Attraktivität

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Schönheitsideale sind gesellschaftlichen Normen unterworfen und wandeln sich permanent. Die Attraktivität eines Menschen erklärt sich zum einen aus dem individuellen Geschmack, unterliegt aber auch festen Kriterien.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Attraktivität?

Die Attraktivität eines Menschen erklärt sich zum einen aus dem individuellen Geschmack, unterliegt aber auch festen Kriterien.

Die Wahl des Partners wird in vielerlei Hinsicht von Attraktivitätsmerkmalen bestimmt. Die Anziehungskraft unterliegt dabei bestimmten Normen und liegt vermutlich zum Teil in biologischen Kriterien, wie auch in gesellschaftlichen und individuellen Vorstellungen. Der objektivierte Attraktivitätsfaktor männlicher und weiblicher Züge wird vom Kindchen-Schema (niedliche Wirkung) beeinflusst. Weitere Kriterien sind vielfach Symmetrie und Geschlechtsmerkmale.

Die Ideale zur Beurteilung von Schönheit verändern sich jedoch und werden von gesellschaftlichen Normen bestimmt. Die Messungen der Attraktivität können sich somit nur auf das beziehen, was wir zum großen Teil gelernt haben, als schön zu empfinden – denn, andere Kulturen beurteilen die Attraktivität nach anderen Kriterien.

Funktion & Aufgabe

Schönheitsnormen sind nicht universell, sondern in jeder Kultur anders. Das Frauenbild im Barock war anders als unser heutiges. Doch übereinstimmend gibt es Merkmale, die nahezu jeder Mensch als schön empfindet. Schönheit ist zu einem gewissen Teil also messbar.

Gesundheit ist attraktiver als Krankheit, daher werden schöne Menschen auch als gesünder eingestuft. Schönheit wird in der westlichen Zivilisation mit Schlankheit gleichgesetzt und ist ein Statussymbol, denn sie steht für Wohlstand und Bildung.

Dass Schönheitskriterien einer bestimmten Zeit messbar sind, macht zB die Bewertung der weiblichen Figur aus männlicher Sicht deutlich. Im Auge des Mannes ist das Verhältnis von Taille zu Hüfte und zum Gewicht für weibliche Schönheit maßgeblich. Stimmen die Proportionen, wird diese Figur von der Mehrheit der westlichen Bevölkerung als attraktiv wahrgenommen. Jedoch – dies sind nur durchschnittliche Kriterien, die nicht für das Empfinden aller Menschen zutreffen.

Dennoch legen Frauen und Männer auf andere Attribute wert. Für Frauen spielt beispielsweise auch der Muskelanteil des männlichen Körpers eine Rolle, der sich rein äußerlich nicht so einfach messen lässt. Vermutlich sind auch diese geschlechtsspezifischen Attribute erlernt und ergeben sich aus den gesellschaftlichen Vorstellungen über die Wesensmerkmale von Mann und Frau.

Die Attraktivität des Gesicht ist ebenfalls messbar. So wird das durchschnittliche Gesicht als das attraktivste empfunden. Durchschnittlich bedeutet, dass das Gesicht weder sehr klein noch groß ist, keinerlei Makel wie Warzen oder abstehende Ohren aufweist. Die Makellosigkeit signalisiert Gesundheit. Betrachter eines solchen Gesichtes fühlen sich wohler. Frauen empfinden diese Merkmale an anderen Frauen genauso attraktiv wie Männer.

Während die Körpergröße einer Frau für ihre Attraktivität eher unbedeutend ist, hat ihr Alter maßgeblichen Anteil an der Wahrnehmung von Schönheit. Männer jeden Alters finden die Zwanzigjährige mit durchschnittlicher Schönheit am attraktivsten.

Attraktivität ergibt sich jedoch nicht nur aus dem Gesicht und Körperbau. Auch die Körperhaltung kann entscheidenden Einfluss nehmen. Wer krumm steht und sich unkoordiniert bewegt drückt damit weniger Selbstbewusstsein, weniger Körpergefühl und letztlich auch weniger Lebensfreude aus.

