Linsenluxation

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Linsenluxation

Als Linsenluxation wird eine Verschiebung der Linse im Auge bezeichnet. Durch ein Trauma oder einen angeborenen Defekt verschiebt sie sich in die Vorderkammer oder in den Glaskörper des Auges.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Linsenluxation?

Leichte Verschiebungen sind oft frei von Symptomen. Es kann sein, dass das Auge mehr tränt als zuvor, was durch ein vermehrtes Blinzeln deutlich wird.
© Artemida-psy – stock.adobe.com

Eine Linsenluxation beschreibt entweder eine teilweise oder eine ganz erfolge Verschiebung der Linse im Auge. In diesen Fällen verschiebt sie sich nach oben in die Vorderkammer oder nach hinten in den Glaskörper. Bei der Verschiebung nur einer Linse liegt oftmals eine Verletzung oder ein Trauma vor. Sind beide Augen betroffen, handelt es sich um eine Missbildung oder eine genetische Veranlagung.

Geschieht die Luxation nur zum Teil, wird dies Subluxatio lentis oder Linsensubluxation genannt. Verschiebt sich die Linse vollständig, heißt es im Fachbereich Luxatio lentis oder Linsenluxation. Beide Arten fallen unter den Begriff der Linsenektopie (Ektopia lentis). Bei der teilweisen Verschiebung in einer leichten Form treten meist keine Beschwerden auf.

Bei der kompletten Verlagerung der Linse entsteht in vielen Fällen durch die Überdehnung der Zonulafasern ein so genanntes „Linsenschlottern“. Hierbei ist die Augenlinse im Auge abnormal beweglich. Die sie am Platz haltenden Fasern, die Zonulafasern, sind in diesem Fall entweder überdehnt oder bereits gerissen. Der Betroffene entwickelt dadurch eine starke Kurzsichtigkeit.

Ursachen

Es gibt mehrere Ursachen für die Linsenluxation. Eine traumatische Einwirkung von außen wie ein Schlag kann ein Grund sein, dass die Linse nicht auf ihrem Platz verbleibt. Erkrankungen des Auges wie der grüne und der graue Star können die Linse ebenfalls verschieben. So ist beim grünen Star, der medizinisch als Glaukom bezeichnet wird, der Druck im Auge so hoch, dass die Linse nach vorne gedrückt wird.

Beim grauen Star, auch Katarakt in der Medizin genannt, trübt sich die Linse aus verschiedenen Gründen grau ein. Dies hat im fortgeschrittenen Krankheitsfall zur Folge, dass die Linse schrumpft und so die Zonulafasern unter Spannung setzt. Reißen sie nun, kann sich die Linse im Auge verschieben. Ein Tumor, der im Ziliarkörper auftritt, kann zudem die Ziliarfasern beeinträchtigen, die wiederum die Linse an ihrem Platz nicht halten können. Auch hier kann sich die Linse verschieben.

Bei einer genetischen Disposition, die oft beide Augen betrifft, ist der Aufhängeapparat der Augenlinsen durch Bindegewebe- oder Stoffwechselerkrankungen beeinträchtigt. Beim Marfan-Syndrom, beim Weill-Marchesani-Syndrom oder bei der Homocystinurie sind die Zonulafasern aus unterschiedlichen Gründen nicht entsprechend entwickelt. Die Aufhängung der Linsen an beiden Augenkörpern gelingt daher nicht optimal.

Typische Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Leichte Verschiebungen sind oft frei von Symptomen. Es kann sein, dass das Auge mehr tränt als zuvor, was durch ein vermehrtes Blinzeln deutlich wird. Das Auge kann gerötet sein. Die Hornhaut, die normalerweise durchsichtig ist, wirkt milchig.

Bei einem schwereren Fall sind Doppelbilder die Folge, was in der Medizin monokulares Doppelsehen genannt wird, sofern ein lediglich bei einem Auge auftritt. Eine weitere Folge ist eine plötzlich auftretende, extreme Kurzsichtigkeit.

Nach einem Faustschlag auf das Auge kann es zu einer Augenprellung, einer so genannten Contusio bulbi kommen, bei der sich die Linse verschiebt. Eine so genannte Kontusionsrosette ist demnach die Folge, bei der eine sternförmige Trübung der Ringe zu sehen ist. Blutungen lassen den Augapfel rot erscheinen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Wird das Auge mithilfe einer Spaltlampe untersucht, kann es vorkommen, dass der blinde Fleck doppelt erscheint. Ebenfalls ist die Linse verkleinert, denn den Zonulafasern gelingt es nicht mehr, sie entsprechend straff zu ziehen. So erscheint sie abgerundet und vollführt Zitterbewegungen. Ist die Linse vollständig verrutscht, ist sie auf dem Boden des Glaskörpers zu finden. In diesem Fall erfolgt ohne eine Operation keine Besserung.

