Stimmstörungen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Dysphonie oder Stimmstörung zeigt sich vorwiegend darin, dass vorübergehend die sogenannte Phonation oder Artikulationsfähigkeit der Stimme Menschen aller Altersgruppen beeinträchtigt sein kann.
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Was sind Stimmstörungen?
Im Rahmen einer Definition werden Stimmstörungen (Dysphonie) als ein veränderter Klang der Stimme bezeichnet. Die Stimmstörungen zeichnen sich dadurch aus, dass die normale Stimme des Betroffenen anders klingt, als dies vor dieser krankhaften Beeinträchtigung der Fall war.
Innerhalb der Stimmstörungen werden zahlreiche Formen gekennzeichnet, die auch gegenwärtig aktuell sind. Insbesondere in ihrer Stimme stark beanspruchte Menschen können unter variierenden Stimmstörungen leiden.
Einige Arten der Stimmstörungen basieren auf natürlichen Ursachen, andere wiederum sind erworbenen Ursprungs. In der Regel treten Abnormitäten der Stimmerzeugung auf, die sich nicht nur in der Artikulation, sondern auch in körperlich-organischen Beschwerden äußern können.
Ursachen
In der Pubertät treten im Zusammenhang mit dem Stimmwechsel bei den Jungen sowie nach der Menopause durch hormonelle Umstellungen Stimmstörungen bei Frauen auf.
Sogenannte usogene Ursachen werden dadurch bestimmt, dass die Stimme nicht richtig benutzt wird. Insbesondere dauerhaftes und lautes Reden, das Pressen der Stimme sowie eine Fehlbelastung der Stimmbänder können zur Entstehung von Stimmstörungen beitragen. Die Stimmbandknötchen sind die überwiegenden Auslöser der Dysphonie.
Stimmstörungen können ebenfalls durch entzündliche Veränderungen an den Stimmbändern, Tumore und Lähmungen am Stimmapparat entstehen oder am Kehlkopf sowie im Einklang mit Erkältungen vor sich gehen. Die Ursachen für Stimmstörungen (Dysphonie) können auch in der Psyche begründet sein.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Stimmstörungen werden in der Regel von ziemlich eindeutigen und klaren Symptomen begleitet. Als Grunderkrankung liegt in vielen Fällen eine Reizung der Stimmbänder vor. Typisches Symptom sind starke Halsschmerzen und eine deutlich hörbare Heiserkeit der betroffenen Person. Hinzu können Schluckbeschwerden kommen, sodass betroffene Personen im gesamten Alltag sehr stark eingeschränkt sind.
Bleibt ein solches Krankheitsbild gänzlich unbehandelt, so können weitere unangenehme Symptome entstehen. Neben den Halsschmerzen kommt es zu einem eitrigen Husten. Dieser lässt sich nur sehr schwer abhusten, sodass sich die Stimmstörungen weiter verstärken werden. Lediglich durch die Einnahme entsprechender Medikamente können die auftretenden Symptome gelindert werden.
Stimmstörungen können aufgrund unterschiedlicher Grunderkrankungen entstehen. In den meisten Fällen liegt eine bakterielle Infektion vor, die eine Stimmstörung herbeiführt. Wer auf einen Besuch beim Arzt verzichtet, der muss mit einer erheblichen Verschlimmerung der auftretenden Symptome rechnen.
Die Halsschmerzen und Schluckbeschwerden nehmen erheblich zu, sodass die Nahrungsaufnahme stark beeinträchtigt ist. Zusätzlich kommt es zur Eiterbildung im Rachenbereich, der vermehrt in der Nacht auftritt. Wer sich hingegen für eine ärztliche und medikamentöse Behandlung entscheidet, der kann mit einem schnellen Abklingen der einzelnen Symptome rechnen.
Diagnose & Verlauf
Die Betroffenen klagen bei Stimmstörungen über eine eingeschränkte Sprechfähigkeit und über einen ungewöhnlichen Klang der Stimme. Die Stimme ist rauchig, kratzig, klingt rau oder schrill oder leidet unter einer Klangarmut und wird leiser. Neben klassischen Begleiterscheinungen wie Räusperzwang, Schluckdrang, Halsschmerzen, Hustenreiz und Trockenheitsgefühl besteht ein Druck im Bereich des Stimmapparates.
Die Diagnose der Stimmstörungen (Dysphonie) erfolgt durch das Anhören der Stimme, Untersuchungen durch den Hals-Nasen-Ohrenarzt sowie durch eine weiterführende Laryngoskopie. Darüber hinaus kann eine Befragung des Betroffenen wichtige Angaben zur eindeutigen Diagnostik der Stimmstörungen (Dysphonie) geben. Während einer Laryngoskopie wird der Kehlkopf gespiegelt, also direkt mit einem entsprechenden Gerät angeschaut.
