Selbstwertgefühl

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Körperprozesse Selbstwertgefühl

Ein gesundes Selbstwertgefühl ist ein wichtiger Bestandteil zur seelischen Gesundheit. In der heutigen Zeit, wo die Gesellschaft sich immer mehr in Richtung Individualisierung bewegt, ist es wichtiger denn je.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Selbstwertgefühl?

Der Begriff Selbstwertgefühl steht für unsere eigene innere Einschätzung im Hinblick auf unsere Persönlichkeit, unsere Fähigkeiten, Talente, Stärken und Schwächen.

Der Begriff Selbstwertgefühl steht für unsere eigene innere Einschätzung im Hinblick auf unsere Persönlichkeit, unsere Fähigkeiten, Talente, Stärken und Schwächen. Es wird zum größten Teil gespeist aus Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens machen. Wer in seiner Kindheit schon vermittelt bekommt, ein wertvoller Mensch zu sein, entwickelt ein Urvertrauen zu anderen Menschen, das ihm sein späteres Leben erleichtert.

Das Selbstwertgefühl ist kein statischer Zustand. Durch jedes neue Erlebnis, ob positiv oder negativ, verändert sich das Selbstbild. Es setzt sich im Wesentlichen aus drei Komponenten zusammen:

Selbstbeobachtung: Wer in bestimmten Situationen positive Erfahrungen gemacht hat, vertraut auf seine Fähigkeiten und geht gelassener mit Situationen um, als jemand für den diese Situationen eher angstbesetzt sind. Auch das Wissen um die eigene körperliche Attraktivität kann das Selbstvertrauen stärken oder schwächen.

Soziale Vergleiche: Neben der Selbstbeobachtung vergleichen wir uns immerzu mit anderen Menschen. Verhalten sich andere in gewissen Situationen ähnlich? Wer ist besser und warum? Dies hat wiederum Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl.

Feedback: Wenn wir anerkannt, bewundert und gelobt werden, wird das Selbstwertgefühl gestärkt. Kritik von anderen und Probleme mit ihnen können das Selbstvertrauen untergraben.

Funktion & Aufgabe

Ein positives Selbstwertgefühl ist eine Kraftquelle für unseren Alltag. Wir wollen wissen: Wer bin ich? Was kann ich? Wie wertvoll bin ich? Menschen, die auf diese Fragen eine positive Antwort wissen, besitzen ein stärkendes Fundament.

Ein Gefühl für die eigenen Stärken ist ein wichtiger Schlüssel zur Lebenszufriedenheit, Gesundheit und zum Erfolg eines Menschen. Ein schlechtes oder schwankendes Selbstwertgefühl hingegen kann einen Menschen lähmen und schwächen bis hin zur Depression.

Ein verlässliches psychisches Fundament hilft uns, die alltäglichen Anforderungen, von Krankheit, Trennung/Scheidung, Arbeitslosigkeit bis hin zur Bewältigung von (Natur-)Katastrophen besser zu überstehen.

Um handlungsfähig zu bleiben, braucht man eine gewisse innere Zuversicht. Gerade in Zeiten der zunehmenden Individualisierung ist ein stabiles inneres Selbst wichtig, um sich seines eigenen Wertes bewusst zu werden. Ein positives Selbstwertgefühl kann umschrieben werden als Selbstachtung, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Selbstbehauptung etc.

Egal welche Begriffe gewählt werden, der Effekt bleibt gleich. Menschen mit einem guten Selbstwertgefühl haben ein gutes Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und tun sich deshalb auch leichter, Risiken einzugehen als unsichere Menschen.

Auch sie können scheitern, suchen den Grund des Scheitern aber nicht nur bei sich selbst, sondern auch in äußeren Umständen, auf die wir nur begrenzt Einfluss haben. Weil sie das Gefühl haben, auch Wünsche und Bedürfnisse äußern zu können, fühlen sie sich insgesamt zufriedener als selbstunsichere Menschen.

Menschen denen es an Selbstvertrauen mangelt, sind sich ihrer Fähigkeiten und Stärken nicht sicher. Deshalb scheuen sie eher das Risiko und tendieren dazu, schwierige Aufgaben zu umgehen, da sie Niederlagen nicht so gut gewachsen sind und sie meistens auf eigene Unzulänglichkeiten zurückführen.

Sie trauen sich wenig zu und resignieren leicht. Weil sie wegen ihres geringen Selbstbewusstseins umso stärker die Anerkennung von außen benötigen, zeigen sie nicht, was in ihnen steckt und werden deshalb von ihren Mitmenschen häufig unterschätzt. Sie wollen auch nicht unangenehm auffallen.


Krankheiten & Beschwerden

In gewissem Umfang sind wir als soziale Wesen alle von der Anerkennung anderer Menschen abhängig. Wer seinen Eigenwert aber grundsätzlich von der Anerkennung von außen abhängig macht, begibt sich unter einen immensen Druck, anderen immer gefallen zu müssen und ist zu fast allen Zugeständnissen bereit, um diese Anerkennung zu erhalten. Bleibt sie aus oder wird auch Kritik geäußert, reagieren diese Menschen sehr leicht überempfindlich und werten es als Ablehnung ihrer Person.

Dadurch fühlen sie sich minderwertig, es kann sogar ein ausgeprägter Minderwertigkeitskomplex entstehen. Dadurch kann ein innerer Zwang empfunden werden, diese Minderwertigkeit zu kompensieren und andere umso mehr von den eigenen Leistungen zu überzeugen.

Bei Männern führt dieses Gefühl häufig zu einer ungesunden Arbeitssucht, weil sie stärker als Frauen statusabhängig sind. Bei einem angeknacksten Selbstwertgefühl ist es schwierig, nach außen selbstsicher aufzutreten. Immer spielt die Angst mit, den Ansprüchen anderer nicht genügen zu können oder sich zu blamieren.

Bei manchen Menschen gehen diese Ängste so weit, dass sie eine regelrechte Sozialphobie entwickeln und andere Menschen meiden. Durch den Rückzug verschlimmern sie jedoch ihr Problem, weil die für sie so wichtige Anerkennung von außen dann gänzlich fehlt. Es entsteht ein Teufelskreis, der nicht selten in schweren Depressionen bis hin zu Suizidabsichten mündet.

In diesen Fällen sollte dringend der Rat eines Arztes in Anspruch genommen werden. In diesem sicheren Rahmen kann der Patient im Idealfall sogar lernen sich in seiner Unvollkommenheit, die letztlich jeder Mensch besitzt, zu öffnen.

Unsere heutige Optimierungsgesellschaft sägt aber zunehmend auch am Selbstwertgefühl von Menschen mit einem generell positiven Selbstgefühl. Durch die permanente Forderung, stets überall ihr Bestes geben zu müssen, andernfalls als Versager zu gelten, werden selbst Menschen mit einem positiven Selbstvertrauen oft systematisch in einen Burnout gedrängt.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Davison, G.C., Neale, J.M., Hautzinger, M.: Klinische Psychologie. Beltz PVU, München 2007
  • Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015

Das könnte Sie auch interessieren