Depressive Verstimmung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die depressive Verstimmung gehört leider für immer mehr Menschen zum Leben. Galt die mentale Erkrankung, die sich über Erschöpfung, Trauer bis hin zu Schwächegefühlen äußert, einst als Tabuthema, so gelangte sie nicht zuletzt durch einige prominente Betroffene verstärkt in die öffentliche Wahrnehmung. Sie ist allerdings abzugrenzen von einer allgemeinen Depression. Die depressive Verstimmung ist heilbar, kann jedoch auch erhebliche Leiden hervorrufen.
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Was sind depressive Verstimmungen?
Bei der depressiven Verstimmung handelt es sich um eine Krankheit, die mentale Beschwerden auslöst. Die depressive Verstimmung ist daher eine Störung des seelischen Gleichgewichtes. In der Regel wird eine psychologische oder sogar psychiatrische Behandlung der depressiven Verstimmung notwendig sein, die meist mit medikamentöser Begleitung einhergeht.
Häufig treten die Leiden nicht durchgängig auf, sondern liegen schubweise vor – nicht selten in Verbindung an bestimmte Ereignisse oder Jahreszeiten. Die depressive Verstimmung wird insofern häufig mit einem langen Winter (Winterdepression) ohne Sonnenlicht assoziiert. Doch ist das nicht ganz richtig, da die depressive Verstimmung schon durch Stress, berufliche oder private Probleme sowie einen fehlenden Ausgleich zum Alltag ausgelöst werden kann.
Ursachen
Welche Ursachen der depressiven Verstimmung zugrunde liegen, lässt sich nur im Einzelfall bestimmen. Oft sind jedoch Stresssituationen jeglicher Art an der depressiven Verstimmung beteiligt. Finanzielle Nöte, berufliche Situationen ohne Ausweg oder sonstige Extremlagen gelten als Auslöser der Krankheit.
Daneben kann aber auch das körperliche Ungleichgewicht zur depressiven Verstimmung führen. Etwa dann, wenn dem Organismus nicht die nötigen Vitamine oder Mineralstoffe zugeführt werden, um reibungslos zu funktionieren. Oder wenn auf ausgleichenden Sport und Bewegung an der frischen Luft verzichtet wird.
Die depressive Verstimmung ist daher meist in mehr als einer Ursache begründet. Nicht selten treten während der Therapie zudem lange verborgene Ängste oder Sehnsüchte auf – sie gelten als der wahre Kern der depressiven Verstimmung.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Depressive Verstimmungen können sich sowohl emotional als auch körperlich äußern. Betroffene sind häufig traurig, niedergeschlagen und verspüren eine innere Unruhe. Charakteristisch ist ständiges Grübeln, aus dem sich Selbstzweifel und Schuldgefühle entwickeln können – da die Gedanken auch nachts nicht abgeschaltet werden können, stellen sich oftmals Ein- oder Durchschlafstörungen ein.
Tagsüber macht sich eine bleierne Müdigkeit bemerkbar, die mit Konzentrationsstörungen und mangelnder Leistungsfähigkeit einhergeht. Wer unter einer depressiven Verstimmung leidet, kann sich zu nichts aufraffen, da ihm einerseits die Kraft dazu fehlt und andererseits die Sinnhaftigkeit jedes Tuns infrage gestellt wird.
Oft bestehen Ängste, die sich konkret auf bestimmte Situationen beziehen oder als ständiger innerer Spannungszustand bemerkbar machen können. Dem Umfeld fällt häufig eine starke Gereiztheit und Nervosität auf. Eine länger andauernde depressive Epoche zieht nicht selten den sozialen Rückzug nach sich, der langfristig die Gefühle von Einsamkeit und Trauer noch verstärkt. Gelegentlich kann auch Überaktivität bis hin zur Arbeits- oder Sportsucht Anzeichen einer depressiven Verstimmung sein.
Die psychischen Symptome gehen oftmals mit körperlichen Beschwerden wie Schwindel, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Störungen und einem ausgeprägten Schwächegefühl einher. Im Gegensatz zu normalen Stimmungsschwankungen, mit denen auch gesunde Menschen auf belastende Lebenssituationen reagieren, treten depressive Verstimmungen auch ohne sichtbaren Auslöser auf und halten über längere Zeit an.
Verlauf
Im Normalfall verläuft die depressive Verstimmung schleichend. Von ersten meist unbeachteten Phasen der Schwäche, des Aufbrauens oder der Niedergeschlagenheit kehrt die depressive Verstimmung immer häufiger schubweise zurück.