Komplikationen
Stimmstörungen können aus vielen verschiedenen Gründen auftreten, sodass mögliche Komplikationen auch entstehen können. In den meisten Fällen entstehen Stimmstörungen aufgrund einer Infektion, sodass gleichzeitig unterschiedliche Begleiterscheinungen auftreten können. Zu diesen besagten Begleiterscheinungen zählen langanhaltende und stechende Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und eine erhöhte Temperatur.
Wenn diese Begleiterscheinungen gänzlich ohne ärztliche Behandlung bleiben, dann wird es zu einer erheblichen Verstärkung der Beschwerden kommen. Starke Halsschmerzen sind ebenfalls eine Komplikation, die häufig in Verbindung mit einer Stimmstörung in Zusammenhang gebracht werden können. Wenn bestehende Halsschmerzen ohne jegliche Behandlung bleiben, dann kann es sogar zur Bildung von Eiterflüssigkeit kommen.
Der betroffenen Person wird das Sprechen sehr schwer fallen, da jede Belastung der Stimmbänder starke Schmerzen verursachen wird. Die auftretende Eiterflüssigkeit setzt sich unter Umständen im Hals fest, sodass das Abhusten sehr schwer fallen wird. Wenn bei auftretenden Schmerzen beim Sprechen ein Arzt aufgesucht wird, können mögliche Komplikationen frühzeitig vermieden beziehungsweise effektiv bekämpft werden.
Im schlimmsten Fall können sogar bleibende Schäden zurückbleiben, wenn auf einen Besuch beim Arzt verzichtet wird. Aus diesem Grund ist eine ärztliche beziehungsweise medikamentöse Behandlung sinnvoll und unerlässlich, sofern mögliche Komplikationen vermieden werden wollen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Leidet der Betroffene unter Halsschmerzen, Störungen des Schluckaktes oder einem Gefühl der Enge im Hals, sollte ein Arzt konsultiert werden. Kann die Aussprache nicht mehr wie gewohnt erfolgen, liegt eine gesundheitliche Beeinträchtigung vor, die diagnostiziert und behandelt werden muss. Können Lebensmittel nicht mehr wie gewohnt aufgenommen und verzehrt werden, besteht Handlungsbedarf. Bei einem Kratzen im Hals, einer rauen Stimme oder dem Verlust der üblichen Stimmkraft liegt eine Erkrankung vor. Kommt es zu Husten, einem Auswurf oder Schwellungen im Bereich des Halses, wird ein Arzt zur Abklärung der Ursache benötigt.
Stellen sich beim Sprechen ungewollte Nebengeräusche ein, ändert sich die Stimmfarbe oder hat der Betroffene keine Kontrolle über den Stimmfluss, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Treten aufgrund der Stimmstörungen emotionale oder seelische Unregelmäßigkeiten auf, benötigt der Betroffene Hilfe. Schlafstörungen, eine innere Unruhe, oder ein allgemeines Unwohlsein sind Anzeichen einer bestehenden gesundheitlichen Beeinträchtigung.
Halten die Beschwerden über eine längere Zeit an oder werden sie im Verlauf von mehreren Tagen stärker, ist ein Arzt von den Beobachtungen zu berichten. Abgeschlagenheit, eine Abnahme der gewohnten Leistungsfähigkeit sowie eine innere Schwäche sind weitere Anzeichen einer vorliegenden Erkrankung. Um einen Behandlungsplan erstellen zu können, wird eine Diagnosestellung benötigt.
Behandlung & Therapie
Zur Therapie von Stimmstörungen werden neben der medikamentösen ebenso die operativen Behandlungen sowie stimmtherapeutische Verfahren empfohlen. Diese richten sich nach dem Ausmaß der Dysphonie. Teilweise heben sich die Stimmstörungen wieder von selbst auf. Sind die Stimmstörungen organisch bedingt, können auch Operationen beispielsweise zur Entfernung von Stimmbandknötchen oder Polypen an den Stimmbändern Erfolg versprechen.
Zur Behandlung von Stimmbandlähmungen als Ursache für die Stimmstörungen werden Stimmübungen oder Elektrotherapieverfahren angewandt, um diese zu behandeln. Bei Schäden des Stimmapparates gelten Stimm- und Atemübungen als sinnvolle therapeutische Maßnahmen gegen Dysphonie.
Darüber hinaus können in einigen Fällen ebenso psychotherapeutische Behandlungen hilfreich sein, um die durch seelische Probleme ausgelösten Stimmstörungen zu therapieren. In vielen Fällen ist eine Kombination entsprechender Anwendungen geeignet, um die Dysphonie dauerhaft zu kurieren.
