Achenbach-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Beim Achenbach-Syndrom, auch bekannt als paroxysmale Handhämatom oder Fingerapoplex, handelt es sich um ein Hämatom an der Hand oder im Bereich der Finger. Sehr selten entsteht ein Hämatom im Zehen- oder Fußbereich. Oft tritt das Achenbach-Syndrom jedoch sehr plötzlich und ohne drastischen Grund auf. Das Syndrom wird medizinisch auch als Fingerapoplexie, als paroxysmales Handhämatom oder als paroxysmales Fingerhämatom bezeichnet.
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Was ist das Achenbach-Syndrom?
Beim Achenbach-Syndrom, benannt nach dem Entdecker und dem Kölner Internisten Dr. Walter Achenbach, treten die Hämatome typischerweise an den Fingern oder an den Händen auf. Frauen sind Statistiken nach etwas häufiger betroffen als Männer.
Auch hierbei lässt sich feststellen, dass ältere Frauen und Frauen mittleren Alters wiederum öfter betroffen sind als junge Frauen, Teenanger oder Mädchen. In seltenen Fällen sind zudem nicht die Hände vom Achenbach-Syndrom befallen, sondern die Füße und Zehen. Das ungewöhnliche am Achenbach-Syndrom ist, dass die schmerzhaften Blutergüsse ohne ersichtlichen Grund und sehr plötzlich auftreten.
Denn anders als bei natürlichen Hämatomen, die beispielsweise durch äußere Einwirkungen entstehen, liegen diese bei der Fingerapoplexie nicht vor. Es gibt also deutlich sichtbare und spürbare Symptome, aber keine nachvollziehbare Ursache. Daher spricht man hier auch von paroxysmalen (zu deutsch spontanen) Hämatomen.
Ursachen
Die tatsächlichen Ursachen des Achenbach-Syndroms sind bisher unbekannt. Mittlerweile wird jedoch stark vermutet, dass die Hämatome häufig durch eine lokale Gefäßschwäche, durch Schäden an den Gefäßwänden, durch verengte Gefäße oder durch hormonelle und/oder neurovegetative Schwankungen und Störungen ausgelöst werden.
Vor allem hormonelle Schwankungen könnten eine wahrscheinliche Ursache sein, da statistisch sehr viele Frauen in den Wechseljahren ein Achenbach-Syndrom beklagen. Hinzuzufügen ist, dass die Hämatome meistens nicht von einmaliger Erscheinung sind.
Oft treten diese immer wieder an denselben Beschwerdestellen auf. Das lässt wiederum auf geschwächte Gefäße schließen. Leichte Stöße oder banale äußere Einwirkungen können hier ebenfalls einwirken und ein entsprechendes spontanes Hämatom zur Folge haben.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Beim Achenbach-Syndrom bilden sich Blutergüsse an den Fingern und Innenflächen der Hände sowie an den Füßen und Zehen. Die Hämatome werden meist von stechenden Schmerzen begleitet, die bei Druck zunehmen. Zudem kommt es zu einer leichten Verfärbung der Haut an der betroffenen Stelle. Der Bereich um die Blutergüsse schwillt meist an und färbt sich im weiteren Verlauf blau, ähnlich wie bei natürlichen Hämatomen.
Bei einigen Patienten kommen psychosomatische Beschwerden hinzu. So kann es zu einem Gefühl der Kälte kommen oder es treten Schmerzen bei Bewegungen auf, die zunächst auf keine Ursache zurückzuführen sind. Generell verspüren Patienten bei einem Achenbach-Syndrom ein relativ starkes Unwohlsein, welches im Verlauf der Erkrankung an Intensität zunimmt.
Die Beschwerden breiten sich von den Fingern und Zehen auf die Arme und Beine aus und können bei fehlender Behandlung große Teile des Körpers betreffen. Bei einem schweren Verlauf kann es zu Einschränkungen in der Bewegung kommen, bedingt durch die Blutergüsse und die damit verbundenen Schmerzen. Des Weiteren kann das Achenbach-Syndrom eine Überwärmung der Glieder hervorrufen. Begleitend dazu treten eine Reihe weiterer Symptome wie Fieber, Schüttelfrost und Schwindel auf.
