Blinder Fleck

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Blinder Fleck wird ein kleiner, physiologisch bedingter, leicht länglich-ovaler Gesichtsfeldausfall bezeichnet, der durch den Sitz der Papille, dem Austrittstor der gesammelten Sehnervenfasern verursacht wird.

Im Bereich der Papille ist die Netzhaut unterbrochen, so dass an der Stelle keine Lichtreize wahrgenommen werden können. Normalerweise wird der Blinde Fleck nicht wahrgenommen, weil das Gehirn über ein geniales „Bildbearbeitungsprogramm“ verfügt und den Blinden Fleck entsprechend der Umgebung und Logik ergänzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Blinde Fleck?

Der Blinde Fleck selbst hat keinerlei Funktion oder Aufgaben, er ist eher als Problem oder notwendiges Übel anzusehen, der aufgrund der Bauart des Auges existiert.
© Bulgakova Kristina – stock.adobe.com

Der Blinde Fleck ist physiologisch bedingt, weil die gebündelten Sehnervenfasern, die von jedem Fotorezeptor (Stäbchen und Zapfen) abgeleitet werden, im Bereich der Papille das Auge verlassen, um die Signale zum Sehzentrum zu leiten. Zusätzlich werden auch Blutgefäße hindurch geführt.

Im Bereich der Papille ist die Netzhaut durchbrochen, so dass sich an der Stelle keine Fotorezeptoren befinden können. Die Papille liegt etwa 15 Grad nasenwärts außerhalb der Sehachse, die direkt in den Gelben Fleck mündet, der Zone schärfsten und besten Farbsehens. Die Größe des durch die Papille bedingten Gesichtsfeldausfalls beträgt horizontal etwa 5 – 6 Grad und vertikal etwa 7 – 8 Grad.

Die Papillen beider Augen sind so angeordnet, dass sich die Blinden Flecke im Gesichtsfeld nicht überlappen. Dadurch ist sichergestellt, dass sich beim Sehen mit beiden Augen kein Objekt gleichzeitig im Blinden Fleck des linken und des rechten Auges befindet, was bedeuten würde, dass es nicht mehr wahrgenommen werden könnte.

Anatomie & Aufbau

Die Papilla (Papilla nervi optici), der Durchlass durch die Netzhaut, der im Blickfeld den Blinden Fleck verursacht, hat einen Durchmesser von etwa 1,6 bis 1,7 mm. Individuell können die Papillen auch deutlich vom obigen Mittel abweichen, so dass bei entsprechender Größe von Makropapillen oder Mikropapillen die Rede ist.

Im Rahmen einer Ophtalmoskopie, einer optischen Inspizierung des Augenhintergrunds, ist die Papille mit den gebündelten Nervenfasern gut sichtbar. Ihre blaßrote Farbe setzt sich deutlich von der dunkelroten Farbe der Netzhaut ab. Die zusammengefassten, rein sensorischen, afferenten Nervenfasern der einzelnen Fotorezeptoren verlassen das Auge durch die Papille als Nervus opticus, auch zweiter Hirnnerv genannt, und leiten die Signale weiter an bestimmte Areale im Gehirn.

Zusätzlich wird die Papille von der Zentralarterie des Auges (Arteria centralis retinae) als Eingangspforte und von der zentralen Augenvene als Austrittsdurchlass genutzt. Die Papille steht damit nicht nur den Fotorezeptoren zur Ableitung ihrer Aktionspotentiale zur Verfügung, sondern dient auch der zentralen Ver- und Entsorgung des Auges durch den Blutkreislauf.

Funktion & Aufgaben

Der Blinde Fleck selbst hat keinerlei Funktion oder Aufgaben, er ist eher als Problem oder notwendiges Übel anzusehen, der aufgrund der Bauart des Auges existiert. Der Papilla, die den Blinden Fleck verursacht, kommt die Aufgabe zu, die Nachteile des Blinden Flecks möglichst gering zu halten und trotzdem ihre Funktion zu erfüllen, die gebündelten Nervenfasern der Fotorezeptoren und die notwendigen Blutgefäße problemlos aus der Augenhinterwand heraus- bzw. hineinzuführen.

Prinzipiell besteht der Zielkonflikt, die Papilla möglichst eng zu gestalten, um den Blinden Fleck so klein wie möglich zu halten, was aber zu Funktionsbeeinträchtigungen der Nervenfasern und durchgeführten Blutgefäße durch Druckläsionen führen kann. Da sich der Gesichtsfeldausfall (Skotom) des Blinden Flecks physiologisch-mechanisch nicht verhindern lässt, hat das Sehzentrum im Gehirn auf evolutionärem Weg ein virtuelles Bildbearbeitungsprogramm entwickelt, das es erlaubt, beim Sehen mit beiden Augen (binokuläres Sehen), die Gesichtsfeldausfälle mit Seheindrücken des jeweils anderen Auges zu ergänzen, so dass die Blinden Flecke nicht bewusst wahrgenommen werden können.

Selbst beim Sehen mit nur einem Auge (monokuläres Sehen) wird der Blinde Fleck nicht wahrgenommen, weil das Sehzentrum das Skotom virtuell analog zu den umliegenden Seheindrücken ergänzt. Der Vorgang wird als filling-in bezeichnet. Das lässt sich in einem einfachen Experiment überprüfen. Wenn wir ein regelmäßiges Muster, das eine kleine Lücke aufweist, monokulär so anschauen, dass die Lücke mit dem Blinden Fleck zusammenfällt, scheint sich das Muster plötzlich zu ergänzen. Wir sehen die Lücke im Muster nicht mehr, weil das Sehzentrum aufgrund des real vorhandenen Blinden Flecks keine Kenntnis davon hat und das Gesichtsfeld mit dem umgebenden Muster logisch ergänzt. Wir sehen etwas scheinbar real, was nur virtuell existiert.

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Krankheiten

Krankheiten und Beschwerden, die mit dem Blinden Fleck in Verbindung gebracht werden können, beziehen sich notwendigerweise auf die Papille und mögliche Funktionsstörungen der durchgeleiteten Nervenfasern und Blutgefäße. Die häufigste Erkrankung der Papille ist das Papillenödem, auch Stauungspapille genannt.

Die Störung tritt meist beidseitig auf und führt in fortgeschrittenem Stadium zu Druckläsionen an den Sehnerven und Blutbahnen. Das Papillenödem ist bei Betrachtung des Augenhintergrunds leicht sichtbar. Die Farbe der Papille wechselt von blassrosa zu rot oder graurot und grauweiße Ablagerungen werden sichtbar. Die Ränder der Papille sind in diesem Stadium stark geschwollen. In der noch weiter fortgeschrittenen atrophischen Phase, in der das Gewebe abstirbt, erscheint die Papille sehr blass und Sehnervenfasern sterben irreversibel ab.

Hierdurch kommt es zu typischen Ausfällen im Gesichtsfeld. In der Regel sind Sekundärerkrankungen wie Hirndrucksteigerungen durch Hirnblutungen oder Hirntumore Auslöser der Papillenödeme. Sie können aber auch durch Sehnerventzündungen verursacht werden, die auf Nervengiften (Neurotoxine) oder Krankheiten wie Borreliose, Multiple Sklerose und andere beruhen. Chronisch hoher Blutdruck und Diabetes mellitus können Fettablagerungen in der Sehnervarterie bewirken und zu einem Papilleninfarkt führen.

Quellen

  • Lippert, H. et al: Anatomie. Text und Atlas. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Sachsenweger, M.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2003

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