Biopsie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 17. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einer Biopsie handelt es sich um eine medizinische Überprüfung von Körpergewebe auf bestimmte Krankheiten, welches für diesen Zweck entnommen wird. Die Gewebeproben können von sämtlichen Körperteilen/Organen entnommen werden.
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Was ist eine Biopsie?
Die Gewebeentnahme oder Biopsie wird meistens mithilfe einer Spezialnadel aus Tumoren entnommen. Die Nadel wird dabei ohne Schnitt direkt durch die Haut eingeführt. Hierbei werden die Stanz- und die Feinnadelbiopsie unterschieden. Bei beiden Biopsie-Varianten wird während einer örtlichen Betäubung die Hohlnadel zum Tumor geführt und die verdächtigen Zellen entnommen.
Um für eine Diagnose ausreichendes Zellmaterial zu bekommen, muss bei dieser Variante der Biopsie die Hohlnadel mehrfach zum Tumor gebracht werden. Die Stanzbiopsie wird fast gleichartig durchgeführt, allerdings mit Nadeln, welche über einen größeren Durchmesser verfügen.
Mit derartigen Nadeln lassen sich bereits kleinere Gewebestücke entnehmen und nicht allein einzelne Zellen. Jedoch sind auch bei dieser Art der Biopsie weitere Entnahmen sinnvoll, da so ausreichende Gewebemasse zur Untersuchung bereitsteht.
Geschichte & Entwicklung
Die Biopsie, eine medizinische Methode zur Entnahme von Gewebeproben für diagnostische Zwecke, hat eine lange Entwicklungsgeschichte. Erste Formen der Biopsie wurden bereits in der Antike praktiziert, jedoch ohne moderne Techniken und wissenschaftliches Verständnis. Der Begriff "Biopsie" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "das Leben sehen", was die grundlegende Idee der Gewebeuntersuchung widerspiegelt.
Im 19. Jahrhundert nahm die Biopsie eine entscheidende Wendung. Der französische Dermatologe Ernest Besnier gilt als einer der Pioniere, der den Begriff im Jahr 1879 erstmals verwendete und die Methode für Hautuntersuchungen systematisch einsetzte. Mit der Weiterentwicklung der Mikroskopie und pathologischen Techniken wurde es möglich, entnommenes Gewebe genauer zu analysieren und Krankheiten wie Krebs frühzeitig zu diagnostizieren.
Im 20. Jahrhundert verbesserten sich die Methoden zur Gewebeentnahme deutlich. Die Einführung von Nadelbiopsien in den 1950er Jahren, die es ermöglichten, Gewebe minimal-invasiv zu entnehmen, stellte einen wichtigen Fortschritt dar. Diese Methode wurde insbesondere in der Krebsdiagnostik zur Routine.
Heutzutage gibt es verschiedene Arten von Biopsien, wie die Feinnadel-, Stanz- und endoskopische Biopsie, die je nach zugrunde liegender Erkrankung und betroffenem Organ eingesetzt werden. Fortschritte in bildgebenden Verfahren wie Ultraschall und CT ermöglichen heute präzise und gezielte Biopsien.
Einsatz & Indikation
Eine Biopsie wird durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine Erkrankung besteht, die durch eine Gewebeuntersuchung genauer diagnostiziert werden kann. Sie ist besonders häufig bei der Abklärung von Tumoren und Krebsverdacht. Wenn bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder MRT eine unklare Gewebeveränderung zeigen, wird oft eine Biopsie angeordnet, um festzustellen, ob es sich um gutartige oder bösartige Zellen handelt. Die Biopsie liefert präzise Informationen über die Zellstruktur und hilft, den Grad und die Art einer Krebserkrankung zu bestimmen.
Auch bei entzündlichen Erkrankungen, die schwer zu diagnostizieren sind, wie beispielsweise bestimmte Formen von Lebererkrankungen (z. B. Hepatitis) oder Autoimmunerkrankungen, wird eine Biopsie durchgeführt, um die genaue Ursache und das Ausmaß der Schädigung des Gewebes zu beurteilen.
Darüber hinaus kann eine Biopsie zur Diagnose von Infektionen verwendet werden, wenn der Erreger durch andere Methoden schwer nachweisbar ist. Dies kann beispielsweise bei Lungen-, Leber- oder Knochenerkrankungen der Fall sein.
Die Biopsie wird notwendig, wenn weniger invasive diagnostische Methoden wie Bluttests oder bildgebende Verfahren keine ausreichende Klarheit über die Erkrankung liefern und eine exakte Gewebeuntersuchung erforderlich ist, um die richtige Behandlung zu planen.
