Warthin-Tumor

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Warthin-Tumor ist ein gutartiger Tumor der Speicheldrüse. Von der Neoplasie sind vor allem Männer im höheren Lebensalter betroffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Warthin-Tumor

Charakteristisches Symptom des Warthin-Tumors ist eine schmerzlose Schwellung im Bereich der Ohrspeicheldrüse. Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ist der Tumor in der Regel zwischen zwei und vier Zentimetern groß
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Erstmalig wurde der Warthin-Tumor bereits im Jahr 1895 vom deutschen Chirurgen Otto Hildebrand erwähnt. Damals trug der Tumor noch den Namen Adenolymphom. 1910 wurde der Tumor von Heinrich Albrecht und Leopold Arzt genauer beschrieben und dann 1929 von Warthin als papilläres Cystadenoma lymphomatosum bekannt gemacht.

Der Warthin-Tumor wird auch als Adenolymphom oder Cystadenolymphoma papilliferum bezeichnet. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 62 Jahren. Der Tumor findet sich bevorzugt bei Männern zwischen dem 60. und dem 70. Lebensjahr. Eine Manifestation im Kindesalter ist zwar durchaus möglich, der Tumor entwickelt sich aber äußerst selten vor dem 40. Lebensjahr.

Zwar sind immer mehr Männer von dem Tumor betroffen, die Erkrankungsquote hat sich aber in den letzten Jahren verschoben. Waren in den 1950er Jahren noch zehnmal mehr Männer als Frauen betroffen, erkranken heute aufgrund geänderter Lebensgewohnheiten immer mehr Frauen. Es wird erwartet, dass in Zukunft ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis bei der Krankheitshäufigkeit erreicht wird.

Ursachen

Die Ursache der Tumorentstehung ist bisher unbekannt. Zwar wird die Erkrankung in der Regel den echten Neoplasien zugeordnet, es könnte sich bei den Tumoren aber auch um erworbene multizystische reaktive Erkrankungen handeln. So zeigte sich, dass die Tumore polyklonalen Ursprungs sind. Andere Studien zeigten jedoch, dass bei einem Teil der Warthin-Tumore Fusionsgene zwischen dem Chromosom 11 und dem Chromosom 19 zu finden sind.

Genau dieselben Veränderungen wurden auch bei dem sogenannten mukoepidermoiden Karzinom, einer bösartigen Neoplasie, gefunden. Forscher vermuten, dass der Tumor aus heterotropen Speicheldrüsengängen in Lymphknoten ausgeht. Heterotropes Gewebe befindet sich außerhalb seiner eigentlichen anatomischen Lokalisation. Für diese Theorie spricht die Tatsache, dass die Warthin-Tumore häufig am unteren Pol der Ohrspeicheldrüse lokalisiert sind.

Hier finden sich auch die meisten Lymphknoten. Wieder andere Hypothesen sehen den Tumor als eine adenomatöse Vermehrung von Gewebe. Diese Proliferation soll eine lymphozytäre Infiltration bedingen. Ein bedeutender Risikofaktor sei das Rauchen. Rauchen erhöht die Erkrankungshäufigkeit vermutlich um das acht- bis zehnfache. Das Risiko steigt umso mehr an, je länger die betroffene Person raucht. Die Intensität des Tabakkonsums scheint hingegen nur eine untergeordnete Rolle zu spielen.

Studien zeigen, dass mehr als 90 Prozent der Patienten mit einem Warthin-Tumor Raucher sind. Zudem ist das Risiko eines beidseitig auftretenden Tumors bei Rauchern erhöht. Vermutlich wird die mitochondriale DNS durch das Rauchen geschädigt. So zeigen die Zellen des Warthin-Tumors in der histologischen Untersuchung häufig eine fehlende mitochondriale DNS und pathologisch veränderte Mitochondrien.

Auch nach Kontakt mit ionisierender Strahlung wurde eine erhöhte Krankheitshäufigkeit beobachtet. Beispielsweise traten die Warthin-Tumore bei Überlebenden von Atombombenexplosionen gehäuft auf. In der Diskussion steht auch die Beteiligung von Viren an der Entstehung der Tumore. So findet sich in den Zellen des Tumors häufig das Humane Herpes Virus Typ 8. Zudem tritt der Tumor bei HIV-infizierten Patienten häufiger auf. Auch verschiedene [[Autoimmunerkrankung]en scheinen mit den Ohrspeicheldrüsentumoren assoziiert zu sein.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Charakteristisches Symptom des Warthin-Tumors ist eine schmerzlose Schwellung im Bereich der Ohrspeicheldrüse. Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ist der Tumor in der Regel zwischen zwei und vier Zentimetern groß. In Extremfällen kann er aber auch zwölf oder dreizehn Zentimeter groß sein.