Komplikationen

Nicht in jedem Fall muss die Linsenluxation zu Beschwerden oder zu Komplikationen führen. Falls die Krankheit nur sehr leicht ausgeprägt ist, treten in der Regel keine Beschwerden auf. Allerdings können die Augen stärker tränen, sodass es zu verschiedenen Einschränkungen im Alltag kommt. Weiterhin leiden die Betroffenen nicht selten an geröteten Augen.

Auch weitere Sehbeschwerden können durch die Linsenluxation auftreten. Somit leiden viele Patienten an Doppelbildern oder an einem Schleiersehen. Vor allem bei Kindern kann die Entwicklung aufgrund der Linsenluxation eingeschränkt oder verzögert sein. Nicht selten führt die Linsenluxation auch zu plötzlichen Sehbeschwerden, sodass die Patienten an einer plötzlichen Kurzsichtigkeit leiden. Auch Zitterbewegungen treten bei dieser Erkrankung häufig auf.

In der Regel kann eine Behandlung der Linsenluxation mit Hilfe von Medikamenten und Augentropfen erfolgen. Dabei treten keine weiteren Beschwerden auf. Im Falle es Tumors muss dieser entfernt werden, damit es nicht zu weiteren Komplikationen kommt. In den meisten Fällen kommt es dabei zu einem positiven Krankheitsverlauf und es treten keine weiteren Komplikationen auf. Auch die Lebenserwartung des Betroffenen wird durch die Linsenluxation nicht beeinflusst oder verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Linsenluxation bedarf einer ärztlichen Abklärung. Personen, die Anzeichen eines grünen Stars bemerken, konsultieren am besten zeitnah einen Augenarzt. Auch Doppelbilder sowie Schleiersehen sind Symptome, die abgeklärt werden müssen. Sollten die Krankheitszeichen rasch stärker werden, wird am besten der ärztliche Notdienst kontaktiert. Im Zweifelsfall muss mit den Beschwerden in die Klinik oder Arztpraxis gegangen werden. Die Linsenluxation kann durch eine Sehhilfe gut behandelt werden.

Wenn die Erkrankung jedoch zu spät diagnostiziert wird, können sich ernste Sehstörungen entwickeln. Dann besteht auch das Risiko, dass der Betroffene erblindet. Aus diesem Grund sollten erste Anzeichen einer Ektopie ärztlich abgeklärt werden. Das Leiden tritt oft im Zusammenhang mit dem Marfan-Syndrom oder dem Ehlers-Dahlos-Syndrom auf. Auch erblich bedingte Knochenfehlbildungen sind mögliche Auslöser, die am besten noch vor der Entstehung der Linsenluxation abgeklärt werden. Im besten Fall wird der Ektopie dadurch vorgebeugt. Die Behandlung erfolgt durch den Augenarzt oder den zuständigen Facharzt für das jeweilige Grundleiden.

Behandlung & Therapie

Bei einer traumatischen Einwirkung, bei der sich die Linse nur leicht verschoben hat, muss das Auge abheilen und die Ziliarmuskel genesen. Schmerzmittel können helfen, die Beeinträchtigungen erträglich zu machen. Augentropfen helfen beim Heilungsprozess durch Desinfektion. Bei einer leichten Verschiebung aus anderen Gründen, können bereits eine Brille oder Kontaktlinsen bei der Sichtkorrektur helfen.

Ist die Linse spürbar verschoben oder gar ganz aus ihrem gewohnten Umfeld verschwunden, muss diese mit Hilfe einer Operation entfernt werden und durch eine neue, künstliche ersetzt werden. Diese bestehen aus Kunststoff. Sie ermöglichen ein normales Sehen, da sie dieselbe Aufgabe wie die natürliche Linse erfüllen. Gerade beim grünen und grauen Star sowie bei einem Tumor ist eine Operation oftmals die einzige Möglichkeit, die Sehkraft wieder herzustellen beziehungsweise zu verbessern.

Bei der Operation wird in die Lederhaut geschnitten, um einen Zugang zur Linse zu erhalten. Die Linse wird anschließend entfernt. Das Auge wird gespült und anschließend medikamentös versorgt, damit die Heilung problemlos vonstatten geht. Eine neue Linse wird eingesetzt und die Wunde vernäht.

Diese Operation kann in vielen Fällen ambulant und unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden, so dass der Patient am selben Tag wieder nach Hause gehen kann. Dort sollte er sich ausruhen und die Augen die ersten Tage nicht anstrengen. Regelmäßig muss das Auge mit Augentropfen versorgt werden. Nach ein bis zwei Wochen wird eine Abschlussuntersuchung durchgeführt.


Aussicht & Prognose

Die Linsenluxation hat eine günstige Prognose. Bei vielen Betroffenen sind keine weiteren Behandlungsmaßnahmen notwendig. Die Unregelmäßigkeiten sind derart gering, dass es zu keinen schwerwiegenden Beeinträchtigungen bei der Bewältigung des Alltags kommt. In vielen Fällen werden Sichtkorrekturen vorgenommen oder eine medikamentöse Behandlung eingeleitet.

