Netzhaut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Netzhaut befindet sich auf der Rückseite der inneren Wand des Auges und ist maßgeblich an Erschaffung von Bildinformationen für das Gehirn beteiligt. Alter, Krankheit und angeborene Störungen können die Funktion der komplex aufgebauten Netzhaut vielfältig behindern. Es existieren eine große Zahl an erfolgreichen Therapieverfahren.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Netzhaut?

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau des Auges mit Netzhautablösung. Klicken, um zu vergrößern.

Die Netzhaut ist eine lichtsensible Gewebeschicht auf der Innenwand des Auges. Das Licht, das durch die Pupille ins Augeninnere und auf die Netzhaut trifft, bildet auf dieser die äußere Umwelt ab; die Netzhaut funktioniert damit ähnlich, wie der Film einer Fotokamera.

Durch den Lichteinfall werden Chemikalien und Nerven stimuliert. Über den Sehnerv gelangen diese Nervenimpulse anschließend als Informationen ans Gehirn. Im embryonalen Wachstum bildet sich die Netzhaut zusammen mit dem Sehnerv aus dem Gehirn heraus aus, sie wird daher als Teil des zentralen Nervensystems gesehen und ist Gehirngewebe.

Die Netzhaut ist der einzige Teil des zentralen Nervensystem, der nicht-inversiv betrachtet werden kann. Die Netzhaut besteht aus einem Gewebe mehrerer Schichten, mit vielen Schichten von Neuronen, verbunden durch Synapsen. Die einzigen Neuronen, die direkt dem Licht ausgesetzt sind, nennen sich Fotorezeptor und bestehen aus den zu bezeichneten Stäbchen und Zapfen.

Anatomie & Aufbau

Die Netzhaut besteht aus 10 unterschiedlichen Schichten. Diese sind (aufgeführt vom Glaskörper des Auges bis hin zum Sehnerv):

Innere Grenzmembrane, Nervenfaserschicht, Ganglienzellschicht, innere plexiforme Schicht, innere Körnerschicht, äußere plexiforme Schicht, äußere Grenzmembran, Innensegment, Außensegment, Retinales Pigmentepithel.

Diese Schichten können heruntergebrochen werden in vier grundsätzliche Stufen: Fotorezeption, Übermittlung zu bipolaren Zellen, Übermittlung zu Ganglienzellen (die auch Fotorezeptoren besitzen), die fotosensiblen Ganglienzellen, und Übermittlung zum Sehnerv.

An jeder synaptischen Stufe sind ebenso Verbindungen zwischen Horizontal- und Amakrinzellen. Der Sehnerv ist ein zentraler Nervenstrang vieler Axone von Ganglienzellen, die vor allem den corpus geniculatum laterale mit dem Vorderhirn verbinden.

Funktion & Aufgaben

Ein Bild wird erzeugt durch eine Reizung der Zapfen und Stäbchen innerhalb der Netzhaut. Die Zapfen reagieren auf helles Tageslicht und übertragen hoch auflösende Farbigkeit während des Tages.

Die Stäbchen reagieren noch auf weniger Licht und sind zuständig für monochrome Umrisse. In den meisten Lichtsituationen wird ein Zusammenspiel von Zäpfchen und Stäbchen benötigt. Die Reaktion der Zapfen auf verschiedene Lichtwellen nennt sich ihre spektrale Sensibilität. Sie ist unterteilt in Untergruppen.

Wenn eine dieser Untergruppen nicht korrekt reagiert, führt das zu zahlreichen Augenproblemen, wie zum Beispiel Farbenblindheit. Die Lichtteilchen (Photonen) treffen auf die äußere Schicht der Netzhaut und aktivieren einen Zapfen oder Stäbchen. In Zapfen und Stäbchen befindet sich ein aufgereihter Stapel von Sehmembranen, in welchem sich wiederum das Sehpigment Rhodopsin befindet. Rhodopsin stimuliert Transducin, ein Protein, welches wiederum ein Enzym stimuliert, dass zu cyclischen Guanosinmonophosphat zerfällt.

Dieses GMP wird zur nächsten Membrane weitergeleitet. Wenn Licht auf die Stäbchen fällt, werden durch diesen Prozess praktisch rote und grüne Welleninformationen, durch Stimulation der aktivierten Stäbchen, aneinander abgeglichen und das Verhältnis an den Sehnerv weitergegeben. Was genau mit diesen Informationen nach der Weitergabe geschieht, ist immer noch undurchsichtig.

Krankheiten & Beschwerden

Es gibt eine Vielzahl von angeborenen Störungen oder entstehenden Krankheiten, die die Netzhaut betreffen können. Dazu zählen:

Retinopathia pigmentosa: Eine Gruppe von angeborenen Sehfehlern, die zu Nachtblindheit führen.

Makuladegeneration: Bezeichnet eine Gruppe von Störungen, die zu einer stückweisen Verschlechterung des zentralen Sehfelds führen.

Zapfen-Stäbchen-Dystrophie: Eine Störung, während der beginnend die Zapfen ihre Funktion verlieren und sich dann langsam auch auf die Stäbchen ausbreitet. Netzhautablösung: Diese kann viele Ursachen haben und muss schnell behandelt werden, bevor die Schäden für das Sehen irreparabel werden.

Hypertensive oder diabetische Retinopathie: Sowohl bei Bluthochdruck als auch bei Diabetes kann es zu Störungen der Blutversorgung zur Netzhaut kommen. Dies mindert die Funktionen und führt zu allgemein schlechterem Sehvermögen.

Retinoblastom: Dies ist ein bösartiger Tumor auf der Netzhaut, der unbehandelt nicht nur zur Sehminderung, sondern auch zum Tod führt. Die Heilungschancen bei Behandlung jedoch sind sehr gut.


Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
  • Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
  • Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007

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