Strahlentherapie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Strahlentherapie, Strahlenbehandlung, Radiotherapie, Radioonkologie oder umgangsprachlich auch die Bestrahlung nutzt verschiedene Strahlen zur Behandlung von Erkrankungen; dazu zählen beispielsweise Röntgenstrahlen oder Elektronenstrahlen. Der Wirkmechanismus liegt darin, dass durch den Einfluss der Strahlentherapie die DNA (die die Erbinformation enthält) von kranken Zellen - wie beispielsweise Tumorzellen - zerstört wird. Eine so geschädigte Zelle kann sich nicht weiter vermehren oder stirbt sogar ab. Tumorzellen reagieren sensibler auf die Strahlentherapie als gesunde Zellen und können sich weniger gut reparieren - daher ist es in der Lage, Tumorzellen zu zerstören und gleichzeitig möglichst wenige gesunde Zellen zu beschädigen. Um dies zu erreichen, werden Dosis und Dauer einer Strahlentherapie jeweils individuell festgelegt.
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Anwendung
Die Strahlentherapie wird sowohl bei der Behandlung von gutartigen als auch von bösartigen Krebserkrankungen angewendet. In der Mehrzahl der behandelten Fälle handelt es sich um bösartige Erkrankungen. Abhängig von der Lage und der Beschaffenheit eines Tumors erfolgt die Strahlentherapie auf verschiedene Weisen; so können die Strahlen von einem leicht entfernten Gerät auf den Patienten treffen oder sie können aus Materialien treten, die am Körper eines Patienten oder in Körperöffnungen befestigt sind.
Teilweise erfolgt die Strahlentherapie in Kombination mit chirurgischen Eingriffen. Dabei kann die Strahlentherapie zeitlich vor einer Operation stattfinden, während eines operativen Eingriffs oder sie kann in Form einer Nachbehandlung angewendet werden. Bestrahlungen während einer Operation können beispielsweise sinnvoll sein, wenn Strahlen angewandt werden müssen, die die Haut nicht vertragen kann. Die Dosierung einer Strahlentherapie richtet sich nach der vorliegenden Erkrankung:
Liegt beispielsweise ein schnell wachsender Rachenkrebs vor, kann es sinnvoll sein, an einem Tag mehrere Bestrahlungseinheiten aneinander zu reihen; die Wirksamkeit der Strahlentherapie steigt dadurch stark an, allerdings kann es auch zu vermehrten Nebenwirkungen kommen. Neben der zeitlichen Frequenz der Strahlentherapie weisen auch die verschiedenen Strahlen unterschiedliche Dosiseinheiten auf:
Während einige Strahlen eingesetzt werden, die sehr tief ins Gewebe eindringen, finden in der Strahlentherapie auch Strahlen ihre Anwendung, die ihre Wirkung in größerer Hautnähe entfalten. Sinnvoll ist letzteres, wenn beispielsweise Tumore in Gewebe erreicht werden sollen, die vor Organen liegen, die nicht von der Strahlung betroffen sein sollen (wie es beim Herz der Fall ist). Ein Beispiel hierfür ist die Strahlentherapie bei Brustkrebserkrankungen. Um die Haut zu schützen, entfalten Strahlen, die aus geringer Distanz auf den Patienten einwirken, erst nach Durchdringen der Haut ihre Wirkung.
Einsatz & Indikation
Eine Strahlentherapie wird in verschiedenen Phasen der Krebsbehandlung eingesetzt und kann je nach Situation des Patienten als primäre Behandlung, adjuvante Therapie (zur Unterstützung nach einer Primärbehandlung wie Chirurgie), neoadjuvante Therapie (vor einer Primärbehandlung) oder zur Palliativbehandlung (zur Linderung von Symptomen) dienen.
Sie wird oft als primäre Behandlung bei Krebsarten eingesetzt, die gut auf Strahlung ansprechen, wie bestimmte Hautkrebsarten oder Tumoren im Kopf- und Halsbereich. In solchen Fällen kann die Strahlentherapie das Ziel haben, den Krebs zu heilen, indem direkt die Krebszellen zerstört werden.
Als adjuvante Therapie wird die Strahlentherapie häufig nach einer Operation angewandt, um eventuell verbleibende Krebszellen zu eliminieren und das Risiko eines Rückfalls zu verringern. Bei Brustkrebs oder Prostatakrebs zum Beispiel kann nach der chirurgischen Entfernung des Tumors eine Strahlentherapie folgen, um die Erfolgsrate der Behandlung zu verbessern.