Nur ein Zehntel der Patienten klagt über Schmerzen. Wenn sich das Tumorgewebe entzündet, können allerdings starke Schmerzen auftreten. Auch eine Kompression des Nervus facialis geht mit Schmerzen einher. Eine Gesichtslähmung (Fazialisparese) wird hingegen nur in seltenen Fällen beobachtet.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Schwellungen im Bereich der Ohrspeicheldrüsen lassen an einen Warthins-Tumor denken. Bei Verdacht werden bildgebende Verfahren zur Diagnosesicherung eingesetzt. Zur Diagnose eigenen sich Ultraschall, Computertomografie oder Magnetresonanztomografie. Die Szintigrafie wird zur Diagnosestellung nur noch sehr selten genutzt. Eine definitive Diagnose kann in den meisten Fällen erst anhand einer präoperativen Biopsie gestellt werden.

In der histologischen Untersuchung zeigt sich ein Tumor, der durch eine dünne Bindegewebskapsel abgegrenzt ist. Der Tumor besteht aus epithelialen Bereichen und Zysten, die in lymphoides Bindegewebe eingebettet sind. Zellen und Zellkerne sind in der Regel normal ausgebildet. Mithilfe der Feinnadelbiopsie können in mehr als 95 Prozent der Erkrankungsfälle korrekte Diagnosen gestellt werden.

Spätestens mithilfe des entnommenen Tumors lässt sich die Diagnose dank histologischer Untersuchung sichern. Da der histologische Aufbau des Warthin-Tumors sehr charakteristisch ist, ist die Diagnosestellung in der Regel unproblematisch. Trotzdem muss eine differenzialdiagnostische Abgrenzung zu dem lymphoepitheliomartigen Karzinom und zum mukoepidermoiden Karzinom erfolgen.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es beim Warthin-Tumor nicht zu besonderen Komplikationen und auch nicht zu einem schwerwiegenden Verlauf. Da der Tumor selbst gutartig ist, ist dabei in der Regel auch keine direkte Behandlung notwendig, falls die Erkrankung nicht zu starken Einschränkungen im Alltag des Patienten führt. Die Betroffenen leiden dabei an einer Schwellung im Bereich des Ohres.

Die Größe dieser Schwellung ist dabei sehr stark von der Ausprägung des Tumors abhängig, sodass sich diese auch negativ auf den Alltag auswirken kann. In einigen Fällen kann der Warthin-Tumor zu starken Schmerzen führen, sodass die Patienten auf eine Behandlung angewiesen sind. Sollte der Tumor den Nerv beschädigen und komprimieren, kann es zu einer Lähmung im Gesicht kommen. Wird der Nerv vollständig geschädigt, kann diese Lähmung häufig nicht mehr behoben werden.

Die Behandlung des Warthin-Tumors erfolgt mit Hilfe eines operativen Eingriffes. Dabei treten keine Komplikationen auf und der Tumor kann in der Regel vollständig entfernt werden, sodass es zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt. Bei der frühzeitigen Diagnose und Behandlung dieses Tumors wird auch die Lebensberatung des Patienten nicht negativ beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da es beim Warthin-Tumor in der Regel nicht zu einer Selbstheilung kommen kann, ist der Betroffene auf einen Besuch bei einem Arzt angewiesen. Nur so können weitere Komplikationen und Beschwerden verhindert werden, sodass schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen der Erkrankung ein Arzt kontaktiert werden sollte. Dabei sollten vor allem Männer einen Arzt aufsuchen, wenn die Beschwerden des Warthin-Tumors auftreten. In den meisten Fällen macht sich dieser Tumor durch eine starke Schwellung bemerkbar, die im Bereich des Ohres auftritt.

Diese kann meist mit den Fingern ertastet werden. Ebenfalls weisen starke Schmerzen an den Ohren nicht selten auf einen Warthin-Tumor hin, wenn sie ohne einen besonderen Grund auftreten und nicht wieder von alleine verschwinden. Weiterhin kann dieser Tumor auch zu Schwellungen oder zu Lähmungen im ganzen Gesicht führen. Auch bei diesen Beschwerden ist ein Arzt zu konsultieren.

Die Krankheit kann durch einen Allgemeinarzt oder durch einen HNO-Arzt erkannt werden. Die weitere Behandlung erfolgt meist in einem Krankenhaus. Ob es durch die Erkrankung zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen kommt, kann nicht universell vorhergesagt werden.

