Snowboarder's Ankle

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Snowboarder's Ankle
Hilfreiche Videos: MedLexi.de auf YouTube

Beim sogenannten Snowboarder´s Ankle handelt es sich um eine Knochenfraktur des Sprungbeins. Diese Verletzung zeigt sich besonders häufig bei Snowboardfahrern.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Snowboarder's Ankle?

Als typisches Symptom eines Snowboarder´s Ankle gelten starke Schmerzen, die sich im Sprunggelenksbereich zeigen. Weiterhin kommt es zu einer ausgeprägten Schwellung in Zusammenhang mit einem Bluterguss (Hämatom).
© helivideo – stock.adobe.com

Unter dem Snowboarder´s Ankle wird eine Talusfraktur verstanden. Dabei kommt es zum Bruch des Processus lateralis tali, einem Fortsatz des Sprungbeins. Seitdem das Snowboardfahren im Wintersport populär wurde, nahm die Häufigkeit dieser Verletzung deutlich zu.

Bekannt waren Frakturen des Processus lateralis tali bereits seit Mitte der 60er Jahre. Allerdings bestand seinerzeit noch keine Verbindung zum Snowboardsport. Wissenschaftliche Untersuchungen fanden erst statt, als die Verletzungen im Zuge des Snowboards zunahmen. Als feststand, dass es sich um eine Fraktur handelte, die typisch für diesen Sport ist, erhielt sie zunächst die Bezeichnung Snowboarder´s fracture.

Später wurde dann der Begriff „Snowboarder´s Ankle“ prägend. Durch das englische Wort „ankle“ wird das Sprungbein miteinbezogen. Grundsätzlich zählt die Talusfraktur zu den selteneren Verletzungen. So erreicht ihr Anteil oft weniger als fünf Prozent. Mitunter kann ein Bruch des Sprungbeins auch zusammen mit anderen Verletzungen am Fuß wie Frakturen des Fersenbeins oder des Knöchels auftreten.

Ursachen

Verursacht wird ein Bruch des Sprungbeins beziehungsweise ein Snowboarder´s Ankle durch massive Einwirkung von Gewalt. Diese kann auch außerhalb des Snowboardens durch Stürze aus großer Höhe oder Verkehrsunfälle zustande kommen. Beim Snowboard entsteht die Fraktur in der Regel nach dem Landen des Sportlers auf einer unebenen Fläche. Eine wichtige Rolle bei der Verletzung scheint auch die Art des Snowboardschuhs zu spielen.

Allerdings gibt es zur Wahrscheinlichkeit noch unterschiedliche Thesen. Besonders betroffen von einem Snowboarder´s Ankle sind normalerweise fortgeschrittene Sportler, denn Anfänger nehmen in der Regel noch keine Sprünge mit dem Brett vor. Der Mechanismus des Snowboarder´s Ankle beruht auf einer Mischung aus axialer Stauchung und Dorsalflexion. Ebenso spielen Bewegungen wie die Pronation, Supination und Außenrotation eine Rolle.

Eine andere Sportart, bei der es häufig zu einer Fraktur des Sprungbeins kommt, stellt das Wakeboarden auf dem Wasser dar. Dabei schnallt sich der Akteur ein Brett um die Füße, das von einem Motorboot gezogen wird, wodurch der Sportler auf dem Wasser gleiten kann. Nicht selten ist eine Talusfraktur auch bei Auffahrunfällen zu verzeichnen, bei denen der Fahrer sein Bein ausstreckt, um sein Fahrzeug zu bremsen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Als typisches Symptom eines Snowboarder´s Ankle gelten starke Schmerzen, die sich im Sprunggelenksbereich zeigen. Weiterhin kommt es zu einer ausgeprägten Schwellung in Zusammenhang mit einem Bluterguss (Hämatom). Darüber hinaus herrscht in den Sprunggelenken eine eingeschränkte Beweglichkeit. So kann der Verletze nicht mehr laufen.

Als begleitende Verletzungen sind Beeinträchtigungen von Innen- und Außenknöchel, ein Bruch von Fersenbein oder Unterschenkel, Mittelfußbrüche oder offene Wunden möglich. Die Bruchlinien können bei einer Talusfraktur unterschiedlich verlaufen. Auch die Größe der Bruchfragmente fällt meist verschieden aus. Die Medizin differenziert zwischen mehreren Frakturtypen.

Als Typ I wird ein Bruch bezeichnet, bei dem das Sprungbein zu den benachbarten Strukturen nicht verrenkt ist. Bei Typ II besteht eine Verrenkung in Richtung unteres Sprunggelenk, während bei Typ III eine Verrenkung innerhalb des oberen und unteren Sprunggelenks vorkommt. Bei Typ IV ist der Status ähnlich wie bei Typ III. Allerdings besteht außerdem eine Verschiebung des Talonaviculargelenks.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Bei der Diagnose des Snowboarder´s Ankle besteht das Risiko, dass die Verletzung mit einer Bänderruptur, Zerrung oder Verstauchung am Außenknöchel verwechselt wird. Diese Gefahr gilt besonders dann als groß, wenn dem behandelnden Arzt nicht bekannt ist, dass der Patient ein Snowboardfahrer ist. Aus diesem Grund ist die Erstellung der Krankengeschichte sehr wichtig.

