Sprunggelenksfraktur
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Meist entsteht eine Sprunggelenksfraktur oder ein Sprunggelenkbruch durch Unfälle beim Sport oder in der Freizeit. Häufig kommt es beim Springen oder Laufen zu dieser Art von Verletzung. Dabei wir der Knöchel häufig umgeknickt oder verdreht.
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Was ist eine Sprunggelenksfraktur?
Bei einer Sprunggelenksfraktur bzw. bei einem Sprunggelenkbruch handelt es sich um einen Bruch der Sprunggelenkgabel am oberen Sprunggelenk am Unterschenkel. Am häufigsten kommt dabei ein Bruch am Wadenbein vor. Bei einer Sprunggelenksfraktur kann es unterschiedliche Kombinationen von Verletzungen des Außen- oder Innenknöchels und der Bänder geben.
Sprunggelenksfrakturen werden in drei Kategorien eingeteilt. Eine Weber-A-Fraktur liegt vor, wenn sich der Bruch unterhalb der Syndesmose befindet. Die Syndesmose ist ein flaches Bindegewebe, welches die Gelenkknochen miteinander verbindet und so das Gelenk stabilisiert. Bei eine Weber-A-Fraktur ist die Syndesmose nicht verletzt, sodass die Sprunggelenkgabel weiterhin stabil ist.
Eine Weber-B-Fraktur befindet sich in Höhe der Syndesmose. Infolgedessen ist diese häufig auch verletzt. Bei einer Weber-C-Fraktur befindet sich die Bruchstelle oberhalb der Syndesmose, welche in der Regel gerissen ist. Neben diesen Haupttypen einer Sprunggelenksfraktur kann es noch verschiedene weitere Formen gegen, welche sich durch die unterschiedliche Lage der Knochenfraktur und der Verletzungen des umliegenden Gewebes oder der Bänder unterscheiden. Vor einer Behandlung bedarf es immer einer genauen Diagnose der Sprunggelenksfraktur.
Ursachen
Auch ein sogenannter Drehsturz kann zu einer Sprunggelenksfraktur führen. Ein Drehsturz ist ein häufiger Unfall beim Skifahren. Darüber hinaus können Sprunggelenksfrakturen auch durch Verkehrsunfälle oder die Einwirkung direkter Gewalt auf den Knöchel entstehen. Eher selten sind Koordinationsstörungen oder eine gestörte Wahrnehmung bezüglich der eigenen Körperbewegungen die Ursache für eine Sprunggelenksfraktur.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Sprunggelenksfraktur äußert sich in erster Linie durch starke, meist akut auftretende Schmerzen im Bereich des betroffenen Gelenks. Äußerlich ist die Fraktur an der Schwellung im Gelenkbereich zu erkennen. Je nach Schwere der Verletzung können außerdem Blutungen und Hautschäden in unterschiedlichen Schweregraden auftreten. Die Belastungsfähigkeit des verletzten Gelenks ist in der Regel schon unmittelbar nach der Fraktur stark reduziert.
Zudem treten gelegentlich Gefühlsstörungen sowie Nervenschmerzen auf. Das deutlichste Merkmal ist der stechende Schmerz, welcher beim Auftreten auf den betroffenen Fuß auftritt. Der Schmerz stellt sich unmittelbar nach der Verletzung ein und bleibt mehrere Tage bis Wochen bestehen. Mit der Abheilung der Fraktur lässt auch der Schmerz nach.
Schwellungen und andere Begleitsymptome klingen bereits nach wenigen Tagen vollständig ab. Die reduzierte Belastungsfähigkeit kann mitunter einige Wochen oder sogar Monate bestehen bleiben, abhängig von der Schwere der Fraktur und den unternommenen Therapiemaßnahmen. Eine umfassende Physiotherapie vorausgesetzt, kann eine Sprunggelenksfraktur innerhalb von vier bis sechs Wochen auskuriert werden.
Leistungssportler benötigen oft mehrere Monate, um den Muskelschwund vollständig auszugleichen, welcher während der Schonungsphase auftritt. Äußerlich ist dieser Mangel an der augenscheinlich abgemagerten Waden- und Fußmuskulatur zu erkennen.
Diagnose & Verlauf
Bei der Diagnose einer Sprunggelenksfraktur ist eine Untersuchung der Beweglichkeit, der Sensibilität und der Durchblutung des Fußes und am Unterschenkel unerlässlich. So können neben dem vermuteten Knochenbruch auch Verletzungen der Syndesmose oder der umliegenden Bänder und Weichteile festgestellt werden.
Auch mögliche Schäden an Nerven oder Gefäßen werden so diagnostiziert. Zur genauen Untersuchung der Fraktur erfolg eine Röntgenuntersuchung. Anhand der Röntgenaufnahmen lassen sich Bruchlinien und Gelenkunregelmäßigkeiten erkennen. Um bei der körperlichen Untersuchung vermutete Bänderrisse oder Verletzungen der Syndesmose endgültig abzuklären, können Magnetresonanztomographie oder Computertomographie eingesetzt werden.