Die neoadjuvante Strahlentherapie wird vor der Hauptbehandlung durchgeführt, um den Tumor zu verkleinern und ihn leichter operabel zu machen. Dies ist besonders bei größeren Tumoren der Fall, bei denen eine direkte chirurgische Entfernung schwierig wäre.
In der palliativen Pflege wird die Strahlentherapie eingesetzt, um Symptome zu lindern und die Lebensqualität für Patienten mit fortgeschrittenem Krebs zu verbessern. Sie kann beispielsweise zur Schmerzlinderung bei Knochenmetastasen oder zur Reduzierung von Druck durch Tumoren auf Nerven oder andere Organe angewendet werden.
Die Entscheidung für eine Strahlentherapie beruht auf einer Vielzahl von Faktoren, einschließlich der Art des Krebses, dessen Stadium, der allgemeinen Gesundheit des Patienten und der spezifischen Ziele der Behandlung.
Vorteile & Nutzen
Die Strahlentherapie bietet mehrere Vorteile gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden, insbesondere in Bezug auf die Behandlung bestimmter Krebsarten. Ein zentraler Vorteil ist ihre Fähigkeit, gezielt auf Krebszellen zu wirken, während sie das umliegende gesunde Gewebe weitgehend schont. Moderne Techniken wie die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) und die stereotaktische Körperstrahlentherapie (SBRT) ermöglichen es, die Strahlendosis präzise auf die Form des Tumors anzupassen, wodurch die Effizienz der Behandlung erhöht und das Risiko von Nebenwirkungen verringert wird.
Im Vergleich zu chirurgischen Eingriffen ist die Strahlentherapie eine nicht-invasive Methode, was bedeutet, dass keine Operationen erforderlich sind. Dies reduziert das Infektionsrisiko und die Notwendigkeit einer langen Erholungszeit, was besonders für Patienten von Vorteil ist, die aus gesundheitlichen Gründen keine Operationen durchführen lassen können.
Ein weiterer Vorteil ist die Flexibilität in der Anwendung. Die Strahlentherapie kann als primäre Behandlung, adjuvant nach einer Operation zur Zerstörung verbleibender Krebszellen oder palliativ zur Schmerzlinderung und Verbesserung der Lebensqualität bei fortgeschrittenen Krebsstadien eingesetzt werden.
Zudem bietet die Strahlentherapie eine effektive Möglichkeit zur Schmerzlinderung bei Knochenmetastasen, was für Patienten mit fortgeschrittenem Krebs eine bedeutende Verbesserung der Lebensqualität darstellen kann.
Schließlich ermöglicht die Strahlentherapie in einigen Fällen eine zielgerichtete Behandlung von Krebsarten, die auf andere Therapieformen weniger ansprechen, und bietet damit für einige Patienten die beste Chance auf Heilung oder Linderung der Symptome.
Durchführung & Ablauf
Der Ablauf einer Strahlentherapie beginnt typischerweise mit einer sorgfältigen Planungsphase, um die Behandlung so effektiv und sicher wie möglich zu gestalten. Zunächst führt das medizinische Team eine detaillierte Bildgebung durch, wie CT- oder MRT-Scans, um die genaue Lage, Größe und Form des Tumors zu bestimmen. Diese Informationen werden verwendet, um den Behandlungsplan individuell anzupassen, sodass die Strahlendosis präzise auf den Tumor fokussiert wird, während das umliegende gesunde Gewebe geschont bleibt.
In der Vorbereitungsphase kann der Patient auch mit Markierungen auf der Haut oder speziellen Fixierungshilfen positioniert werden, um während jeder Behandlungssitzung eine konstante und genaue Ausrichtung zu gewährleisten. Diese Schritte sind entscheidend, um die Strahlung exakt auf den Tumor zu richten.
Die eigentliche Strahlentherapie erfolgt in mehreren Sitzungen, die über mehrere Wochen verteilt sein können, je nach Behandlungsziel und -plan. Während einer Sitzung liegt der Patient auf einem Behandlungstisch, während ein Linearbeschleuniger oder ein anderes Gerät die Strahlung aus verschiedenen Winkeln abgibt. Die eigentliche Bestrahlung dauert nur wenige Minuten, und der gesamte Vorgang ist schmerzfrei.
