Schwanenhalsdeformität

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Schwanenhalsdeformität handelt es sich um eine Fehlstellung der Finger. Dabei sind insbesondere die sogenannten Langfinger von der Erkrankung betroffen. Die Schwanenhalsdeformität äußert sich darin, dass die proximalen Interphalangealgelenke überstreckt sind. Zur gleichen Zeit werden die distalen Interphalangealgelenke gebeugt. In der Folge der Schwanenhalsdeformität ist ein Schließen der Faust nur bedingt möglich. Zudem sind die betroffenen Patienten nicht wie gesunde Menschen in der Lage, einen sogenannten Zangengriff zu vollziehen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Schwanenhalsdeformität?

Sind die Finger von der Schwanenhalsdeformität betroffen, fällt es den erkrankten Personen mitunter schwer, ihre Faust wie gewohnt zu schließen. Auch der Griff von Daumen und Zeigefinger ist beeinträchtigt.
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Prinzipiell stellt die Schwanenhalsdeformität eine fehlerhafte Stellung der langen Finger dar. Im Rahmen der Erkrankung liegt eine Überstreckung des mittleren Gelenks des betroffenen Fingers vor. Zudem verharrt das obere Gelenk in einer gebeugten Position. Das gleiche gilt in den meisten Fällen auch für das Grundgelenk des entsprechenden Fingers.

Die Schwanenhalsdeformität tritt zum Teil auch an den Zehen auf. Dort betrifft die Fehlstellung in erster Linie das Endgelenk der jeweiligen Zehe. In der Folge davon zeigt sich eine sogenannte Krallenstellung, wobei die Schwanenhalsdeformität in zahlreichen Fällen an der zweiten Zehe vorkommt.

Ursachen

Die Ursachen, die zur Entstehung einer Schwanenhalsdeformität führen, sind divers. In manchen Fällen lösen Schädigungen der Stecksehnen die Fehlstellung aus. Dabei ist unter Umständen der Tractus intermedius von den Läsionen betroffen. Darüber hinaus stellen verschiedene Traumata potenzielle Ursachen für die Entwicklung der Krankheit dar.

Eine Verletzung an der Beugesehne bewirkt ebenfalls bei einigen Personen die Entstehung einer Schwanenhalsdeformität. Das Risiko für die Krankheit steigt zudem durch eine Zerstörung oder Beschädigung des Gelenks. Denn in der Folge davon wird die Beugesehne unter Umständen verletzt. Ebenso begünstigen entzündliche Vorgänge in der Beugesehne die Krankheit, wobei in einigen Fällen auch eine Insuffizienz der Beugesehnen auftritt.

Kommt die Schwanenhalsdeformität an den Fingern vor, handelt es sich meist um eine Störung einer speziellen Sehnenplatte. Betroffen ist oft das mittlere Gelenk. Außerdem kommt die Schwanenhalsdeformität gehäuft bei Patienten vor, die an einer Polyarthritis mit chronischem Verlauf leiden. Im Rahmen von Unfällen reißt unter Umständen die Sehnenplatte ein, sodass sich die Fehlstellung entwickelt.

An der Zehe sind vor allem mechanische Beanspruchungen des entsprechenden Bereichs für die Entstehung der Schwanenhalsdeformität verantwortlich. Das Risiko dafür steigt, wenn die zweite Zehe größer ist als die erste.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Schwanenhalsdeformität äußert sich in der typischen Fehlstellung, die sich an den betroffenen Fingern und Zehen bildet. In zahlreichen Fällen zeigt sich die Erkrankung an den Langfingern oder an der zweiten Zehe. Sind die Finger von der Schwanenhalsdeformität betroffen, fällt es den erkrankten Personen mitunter schwer, ihre Faust wie gewohnt zu schließen. Auch der Griff von Daumen und Zeigefinger ist beeinträchtigt.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Stellung der Diagnose der Schwanenhalsdeformität stützt sich in erster Linie auf die individuelle klinische Symptomatik. Die Fehlstellung der Finger oder Zehen ist in der Regel relativ auffällig und veranlasst viele Betroffene zur Konsultation eines Arztes. Dabei führt der behandelnde Arzt zuerst eine sogenannte Anamnese durch und klärt die jeweiligen Beschwerden mit der an der Schwanenhalsdeformität erkrankten Person ab.