Behandlung & Therapie

In der Regel wird der Warthin-Tumor chirurgisch vollständig entfernt. Die Operation findet meist in Form einer oberflächlichen Parotidektomie statt. Bei dieser wird der Außenlappen der Ohrspeicheldrüse komplett entfernt oder ausgeschält. Die Ausschälung (Enukleation) ist vorzuziehen, da die Operationszeit deutlich kürzer ist. Zudem ist die Komplikationsrate geringer und das kosmetische Ergebnis besser.

Bei Patienten mit einem hohen Narkoserisiko wird normalerweise auf eine Operation verzichtet. Der Warthin-Tumor wächst nicht aggressiv und metastasiert nicht, sodass eine Entfernung nicht zwingend nötig ist. Es sollte jedoch beachtet werden, dass bei einer Diagnosestellung, die ausschließlich auf einer Feinnadelbiopsie beruht, eine bösartige Erkrankung leicht übersehen werden kann.


Vorbeugung

Hauptrisikofaktor für den Warthin-Tumor scheint das Rauchen zu sein. Zigaretten und andere Tabakprodukte sollten zur Prävention deshalb zwingend gemieden werden.

Nachsorge

Wurde der Warthin-Tumor im Rahmen einer Parotidektomie vollständig chirurgisch entfernt, schließt sich die Nachbehandlung an. Im Unterschied zu bösartigen Tumoren, bei denen eine regelmäßige Nachsorge stattfinden muss, reicht bei dem gutartigen Warthin-Tumor der Zeitraum direkt nach der Operation aus.

Im Mittelpunkt der Nachsorge des Warthin-Tumors steht die Kontrolle der Wundheilung. Wurde der Gesichtsnerv nicht in Mitleidenschaft gezogen und zeigen sich keine Komplikationen, bedarf es keiner weiteren Nachsorgemaßnahmen. Bis die Schmerzen zurückgehen, die am Anschluss an die Parotidektomie auftreten, dauert es im Normalfall rund vier Wochen.

Nach der Operation darf sich der Patient bewegen. Ungefähr drei Tage trägt er eine Wunddrainage zum Abfluss der Wundflüssigkeit. Bis sich der Gesichtsnerv von dem Eingriff wieder erholt, dauert es etwa sechs Wochen bis drei Monate. Dabei heilt auch die Operationsnarbe allmählich wieder ab. Manchmal kann ein länger andauerndes Taubheitsgefühl am Ohrläppchen vorkommen, das zumeist nicht zu vermeiden ist. Noch ein halbes Jahr nach dem chirurgischen Eingriff besteht oft eine Rötung der Narbe.

In bestimmten Fällen erhält der Patient nach der Operation antibiotische Medikamente für einige Tage. Ferner wird täglich eine Injektion in den Bauchraum vorgenommen, die zur Vorbeugung von Blutgerinnseln (Thrombosen) dient. Liegt eine Schädigung des Gesichtsnervs vor, werden krankengymnastische Übungen empfohlen, um die mimischen Bewegungen zu trainieren.

Das können Sie selbst tun

Ein Warthin-Tumor muss in der Regel chirurgisch entfernt werden. Meist ist eine oberflächliche Parotidektomie vonnöten, bei welcher der Tumor vollständig entfernt wird. Die Selbsthilfe der Patienten beschränkt sich auf die typischen Allgemeinmaßnahmen wie zum Beispiel Ruhe und Schonung.

Zuvor gilt es, sich ausreichend auf den Krankenhausaufenthalt vorzubereiten. Nachdem der Tumor entfernt wurde, muss regelmäßig der Arzt konsultiert werden. Bei ungewöhnlichen Symptomen empfiehlt sich ein Arztbesuch. Der Mediziner wird genaue Vorgaben bezüglich der körperlichen Schonung und weiterer Maßnahmen machen. Gegen die Schmerzen helfen natürliche Mittel. Die Anwendung homöopathischer Präparate muss zuvor mit dem Arzt besprochen werden.

Eine Tumorerkrankung stellt immer auch eine seelische Belastung dar. Der Patient sollte sich frühzeitig an eine Selbsthilfegruppe oder an einen Therapeuten wenden, um die Erkrankung aufzuarbeiten und Erfahrungen auszutauschen. Zur Einholung von Informationen bietet sich das Internet an. Die Deutsche Krebsgesellschaft bietet Patienten und Angehörigen wichtige Anlaufstellen und Informationen. Der zuständige HNO-Arzt kann die Behandlung und die Nachsorge ebenfalls unterstützen und dem Patienten helfen, nach der Erkrankung schnell wieder in das gewohnte alltägliche Leben zurückzukehren.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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