CRPS

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das CRPS ist eine nach einer Weichteil- oder Nervenverletzung auftretende neurologisch-orthopädisch-traumatologische Erkrankung. Häufig steht sie in Zusammenhang mit Frakturen von Extremitäten. Der Namensgeber der älteren Bezeichnung für das CRPS des Typs I, „Morbus Sudeck“, ist dessen Entdecker, der Hamburger Chirurg Paul Sudeck (1866 bis 1945).

Inhaltsverzeichnis

Was ist CRPS?

Der Verlauf des CRPS ist häufig besonders zu Beginn sehr unspezifisch und variiert von Patient zu Patient sehr stark.
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Beim CRPS (complex regional pain syndrome) handelt es sich um Schmerzen, die nach einer Verletzung, also posttraumatisch auftreten. Hierbei werden zwei Formen unterschieden.

Zum einen das CRPS Typ I, welches früher auch Algodystrophie, sympathische Reflexdystrophie oder Morbus Sudeck genannt wurde und zum anderen das CRPS Typ II, das auch als Kausalgie bekannt ist.

Ursachen

Die eigentlichen Ursachen und die genauen Prozesse eines CRPS sind noch nicht vollständig geklärt. Die Symptome treten in den meisten Fällen nach äußeren Einwirkungen wie Unfällen, Entzündungen oder Operationen auf.

Zum Teil sind die vorausgegangenen Verletzungen jedoch so geringfügig, dass der Betroffene sie nicht einmal bemerkt hat. Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen der Entstehung und dem Ausmaß des Syndroms und dem Ausmaß der Verletzung. Das CRPS Typ I entsteht durch eine Verletzung ohne Nervenbeteiligung, während beim CRPS Typ II auch die Nerven betroffen waren.

Im Anschluss an die jeweilige Verletzung kommt es zu einer Störung im Heilungsverlauf des Gewebes, was vermutlich mit der Entzündungsreaktion in Zusammenhang steht. Wahrscheinlich kommt es zu einer Überproduktion von Entzündungsmediatoren, die vom Körper nicht schnell genug wieder abgebaut werden.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Der Verlauf des CRPS ist häufig besonders zu Beginn sehr unspezifisch und variiert von Patient zu Patient sehr stark. Anhand der auftretenden Symptomatik wird der Verlauf der Erkrankung häufig in drei Stadien eingeteilt. Da die Stadien aber nur selten klar klinisch voneinander abgegrenzt werden können, wurde von dieser Einteilung weitestgehend wieder Abstand genommen.

Zu Beginn der Erkrankung kommt es in der betroffenen Extremität zu Entzündungszeichen mit Rötung, Schwellung (Ödem) und Überwärmung der Haut. Hauptsymptom ist ein dauerhafter Schmerz, der allein durch die vorangegangene Verletzung nicht mehr zu erklären ist. In vielen Fällen zeigt sich zusätzlich ein verstärktes Haar- und Nagelwachstum sowie ein übermäßiges Schwitzen in der betroffenen Region.

Im Verlauf der Erkrankung nimmt die Schwellung ab. Die Haut wird dünner und es entwickelt sich ein Kältegefühl in der Extremität. Es kommt zunehmend zu Muskelschwäche und Bewegungseinschränkungen, bis hin zur Versteifung einzelner Gelenke. Im Knochen können sich osteoporotische Veränderungen zeigen.

Der Schmerz wird immer diffuser und die Schmerzempfindlichkeit der Betroffenen nimmt zu. Viele der Patienten leiden zusätzlich an einem Tremor, ein unwillkürliches Zittern der betroffenen Extremität. Durch den hohen Leidensdruck und die meist unbefriedigenden Behandlungsergebnisse sind die Patienten auch psychisch stark belastet.

Diagnose & Verlauf

Anfangs sind die Symptome des CRPS unspezifisch, wodurch sie oft falsch interpretiert oder leichtfertig abgetan werden. Die Diagnosestellung erfolgt primär nach klinischen Gesichtspunkten, die den von der IASP (International Association for the Study of Pain) 2003 in Budapest erstellen Kriterien entsprechen.

Die Symptome des CRPS werden hierzu in vier Kategorien unterteilt, wobei jeweils ein Symptom aus drei dieser vier Kategorien anamnestisch (in der Krankheitsgeschichte) enthalten und bei der Untersuchung Symptome aus zwei dieser Kategorien nachweisbar sein müssen. Durch apparative Verfahren können zusätzliche Informationen gewonnen werden. Es ist jedoch nicht möglich, ein CRPS mittels Apparatediagnostik zu beweisen oder auszuschließen.

Einen ersten Anhaltspunkt geben die vom Betroffenen beschriebenen Beschwerden. Symptome für ein CRPS Typ I sind zum Beispiel anhaltende, in den meisten Fällen brennende Schmerzen, Schmerzüberempfindlichkeit der Haut, Schmerzen die über das Versorgungsgebiet des Nervs hinausgehen, Störungen der Schweißsekretion und der Durchblutung sowie das Auftreten von Ödemen.

