Augenspiegelung (Ophthalmoskopie)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Augenspiegelung oder Ophthalmoskopie ist eine Routineuntersuchung beim Augenarzt. Sie wird nicht nur bei Augenkrankheiten, sondern auch bei die Augen gefährdenden Erkrankungen wie Diabetes vorgenommen. Mit dieser Untersuchung wird überprüft, ob das Auge krankhafte Veränderungen aufweist.
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Was ist eine Augenspiegelung?
Die Augenspiegelung (Ophthalmoskopie) ist eine schmerzfreie und harmlose Untersuchung des Augenhintergrundes. Dabei wird das Auge erhellt, und der Augenarzt schaut mit Hilfe eines Vergrößerungsglases durch die Pupille in das Augeninnere.
Dies dient dazu, sonst nicht einsehbare Teile des Auges wie Netzhaut, Aderhaut, Papille und Blutgefäße auf krankhafte Veränderungen hin zu untersuchen. Eine Augenspiegelung wird sowohl bei akuten Augenbeschwerden eingesetzt wie Verletzungen des Auges als auch bei Langzeiterkrankungen, die die Augen in Mitleidenschaft ziehen, wie etwa bei Diabetes.
Geschichte & Entwicklung
Die Augenspiegelung, auch Ophthalmoskopie genannt, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt und revolutionierte die Augenheilkunde. Der deutsche Arzt Hermann von Helmholtz gilt als der Pionier dieser Technik. 1851 erfand er das erste Ophthalmoskop, ein Instrument, das es ermöglichte, den Augenhintergrund direkt zu betrachten. Helmholtz nutzte dabei die Prinzipien der Optik, um Licht in das Auge zu lenken und das reflektierte Licht sichtbar zu machen. Diese Erfindung eröffnete eine völlig neue Dimension in der Diagnose von Augenerkrankungen und machte es möglich, den Zustand der Netzhaut, der Blutgefäße und des Sehnervenkopfes zu beurteilen.
Vor der Entwicklung des Ophthalmoskops war die direkte Untersuchung des Augeninneren nicht möglich. Ärzte waren auf äußere Symptome und subjektive Berichte der Patienten angewiesen. Helmholtz' Innovation ermöglichte es, Erkrankungen wie Glaukom, Netzhautablösungen, und diabetische Retinopathie frühzeitig zu erkennen.
Im Laufe der Jahre wurde das Ophthalmoskop kontinuierlich verbessert. Spätere Modelle wurden kleiner, tragbarer und boten eine verbesserte Beleuchtung und Vergrößerung. Die Augenspiegelung entwickelte sich zu einem Standardverfahren in der Augenheilkunde und ist heute ein unverzichtbares Werkzeug in der Diagnose von Augen- und Allgemeinerkrankungen, da Veränderungen im Augenhintergrund oft Rückschlüsse auf systemische Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes zulassen.
Einsatz & Indikation
Eine Augenspiegelung wird durchgeführt, um den Augenhintergrund zu untersuchen, insbesondere die Netzhaut, die Blutgefäße und den Sehnerv. Diese Untersuchung ist notwendig, wenn der Verdacht auf bestimmte Augenerkrankungen besteht oder zur routinemäßigen Überwachung bei Patienten mit bekannten Risikofaktoren. Sie wird häufig bei Patienten mit Symptomen wie Sehstörungen, plötzlichem Sehverlust, verzerrtem Sehen, oder Lichtblitzen durchgeführt.
Die Augenspiegelung ist auch ein wichtiges Diagnosewerkzeug bei der Erkennung und Überwachung von Erkrankungen wie Glaukom, bei dem der Sehnerv geschädigt wird, sowie bei diabetischer Retinopathie, einer Komplikation von Diabetes, die die Blutgefäße in der Netzhaut betrifft. Sie wird auch zur Beurteilung von altersbedingter Makuladegeneration (AMD) eingesetzt, einer Erkrankung, die das zentrale Sehen beeinträchtigen kann.
Darüber hinaus wird eine Augenspiegelung oft im Rahmen von Routineuntersuchungen bei Menschen mit systemischen Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes durchgeführt, da diese Zustände Veränderungen im Augenhintergrund verursachen können. Auch bei der Untersuchung von Augenverletzungen oder bei Verdacht auf Netzhautablösung ist die Augenspiegelung ein unverzichtbares diagnostisches Verfahren. Sie ermöglicht es, potenziell schwerwiegende Augenkrankheiten frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln.
Vorteile & Nutzen
Die Augenspiegelung bietet mehrere Vorteile gegenüber anderen Untersuchungsmethoden in der Augenheilkunde. Einer der größten Vorteile ist die direkte und detaillierte Betrachtung des Augenhintergrundes, einschließlich der Netzhaut, der Blutgefäße und des Sehnervs. Diese direkte Sicht ermöglicht eine sofortige Beurteilung von Veränderungen oder Schäden, die auf verschiedene Augenerkrankungen oder systemische Krankheiten hinweisen können.