Bei starken Beschwerden kann die Unregelmäßigkeit durch einen operativen Eingriff korrigiert werden. Verläuft dieser ohne weitere Komplikationen, wird der Patient im Anschluss als genesen aus der Behandlung entlassen. In regelmäßigen Abständen sollten Kontrolluntersuchungen stattfinden, damit die Sehkraft dokumentiert werden kann und bei Veränderungen schnellstmöglich reagiert werden kann.

Bei einigen Patienten ist die Ursache der Linsenluxation in einer Tumorbildung zu sehen. Bei ihnen wird die Prognose anhand des Stadions des Tumors festgelegt. Bei einer bösartigen Tumorentwicklung und einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium kann es zu einer Ausbildung von Metastasen im Organismus kommen. In schweren Fällen droht das Ableben des Betroffenen. Je eher der Tumor diagnostiziert und behandelt werden kann, desto besser sind die langfristigen Heilungsaussichten. Dennoch besteht das Risiko, Folgeschäden zu erleiden oder langfristige Beeinträchtigungen des Sehvermögens bescheinigt zu bekommen. Diese Entwicklung verschlechtert die Prognose insgesamt. Die Lebensqualität nimmt ab und eine Umstrukturierung der alltäglichen Abläufe ist notwendig. Dies kann zu psychischen und emotionalen Belastungen führen.

Vorbeugung

Um gegen die Linsenluxation vorzubeugen, hilft es, regelmäßig eine Vorsorgeuntersuchung bei einem Augenarzt wahrzunehmen. Dort werden Krankheiten wie der graue und der grüne Star rechtzeitig erkannt. Bei Beeinträchtigungen ist dieser Gang ebenfalls anzuraten.

Nachsorge

Die Nachsorge einer Linsenluxation hängt in ihrer genauen Ausprägung von Art und Stärke der Erkrankung ab. In der Regel ist der Augenarzt, der dem Patienten die konkreten Handlungsempfehlungen gibt und auch die Dauer ihrer Anwendung vorgibt. Der Erfolg der Maßnahmen beziehungsweise der vorausgegangenen Therapie wird unter Umständen in mehreren Nachsorgekontrollen noch einmal überprüft.

Besonders wichtig ist dabei, eine Reizung der Augen unbedingt zu vermeiden und damit nicht nur Nachsorge, sondern oft auch Vorsorge im Hinblick auf einen möglichen Rückfall. Das bedeutet für den Patienten zum Beispiel, die Augen durch eine geeignete Brille vor grellem Sonnenlicht zu schützen, auf das Tragen von Kontaktlinsen zu verzichten und Maßnahmen zur Augenbefeuchtung durchzuführen, wenn diese vom Arzt empfohlen sind.

Die Nachsorge kann mitunter auch Veränderungen in der Hautpflege mit sich bringen. Scharfe Reiniger für das Gesicht, insbesondere mit Alkohol, sind nicht geeignet. Make-up sollte nach Möglichkeit nicht verwendet werden. Beim Shampoonieren der Haare ist darauf zu achten, dass Tenside nicht ins Auge rinnen. Solariumgänger sollten nur mit ausreichend Schutz in die Kabine gehenn, da es die Austrocknung der Augen durch das Gebläse mit sich bringen kann und das übermäßige Licht die Augen zusätzlich reizt.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Linsenluxation besteht die wichtigste Maßnahme darin, das betroffene Auge zu schonen. Der Patient sollte das Auge möglichst wenig Sonnenlicht und reizenden Stoffen aussetzen. Auch Shampoo und andere Pflegeprodukte sollten nur in Rücksprache mit dem Arzt verwendet werden, um ernste Komplikationen zu vermeiden.

Sollte es dennoch zu Beschwerden im Bereich des Auges kommen, ist der Mediziner zu informieren. Bei einem positiven Verlauf genügt es, das Auge für einige Tage geschlossen zu halten – dies gelingt etwa durch spezielle Augenpflaster – und eventuell eine Brille tragen. Ist die Linse stark verschoben, muss ein operativer Eingriff durchgeführt werden. Der Betroffene sollte nach dem Eingriff Tagebuch über etwaige Auffälligkeiten führen, damit der Arzt die medikamentöse Begleittherapie optimal einstellen kann.

Auch nach einer OP muss das betroffene Auge zunächst geschont werden. Autofahren und Arbeiten am Computer sollten für mindestens eine Woche vermieden werden. Begleitend dazu muss das Auge mit Augentropfen behandelt werden. Mit Zustimmung des Arztes sind alternative Mittel aus der Naturheilkunde erlaubt. Nach zwei Wochen muss der Arzt zur Abschlussuntersuchung erneut aufgesucht werden.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
  • Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012

Das könnte Sie auch interessieren