Typ II ist durch qualvolle, glühend-brennende Schmerzen, die schon durch leichte Berührungen, Wärme, Trockenheit, optische oder akustische Reize oder bloße Schmerzvorstellung ausgelöst oder verstärkt werden können, Durchblutungsstörungen, Störungen des Wachstums- und Ernährungszustandes der Haut und eine vom Innervationsgebiet des Nervs unabhängige Schmerzausbreitung gekennzeichnet.

Der Krankheitsverlauf kann individuell sehr unterschiedlich sein. Bei milden Verlaufsformen kann es nach einigen Wochen zu einer spontanen Besserung kommen. In schwereren Fällen nimmt das Ausmaß der Erkrankung weiter zu und kann letztendlich so gravierend werden, dass es zu starken Einschränkungen der normalen Lebensführung des betroffenen Patienten kommen kann.

Komplikationen

Durch das CRPS kommt es in der Regel zu starken und chronischen Schmerzen. Diese Schmerzen können dabei an verschiedenen Bereichen des Körpers auftreten und dabei auch zu Schwellungen und Rötungen am Körper führen. Nicht selten führen Schmerzen auch zu depressiven Verstimmungen und anderen psychischen Beschwerden. Oft treten die Schmerzen ebenfalls in Form von Ruheschmerzen auf und führen dabei nachts zu einer Schlaflosigkeit.

Der Alltag des Patienten wird durch CRPS stark eingeschränkt. Die Extremitäten fühlen sich warm an und es treten mitunter Krämpfe auf. Nicht selten zittern die Hände und der Betroffene leidet an Lähmungen und an Störungen der Sensibilität. Diese Störungen können zu erheblichen Einschränkungen im Alltag und auch zu Bewegungseinschränkungen führen. Eventuell ist der Patient auch auf die Hilfe von anderen Personen im Alltag angewiesen.

Nicht selten kommt es auch zu Durchblutungsstörungen, sodass Extremitäten unterversorgt werden und im schlimmsten Falle komplett absterben. Eine direkte kausale Behandlung ist bei CRPS in der Regel nicht möglich. Die Behandlung zielt daher vor allem auf die Einschränkung der Schmerzen ab. Dabei kommt es nicht zu weiteren Komplikationen. Allerdings ist keine Voraussage über den weiteren Krankheitsverlauf möglich.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Leider sind die Beschwerden von CRPS nicht besonders eindeutig und aussagekräftig, sodass eine frühzeitige Diagnose und Behandlung dieser Krankheit in vielen Fällen nicht möglich ist. Die Betroffenen sollten allerdings dann einen Arzt aufsuchen, wenn sie an chronischen und dauerhaft auftretenden Schmerzen leiden. Auch Rötungen an der Haut oder Schwellungen können dabei auf die Erkrankung hindeuten und sollten auf jeden Fall untersucht werden. Ebenso können erwärmte Extremitäten einen Hinweis auf die Krankheit geben.

Sollte es nicht zu einer Behandlung kommen, so leiden die Betroffenen oft an Zittern oder an Krämpfen. Sollten auch diese Beschwerden häufiger auftreten und nicht wieder von alleine verschwinden, so ist auf jeden Fall eine ärztliche Untersuchung notwendig. Auch bei Lähmungen oder bei Störungen der Sensibilität sollte ein Arzt konsultiert werden, um weitere Komplikationen durch CRPS zu vermeiden. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch einen Allgemeinmediziner. Die weitere Behandlung kann dann durch einen Facharzt erfolgen. Bei gezielten Schmerzen in einer bestimmten Region kann auch direkt ein Spezialist aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Die Therapie beim CRPS ist von der Schwere des Krankheitsverlaufs abhängig. Da es keinen Therapieansatz gibt, der für sich allein zufriedenstellende Ergebnisse liefert, sind die möglichen Maßnahmen sehr breit gefächert.

Im ersten Schritt kommen allgemeine Therapieansätze zur Anwendung. Ist deren Wirkung nicht ausreichend oder kommt es zu einem chronischen Verlauf, ist eine besondere Schmerztherapie notwendig. Hierfür sind spezielle Fachärzte zuständig. Ist das Krankheitsbild beim Typ I voll ausgeprägt oder handelt es sich um Typ II, ist eine Überweisung in eine schmerztherapeutische Fachklinik, in der „kontinuierliche Nervenblockaden mit Katheter“ angeboten werden, unumgänglich.

Bis zur stationären Aufnahme können von erfahrenen Schmerztherapeuten mittels therapeutischer Lokalanästhesie „Sympathikusblockaden“ verabreicht werden.

