Depression oder schlechte Laune

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. Dezember 2022
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Depression oder „nur schlechte Laune“? – Worin liegt eigentlich der Unterschied?

Diese oder ähnliche Fragen stellen sich nicht nur viele Betroffene, sondern auch deren Angehörige. Tatsächlich sind die Grenzen zwischen einer Depression und einer längeren Phase von Traurigkeit oft fließend und dementsprechend schwer zu erkennen. Fest steht jedoch, dass Depressionen zu den am häufigsten unterschätzten Erkrankungen überhaupt gehören.

Inhaltsverzeichnis

Depression oder schlechte Laune - Was ist der Unterschied?

Depressive verlieren das Interesse an Tätigkeiten, erleben ihre Erfahrungen nur sehr schwach ausgeprägt und neigen oft zu Appetitlosigkeit oder zu übermäßigem Essen.

Jeder kennt sicherlich die Situation: Irgendwie will nichts funktionieren. Die Arbeit macht keinen Spaß und das Bett wirkt viel verlockender als das Aufstehen. Es ist vollkommen normal, nicht immer mit einem Grinsen durch den Alltag zu laufen. Aber wann ist die Grenze zur Depression eigentlich überschritten? Wann wird das Ganze gefährlich?

Fest steht: Eine leichte „seelische Schieflage“ ist noch keine Depression. Manche Tage laufen besser, andere schlechter. Es ist daher auch wichtig, zu akzeptieren, dass die Psyche entsprechend reagiert und man sich an manchen Tagen einfach nur verkriechen möchte. Vor allem dann, wenn die negative Stimmung jedoch anhält und die Lebensqualität über einen längeren Zeitraum hinweg belastet, ist es wichtig, hellhörig zu werden.

Klassische Standards für ein Ziehen der entsprechenden Grenzen gibt es nicht. Aber: Aus einer Verstimmung kann eine Depression werden. Umso wichtiger ist es, auf einige Anzeichen zu achten. Die folgenden Abschnitte helfen weiter.

Symptome, die auf eine Depression hindeuten können

Antriebslosigkeit stellt einen kurzzeitig oder längerfristig andauernden Zustand dar, der von einem allgemeinen Mangel an Energie geprägt ist.

Wichtig: Depressionen können sich auf unterschiedliche Weise äußern – sowohl körperlich als auch seelisch. Die folgenden Symptome kommen bei klassischen Depressionen besonders oft vor.

Körperliche Anzeichen für eine Depression:

  • Müdigkeit und schnelle Erschöpfung
  • Kopfschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Atemnot

Um sicherzugehen, dass dem jeweiligen Patienten auch genau die richtige Behandlung zuteilwird, ist es wichtig, die oben genannten Symptome ärztlich abklären zu lassen. Immerhin wäre es auch möglich, dass diese eine körperliche Ursache haben.

Psychische Anzeichen für eine Depression:

  • Schlechte Stimmung
  • Gefühl der Überforderung
  • Kein Spaß an Hobbys o. ä.
  • Schuldgefühle
  • Probleme, Entscheidungen zu treffen
  • Übertriebene Angst bzw. Angststörung
  • Innere Leere
  • Suizidgedanken

Wer unter diesen Anzeichen leidet, kann, muss jedoch nicht unter einer Depression leiden. Wichtig ist es, beim geringsten Verdacht einen Arzt aufzusuchen. Für viele ist hier der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Dieser kann dann bei Bedarf weitere körperliche Untersuchungen einleiten bzw. an einen Psychologen weiterverweisen. Vor allem dann, wenn einige der Symptome über mehrere Wochen bestehen, ist es an der Zeit, zu handeln.

Depressionen lassen sich nicht nach Standards bewerten

Jeder Mensch geht mit einer Depression anders um. Dies zeigt sich schon beim direkten Vergleich der Geschlechter miteinander. Männer reagieren bei einer vorliegenden Depression anders als Frauen.

Eine Diagnose fällt hier oft schwerer, weil viele noch nach dem Grundsatz „Männer weinen nicht!“ erzogen wurden. Beim sogenannten „starken Geschlecht“ zeigen sich Depressionen oft in Form von Wut und Aggressivität. Ihre so oft zitierte „Zündschnur“ ist sehr kurz und es braucht meist nicht viel, um einen Wutanfall hervorzurufen.

Manche werden auch sehr abenteuerlustig und suchen immer wieder neue Herausforderungen, wie zum Beispiel beim Bungee Jumping. Andere neigen dazu, Drogen zu konsumieren bzw. viel Alkohol zu trinken. Frauen zeigen hingegen oft das Verhalten, das viele mit einer klassischen Depression verbinden. Sie weinen viel, sind in sich gekehrt und schließen sich ein.