Charakter und Liebe beeinflussen ebenfalls die Sichtweise des Betrachters hinsichtlich der Attraktivität. Um dies zu messen, legten Forscher in einer Studie drei Fotos des jeweiligen Partners vor. Der Partner war hierauf in kaum merkbar unterschiedlicher Schönheit zu sehen, da die Fotos vorher leicht manipuliert worden waren. Die Probanden, die in einer glücklichen Beziehung lebten, wählten das schönste Bild als das realistischste aus.

Andere Untersuchungen zeigten, dass Personen, denen positive Eigenschaften zugeschrieben werden, auch äußerlich attraktiver erscheinen. Diese Eigenschaften können innerer Natur sein, wie beispielsweise Humor, Bildung, Intelligenz, Fürsorge und Warmherzigkeit oder sie können äußerer Natur sein, wie beispielsweise Ruhm, Macht und Geld.

Wie sehr Attraktivität sich auch von biologischen Faktoren loslösen kann, zeigt das Ergebnis, dass dünne Frauen heute als schön gelten. Evolutionsbiologisch betrachtet sind magere Frauen jedoch im Nachteil, da sie weniger fruchtbar und überlebensfähig sind.


Krankheiten & Beschwerden

Da schöne Menschen es auch im Beruf leichter haben, ist der enorme Einfluss der Kosmetikindustrie leicht zu verstehen. Die Vorliebe des Menschen für schöne Objekte durchzieht alle Lebensbereiche und die ganze Menschheitsgeschichte. Niedliche Objekte werden auf der ganzen Welt als schön wahrgenommen, weil sie Beschützerinstinkte wecken.

Schönheitsideale stehen auch in Zusammenhang mit Machtstrukturen. Am deutlichsten wird dies bei Menschen, die aus dem Raster gängiger Schönheitsideale fallen. Häufig sind sie durch äußere Auffälligkeiten Diskriminierungen ausgesetzt. Die hier wirkenden Mechanismen sind vielschichtig. Die Gesellschaft liefert dabei eine ganze Reihe von Unterdrückungsinstrumenten wie Sexismus oder Rassismus.

Diskriminierungen aufgrund ihres Körpers erfahren auch Menschen, bei denen die Geschlechterdifferenzierung schwer fällt. Ihre gesellschaftliche Akzeptanz ist heute jedoch größer als noch vor 30 Jahren, was auch damit zusammenhängt, dass die Gesellschaften anfangen die vormals strengen Geschlechtskategorien von Mann und Frau anders zu bewerten und sie weniger in Abgrenzung zueinander zu betrachten.

Wie wir Attraktivität wahrnehmen, hängt auch mit unseren Erfahrungen im bisherigen Leben und unserem aktuellen Bewusstseinszustand zusammen. Ein „hässlicher" Mensch wird gesellschaftlich eher ausgegrenzt, womit auch Depressionen einhergehen können. Er hat es schwerer, Freundschaften zu schließen und muss seine mangelnde Attraktivität durch andere Qualitäten ausgleichen. Hierfür ist besonderer Energieaufwand notwendig.

Der weniger schöne Mensch muss eine ganze Reihe von Eigenschaften vorweisen, damit ihn ein potentieller Partner wahrnimmt oder sich in ihn verliebt. In diesem Empfinden des Unattraktiv-Seins bergen sich u.a. große Gefahren für Magersucht oder Bulimie, mit denen beispielsweise dem besonders schlanken Schönheitsideal nachgeeifert wird.

Quellen

  • Kleine, B., Rossmanith, W.G.: Hormone und Hormonsystem. Springer Verlag, Berlin 2010
  • Psychrembel Wörterbuch Sexualität. de Gruyter, Berlin 2003
  • Zimbardo, P. & Gerrig, R.: Psychologie. Pearson Verlag, Hallbergmoos 2008

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