Diagnose & Verlauf
In den meisten Fällen macht sich das Achenbach-Syndrom durch einen leichten Druckschmerz und durch dezente Verfärbungen der Haut bemerkbar. Dann folgen recht schnell eine leichte Schwellung und eine bläuliche Verfärbung, so wie wir sie üblicherweise von natürlichen Hämatomen (etwa ausgelöst durch Quetschungen oder Stößen) kennen.
Der Unterschied ist hier, dass überwiegend keine ersichtliche Ursache vorliegt. Manchmal klagen Patienten auch über Kältegefühle und sehr häufig über Bewegungsschmerzen und lokale Schmerzen. Diese sind oft auf die Schwellungen und den Bluterguss zurückzuführen.
Die Diagnose erfolgt über eine ausgiebige Untersuchung der betroffenen Körperstelle durch einen Facharzt (zum Beispiel durch einen Internisten). In der Regel verläuft die Krankheit ebenso spontan und schnell, wie sie aufgetreten ist. Oft heilt die augenscheinliche Verletzung binnen weniger Tage wieder und die Schwellung und das Hämatom bilden sich zurück.
Komplikationen
Medizinisch gesehen ist das Achenbach-Syndrom eine ungefährliche Erkrankung, die lediglich mit harmlosen Beschwerden wie Druckgefühl, leichten Schwellungen, Kältegefühl und einer bläulichen Verfärbung der Handinnenfläche oder Finger einhergeht. Komplikationen sind im Verlauf dieser Erkrankung nicht bekannt, da die Symptome in der Regel genauso schnell wieder verschwinden wie sie aufgetreten sind.
Die Begleitsymptome sind mit einem klassischen Hämatom zu vergleichen, mit dem Unterschied, dass in diesem Fall keine ersichtlichen Verletzungen erkennbar ist. Das Achenbach-Syndrom kann sehr schmerzhaft sein, in vielen Fällen sind diese Beschwerden jedoch nur leicht ausgeprägt. Durch Schonhaltung und Ruhigstellung der betroffenen Hand oder Finger wird meistens eine deutliche Verbesserung erzielt.
Auch kühle Umschläge und Salben, die gegen Schwellungen und Schmerzen vorgehen, können die Beschwerden innerhalb einer kurzen Zeit lindern und den Heilungsverlauf positiv begünstigen. Überlastungen und verfrühte Überanstrengungen sollten vermieden werden, da das Achenbach-Syndrom auch durch schwache Gefäße oder labile Gefäßwände verursacht werden kann, das zu dem Hämatom artigen Bluterguss führt.
Tritt diese Erkrankung jedoch wiederholt auf, sollte ein Facharzt, vorzugsweise ein Internist, zur Rate gezogen werden, um den Beschwerden auf den Grund zu gehen. Nicht selten kann auch eine andere Ursache der Grund für die Beschwerden sein. Häufig sind Frauen mittleren Alters, die allgemein anfällig für schwache Gefäßwände sowie hormonelle und neurovegetative Störungen sind, von dieser Erkrankung betroffen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Das Achenbach-Syndrom muss nicht in jedem Fall untersucht und behandelt werden. In der Regel tritt das Syndrom vor allem nach einem Schlag oder nach einem Unfall auf und stellt eine gewöhnliche Beschwerde dar. Im Normalfall verheilt das Achenbach-Syndrom von selbst, ohne dass es zu Komplikationen kommt. Falls die Schmerzen nicht zu stark sind, ist keine ärztliche Behandlung notwendig.
Es treten auch Schwellungen und Blutergüsse auf. Sollten die Schmerzen extrem stark sein, kann auch direkt das Krankenhaus aufgesucht werden. Der Betroffene sollte die jeweilige Stelle kühlen und nicht bewegen oder andrücken. Auch Schmerzmittel können temporär eingenommen werden. Einen Arzt sollte der Betroffene allerdings dann aufsuchen, wenn es zum Achenbach-Syndrom ohne einen besonderen Grund kommt oder falls das Achenbach-Syndrom öfter auftritt, ohne dass es vorher zu einer Verletzung oder zu einem Unfall gekommen ist. In diesem Fall kann es sich um eine andere Grunderkrankung handeln, die identifiziert und behandelt werden muss, um Folgeschäden zu vermeiden.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung eines Achenbach-Syndroms läuft meistens nach demselben Prinzip ab, das man auch bei einem natürlichen Hämatom verfolgt. Durch Kühlungen, Salben und strickte Schonung des betroffenen Körperteils erzielt man, dass sich das Achenbach-Syndrom zurückbildet.