Hier erfragt er vor allem die Umstände, die möglicherweise zur Entstehung der Krankheit geführt haben. Nach der Anamnese sind verschiedene Untersuchungen des Patienten und seiner Symptome an der Reihe, um die Schwanenhalsdeformität sicher zu diagnostizieren. Eine wichtige Rolle spielt die Sichtdiagnostik. Dabei prüft der Arzt zum Beispiel, ob die Gelenke der Finger angeschwollen sind. Außerdem wird die Funktion der Gelenke und Sehnen getestet.

Der Arzt untersucht, ob sich die fehlerhafte Stellung der Finger oder Zehen entweder aktiv oder passiv beheben lässt. Ein wichtiges Verfahren stellt zudem die röntgentechnische Untersuchung des betroffenen Fingers oder der jeweiligen Zehe dar. Auf diese Weise sind bedeutende Hinweise der vorliegenden Erkrankung bildlich erkennbar.

Komplikationen

Eine Schwanenhalsdeformität ruft in der Regel keine größeren Komplikationen hervor. Die Fehlstellung beeinträchtigt allerdings den Griff von Daumen und Zeigefinger, wodurch Aufgaben des alltäglichen Lebens nicht mehr wie gewohnt ausgeführt werden können. In schweren Fällen beeinflusst die Deformität die berufliche Leistungsfähigkeit der Betroffenen und kann infolgedessen auch psychische Beschwerden hervorrufen.

Des Weiteren stellt die Fehlstellung einen auffälligen kosmetischen Makel dar – auch hier können seelische Leiden auftreten. Die Behandlung der Schwanenhalsdeformität ist ebenfalls mit einigen Risiken verbunden. Wird die Sehne im Rahmen einer Sehnennaht berichtigt, können Blutungen, Infektionen und andere typische Komplikationen einer Operation auftreten. Eine Sehnenplastik birgt das Risiko von Abstoßungsreaktionen und Infektionen. Der Umstand, dass für eine Rekonstruktion totes, tiefgekühltes Sehnengewebe verwendet wird, wird von einigen Patienten als abstoßend empfunden.

Gelegentlich empfinden die Betroffenen die Sehne noch Jahre später als fremd und entwickeln in der Folge psychische Probleme. Weitere Komplikationen können nach der Einnahme der verordneten Schmerzmittel und Entzündungshemmer auftreten. Typischerweise kommt es etwa zu Magen-Darm-Beschwerden, Hautirritationen oder vorübergehenden Kopf,- Muskel- und Gliederschmerzen. Langfristig können Nieren- und Leberschäden auftreten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Schwanenhalsdeformität muss immer ein Arzt aufgesucht werden. Es kann bei dieser Krankheit nicht zu einer Selbstheilung kommen, sodass die Beschwerde den Alltag des Betroffenen deutlich erschwert und die Lebensqualität erheblich verringert. Um weitere Komplikationen und Beschwerden zu vermeiden, sollte bei einer Schwanenhalsdeformität daher immer ein Arzt aufgesucht werden. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn es an den Zehen oder an den Fingern zu verschiedenen Fehlstellungen kommt.

Diese Fehlstellungen müssen nicht immer beide Gliedmaßen betreffen und können auf der rechten und linken Seite unterschiedlich ausfallen. Auch das Anschwellen der Gelenke und der Finger kann auf die Schwanenhalsdeformität hindeuten und sollte durch einen Arzt untersucht werden. In erster Linie kann bei dieser Erkrankung ein Allgemeinarzt oder ein Orthopäde aufgesucht werden. Die weitere Behandlung wird dann meistens von einem Facharzt durchgeführt. In der Regel kann die Krankheit gut behandelt werden.

Behandlung & Therapie

Welche Maßnahmen der Behandlung bei der Schwanenhalsdeformität zum Einsatz kommen, hängt in erster Linie von den jeweiligen Ursachen für die Krankheit ab. Wenn die Sehnen durch Traumata verletzt wurden, ist in der Regel eine sogenannte Sehnennaht notwendig. Dadurch werden die Schäden der Sehnen korrigiert. Haben sich die ursächlichen Verletzungen jedoch schon lange Zeit vorher ereignet, kommt zum Beispiel eine Sehnenplastik zur Anwendung.

Führen rheumatoide Faktoren zur Entstehung der Schwanenhalsdeformität, spielt der Schweregrad der Fehlstellung eine wichtige Rolle. Mögliche Methoden der Therapie stellen etwa Beugeschienen dar. Bei stark ausgeprägten Fehlstellungen ist in manchen Fällen eine Rekonstruktion der Sehne erforderlich. Mitunter kommen auch Arthrodesen oder Synovektomien zum Einsatz.