Darüber hinaus lässt sich der Bruch des Knochens auf den Röntgenbildern nicht immer eindeutig identifizieren. Als hilfreich gilt dann die Durchführung einer Computertomographie (CT), weil bei dieser die Bruchlinien überlagerungsfrei aufgezeigt werden. Dies hilft dem Arzt auch dabei, die passende Behandlung zu planen. Zum Nachweis einer Nekrose kann eine Kernspintomographie (MRT) erfolgen.

Der Verlauf des Snowboarder´s Ankle hängt von dessen Schwere ab. So besteht bei Schweregrad III und IV die Gefahr, dass sich im Laufe der Zeit eine Arthrose bildet. Außerdem drohen Komplikationen wie eine avaskuläre Nekrose des Sprungbeins.

Komplikationen

Patienten mit einem Snowboarder´s Ankle können sich meist nur noch eingeschränkt bewegen. Bedingt durch die Schmerzen und den Bluterguss ist das Laufen nur unter starken Beschwerden möglich oder – im Falle einer schwerer Verletzung – überhaupt nicht mehr. Bei größeren Hämatomen besteht die Gefahr, dass Blut in das Gelenk gelangt und eine Entzündung verursacht.

Begleitend zum Snowboarder´s Ankle treten meist auch Beeinträchtigungen von Innen- und Außenknöchel sowie Frakturen an Fersenbein und Unterschenkel auf. Offene Wunden können sich entzünden und weitere Komplikationen mit sich bringen. Abhängig vom Schweregrad der Fraktur, können sich im Laufe der Zeit weitere Beschwerden wie eine Arthrose oder eine avaskuläre Nekrose des Sprungbeins entwickeln.

Eine Arthrose führt über die Jahre zu einer Instabilität des Gelenkes und kann somit zu bleibenden Veränderungen im Bewegungsablauf und chronischen Schmerzen führen. In Folge einer avaskulären Nekrose können Lähmungserscheinungen auftreten oder das betroffene Gelenk muss sogar amputiert werden. Die chirurgische Behandlung des Snowboarder´s Ankle birgt die typischen Risiken: Blutungen, Infektionen, Nervenverletzungen und Wundheilungsstörungen. Gelegentlich kann es auch zu allergischen Reaktionen auf die verwendeten Materialien kommen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Früher war der Snowboarder's Ankle ein eher seltenes Phänomen. Heute geschieht dieser Bruch des Sprungbeins wesentlich häufiger. Bei einem Verdacht auf Snowboarder's Ankle ist der Arztbesuch für den Snowboarder unumgänglich. Auch Wakeboarder oder Sportler, die ähnliche Bewegungsmuster ausführen, sind für diesen speziellen Bruch anfällig. Er entsteht meist bei der Landung nach einem gewagten Sprung, den nur geübte Snowboarder können.

Wer nach einem Sprung Schmerzen und Schwellungen im und am Fuß bemerkt, sollte diese ernst nehmen. Es kann sich um einen Snowboarder's Ankle handeln, obwohl die Symptome eher nach einer Zerrung, Stauchung oder einem Bänderriss aussehen. Eine medizinische Abklärung ist daher notwendig. Dabei sollte der Mediziner darauf hingewiesen werden, dass der Schaden beim Snowboarden entstanden ist. Der Bruch ist nicht immer auf dem Röntgenbild erkennbar. Vermutlich ist eine Computertomografie nötig, um die anschließende Behandlung sachgerecht durchführen zu können.

Der behandelnde Arzt hat dabei mehrere Optionen. Je nachdem, ob es sich um ein kleines oder mittelgroßes abgebrochenes Knochenfragment handelt oder einen Trümmerbruch, muss operiert werden oder nicht. Die konservative Gips-Ruhigstellung wird eher selten vorgenommen. Sie betrifft nur Patienten, die als Risikopatienten für operative Eingriffe gelten. Als Folge der Ruhigstellung kann jedoch später eine Arthrose erfolgen. Meistens wird daher eine operative Behandlung notwendig.

Behandlung & Therapie

Welche Art der Behandlung durchgeführt wird, hängt von der Art der Talusfraktur ab. Verfügt das äußere Bruchstück über eine ausreichende Größe, lässt sich eine chirurgische Refixation vornehmen, bei der Minifragmentschrauben zum Einsatz gelangen. Die Refixation gilt als vorteilhafter für den Patienten als eine konservative Therapie.