Bei einer fachgerechten Behandlung heilen Sprunggelenksfrakturen in aller Regel gut und komplikationslos ab. In dem meisten Fällen ist das Sprunggelenk nach der abgeschlossenen Behandlung wieder vollständig geheilt und belastbar. Wichtig ist eine Physiotherapie im Anschluss an die medizinische Therapie.
Meist sind schon sechs bis zwölf Wochen nachdem kein Gips mehr getragen werden muss, die meisten Sportarten wieder möglich. Bei Sprunggelenksfrakturen, die einen operativen Eingriff erfordern kommt es selten zu Komplikationen. Auch Wundheilungsstörungen treten nur selten auf. Zu Wundheilungsstörungen kann es in seltenen Fällen nach einer Sprunggelenksfraktur mit schweren Weichteilschädigungen kommen.
Komplikationen
So kommt die Haut oft im Bereich des Innenknöchels unter starke Spannung, sodass eine rasche Grobeinrenkung durchgeführt werden muss. Wird das Sprunggelenk nach dem Bruch zu früh belastet, besteht das Risiko, dass sich das Osteosynthese-Material verlagert oder sogar ausbricht. Dies führt dazu, dass die Fraktur nicht abheilt oder eine Pseudarthrose (Falschgelenkbildung) auftritt.
Häufig betroffen von dieser Komplikation sind ältere Menschen, die unter Osteoporose (Knochenschwund) leiden. Aus diesem Grund erhalten die Patienten meist spezielle Orthesenschuhe. Weitere denkbare Folgeerscheinungen der Sprunggelenksfraktur sind Bewegungseinschränkungen, chronische Schmerzen, verminderte Kraft, Einsteifungen des Sprunggelenks, das Entstehen einer Arthrose, Schäden an den Nerven wie Gefühls- oder Bewegungsstörungen, Durchblutungsstörungen aufgrund von Gefäßverletzungen sowie Beeinträchtigungen der Sehne.
Darüber hinaus können sich Komplikationen während der operativen Therapien des Sprunggelenksbruches auftreten. Dabei handelt es sich meist um Thrombosen (Blutgerinnsel), Embolien, Verletzungen an Gefäßen oder Nerven sowie Wund- oder Gelenksinfektionen, die sich durch dauerhafte Bewegungseinschränkungen bilden. Liegt neben der Sprunggelenksfraktur auch eine schwere Weichteilverletzung vor, besteht die Gefahr, dass sich die Wundheilung verzögert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn der Verdacht auf eine Sprunggelenksfraktur besteht, muss diese in den meisten Fällen operiert werden. Anschließend darf der Fuß wochenlang nicht belastet werden. Der Gang zum Arzt ist unvermeidlich. Er hat unmittelbar nach Eintreten der Sprunggelenksfraktur zu erfolgen. In den meisten Fällen wissen die Betroffenen, dass eine Fraktur vorliegt. Der Fuß verdreht sich nach dem Bruch oft und schmerzt erheblich. Er kann beträchtlich anschwellen.
Wenn jemand umgeknickt oder ausgerutscht ist, kommt es unter dieser plötzlichen Belastung oft zu einem Verdrehungsbruch am Knöchel. Es handelt sich um einen der häufigsten Knochenbrüche am Bein. Skifahrer sind davon ebenso oft betroffen wie andere Sportler, die viel Beinarbeit leisten. Da der Knöchelbereich mit dem angrenzenden Fuß unerlässlich für das Gehen und Stehen ist, kommt es darauf an, diesen Bruch möglichst schnell zu behandeln.
Bei offenen Brüchen muss die Notfallbehandlung umgehend einsetzen. Der Notarzt übernimmt die Erstbehandlung vor dem Transport ins Krankenhaus. Bei geschlossenen Verdrehungsbrüchen liegt oft ein mehrfach gebrochener Knochen vor. Auch hier ist der Notarzt zu rufen. Seltener kommt es zu einer einfachen und wenig auffälligen Sprunggelenksfraktur. Sie macht sich nur durch eine Schwellung bemerkbar. Auch hier sollte der Gang zum Arzt zeitnah erfolgen, damit es keine Folgeschäden an Bändern oder Sehnen gibt.
Behandlung & Therapie
Die erste Behandlung einer Sprunggelenksfraktur sollte möglichst schon am Unfallort erfolgen. Dabei sollte der Fuß durch einen Längszug möglich wieder in seine normale Position gebracht werden. So werden weiter Schäden an Nerven und Gefäßen vermieden. Die weitere Behandlung hängt von der Art des Bruches ab. Es kann eine konservative Behandlung erfolgen. Dies ist eine Therapie ohne Operation.
Dabei wird ein Gipsverband angelegt. Dadurch wird die Bruchstelle ruhig gestellt und kann in Ruhe abheilen. In der Zeit, während der Gipsverband getragen werden muss, sind in der Regel Medikamente zur Vermeidung von Thrombosen notwendig. Nach der Behandlung mit einem Gipsverband und manchmal auch schon währenddessen sind erneute Röntgenuntersuchung zur Überprüfung der Knochenpositionen und des Heilungserfolgs notwendig.