Was ist eine depressive Verstimmung?

Infogramm zu den Ursachen und neuronalen Gründen für Depressionen. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Die Symptome einer depressiven Verstimmung ähneln den Symptomen einer klassischen Depression. Oft haben die Betroffenen jedoch keinen Zweifel an ihrem Selbstwert und sind auch noch dazu in der Lage, Freude am Leben zu haben. Gerade dann ist es jedoch schon an der Zeit, bestmöglich gegenzusteuern und sich vertrauensvoll an einen Arzt zu wenden. Zudem können auch Meditationsübungen und Sport oft dabei helfen, die Psyche wieder mehr ins Gleichgewicht zu rücken.

Grundsätzlich zeichnet sich die seelische Verstimmung durch die folgenden Charakteristika aus:

  • Die Symptome sind nicht so stark wie bei der Depression ausgeprägt.
  • Grundsätzlich ist die Lebenslust noch vorhanden.
  • Die Betroffenen haben immer noch Lust, etwas zu unternehmen.
  • Der Alltag der Betroffenen wird durch die Stimmungslage nicht eingeschränkt.
  • Meist braucht es keine besonderen „Gegenmaßnahmen“, um dafür zu sorgen, dass sich die Stimmung nach kurzer Zeit wieder verbessert.
  • Es gibt einen klaren Anlass für die seelische Schieflage, wie zum Beispiel den Verlust des Arbeitsplatzes oder die Trennung vom Partner.

Ein weiteres Beschwerdebild: Die Anpassungsstörung

Menschen können sich normalerweise an veränderte Situationen oder Ereignisse anpassen. Anders bei einer Anpassungsstörung, von der alle Altersgruppen betroffen sein können.
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Mittlerweile befassen sich viele Wissenschaftler mit Differenzialdiagnosen zur Depression. In diesem Zusammenhang ist unter anderem auch immer wieder von der sogenannten Anpassungsstörung die Rede. Diese ist häufig etwas mehr ausgeprägt als die depressive Verstimmung, wird aber meist nicht so einschneidend empfunden wie die Depression.

Auch bei der Anpassungsstörung lässt sich häufig eine Ursache ausmachen. Diese hat dann bewirkt, dass sich der Betroffene der jeweiligen Situation nicht mehr gewachsen fühlt. Er ist also - wie die Bezeichnung des Beschwerdebildes bereits vermuten lässt – nicht mehr dazu in der Lage, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen.

Hieraus resultieren dann nicht selten Ängste und psychische Probleme. Manche reagieren auch einfach nur erschöpft und können sich nicht mehr auf ihren Alltag fokussieren.

Leider kann keine standardisierte Aussage darüber getroffen werden, ob eine Anpassungsstörung behandelt werden muss oder nicht. Auch hier ist es wieder am sinnvollsten, sich zunächst mit dem Hausarzt kurzzuschließen. Dieser kann die Situation dann fundiert einschätzen und beraten. Mit Hinblick auf die Dauer einer Anpassungsstörung gibt es ebenfalls keine klaren Standards. Zwischen ein paar Wochen und mehreren Monaten ist hier vieles möglich.

Wichtig: Im Zweifel immer zum Arzt!

Unter dem Begriff Psychotherapie versteht man eine Vielzahl von Behandlungsformen seelischer und geistiger bzw. psychosozialer Erkrankungen und Beeinträchtigungen, die ohne den Einsatz von Medikamenten stattfindet.

Gerade im Falle von Depressionen ist es wichtig, nicht davon auszugehen, dass „sich alles schonwieder von allein geben wird“. Daher ist in jedem Fall von einer „Selbstbehandlung“ abzusehen. Um Depressionen zu bekämpfen braucht es die fachliche Expertise eines Menschen, der sich auf diese Art von Beschwerden spezialisiert hat.

Artikel wie diese hier können niemals eine medizinische Behandlung oder ein Gespräch mit dem Arzt ersetzen.

Mit Hinblick auf eine möglichst rasche Linderung der Beschwerden und einen schnellen Behandlungseinstieg sind unter anderem auch die Angehörigen der Betroffenen gefragt. Auch wenn natürlich der Wille, sich helfen zu lassen, immer vorhanden sein muss, um mit einer Behandlung zu starten, haben auch sie die Möglichkeit, unterstützend tätig zu werden. Einen genauen „Leitfaden“ gibt es hier nicht.

Darum ist es umso wichtiger, sich auf die Betroffenen einzulassen und für sie da zu sein. Mittlerweile gibt es – gerade in größeren Städten – auch viele Selbsthilfegruppen für Angehörige von depressiven Menschen. Hier bietet sich die Möglichkeit, sich auszutauschen und einander ebenfalls Kraft zu geben.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Berlin 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2016
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

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