Siebbein

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter dem Siebbein versteht der Mediziner einen mehrgliedrigen Hirnschädelknochen der knöchernen Augenhöhle. Das Siebbein ist sowohl an der anatomischen Struktur der Augenhöhlen, als auch der Nasenhöhlen und der Stirnhöhle beteiligt und dient dem olfaktorischen System als Ansatzpunkt. Das Siebbein kann von Frakturen, Entzündungen und Nervenschädigungen betroffen sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Siebbein?

Das Siebbein sorgt vorwiegend für die Stabilität der knöchernen Augenhöhle. Es dient als Verbindungsstück zwischen dein einzelnen Strukturen von Riechkolben, Augenhöhle und Stirnbereich.
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Das Siebbein ist ein kleiner, leichter und äußerlich unsichtbarer Hirnschädelknochen. Diese anatomische Struktur ist auch als Os ethmoidale bekannt und liegt am Ende der Nasenhöhle. Dort formt sie in der Tiefe die Grenze zur Schädelhöhle. Somit ist das Siebbein ein Teil der Schädelbasis, aber auch des Nasendachs und der Orbitae.

Der Knochen besteht aus mehreren Abschnitten: der Lamina cribrosa, der Lamina perpendicularis und dem paarigen Labyrinth. Jeder dieser Abschnitte übernimmt eine andere Funktion. Oft wird das Siebbein auch als gelochte Knochenplatte bezeichnet, durch deren Löcher sich Nervenstränge des Riechhirns zur Nase hin ziehen. In diesem Zusammenhang wird die Trennung von Nasenhöhle und Schädelhöhle häufig als Hauptaufgabe der anatomischen Struktur genannt.

Anatomie & Aufbau

Die Lamina cribrosa ist einer der vier Teile des Siebbeins. Aus seiner Mitte ragt ein zweiflügeliger Knochenvorsprung. Dieser Vorsprung ist auch als Hahnenkamm bekannt. Einer der Ränder dieses Hahnenkamms artikuliert mit dem Stirnbein. Seine zwei Flügel korrespondieren dabei mit den Vertiefungen des Stirnbeins und bilden so die blind endende Öffnung im Gewebe der Stirnhöhle.

Der Lamina perpendicularis ist die zweite Struktur des Siebbeins. Diese Knochenlamelle bildet die Nasenscheidewand. Der zweite Knochen des Siebbeins artikuliert außerdem mit dem Nasenbein, dem Keilbein und dem Pflugscharbein. Das zweiteilige und symmetrisch angelegte Labyrinth ist die dritte Struktur des Siebbeins, die verschiedene Arten der sogenannten Siebbeinzellen trägt.

Das Labyrinth ist als Struktur sowohl an den Wänden der Orbeitae und der Nasenwand, als auch am Keilbein beteiligt. Insgesamt ist die Oberfläche des Siebbeins eher glatt. Nur die Ansatzpunkte der einzelnen Nerven und Blutgefäße sind nicht von glatter Struktur.

Funktion & Aufgaben

Das Siebbein sorgt vorwiegend für die Stabilität der knöchernen Augenhöhle. Es dient als Verbindungsstück zwischen dein einzelnen Strukturen von Riechkolben, Augenhöhle und Stirnbereich. Auch die strukturelle Trennung ist aber Aufgabe des Siebbeins. So trennen die Knochenstrukturen des Siebbeins zum Beispiel die Schädelhöhle von der Nasenhöhle.

Ein Rand des Hahnenkamms ist außerdem der Ansatzpunkt für die Trennstruktur der beiden Großhirnhemisphären. Ebenso werden die beiden Seiten der Nase durch das Siebbein unterteilt. Das spielt für die Geruchswahrnehmung eine wichtige Rolle. Erst durch die beiden Nasenhöhlen kann der Mensch zum Beispiel einschätzen, in welcher Richtung sich von ihm aus gesehen die Quelle eines Geruchs befindet. Nicht nur wegen dieser Funktion spielt das Siebbein für das gesamte olfaktorische System und die allgemeine Riechwahrnehmung eine wichtige Rolle. Der zweite Siebbeinknochen dient im oberen Bereich vielen Riechnerven als Ansatzpunkt.

Ohne die Löcher der Siebbeinplatte könnten der Riechnerv und die Blutgefäßen der Schleimhaut außerdem gar nicht erst bis in die Nase durchtreten. Zu den Seiten des Hahnenkamms trägt der erste Siebbeinknochen zusätzlich je eine Grube zur Auflage des rechten und linken Riechkolbens und durch die feinen Knochenkanälchen in dieser Stuktur ziehen sich die Nervenfasern der Geruchswahrnehmung erst bis in den Riechkolben hinaus.

Durch eine Kerbe des ersten Siebbeinknochens zieht sich außerdem der Nervus nasociliaris, das heißt ein Teil des fünften Hirnnervs. Der fünfte Hirnnerv ist unter anderem für die Reizübertragung zwischen Augen, Oberkiefer, Unterkiefer und Gehirn verantwortlich und ermöglicht so zum Beispiel die Kaubewegung beim Essen.


Krankheiten

Eine der häufigsten Beschwerden des Siebbeins ist eine Fraktur. Wenn eine Fraktur an einer der beteiligten Strukturen vorliegt, dann steht das in der Regel mit einem Schlag auf die Augenhöhle in Zusammenhang. Das Siebbein läuft im Rahmen dessen eventuell in Gefahr, abzusacken. Wenn diese Gefahr eintritt, dann haben die knöcherne Augenhöhle und die Nasenwand unter Umständen keine Stabilität mehr.

Ein Bruch des Siebbeins kann eventuell operativ oder minmal-invasiv korrigiert werden. Wenn eine solche Korrektur nicht stattfindet, kann sich die anatomische Struktur des Gesichts von der Stirnhöhle abwärts dauerhaft verschieben. Da auf der Höhe des Siebbeins der fünfte Hirnnerv und die olfaktorischen Nerven andocken, sind an eine Fraktur des Siebbeins zuweilen Nerven beteiligt. Am häufigsten sind die Nerven des olfaktorischen Systems mit betroffen. Dieses Phänomen kann zum Beispiel verwirrte Geruchswahrnehmungen verursachen. Eine operative Befreiung der betroffenen Nervenstrukturen ist in diesem Fall unabkömmlich. Länger eingeklemmte Nerven sterben in der Regel aber ab.

Dieses Absterben verursacht eine dauerhafte Einschränkung der Nervenfunktion. Auch die Befreiung eines eingeklemmten Nervs kann dessen Funktionsfähigkeit unter Umständen nicht voll wiederherstellen. Neben Frakturen können das Siebbein und insbesondere die Siebbeinzellen außerdem von entzündlichen Prozessen betroffen sein. Eine solche Entzündung ist auch unter der Bezeichnung "Sinusitis ethmoidalis" bekannt. Entzündungen der Siebbeinzellen greifen wegen der Verbindung zu den Hirnhemisphären häufig auch auf die Hirnhäute über und verursachen so unter Umständen eine Meningitis. Ebenso häufig mündet eine Entzündung der Siebbeinzellen bei ungünstigem Verlauf in einen Abszess der Orbitae.

Quellen

  • Fritsch, H., Kühnel, W.: Taschenatlas der Anatomie. Bd. 2: Innere Organe. Thieme, Stuttgart 2018
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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