Die konservative Therapie wird meist bei Sprunggelenksfrakturen des Weber-A-Typs angewandt. Bei komplizierten oder offenen Brüchen ist eine operative Behandlung erforderlich. Dabei werden die Bruchenden der Knochen mit Nägeln, Platten oder Drähten fixiert. Bei Sprunggelenksbrüchen der Typen Weber-A und Weber-B ist nach erfolgter Operation eine Teilbelastung des Bruchs möglich und zur weiteren Behandlung wird ein Gipsverband angelegt.
Bei Brüchen des Typs Weber-C ist es meist notwendig, das betroffene Bein für mehrere Wochen vollständig zu entlasten. Das bedeutet, die Patienten müssen in diesem Fall mehrere Wochen Bettruhe einhalten, damit die Sprunggelenksfraktur in Ruhe abheilen kann.
Vorbeugung
Einer Sprunggelenksfraktur kann nur bedingt vorgebeugt werden, denn meist entsteht der Bruch aufgrund eines Unfalls. Es ist allenfalls möglich besonders risikoreiche Sportarten zu vermeiden oder zumindest so weit es geht Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. So können Gelenkschoner und entsprechendes Schuhwerk in einigen Fällen eine Sprunggelenksfraktur verhindern.
Wird die Sprunggelenksfraktur operiert, schließt sich eine Nachbehandlung an. Sind die Weichteile abgeschwollen, kann mit der Mobilisierung begonnen werden. Schon ein bis zwei Tage nach dem chirurgischen Eingriff lässt sich, je nach Umfang der Beschwerden, eine Belastung an Unterarmgehstützen durchführen, sofern die Versorgung stabil ist. Liegt dagegen eine instabile Versorgung vor, ist nur eine Teilbelastung möglich. Je nach Qualität des Knochens kann ein Unterschenkelgips oder eine Orthese zur Anwendung kommen.
Nachsorge
Zu den wichtigsten Nachsorgemaßnahmen bei einer Sprunggelenksfraktur zählt das Mobilisieren und Belasten der schmerzfreien Körperregion. Die Belastung erfolgt entweder komplett oder als Teilbelastung von bis zu 15 Kilogramm. Normalerweise kann nach vier bis sechs Wochen eine Vollbelastung stattfinden. Der Fuß ist bereits in den ersten Tagen nach der Operation belastbar, wenn es dadurch nicht zu Schmerzen kommt. Nach drei bis sechs Monaten darf der Patient im Normalfall wieder sportlichen Aktivitäten nachgehen.
Manchmal müssen auch die Metallimplantate, mit denen der Fuß operativ versorgt wurde, wieder entfernt werden. So können sich die Schrauben und Platten aufgrund der dünnen Haut- und Fettgewebsschicht mitunter negativ auswirken. Bestehen jedoch keine Schmerzen durch die Implantate, ist ihr Entfernen nicht erforderlich.
Trägt der Patient eine Gipsschiene, ist deren Hochlagerung wichtig. Damit sich keine Thrombose bildet, erhält der Patient entsprechende Medikamente in Form von Fertiginjektionen. Diese werden einmal täglich gespritzt.
Das können Sie selbst tun
Im Alltag ist darauf zu achten, dass der Knochenbau keinen Überbelastungen oder Situationen der Überforderung ausgesetzt ist. Daher sind Bewegungsabläufe zu optimieren und rechtzeitige Pausen einzulegen, sobald vorhandene Energiereserven abgebaut sind. Das Tragen von passendem und gesunden Schuhwerk sollte stattfinden. Hohe Absätze sind zu vermeiden und die Schuhgröße sollte der Größe der Füße entsprechen. Andernfalls kann es zu einer erhöhten Unfallgefahr oder Komplikationen in einem Heilungsprozess kommen.
Bei einer Sprunggelenksfraktur ist es besonders wichtig, während des Heilungsprozesses die betroffene körperliche Region zu entlasten. Bewegungsabläufe sind auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Oftmals ist eine Ruhigstellung des verletzten Gelenks notwendig.
Sobald es zu einer Verbesserung der Situation kommt, ist ein langsamer Aufbau der Muskulatur und der Belastungen nötig. Tägliche Übungen unterstützen den Organismus bei der Verbesserung der Gesundheit. Im Normalfall findet eine Zusammenarbeit mit einem Physiotherapeuten statt. Dieser erarbeitet Übungen nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten. Auch außerhalb der Sitzungen können die Trainingseinheiten eigenverantwortlich durchgeführt werden. Dennoch ist eine enge Abstimmung mit dem Therapeuten anzuraten, damit Komplikationen oder zu starke Beanspruchungen unterbunden werden. Bei der Ausführung von sportlichen Aktivitäten sind Schutzmittel zur Stabilisierung des Gelenkes, wie z.B. Bandagen, zu verwenden. Bei besonders starken Beschwerden können diese auch im Alltag bei der Fortbewegung genutzt werden.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015