Im Vergleich zu anderen bildgebenden Verfahren wie der optischen Kohärenztomographie (OCT) oder der Fluoreszenzangiographie ist die Augenspiegelung eine schnelle und nicht-invasive Methode, die in der Regel keine spezielle Vorbereitung oder Kontrastmittel erfordert. Dies macht sie besonders nützlich für Routineuntersuchungen oder in Situationen, in denen eine schnelle Diagnose erforderlich ist.
Ein weiterer Vorteil ist die Kosteneffizienz. Die Augenspiegelung erfordert keine teuren Geräte oder Materialien, was sie zu einer zugänglichen und weit verbreiteten Untersuchungsmethode macht, die in vielen Praxen und Kliniken verfügbar ist.
Darüber hinaus kann die Augenspiegelung auch systemische Erkrankungen aufdecken. Veränderungen im Augenhintergrund, wie Mikroaneurysmen oder Blutungen, können frühe Anzeichen von Diabetes oder Bluthochdruck sein, sodass diese Untersuchung auch eine wichtige Rolle in der allgemeinen medizinischen Diagnostik spielt. Die Augenspiegelung ist somit ein vielseitiges und wertvolles Werkzeug in der augenärztlichen Praxis.
Funktion, Wirkung & Ziele
Im Rahmen einer jährlichen Vorsorgeuntersuchung lassen sich durch eine regelmäßige Augenspiegelung erste Anzeichen einer möglichen Erkrankung früh feststellen, um schwerwiegendere Schäden am Auge zu vermeiden. Denn Augenerkrankungen können sich entwickeln, ohne dass Symptome verspürt werden.
Eine Augenspiegelung dient also dazu, mögliche Erkrankungen oder Veränderungen des Auges zu erkennen, um sie rechtzeitig behandeln zu können. Die Augenspiegelung wird außerdem zur Untersuchung unterschiedlicher Erkrankungen eingesetzt. Bei einigen Krankheiten wie Zuckerkrankheit, Bluthochdruck oder Gefäßverkalkung ist es von großer Bedeutung, den Augenhintergrund und die Blutgefäße regelmäßig zu überprüfen, weil die Augen durch diese Erkrankungen geschädigt werden können.
Die Augenspiegelung wird ebenfalls verwendet, wenn möglicherweise eine Netzhautablösung vorliegt oder der Sehnerv beschädigt sein könnte. Darstellen lassen sich mit Hilfe der Augenspiegelung weiterhin z.B. Gefäßverschlüsse bei Zentralvene oder Zentralarterie, Grüner Star (Glaukom) oder Tumore im Augeninneren.
Eine altersbedingte Veränderung der Netzhaut (Makuladegeneration), die nach dem 50. Lebensjahr häufiger auftreten und zur Erblindung führen kann, wird durch regelmäßige Augenspiegelung frühzeitig erkannt und kann oft rechtzeitig behandelt werden.
Vor allem erlaubt die Augenspiegelung eine Überprüfung von Netzhaut (Retina), Aderhaut (Choroidea) und der sie versorgenden Blutgefäßen. Auch der Sehnervenkopf (Papille), von dem der Sehnerv in die Augenhöhle abwandert, kann untersucht werden. Die Augenspiegelung erfolgt durch Erhellen der Pupille mit Hilfe einer Lampe, wobei die Pupillen für eine bessere Übersicht auch mittels spezieller Augentropfen vergrößert werden können.
Es wird zwischen der direkten und indirekten Augenspiegelung unterschieden. Bei der direkten Augenspiegelung wird ein elektrischer Augenspiegel (Ophthalmoskop) verwendet, der mit einer Lupe, unterschiedlichen Linsen und einer Lampe ausgestattet ist. Dieser Augenspiegel wird von dem Arzt möglichst dicht an das Auge herangeführt, um dann durch die Pupille in das Augeninnere zu leuchten. Die unterschiedlichen Linsen ermöglichen einen Ausgleich von Fehlsichtigkeiten, entweder bei Arzt oder Patient.
Bei der direkten Augenspiegelung wird nur ein kleiner Teil des Augenhintergrundes sichtbar, allerdings stark vergrößert und aufrecht. Der Patient blickt bei dieser Untersuchung auf einen entfernten Gegenstand. Mit der direkten Augenspiegelung ist es möglich, Details wie den Sehnenaustrittspunkt und den gelben Fleck (Macula) präzise zu überprüfen. Auch eine genaue Untersuchung der zentralen Blutgefäße wird hiermit erstellt.
Die indirekte Augenspiegelung erfordert eine weitere Lichtquelle. Hierbei wird eine Sammellinse eingesetzt, die der Arzt in gewisser Entfernung vor das Auge des Patienten hält, wobei er sich mit der Hand an der Stirn des Patienten abstützt. Gleichzeitig richtet er mit der anderen Hand die Lichtquelle auf das Auge. Die indirekte Augenspiegelung ermöglicht einen besseren Gesamtüberblick, aber eine geringere Vergrößerung als die direkte Ophthalmoskopie.