Vorbeugung
Eine wichtige Komponente, um erworbene Stimmstörungen vorzubeugen, stellt ein effizienter und möglichst für den Stimmapart schonender Einsatz der Stimme im Alltag dar. Dies betrifft insbesondere die Vermeidung von Überbelastungen der Stimmbänder als Prophylaxe der Stimmstörungen.
Gerade in Berufen mit einer permanenten Belastung der Stimme ist es erforderlich, spezielle Sprech- und Atemtechniken zu erlernen, um Stimmstörungen vorzubeugen. Andere Möglichkeiten, um eine Dysphonie rechtzeitig zu vermeiden, sind ein reduzierter Tabakkonsum sowie der langanhaltende Aufenthalt in stark mit Staub belasteter Umgebungen. Auch sehr heiße oder scharf gewürzte Speisen sowie einer Austrocknung der Schleimhäute sollte vermieden werden.
Sehr günstig wirken sich teilweise unbewusste Vorgänge wie das Räuspern und Hüsteln sowie das permanente leise Reden auf die Entstehung von Stimmstörungen (Dysphonie) aus. Deshalb sollte eher deutlich und in Pausen geredet werden.
Nachsorge
Muss die Stimmstörung durch einen operativen Eingriff behandelt werden, wie zum Beispiel beim Vorliegen von Stimmbandknötchen, schließt sich eine Nachsorge an. Dabei findet eine Stimmrehabilitation statt. In den ersten 10 bis 14 Tagen nach der Operation ist es wichtig, die Stimme konsequent zu schonen. Im Anschluss an diese Ruhephase sollte eine spezielle Stimmübungstherapie beginnen.
Sie ist notwendig, um die postoperativen Belastungsgrenzen der in Mitleidenschaft gezogenen Stimme wieder auf das gewohnte Belastungslevel zu verhelfen. Eine bedeutende Rolle spielt dabei der rechtzeitige Beginn der Übungstherapie. So kann es sich negativ auf die Stimme auswirken, wenn die Behandlung zu früh startet oder zu intensiv durchgeführt wird.
Im Rahmen der Stimmtherapie wird der Patient von den Überdruckmustern befreit, die an seiner Stimme entstehen. Auch nach dem Eingriff sind die hyperfunktionellen vokalen Muster, die häufig der Auslöser der Stimmstörung waren, grundsätzlich noch immer vorhanden. Damit sich die physiologische Stimmfunktion nachhaltig wiederherstellen lässt, bedarf es differenzierter Stimmübungsbehandlungen.
Um die Gefahr einer erneuten Stimmstörung auszuschließen, darf die Nachbehandlung nicht zu kurz ausfallen und muss über eine entsprechende Qualität verfügen. Dabei stehen das Ansprechen der Stimme auf die Übungen sowie die Ergebnisse des Stimmklangs im Mittelpunkt der Therapie.
Das können Sie selbst tun
Stimmstörungen können im Verlauf des Lebens aus unterschiedlichen Gründen auftreten. Aus diesem Grund sollten sie von jedem Menschen als ein naturbedingter Vorgang angesehen werden. Es gehört zu der Entwicklung des Menschen, dass sich die Stimmfarbe sowie die Aussprache über die Lebensspanne mehrfach wandeln. Werden die Veränderungen vom Betroffenen als unangenehm empfunden, sollte er sich zu Beginn bewusst werden, dass es sich häufig um eine vorübergehende Erscheinung handelt. In Phasen der hormonellen Umstellung oder bei einer Krankheit treten sie auf und regulieren sich meist binnen weniger Wochen oder Monate.
Kommt es zu anhaltenden Unregelmäßigkeiten, kann eine logopädische Therapie helfen. Darüber hinaus kann außerhalb der Behandlungsstunden selbstständig an der Veränderung der Stimmumgebung gearbeitet werden. Gezielte Trainings und Übungen helfen bei Veränderungen und können vom Betroffenen eigenverantwortlich angewendet werden. Zusätzlich sollten Risikofaktoren zur Veränderung der Stimme minimiert werden. Die Aufnahme von Nikotin in aktiver oder passiver Form führt zu Stimmstörungen. Daher sind Gegenden zu vermeiden, in denen geraucht wird.
Unterstützend können insbesondere in Zeiten des Jahreswechsels frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um keine Erkältungserkrankung zu erleiden. Es gibt eine Vielzahl von Methoden, die zu einer verbesserten Stimmfarbe und Kraft führen. Sofern es der Betreffende möchte, kann er diese für sich anwenden.
Quellen
- Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
- Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009