Bei einer Schwanenhalsdeformität am Finger werden vor allem die Beugesehnen im Bereich des mittleren Gelenks rekonstruiert. Mögliche Methoden stellen zum Beispiel die Tenodese oder die Arthrolyse dar. Das Gelenk wird in manchen Fällen auch passiv mobilisiert. Im Anschluss an eine Rekonstruktion ist es zwingend notwendig, den betroffenen Bereich über einen längeren Zeitraum zu schonen.

In der Regel handelt es sich um eine Zeitspanne von etwa vier Wochen, in denen das mittlere Gelenk in einer gebeugten Stellung fixiert wird. Währenddessen ist eine Streckung des Gelenks nicht möglich.

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Vorbeugung

Einer Schwanenhalsdeformität lässt sich vorbeugen, indem Verletzungen oder Unfälle vermieden werden.

Nachsorge

Nach Rekonstruktion erfolgt die Nachbehandlung meist mit einer partiellen Ruhigstellung in 20 bis 30° Grad Celsius. Die Ruhigstellungszeit liegt bei etwa ein bis vier Wochen und hängt vom Ausmaß der verletzten Kapsel- und Brandstrukturen sowie der Stabilität des Gelenkes nach Reposition ab. Während das Mittelgelenk sich in Beugestellung befindet, darf es zwar gebeugt werden, aber eine Streckung wird verhindert.

Hierbei kommt eine Fingerschiene aus Thermoplast zum Einsatz, die sich in maximal möglicher Streckposition befindet. Es wird darauf geachtet, dass die Ruhigstellung so kurz wie möglich abläuft, denn je länger das Gelenk nicht bewegt wird, umso mehr leidet seine Beweglichkeit. Auch eine Ergotherapie kann sehr hilfreich sein.

Je stabiler das betroffene Gelenk ist, desto früher kann mit der Anwendung manualtherapeutischer Techniken begonnen werden. Dazu gehören zum Beispiel Traktion, transversales Gleiten und eine Unterstützung der Roll- und Gleitbewegung des Gelenkes. Bevor diese Techniken angewandt werden, ist es unerlässlich, dass der Therapeut sich mit Hilfe einer rotatorischen und translatorischen Funktionsprüfung, sowie der Kapselbeschaffenheit und dem subjektiven Endgefühl einen Eindruck von der Gelenkstabilität verschafft.

Zudem sollte der Patient zur aktiven Mitarbeit aufgefordert werden. Diese Selbstverantwortung wird durch Heimaufgaben angeregt, die der Patient zum Beispiel durch funktionelle Übungsgeräte wie Vibrationsgeräte, Hanteln und Bürsten oder Utensilien wie Nadelkissen selbstständig ausführen kann.

Das können Sie selbst tun

Im Bereich der Selbsthilfe sollten bei sportlichen Aktivitäten oder körperlichen Tätigkeiten Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden. Das Tragen von Schutzkleidung im Bereich der Hände ist anzuraten, um das Risiko von schweren Unfällen oder Verletzungen zu minimieren. Zudem wird der Körper in diesen Fällen möglichen starken Temperaturschwankungen weniger ausgesetzt. Insbesondere bei Arbeiten in einer kalten Umgebung ist das Tragen von Handschuhen notwendig.

Situationen der Überanstrengung oder starken Belastung der Hände und Finger sind zu vermeiden. Bei ersten Anzeichen von körperlicher Beeinträchtigung sind Ruhephasen und Pausen einzulegen. Eine ausreichende Schonung ist notwendig, damit sich der Organismus selbst regenerieren kann. Liegen Verletzungen vor, sind die Hände und Finger nach Möglichkeit nicht zu belasten. Der Alltag und die Erfüllung von zu verrichtenden Aufgaben sollten umstrukturiert werden, damit Situationen umgangen werden bei denen die Hände einer Beanspruchung ausgesetzt sind. Sportliche Aktivitäten sind in der Heilungsphase nach Möglichkeit zu unterlassen oder auf ein Mindestmaß zu reduzieren.

Zur Vermeidung von Komplikationen und Gegebenheiten einer starken psychischen Anspannung sind mentale Techniken zum Stressabbau anzuwenden. Kognitive Trainings helfen bei der Bewältigung des Alltags und auch bei der Handhabung der Schwanenhalsdeformität. Die Maßnahmen zur Stärkung der mentalen Kraft sind ebenfalls hilfreich bei dem Umgang mit Beschwerden wie Schmerzen.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethardt, F.U.: Kinderorthopädie. Thieme, Stuttgart 2009
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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