Aussicht & Prognose

Eine vollständige Heilung kann bei CRPS nicht erreicht werden. Die Patienten sind aus diesem Grund auf eine dauerhafte Therapie angewiesen, um die Beschwerden zu lindern. Hierbei wird vor allem eine Schmerztherapie eingesetzt, um die Lebensqualität des Betroffenen zu erhöhen. Allerdings können die Lähmungen oder Sensibilitätsstörungen in der Regel nicht mehr behandelt werden, sodass die Betroffenen an schweren Einschränkungen in ihrem Alltag leiden. Häufig führt CRPS damit auch zu starken psychischen Beschwerden oder zu Depressionen.

Sollte bei CRPS keine Behandlung eintreten, so verstärken sich die Beschwerden und die Schmerzen. Da die Patienten häufig auf starke Schmerzmittel angewiesen sind, wird bei einer dauerhaften Einnahme auch der Magen geschädigt. Ob sich die Schmerzen durch die Schmerztherapie einschränken lassen, kann hierbei nicht vorhergesagt werden, da der weitere Verlauf sehr stark von der genauen Ausprägung der Krankheit abhängt. Häufig leiden die Patienten dabei ihr gesamtes Leben lang an den starken Schmerzen.

Eventuell ist durch die Erkrankung auch die Lebenserwartung des Betroffenen erheblich verringert. Dies hängt jedoch stark von der genauen Ursache von CRPS ab.


Vorbeugung

Da sich herausgestellt hat, dass eine zu lange Ruhigstellung der entsprechenden Extremität häufig die Ursache für das CRPS Typ I ist, sollte eine unnötig lange Schienung vermieden und so bald wie möglich mit der Bewegungstherapie begonnen werden. Zudem kann durch eine adäquate Schmerztherapie nach Operationen einem CRPS vorgebeugt werden.

Nachsorge

Die Nachsorge bei CRPS ist sehr schwierig. Da es keine medizinische Heilung gibt, liegt der Schwerpunkt der Nachsorge auf der Reduktion der Beschwerden. In diesem Fall gibt es viele Möglichkeiten, wie sich die Erkrankten selbst helfen und ihre Lebensqualität steigern können.

Die Selbstheilungskräfte des eigenen Körpers können enorm sein. Wichtig dafür ist eine positive Einstellung. Durch positives Denken können der Lebensumstand und auch die tatsächlichen Symptome verbessert werden. Da das komplexe regionale Schmerzsyndrom bevorzugt an den Gliedmaßen auftritt und der Betroffene in den meisten Fällen unter Entzündungen der Haut und unter Bewegungs- und Funktionsstörungen leidet, können Massagen und gezielte Bewegungsübungen diesen Umstand verbessern.

Die Bewegungsübungen sollten daran angepasst werden, welche Stellen des Körpers betroffen sind. Durch regelmäßige Bewegung an den betroffenen Körperregionen können Schwellungen und auch Funktionsstörungen wieder zurückgehen. Wärme- und Kälteanwendungen können ebenfalls dabei helfen Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren.

Bei diesen Anwendungen muss der Betroffene für sich selbst ausprobieren, ob Wärme oder Kälte besser hilft. Wärmeanwendungen können in Form von warmen Bädern, Saunabesuchen, Wärmepflastern etc. helfen. Für eine Kälteanwendung empfiehlt sich für lokale Stellen ein Kühlpack, kühlende Sprays, eine kalte Dusche. Akkupunktur kann bei CRPS helfen, die Schmerzen zu lindern. Die Akupunktur kann Blockaden lösen. Die Nadeln wirken stimulierend auf das Gehirn, was eine Ausschüttung von vielen positiven Neurotransmittern bewirkt.

Das können Sie selbst tun

Wichtig ist, dass die Patienten die Diagnose annehmen. Nur so kann sinnvoll therapiert werden und auch im Alltag damit umgegangen werden. Die Therapie braucht Geduld. Somit ist es wichtig, sich Zeit zu lassen und nicht in Verzweiflung zu verfallen, weil keine Fortschritte zu verzeichnen sind.

Dauerhafte Schmerzen sind eine große Belastung. Mit einer Behandlung bei einem Schmerztherapeuten lassen sich diese auf jeden Fall mindern. Die Schmerzmittel können auch mit der Zeit und Verbesserung der Krankheit wieder gemindert werden. Auch die Angehörigen können bei einer erfolgreichen Therapie unterstützen.

Wichtig ist, dass sie aufgeklärt sind und wissen, wie sie mit einem Schmerzpatienten umgehen können. Denn nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für die Angehörigen sind Dauerschmerzen eine große psychische Belastung. Durch Verständnis und gemeinsames Arbeiten an der Erkrankung werden bereits große Erfolge erzielt.

Eine vollständige Heilung ist kaum möglich, aber eine Linderung der Beschwerden, auch durch die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Ärzten, ist definitiv wahrscheinlich. Positives Denken hilft dabei nachweislich. Es gibt mehrere Selbsthilfegruppen in Deutschland, mit denen die Patienten sich auch online austauschen können.

Quellen

  • Diener, H.-C., et al.: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Striebel, H.W.: Therapie chronischer Schmerzen. Schattauer, Stuttgart 2002

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