Während der gesamten Behandlungsdauer überwacht das medizinische Personal den Fortschritt und passt den Plan bei Bedarf an. Regelmäßige Nachsorgetermine dienen dazu, die Wirksamkeit der Behandlung zu bewerten und Nebenwirkungen zu managen, die je nach bestrahltem Bereich variieren können.
Nebenwirkungen, Risiken & Gefahren
Strahlendosen, die im Zuge einer Strahlentherapie verabreicht werden, werden möglichst risikoarm dem Krankheitsbild eines Patienten angepasst. Abhängig von der Strahlendosis, die mit einer Strahlentherapie einhergeht, birgt die Therapie aber dennoch gesundheitliche Risiken. Dabei macht es keinen Unterschied, ob eine einmalige hohe Dosis oder mehrere kleine Dosen auf den Körper einwirken.
Bei leichten Strahlenschäden durch Strahlendosen einer gewissen Höhe spricht man von einem sogenannten Strahlenkater: Er kann sich bemerkbar machen durch Kopfschmerzen, Übelkeit oder [[Erbrechen]6. Nach Ganzkörperanwendungen der Strahlentherapie über einem gewissen Grenzwert kann sich ein sogenanntes Strahlensyndrom einstellen: Ein solches Syndrom aufgrund einer Strahlentherapie kann sich zeigen durch Durchfall, Blutungen oder den Verlust von Körperhaaren.
Mögliche Spätfolgen einer Strahlentherapie einer gewissen Dosis können sich Wochen bis Jahre nach der Therapie einstellen. Zu solchen Folgen zählen beispielsweise ein verzögertes Wachstum bei Kindern, die Entartung von Gewebe oder auch die Beeinflussung des Erbguts.
Alternativen
Für Patienten, bei denen eine Strahlentherapie nicht möglich oder nicht gewünscht ist, gibt es verschiedene alternative Verfahren, die je nach Art des Krebses, seinem Stadium und den spezifischen Bedürfnissen des Patienten in Betracht gezogen werden können.
Eine Alternative ist die chirurgische Entfernung des Tumors. Dieses Verfahren wird oft als primäre Behandlungsmethode für solide Tumoren eingesetzt, insbesondere wenn sie lokalisiert und gut operabel sind. Die Operation zielt darauf ab, den Krebs vollständig zu entfernen, kann jedoch je nach Lage des Tumors und der Gesundheit des Patienten Risiken bergen.
Die Chemotherapie ist eine weitere Behandlungsoption, die systemisch wirkt, indem sie Medikamente verwendet, die durch den Körper reisen und sich teilende Zellen, einschließlich Krebszellen, angreifen. Sie kann allein oder in Kombination mit anderen Behandlungen eingesetzt werden, um Krebs zu behandeln oder das Wiederauftreten zu verhindern.
Die Immuntherapie nutzt das körpereigene Immunsystem, um Krebszellen zu erkennen und zu zerstören. Sie umfasst eine Vielzahl von Behandlungen, einschließlich monoklonaler Antikörper und Checkpoint-Inhibitoren, die bei bestimmten Krebsarten effektiv sein können.
Zielgerichtete Therapien richten sich gegen spezifische Marker auf Krebszellen oder die für ihr Wachstum notwendigen Signalwege. Diese Behandlungen können bei bestimmten Krebsarten, die spezifische genetische Veränderungen aufweisen, wirksamer sein als herkömmliche Chemotherapie.
Die Kryotherapie, bei der Krebszellen durch extreme Kälte zerstört werden, und die Hyperthermiebehandlung, die Wärme nutzt, um Krebszellen zu schädigen, sind weitere Optionen, die in bestimmten Fällen als ergänzende Behandlungen eingesetzt werden können.
Diese Alternativen bieten verschiedene Ansätze zur Behandlung von Krebs, und die Wahl der geeigneten Methode hängt von einer Reihe von Faktoren ab, einschließlich des spezifischen Krebstyps, des Stadiums der Erkrankung und der individuellen Gesundheit des Patienten.
Quellen
- Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014
- Sauer, R.: Strahlentherapie und Onkologie. Urban & Fischer, München 2009
- Seeber, S.: Therapiekonzepte Onkologie. Springer, Berlin 2007