Vorteile & Nutzen
Eine Biopsie bietet gegenüber anderen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden klare Vorteile, da sie eine direkte Gewebeprobe liefert, die unter dem Mikroskop untersucht werden kann. Im Gegensatz zu bildgebenden Verfahren wie Ultraschall, CT oder MRT, die lediglich strukturelle Auffälligkeiten zeigen, ermöglicht eine Biopsie die genaue Analyse von Zellstrukturen und -veränderungen. Dies ist besonders wichtig bei der Diagnose von Krebs oder anderen Tumorerkrankungen, da eine Biopsie zeigen kann, ob es sich um gutartige oder bösartige Zellen handelt und welchen Grad der Bösartigkeit der Tumor aufweist.
Ein weiterer Vorteil ist, dass eine Biopsie häufig verwendet wird, um die Art der Krankheit zu bestimmen. Bei entzündlichen oder infektiösen Erkrankungen liefert sie detaillierte Informationen über die Art der Entzündung oder des Infektionserregers, die für die Wahl der besten Therapie entscheidend sind.
Im Vergleich zu weniger invasiven Tests, wie Blutuntersuchungen, bietet die Biopsie eine höhere diagnostische Genauigkeit. Sie kann zur frühen Diagnose beitragen, was besonders bei Krebserkrankungen entscheidend für den Behandlungserfolg ist. Da die Biopsie oft minimal-invasiv durchgeführt wird, ist das Risiko für Komplikationen relativ gering, während der diagnostische Nutzen sehr hoch ist.
Funktion, Wirkung & Ziele
Eine Biopsie ist keineswegs der allererste Schritt in der Diagnosekette. Besteht beispielsweise Verdacht auf eine Krebserkrankung, wird vorab Ultraschall beziehungsweise eine Kernspintomografie vorgenommen.
Mittels der Biopsie kann jedoch eine vermutete Krankheit sicherer diagnostiziert werden, da das Gewebe direkt aus dem vermuteten Bereich stammt. Abgesehen von der Stanz- und Feinnadelbiopsie (Punktion) wird auch noch die Vakuumbiopsie angewandt. Hierbei wird mittels Hohlnadel Gewebe entnommen, in dessen Innern ein Vakuum vorhanden ist.
Derartige Biopsien werden zum Beispiel bei Brustgewebe angewandt. Verdächtiges Gewebe kann zudem auch mittels Skalpell (Excisionsbiopsie) oder Spezialinstrumenten wie beispielsweise Schlingen, Bürsten oder Zangen herausgeschnitten (endoskopische Biopsie) werden.
Die häufigsten Biopsien sind zum Beispiel: Die Leberbiopsie, welche zur Verlaufskontrolle oder Diagnose unterschiedlicher Lebererkrankungen dient. Eine Biopsie der Prostata wird bei Verdacht auf bösartige Prostataveränderungen (Prostatakarzinom) vorgenommen. Die Gebärmutterbiopsie, welche bei verdächtigen Veränderungen des Muttermundes (Zervixkarzinom) weiterhelfen kann. Hierbei erfolgen Zellabstriche gezielt aus dem verdächtigen Bereich.
Oftmals ist eine Operation (Konisation) notwendig, um aus der Gebärmutter eine kegelförmige Probe zu entnehmen. Bei einer Biopsie der Brust (Mammabiopsie) wird in den meisten Fällen das verdächtige Gewebe durch eine Stanzbiopsie gewonnen. Besteht Verdacht auf bösartige Hauttumore (Melanome) erfolgt eine Ausschneidung (Exzision), wobei der Tumor mit einem gewissen Sicherheitsabstand herausgeschnitten wird. So entfernt der behandelnde Arzt mit einer größtmöglichen Wahrscheinlichkeit das gesamte Tumorgewebe.
Bereits vor einer Biopsie müssen einige wichtige Aspekte beachtet werden. Während einer Organpunktion (Feinnadelbiopsie) im Bereich des Bauches muss die betroffene Person stets nüchtern sein, sie darf somit mehrere Stunden vor der Behandlung weder etwas trinken noch essen. Besitzt die Person einen stark behaarten Bauchbereich, wird er eventuell im Bereich der Biopsie rasiert.
Der behandelnde Arzt überprüft mittels einer Blutuntersuchung die aktuellen Gerinnungswerte. Auf Wunsch darf der Patient bevor die Biopsie beginnt ein Schmerz- und Beruhigungsmittel einnehmen. Beginnt die Behandlung, bestimmt der Arzt mittels Ultraschall, endoskopischer oder radiologischer Methode die exakte Gewebelage.
Unmittelbar nach der lokalen Betäubung und Desinfektion des Hautbereiches sowie eventuell der entsprechenden Organteile, wird eine beziehungsweise mehrere Proben entnommen. Danach erfolgt die Untersuchung innerhalb eines spezialisierten Labors.
