Linse (Auge)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Linse ist ein glasklarer Teil des menschlichen Auges und befindet sich im Augapfel (Bulbus oculi) direkt vor dem Glaskörper. Sie ist beidseitig konvex gekrümmt (bikonvex) und wirkt damit als Sammellinse. Sie hat die Aufgabe, einfallendes Licht so zu bündeln, dass an der Rückseite des Glaskörpers auf der Netzhaut in der Zone schärfsten Sehens (Fovea centralis) ein scharfes Bild entsteht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Linse?

Die Linse hat die Aufgabe, einfallendes Licht so zu bündeln, dass auf der Netzhaut im Punkt schärfsten Sehens, der Fovea centralis, ein scharfes Bild entsteht.
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Im menschlichen Auge dient die beidseitig konvex gekrümmte Linse dazu, einfallendes Licht so zu bündeln, dass auf der Rückseite des Glaskörpers auf der Netzhaut im Punkt des größten Auflösungsvermögens (Punkt schärfsten Sehens, Fovea centralis) ein scharfes Bild entsteht. Diesen wird von den Farbfotosensoren (hauptsächlich M- und L-Zapfen für grün und rot) aufgenommen und an das Sehzentrum weitergeleitet.

Die Linse kann durch Zug der Zonulafasern am Kapselrand quasi „flachgezogen“ werden und dadurch auf Fernsicht akkommodieren. Wenn der Zug der Zonulafasern wieder nachlässt, nimmt die Linse wieder ihre natürliche, fast kugelförmige Form an, was der Nahakkommodation entspricht.

Da der Ziliarmuskel, der die Linsenkapsel ringförmig umgibt, ähnlich wie ein Schließmuskel arbeitet, können sich die Zonulafasern für die Nahakkommodation nur dann entspannen, wenn sich der Ziliarmuskel konzentrisch anspannt und umgekehrt.

Bei angespanntem Ziliarmuskel sinkt der Durchmesser des Ziliarkörpers, so dass die Zonulafasern „locker“ werden und umgekehrt. Dieser Vorgang der Akkommodation läuft unbewusst ab. Aus Sicht des Ziliarmuskels ist die Nahakkommodation ein aktiver und die der Fernakkommodation ein passiver (entspannter) Zustand.

Anatomie & Aufbau

Die Linse liegt mit seiner Rückseite an der Vorderseite des Glaskörpers an und schließt mit seiner vorderen Seite zusammen mit der Iris die vordere Augenkammer ab. Rund um den Äquator der Linsenkapsel ragen sternförmig Zonulafasern wie Speichen aus einer Radnabe. Das andere Ende der Fasern ist mit dem Ziliar- oder Strahlenkörper verbunden, der als ringförmiger Wulst um die Linse herum Teil der Aderhaut des Auges ist.

Eingebettet in den Ziliarkörper ist der Ziliarmuskel, der bei Anspannung zu einer Verengung des inneren Durchmessers des Ziliarkörpers führt. Die Linse selbst setzt sich aus dem Linsenkern, der Linsenrinde und der Linsenkapsel zusammen. Die Linse besteht zu etwa 60% aus Kristalline genannten Eiweißen, die hochstabil und weitestgehend UV-unempfindlich sind.

Ein hoher Anteil an Vitamin C und oxidativen Stress abbauenden Enzymen beugt Trübungen durch UV-Schäden weitestgehend vor. Das Epithel am Äquator der Kapsel produziert lebenslang Linsenfasern, die sich unter Verlust der Organellen an den alten Fasern anlagern, so dass sich die Linse im Laufe des Lebens vergrößert und unelastischer wird. Die Versorgung der ader- und nervenlosen Linse erfolgt über das Kammerwasser, das im Ziliarkörper gebildet wird.

Funktion & Aufgaben

Die Linse hat die Aufgabe, einfallendes Licht so zu bündeln, dass auf der Netzhaut im Punkt schärfsten Sehens, der Fovea centralis, ein scharfes Bild entsteht. Um eine scharfe Abbildung bei wechselnden Entfernungen zu erreichen, müsste entweder die Distanz von der Linse zur Netzhaut variabel sein (Beispiel Fernrohr) oder die Brennweite der Linse selbst müsste veränderlich sein.

Bei uns Menschen und bei allen Wirbeltieren hat sich die Evolution – anders als bei Fischen und Reptilien – für die letztere Variante entschieden und eine Möglichkeit geschaffen, die Brennweite in gewissen Grenzen variabel zu gestalten. Die Linse erfüllt in mechanischer Zweitfunktion die Aufgabe, zusammen mit der Iris, die vordere von der hinteren Augenkammer abzutrennen, so dass die Kammerflüssigkeit nicht ungehindert von der hinteren zur vorderen Kammer gelangen kann und umgekehrt.


Krankheiten & Beschwerden

Die häufigste Störung der Linsenfunktion besteht in einer Trübung der Linse. Eine weitere Funktionsstörung kann durch eine mechanische Verlagerung der Linse, eine Luxation, hervorgerufen werden. Eine Trübung der Linse, als Katarakt oder Grauer Star bezeichnet, kann verschiedene Ursachen haben.

Die häufigste Erscheinungsform ist der Altersstar, der erst in höherem Alter auftritt. Eine ererbte genetische Disposition spielt in vielen Fällen eine Rolle. Äußere Faktoren, die die Ausbildung eines Grauen Stars begünstigen können, sind zum Beispiel jahrelange Exposition der ungeschützten Augen gegenüber UV-reichem Sonnenlicht auf See, im Hochgebirge oder in Flugzeugen.

Medikamente wie Cortison, Drogenkonsum (auch Alkohol) und Diabetes mellitus sowie Neurodermitis können die Krankheit verursachen. Wenn Schwangere etwa im dritten Schwangerschaftsmonat mit Röteln oder Mumps infiziert werden, besteht die Gefahr, dass das Neugeborene an Grauem Star erkrankt.

Die Erkrankung äußert sich zunächst durch Schwierigkeiten bei der Akkommodation, später durch eine gesteigerte Blendempfindlichkeit und in fortgeschrittenerem Stadium durch eine Trübung der Sicht (Grauschleier). Von außen ist die Krankheit an der Graufärbung der Pupille zu erkennen.

Eine weitere Funktionsstörung der Linse kann sich einstellen, wenn die Linsenkapsel geschädigt wird und zwar so, dass Kammerwasser in die Linse eindringt und die Linsenrinde aufquellen lässt, was zu Akkommodationsproblemen führt und mittelfristig weitere Schäden verursachen kann. Eine Luxation der Linse kann durch Gewalteinwirkung oder infolge von Läsionen der Zonulafasern entstehen.

Ein Tumor im Ziliarkörper kann der Verursacher sein oder aber ererbte genetische Defekte können zu Fehlfunktionen der Zonulafasern führen. Eine vollständige Luxation liegt vor, wenn die Linse entweder vollkommen in die vordere Augenkammer rutscht, also vor die Iris oder vollständig in den Glaskörper eintaucht. Unvollständige Luxationen können unter Umständen beschwerdefrei bleiben. Bei stärkeren Luxationen können sich monookulare Doppelbilder zeigen, die bestehen bleiben, wenn das andere Auge geschlossen oder verdeckt wird.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014
  • Silbernagl, S. et al.: Taschenatlas Physiologie. Thieme, Stuttgart 2007

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