Lässt sich eine Refixation nicht durchführen, besteht die Option, kleine Fragmente oder Trümmerfragmente zu entfernen. Im Rahmen einer konservativen Therapie wird der Fuß in einem Gips ruhiggestellt, wobei zugleich eine Spitzfußstellung stattfindet. Allerdings gilt das Risiko von Komplikationen bei einer konservativen Behandlung als höher als bei einer Operation.

Aus diesem Grund erfolgt sie meist nur bei Patienten, bei denen Gegenanzeigen gegen einen chirurgischen Eingriff vorliegen. Auch bei einem unkomplizierten Snowboarder´s Ankle vom Typ I ist eine konservative Behandlung möglich. Die Behandlungsdauer liegt bei rund acht Wochen.

Hilfreiche Videos für Ihre Gesundheit:
MedLexi.de auf YouTube
Hier klicken

Vorbeugung

Einem Snowboarder´s Ankle lässt sich nur dann wirksam vorbeugen, wenn auf das Snowboarden verzichtet wird, was aber die wenigsten Menschen tun wollen. Generell lassen sich jedoch sehr riskante Situationen durchaus vermeiden. Als hilfreich gilt zudem das regelmäßige Training von Reflexen und Koordination.

Nachsorge

Wurde der Snowboarder´s Ankle durch einen chirurgischen Eingriff behandelt, findet eine Nachsorge statt. Im Anschluss an die Operation erhält der Patient eine Gipsschiene, die er bis zum Rückgang der Schwellung trägt. Außerdem muss die OP-Wunde vor dem Abnehmen der Schiene verheilt sein.

Einen wichtigen Bestandteil der Nachbehandlung bildet die Physiotherapie. Zu deren Zielen gehört das Erhalten der Fußbeweglichkeit. Ebenfalls von Bedeutung ist das Training der Muskeln. In der ersten Zeit werden dabei jedoch nur Teilbelastungen vorgenommen.

Für mindestens sechs Wochen muss der Patient seine operierte Gliedmaße konsequent schonen. Je nachdem, wie der Heilungsprozess verläuft, kann die Schonung auch bis zu 12 Wochen in Anspruch nehmen. Der Patient ist daher gezwungen, in diesem Zeitraum auf Unterarmgehstützen zurückzugreifen. Die krankengymnastischen Übungen sind jedoch sinnvoll, weil sie die Beweglichkeit des oberen und unteren Sprunggelenks nach der Talusfraktur verbessern.

Hat das Sprungbein durch die Verletzung keinen Kontakt mehr zum oberen und unteren Sprunggelenk, muss es so rasch wie möglich wieder eingerenkt werden. Durch dieses Vorgehen lässt sich einer avaskulären Knochennekrose, bei der der Knochen durchblutungsbedingt abstirbt, entgegenwirken. Nach dem Einrenken ist ebenfalls eine frühzeitige passive Mobilisation von Wichtigkeit.

Zur Nachsorge zählen ferner radiologische Kontrolluntersuchungen, die dazu dienen, den Verlauf der Heilung zu überprüfen. Außerdem lassen sich mögliche Komplikationen frühzeitig entdecken und behandeln.

Das können Sie selbst tun

Bei einem Talusbruch muss immer zeitnah ein Arzt aufgesucht werden. Das gilt insbesondere dann, wenn Schmerzen nach einem riskantem Sprung und einer harten Landung auf unebenem Untergrund auftreten. Oft wird die Talusfraktur mit einer Verstauchung verwechselt und vom Betroffenen nur mit kalten Umschlägen oder anderen Hausmitteln behandelt. Bei einem Bruch kann das aber zu ernsthaften Komplikationen führen, weshalb stets ein Arzt konsultiert werden muss. Da auch für Mediziner ein Talusbruch nicht immer sofort erkennbar ist, muss der behandelnde Arzt unbedingt darauf hingewiesen werden, dass die Verletzung beim Snowboarden passiert ist. Nur so ist sichergestellt, dass die geeigneten Diagnosemaßnahmen eingeleitet werden.

Ob nach Heilung der Fraktur eine spezielle Physiotherapie erforderlich ist, hängt von der Schwere der Verletzung und der Dauer der Rekonvaleszenz ab. Darf der Fuß länger als sechs Wochen nicht belastet werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass nicht nur Muskeln, sondern auch Knorpelmasse abgebaut werden. Darüber hinaus können auch die motorischen Grundeigenschaften beeinträchtigt werden. In diesem fall muss der Patient sich in Geduld üben und die Funktionsfähigkeit des betroffenen Fußes langsam und mit Hilfe gezielter krankengymnastischer Übungen wieder aufbauen.

Vorbeugen lässt sich einem Snowboarder's Ankle nur durch den Verzicht auf den Sport oder zumindest durch den Verzicht auf gefährliche Sprünge.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

Das könnte Sie auch interessieren