Durchführung & Ablauf
Eine Augenspiegelung beginnt in der Regel mit der Vorbereitung des Patienten durch das Verabreichen von Augentropfen, die die Pupillen erweitern. Diese Erweiterung, die als Mydriasis bezeichnet wird, ermöglicht es dem Arzt, einen besseren Blick auf den Augenhintergrund zu werfen. Die Tropfen benötigen etwa 15 bis 30 Minuten, um vollständig zu wirken.
Sobald die Pupillen erweitert sind, führt der Augenarzt die Untersuchung durch. Der Patient sitzt oder liegt dabei in einem abgedunkelten Raum, um das Auge optimal zu beleuchten. Der Arzt verwendet ein Ophthalmoskop, ein spezielles Handgerät mit einer Lichtquelle und Vergrößerungslinsen, um in das Auge zu schauen. Das Ophthalmoskop wird dicht an das Auge des Patienten herangeführt, während der Arzt das Lichtstrahl durch die Pupille lenkt.
Der Arzt untersucht den Augenhintergrund systematisch, beginnend mit dem Sehnervenkopf, der als heller, runder Bereich erscheint. Anschließend werden die Netzhaut, die Blutgefäße und die Makula (der zentrale Teil der Netzhaut, verantwortlich für das scharfe Sehen) beurteilt. Der Arzt sucht nach Anzeichen von Schwellungen, Blutungen, abnormen Gefäßen oder anderen Auffälligkeiten.
Die Untersuchung dauert in der Regel nur wenige Minuten und ist schmerzlos. Nach der Augenspiegelung kann es aufgrund der erweiterten Pupillen zu vorübergehenden Sehstörungen und erhöhter Lichtempfindlichkeit kommen, die innerhalb weniger Stunden abklingen.
Risiken & Gefahren
Die Augenspiegelung ist eine Routineuntersuchung beim Augenarzt. Normalerweise ist sie harmlos und nicht mit Risiken verbunden.
Vor einer Augenspiegelung stellt der Arzt fest, ob irgend etwas gegen den Einsatz von pupillenerweiternden Medikamenten spricht. Beispielsweise kann durch diese Medikamente ein Glaukomanfall ausgelöst werden, wobei der Augeninnendruck stark erhöht wird.
Wenn pupillenerweiternde Medikamente verwendet werden, ist die Sicht des Patienten für eine Weile verschwommen. Bis diese Wirkung nach etwa fünf bis sechs Stunden abgeklungen ist, darf der Betroffene nicht am Straßenverkehr teilnehmen und sollte keine Maschinen bedienen oder die Augen beanspruchende Arbeiten wie Lesen oder Computerarbeit ausüben.
Alternativen
Es gibt mehrere alternative Verfahren zur Augenspiegelung, die eingesetzt werden können, wenn eine direkte Ophthalmoskopie nicht möglich oder nicht ausreichend ist. Ein gängiges alternatives Verfahren ist die optische Kohärenztomographie (OCT), eine nicht-invasive Bildgebungsmethode, die detaillierte Querschnittsbilder der Netzhaut liefert. Die OCT kann feinste Strukturen in der Netzhaut erkennen und ist besonders nützlich bei der Diagnose und Überwachung von Erkrankungen wie der Makuladegeneration, diabetischer Retinopathie oder Glaukom.
Ein weiteres Verfahren ist die Fluoreszenzangiographie, bei der ein fluoreszierender Farbstoff in die Blutbahn injiziert wird. Dieser Farbstoff durchläuft die Blutgefäße der Netzhaut, und spezielle Kameras erfassen Bilder, die eine detaillierte Darstellung der Blutgefäße im Auge ermöglichen. Dies ist besonders hilfreich bei der Erkennung von Gefäßveränderungen oder undichten Gefäßen, die mit verschiedenen Netzhauterkrankungen in Verbindung stehen.
Für Patienten, bei denen eine Pupillenerweiterung nicht möglich ist oder die sehr lichtempfindlich sind, kann die nicht-mydriatische Funduskopie eine Alternative sein. Hierbei wird der Augenhintergrund mit speziellen Kameras untersucht, die ohne Pupillenerweiterung arbeiten.
Ein weiteres alternatives Verfahren ist die Ultraschalluntersuchung des Auges (B-Scan). Diese Methode wird häufig verwendet, wenn die direkte Sicht auf den Augenhintergrund durch Katarakte, Blutungen oder andere trübe Medien behindert ist. Der B-Scan liefert wertvolle Informationen über die Struktur des Auges und kann Netzhautablösungen, Tumore oder Glaskörperblutungen erkennen.
Diese Alternativen bieten flexible Optionen, um den Augenhintergrund und die inneren Strukturen des Auges zu beurteilen, insbesondere in Fällen, in denen eine direkte Augenspiegelung nicht durchführbar ist.
Quellen
- Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
- Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012
- Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014