Rückenschmerzen im Büro: Tipps zur Vermeidung von Haltungsschäden
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. Januar 2020Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Wie oft nutzt man im Alltag eine Sitzgelegenheit? Beinahe in jeder Situation. Dabei gibt es aber kaum etwas Schlechteres, als oft zu sitzen. Es beginnt bereits am Frühstückstisch und geht dann so lange, bis man sich ins Auto zur Arbeit setzt. Im Büro geht es dann weiter — teilweise werden die acht bis zehn Arbeitsstunden nur im Sitzen verbracht.
In einer Studie aus 2012 wurde sich gefragt, wie viel sitzen wir wirklich? Gibt es tatsächlich einen Bewegungsmangel? Herauskam, dass ein durchschnittlicher Büromitarbeiter etwa sechs bis zehn Stunden am Tag sitzt. Dabei ist Sitzen keineswegs gut für uns. Hieraus können sich sogar dauerhafte Haltungsschäden entwickeln.
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Für den Rücken ist sitzen anstrengend
Eine Studie der TU Chemnitz hat sich mit den Auswirkungen von stundenlangem Sitzen beschäftigt. Die Resultate aus der Untersuchung wurden in der Zeitschrift "Applied Ergonomics" veröffentlicht. Durch das Sitzen können sich Verspannungen in der Muskulatur bilden und zu einer überlasteten Bandscheibe führen.
Bewegungswissenschaftler sind daher nicht überrascht, dass Rückenprobleme immer häufiger auftreten. Allerdings sind Ärzte und Wissenschaftler gleichermaßen erstaunt darüber, dass kaum einer weiß, dass sitzen so schädlich ist und wie diese Probleme behoben werden können.
Die richtige Matratze
Mit der richtigen Matratze gegen Rückenschmerzen? Es gibt durchaus gute Matratzen, die weniger belastend für den Rücken sind. Eine gute Matratze hat sowohl den richtigen Härtegrad, als auch integrierte Liegezonen und eine hohe Punktelastizität. Somit wird die Wirbelsäule während der Schlafenszeit erheblich entlastet.
Wenn Sie sich keine neue Matratze anschaffen wollen, können Sie die alte auch mit einem Topper nachrüsten, denn auch so kann der Schlafkomfort abermals erhöht werden. Zusätzlich dienen Topper auch als Schutz gegen die Hausstaubmilbe, welche durch den Milbenkot Allergene freisetzen kann. Besonders für Allergiker ist ein Topper ein Mittel zur Erhöhung der Lebensqualität. Allergische Reaktionen können somit stark gemindert.
Stehschreibtisch
Ob im Home-Office oder im eigentlichen Büro: Ein Stehschreibtisch kann dafür sorgen, dass all diese Rückenprobleme gar nicht erst entstehen. Ein Stehschreibtisch sollte jedoch auf die Körpergröße eingestellt werden können, denn nur so ist eine ergonomische Haltung möglich.
Um eine ergonomisch korrekte Haltung am Arbeitsplatz einnehmen zu können, müssen aber noch weitere Punkte wie der richtige Augenabstand zum Monitor und eine geeignete Maus beachtet werden.
Selbstmassage
Eine Selbstmassage kann laut aktuellsten Forschungen die steif gewordene Rückenmuskulatur wieder lockern. In der Studie hat eine Gruppe alle viereinhalb Stunden für acht Minuten eine Selbstmassage angewendet. Das wäre demnach einmal in der Mittagspause und einmal nach Arbeitsschluss.
Forscher sehen außerdem eine Menge potenzial hierin, weil die Selbstmassage relativ schnell erledigt ist und weil ein Effekt mit sofortiger Wirkung einsetzt. Um den Effekt zu erhöhen und zusätzlich gegen die Verspannungen vorzugehen, kann auch Mohnblütenöl zur Selbstmassage verwendet werden. Durchaus gibt es noch andere Therapiemaßnahmen, dessen Wirkung setzt jedoch in der Regel erst viel später ein.
Langes sitzen direkt vermeiden
Damit Rückenschmerzen im Büro gar nicht erst entstehen, kann als präventive Maßnahme, auch alle 30 bis 60 Minuten kurz aufgestanden werden. Ein kurzer Spaziergang ist dabei aber noch besser. Allerdings kann die Zeit schnell aus den Augen verloren werden. Heutzutage gibt es bereits Smartwatches, die den Nutzer daran erinnern, für eine Minute aufzustehen.
Gesundheitliche Auswirkungen durch Inaktivität
Menschen sind dafür ausgelegt, sich viel und ausreichend zu bewegen. Kommt es zu einer Inaktivität, wie es auch beim Sitzen der Fall ist, dann hat das auch gesundheitliche Auswirkungen auf den ganzen Körper. Der Körper wird immer schwächer, denn auch die Muskeln bauen sich ab — hierdurch entsteht weitere Belastung für die Wirbelsäule.
Nun wird auch noch das Herz-Kreislauf-System zurückgefahren, somit leisten die Organe nur noch ein Minimum dessen, was eigentlich möglich wäre. Umso länger dieser Zustand andauert, umso träger wird der Körper. Damit sinkt auch die Produktivität.
Längst ist auch klar, dass ein Bewegungsmangel auch für schlechte Laune und sogar für Depressionen verantwortlich sein können. Wer trotz Rückenschmerzen nicht aktiv wird, könnte in eine Negativspirale geraten, wodurch sich auch chronische Beschwerden entwickeln könnten.
Neuste Studien zeigen aber klar, dass Rückenbeschwerden keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden. Sofern sich die Beschwerden noch am Anfangsstadium befinden, kann Bewegung sofort helfen. Jedoch sollte aber immer ein Arzt um Rat gefragt werden. Eine Physiotherapie lohnt sich durchaus.
Welche Risikofaktoren gibt es noch?
Abgesehen vom Langzeitsitzen und Bewegungsmangel gibt es noch eine Vielzahl an Risikofaktoren. Zudem gibt es auch eine Risikoaltersgruppe in der Spanne von 35 bis 50 Jahren. Wer sich schlecht ernährt, raucht, mit psychischen Belastungen zu kämpfen hat und tagtäglich mit schwerer körperlicher Arbeit Zutun hat, könnte mit hoher Wahrscheinlichkeit Rückenbeschwerden erhalten.
Fazit
Rückenbeschwerden sind längst zur Normalität geworden in der Gesellschaft. Dabei gibt es einfache Faktoren, um dies zu verhindern. Mit der Selbstmassage gelingt bereits eine Lockerung der Rückenmuskulatur. Mittels präventiv Maßnahmen, wie zum Beispiel der Stehschreibtisch oder der richtigen Matratze, können weitere Risikofaktoren gemindert werden.
Quellen
- Eckardt, A.: Praxis LWS-Erkrankungen. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2011
- Ernst, E.: Praxis Naturheilverfahren. Springer Medizin Verlag, Berlin 2009
- Reining, R., Schweiger, A.: Endlich weniger Schmerzen. TRIAS, Stuttgart 2006