Therapeutisches Reiten

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Therapeutische Reiten ist kein einheitlicher Begriff, sondern umfasst verschiedene Therapieformen, die alle eins gemeinsam haben, nämlich ein Pferd in die Behandlung bestimmter Beschwerden mit einzubeziehen.

Beim Therapeutischen Reiten kann es sich deshalb sowohl um die Hippotherapie als Krankengymnastik, das heilpädagogische Reiten sowie das heilpädagogische Voltigieren, aber auch im Bereich der therapeutischen Förderung mit dem Pferd um eine psychotherapeutische, ergotherapeutische oder logopädische Form der Therapie handeln.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Therapeutische Reiten?

Je nachdem, ob es sich beim Therapeutischen Reiten um die Hippotherapie, das heilpädagogische Reiten oder heilpädagogische Voltigieren oder aber eine der Therapieformen der Förderung mit dem Pferd handelt, spielen unterschiedliche Aspekte und Eigenschaften, die Pferde mit sich bringen, eine Rolle.

Pferde sind sehr empfindsame Wesen und spiegeln das Verhalten der Menschen, die mit ihnen umgehen. Wenn eher psychologische Aspekte beim Therapeutischen Reiten wichtig sind, ist diese Eigenschaft der Therapiepferde besonders wichtig. Geht es eher um körperliche Aspekte beim Therapeutischen Reiten, dann sind es eher die Schwingungen, die vom Pferderücken aus auf die Wirbelsäule des Reiters übertragen werden, die sich positiv auf die Muskulatur und den gesamten Bewegungsapparat der Patienten auswirken.

Je nach Art des Angebots beim Therapeutischen Reiten haben deshalb die Reittherapeuten auch unterschiedliche Ausbildungswege hinter sich. Sozialpädgogen, Pädagogen oder Erzieher mit der Zusatzqualifikation Reiten haben deshalb auch eine andere Qualifikation als Heilpädagogen mit der Zusatzqualifikation Reiten. Wichtig sind außerdem die Ausbildung und das Wesen der Therapiepferde. Normalerweise sind Therapiepferde geduldig und ruhig, aber auch besonders menschenfreundlich und sensibel.

Funktion, Wirkung & Ziele

Welche Verfahren beim Therapeutischen Reiten zur Anwendung kommen, kommt bei dieser Form der Behandlung auf die Ziele an. Bei der Hippotherapie steht die Behandlung von Bewegungsstörungen im Vordergrund. Häufig handelt es sich um spastische Lähmungen oder andere Formen von Lähmungen, die durch das Therapeutische Reiten behandelt werden.

Die Reittherapeutin oder der Reittherapeut haben in diesem Fall immer eine Grundausbildung als Heilpädagogen und sich zusätzlich in Bezug auf das Reiten und den Umgang mit dem Pferd qualifiziert. Die Patienten bekommen durch das Reiten ein besseres Gefühl für ihre Körpermitte, zu schlaffe Muskulatur kann sich so besser spannen, zu stark angespannte Muskulatur wiederum entspannen. Auch das Gefühl für die Balance wird durch die Reittherapie verbessert. Ganz andere Ziele werden beim heilpädagogischen Reiten und Voltigieren verfolgt. Es geht in dieser Therapieform um die Förderung der sozialen und psychischen Kompetenz der Patienten. Nicht nur das Reiten oder Voltigieren an sich sind wichtig bei dieser Therapieform, sondern auch der Umgang mit dem Pferd oder der Kontakt in der Therapiegruppe.

Das Medium Pferd fordert in diesem Fall alle Sinne der Patienten, und zwar emotional, körperlich, geistig sowie sozial. Die enge Beziehung zum Therapiepferd ist sehr wichtig bei dieser Therapieform. Das beginnt bereits beim Striegeln und der Pflege des Therapiepferdes. Der Patient lernt den Umgang mit dem Pferd, erlebt dabei tiefe emotionale Gefühle, die die Persönlichkeitsentwicklung fördern, erlebt aber auch über die körperliche Herausforderung Erfolge beim Reiten oder Voltigieren und erfährt wiederum im Umgang mit dem Therapeuten oder den anderen Mitgliedern der Gruppe soziale Herausforderungen und Erfolge. Fortgeschrittene Mitglieder in so einer Gruppe können bei Reiterspielen, Wanderritten, Geländeritten oder Showvorführungen sehr viel an Selbstbewusstsein dazugewinnen und werden so nachhaltig in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert.

Wichtig ist dabei, dass immer die individuelle Situation beim Therapieplan berücksichtigt wird. Besondere Therapieformen, die sich im Laufe der Zeit daraus entwickelt haben, sind die ergotherapeutische, logopädische und psychotherapeutische Förderung mit dem Pferd, bei denen ebenfalls die individuellen Probleme der Patienten über den Umgang mit dem Pferd gelöst werden können. Das Wesen der Therapiepferde, die beim Therapeutischen Reiten zum Einsatz kommen, richtet sich meistens nach den individuellen Problemen oder Fortschritten der Patienten.

Es kommt normalerweise nicht auf reiterliches Können an. Deshalb sind Therapiepferde auch meistens besonders ruhig und geduldig und reagieren besonders sensibel auf ihre Reiterinnen und Reiter. Bei fortgeschrittenen Patienten kann es aber auch Sinn machen, etwas temperamentvollere Tiere mit Ehrgeiz anzubieten, mit denen die dann gewünschten Erfolge beim Wettkampf gut zu erreichen sind, was sich positiv auf das Selbstbewusstsein der Patienten auswirkt.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Pferde, die zum Therapeutischen Reiten eingesetzt werden, sind immer gut versichert, sollte es einmal zu einem Unfall kommen. Dennoch kann auch die beste Versicherung nicht verhindern, dass es bei diesem Sport doch einmal zu einem Unfall kommen kann, der auch Folgen nach sich ziehen kann. Pferde sind Lebewesen und als solche nicht immer berechenbar.

Auch ein sehr ruhiges Pferd kann sich einmal erschrecken und deshalb unkontrolliert bewegen. So kann es beispielsweise beim Reiten oder Voltigieren durchaus auch zu einem Sturz vom Pferd kommen. Durch die Spezialausbildung der Therapiepferde ist das allerdings sehr selten der Fall. Genauso verhält es sich beim reinen Umgang mit dem Pferd. Auch bei sehr viel Umsicht seitens der Therapeuten und sehr ruhigen Tieren kann sich ein Therapiepferd sogar beim Führen von der Weide oder dem Stall zum Reitplatz oder in die Reithalle und zurück sowie beim Striegeln erschrecken. Die positiven Aspekte überwiegen zwar normalerweise bei dieser Therapieform. Dennoch sollte an die Möglichkeit eines Unfalls gedacht werden.

Quellen

  • Fischer, H., Renner, M.: Heilpädagogik. Heilpädagogische Handlungskonzepte in der Praxis. Lambertus, Freiburg 2014
  • Jänicke, C., Grünwald, D. J.: Alternativ heilen. Gräfe und Unzer, München 2006
  • Schöffmann, E., Schulz, D.: Wege zum Anderen. Facetten heilpädagogischer Diagnostik auf anthroposophischer Grundlage. Info3 Verlag, Frankfurt/M. 2015

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