Des Weiteren sollte man während der Heilungsphase starke Belastungen vermeiden und die betroffene Hand, beziehungsweise den Fuß, soweit es möglich ist ruhigstellen. Das ist gerade bei einer Apoplexie ungemein wichtig, da diese auch durch ein schwaches oder geschädigtes Gefäß verursacht worden sein kann.
Verfrühte Überanstrengungen oder Belastungen könnten die Heilung verlangsamen oder sogar eine Verschlimmerung der Symptome begünstigen. Das Achenbach-Syndrom gilt übrigens als harmlose Erkrankung. Dennoch sollte man bei gehäuften Symptomen und Ausbrüchen genauere Behandlungen und Untersuchungen zur Ursachenfindung erwägen.
Aussicht & Prognose
Durch das Achenbach-Syndrom kommt es in erster Linie zu verschiedenen Beschwerden an den Fingern. Dabei sind die Finger vor allem von stechenden und brennenden Schmerzen betroffen. Weiterhin kommt es recht oft zu Blutergüssen an der Innenseite der Hand und auch an den Fingern selbst.
In den meisten Fällen sind die Finger dabei angeschwollen und es kommt zu starken Schmerzen. Diese Schmerzen können in Form von Ruheschmerzen oder Bewegungsschmerzen auftreten und dabei den Alltag des Betroffenen erheblich belasten. Bestimmte Bewegungen und Tätigkeiten im Alltag des Patienten sind dadurch in der Regel nicht mehr ohne Weiteres möglich.
Nicht in jedem Fall ist eine Behandlung des Achenbach-Syndroms notwendig. Meistens verschwinden die Beschwerden schon nach ungefähr einem Tag und es kommt nicht zu besonderen Beschwerden oder Komplikationen. Auch die Lebenserwartung wird durch das Achenbach-Syndrom nicht beeinflusst.
Sollten die Schmerzen an den Fingern und Händen über einen längeren Zeitraum auftreten, so können diese auch zu Depressionen oder zu anderen psychischen Beschwerden führen.
Vorbeugung
Dem Achenbach-Syndrom kann man nur sehr bedingt entgegenwirken. Ist bekannt, dass man unter schwachen Gefäßen oder labilen Gefäßwänden leidet, sollte man das jedoch bestmöglich berücksichtigen. Zum einen sollte man Tätigkeiten, die zu Beschwerden führen könnten, soweit es geht vermeiden. Zum anderen sollte man die betroffene Hand, den betroffenen Finger oder auch den betroffenen Zeh bei ersten Symptomen umgehend ruhigstellen und ausgiebig kühlen.
Nachsorge
In den meisten Fällen sind beim Achenbach-Syndrom keine Möglichkeiten der Nachsorge möglich. Es handelt es sich dabei um eine erblich bedingte Erkrankung, die daher auch nur symptomatisch und nicht kausal behandelt werden kann. Der Betroffene ist meist auf eine lebenslange Behandlung angewiesen.
Weiterhin kann auch eine erbliche Beratung sinnvoll sein, falls ein Kinderwunsch besteht. Damit kann das Weitervererben des Syndroms an die Kinder verhindert werden. Die genaue Behandlung richtet sich bei diesem Syndrom nach der Arzt und Schwere der Fehlbildungen. In einigen Fällen werden diese Fehlbildungen mit Hilfe von plastischen Operationen behandelt.
Nach einem solchen operativen Eingriff sollte sich der Betroffene ausruhen und seinen Körper möglichst schonen. Dabei sind anstrengende Tätigkeiten oder sportliche Betätigungen zu vermeiden, um den Körper zu schonen und die Heilung zu beschleunigen. Eine vollständige Heilung des Achenbach-Syndroms kann dabei allerdings nicht erreicht werden.
In einigen Fällen ist auch die Lebenserwartung des Patienten durch das Syndrom deutlich verringert. Weiterhin wirkt sich auch die liebevolle Pflege durch Angehörige und durch Freunde sehr positiv auf den Verlauf der Erkrankung aus, wobei auch der Kontakt zu anderen Betroffenen sinnvoll sein kann, da es dabei zu einem Austausch an Informationen kommt.
Video: Achenbach-Syndrom
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage, De Gruyter, Berlin 2014
- Witkowski R., Prokop O., Ullrich E.: Lexikon der Syndrome und Fehlbildungen. Springer, Berlin 2003