Durchführung & Ablauf
Der Ablauf einer Biopsie hängt von der Art der Biopsie und dem zu untersuchenden Organ ab, aber das Grundprinzip ist ähnlich: Es wird eine Gewebeprobe entnommen, die anschließend unter dem Mikroskop analysiert wird. Vor der Biopsie wird der Patient umfassend aufgeklärt und gegebenenfalls untersucht, um die genaue Stelle zu bestimmen, von der die Probe entnommen werden soll.
Bei einer Nadelbiopsie, die oft für Brust-, Leber- oder Nierengewebe verwendet wird, wird die betroffene Stelle zunächst desinfiziert und örtlich betäubt. Unter bildgebender Kontrolle (z. B. Ultraschall oder CT) wird eine feine Nadel in das Gewebe eingeführt, um eine kleine Probe zu entnehmen. Dieser Vorgang dauert in der Regel nur wenige Minuten und erfordert keinen längeren Krankenhausaufenthalt.
Bei einer endoskopischen Biopsie, wie sie bei Magen- oder Darmuntersuchungen verwendet wird, führt der Arzt ein Endoskop – einen flexiblen Schlauch mit Kamera – in den Körper ein. Durch dieses Endoskop kann eine Zange oder Nadel eingeführt werden, um die Gewebeprobe zu entnehmen.
Bei einer offenen Biopsie oder Chirurgischen Biopsie wird ein kleiner Schnitt gemacht, um Zugang zu tiefer liegendem Gewebe zu erhalten. Diese Methode wird bei schwer zugänglichen Organen wie Lunge oder Lymphknoten angewendet.
Nach der Entnahme wird die Probe an ein Labor geschickt, wo sie histologisch untersucht wird, um Zellveränderungen und mögliche Krankheitsbilder zu erkennen.
Risiken & Gefahren
Während einer Biopsie treten in den seltensten Fällen nachfolgende Komplikationen auf: Infektionen unterschiedlichster Art, Blutungen (darum vorab die Gerinnungsprüfung) innerhalb des Bereiches der Biopsie, eine Verletzung der benachbarten Gewebestrukturen sowie anderer naheliegender Organe.
Sehr selten treten Herz-/Kreislaufstörungen wie auch Atemstörungen auf, welche auf die Gabe der Schmerz- beziehungsweise Beruhigungsmittel zurückzuführen sind. Als Nebenwirkung spielt die Tumorzellenstreuung nur selten eine Rolle. Die Biopsie ist bei jeder Variante nur ein relativ geringfügiger Eingriff.
Biopsien gelten somit, abgesehen von einer eventuell erforderlichen Betäubung, als gering belastend. Bisherige Untersuchungen ergaben, dass mittels einer Biopsie verschleppte Tumorzellen in anderen Bereichen des betroffenen Körpers nur äußerst selten erneut anwachsen können. Obwohl zum Beispiel bei Brust-/Prostatakrebs während der Diagnose die meisten Biopsien erstellt werden, deuten keinerlei Hinweise auf verschleppte Tumorzellen hin.
Alternativen
Wenn eine Biopsie nicht möglich oder nicht ratsam ist, stehen alternative Verfahren zur Verfügung, um Krankheiten zu diagnostizieren. Eine wichtige Alternative sind bildgebende Verfahren wie Ultraschall, CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie). Diese Methoden ermöglichen eine detaillierte Darstellung der Gewebestruktur und helfen, Auffälligkeiten wie Tumore oder Entzündungen zu erkennen. Sie können jedoch keine zellulären Veränderungen auf mikroskopischer Ebene liefern, wie es eine Biopsie kann.
Eine weitere Option ist die Liquid Biopsy oder Flüssigbiopsie. Dabei wird anstelle von Gewebe eine Blutprobe entnommen, um nach genetischen Veränderungen, Tumorzellen oder DNA-Fragmenten von Krebszellen zu suchen. Diese Methode wird zunehmend zur Diagnose und Überwachung von Krebserkrankungen eingesetzt, insbesondere bei Patienten, bei denen eine herkömmliche Biopsie zu risikoreich ist.
Auch die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) kann als Alternative dienen. Diese Methode misst die Stoffwechselaktivität von Geweben und kann Aufschluss über Tumore oder entzündliche Prozesse geben. Sie ist besonders nützlich bei der Suche nach Krebszellen im Körper.
Für entzündliche oder infektiöse Erkrankungen können auch Bluttests oder Mikrobiologische Untersuchungen verwendet werden, um Marker für Infektionen oder Entzündungen zu identifizieren, ohne eine Gewebeprobe zu entnehmen.
Quellen
- Böcker, W. et al.: Pathologie. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2008
- Emminger, H., Kia, T. (Hrsg.): Exaplan – Das Kompendium der klinischen Medizin. Urban & Fischer, München 2010
- Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014