selen sind Fleisch, Fisch, Innereien, Nüsse, Hülsenfrüchte und Getreide. Produkte aus biologischem Anbau enthalten in der Regel mehr Selen, da sie nicht mit schwefelhaltigen Düngemitteln gespritzt werden. Mit der gleichzeitigen Zufuhr von Vitamin A, C und E kann die Bioverfügbarkeit von Selen im Körper verbessert werden.
Krankheiten & Störungen
Ein Mangel an Selen kann in Vollblut und Serum nachgewiesen werden. Der Selenstatus sollte hingegen nicht aus Haaren oder Fingernägeln bestimmt werden. Haare und Nägel nehmen nicht aktiv am Stoffwechsel teil. Somit kann anhand des Selengehalts der Haare und Nägel keine Aussage über den Selenstatus gemacht werden.
Selenmangel kann mit zahlreichen Erkrankungen verbunden sein. So kommt es bei einem Mangel an Selen beispielsweise zu einer Schwächung des Immunsystems. Die Folge ist eine erhöhte Infektanfälligkeit. Die Betroffenen leiden vermehrt unter Erkältungserkrankungen oder grippalen Infekten. Auch chronisch entzündliche Erkrankungen können Folge eines Selenmangels sein. Denkbar wäre ein Zusammenhang von Selenmangel und Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.
Einige Studien legen zudem einen Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und niedrigen Selenwerten nahe. Niedrige Selenwerte können zudem zu Fettstoffwechselstörungen führen und fördern die Entstehung von Arteriosklerose. Ebenfalls gibt es Hinweise darauf, dass ein Mangel an Selen die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen kann. So zeigten sich bei Frauen, die eine Fehlgeburt hatten, sehr niedrige Selenspiegel im Blut. Bei Männern hingegen führt Selenmangel zu einer verminderten Beweglichkeit und zu einer gestörten Reifung der Spermien.
Doch nicht nur ein Mangel an Selen kann Folgen für den Körper haben. Selen kann auch überdosiert werden. Normalerweise scheidet der Körper das überflüssige Selen über die Nieren und die ableitenden Harnwege mit dem Urin aus. Werden über einen langen Zeitraum allerdings größere Mengen Selen eingenommen, kann der Körper das überschüssige Selen nicht mehr komplett ausscheiden und es kommt zu Beschwerden.
Ein Selenüberschuss lässt sich aber eigentlich nur durch Nahrungsergänzungsmittel erreichen. Infolge kommt es zu Haarausfall und Unruhe. In extremen Fällen kann die Leber geschädigt werden. Auch Nervenstörungen und sogar eine Herzmuskelschwäche können die Folge eines Selenüberschusses sein. Vor der Substitution sollten deshalb immer die Blutwerte beim Arzt bestimmt werden.
Quellen
- Christen, P., Jaussi, R., Benoit, R.: Biochemie und Molekularbiologie. Springer, Berlin 2016
- Koslowski, H., Fiehring, C., Zöllner, H.: Labordiagnostik von Stoffwechselerkrankungen. Books On Demand Verlag, Norderstedt 2003
- Reuter, P.: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin 2004