Dem Betroffenen lastet sie bleischwer auf den Gedanken, versperrt die Sicht auf Auswege und scheint das Leben in tristen Farben zu malen. Die depressive Verstimmung geht dabei nicht selten mit einer Flucht in den Alkohol oder Drogen einher.
Da sich der Betroffene selten über seine Leiden äußert, erkennen Freunde, die Familie oder sonstige Weggefährten die depressive Verstimmung erst relativ spät. Nicht selten zu spät. Sobald es Anzeichen für die Erkrankung gibt, sollte die depressive Verstimmung allerdings therapeutisch behandelt werden.
Komplikationen
Eine gelegentliche depressive Verstimmung ist normal, wenn diese auf aktuelle Ereignisse zurückgeführt werden kann. Besteht die Depression jedoch dauerhaft, kann das eine behandlungsbedürftige Erkrankung darstellen. Nicht immer wird diese jedoch erkannt oder vom Betroffenen eingestanden. Eine daraus resultierende Komplikation kann in Suizidversuchen oder einer dramatischen Zuspitzung der seelischen Verfassung liegen. In diesem Zustand kann eine depressive Verstimmung zu Folgen führen, die ebenso dramatisch sind.
Depressive Verstimmungen können aber auch selbst eine Komplikation bestimmter Erkrankungen darstellen. Das kann zum Beispiel bei Problemen mit dem eigenen Aussehen nach Unfall- oder Brandverletzungen oder bei chronischen Schmerzen der Fall sein. Postnatal auftretende oder postoperative Depressionen stellen ebenfalls folgenschwere Komplikationen dar.
Auch bei Krebspatienten sind Ängste und depressive Verstimmungen zu finden. Alte Menschen leiden oft wegen ihrer altersbedingten Einsamkeit und schmerzhafter Altersgebrechen an depressiven Verstimmungen oder Stimmungsschwankungen. Diese können zu Alkoholabusus oder Tablettenmissbrauch führen.
Auch die Gabe von Antidepressiva ist bei einer depressiven Verstimmung nicht immer auf Anhieb hilfreich. Bei einer ausgewachsenen Depression ist sie jedoch unumgänglich. Depressivität kann eine Folgeerscheinung, aber auch die zugrunde liegende Ursache eines Burn-outs sein. Komplikationen können außerdem durch Wechselwirkungen von Antidepressiva mit anderen Medikamenten auftreten. Es kann durch solche Präparat-Kombinationen zu Magen-Darm-Blutungen, Leber- und Nierenversagen, Herzinfarkten oder Muskelentzündungen kommen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Menschen, die sich über mehrere Wochen oder Monate in einer negativen Stimmung befinden, sollten therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Können aufgrund der vorhandenen emotionalen Verfassung die Aufgaben und Tätigkeiten des gewohnten Lebens nicht mehr in Anspruch genommen werden, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren. Bei anhaltendem Rückzugsverhalten, der ungewöhnlichen Vermeidung zur Teilhabe am sozialen Leben oder einer Lustlosigkeit, sollten die Symptome mit einem Psychologen oder Psychotherapeuten besprochen werden.
Leidet der Betroffene an veränderten Lebensumständen, einer Trennung, dem Verlust des Arbeitsplatzes oder muss er ein schicksalhaftes Ereignis verarbeiten, sollte er Hilfe in Anspruch nehmen. Fällt es dem Betroffenen ohne einen ersichtlichen Grund schwer, sich körperlich zu bewegen oder an vorhandenen Aktivitäten Spaß sowie Freude zu empfinden, gilt dies als besorgniserregend. Sinkt das vorhandene Genussempfinden, das Interesse an Aktivitäten, die das Wohlbefinden steigern oder treten überwiegend negative Gedanken auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Ist über mehr als zwei Wochen ununterbrochen ein pessimistisches Lebensgefühl vorhanden, sollte ein Therapeut kontaktiert werden. Ein Arztbesuch ist notwendig, wenn der Betroffene stimmungsaufhellende Substanzen benötigt, um seinen Lebensalltag bewältigen zu können. Treten vermehrt Konflikte innerhalb des sozialen Umfeldes aufgrund einer vorhandenen Stimmung auf, helfen therapeutische Ratschläge und Hinweise.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung der depressiven Verstimmung kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen. Hier ist entscheidend, in welchem Stadium die Erkrankung festgestellt wurde. Wird sie als noch nicht schwerwiegend diagnostiziert, lässt sich die depressive Verstimmung in ambulanten Gesprächstherapien beheben.
Hier wird oft auf das gegenwärtige sowie frühere Leben des Betroffenen abgestellt: Ängste, Sehnsüchte und Notlagen kommen zur Sprache. Bereits diese Befreiung von den angestauten Lasten kann die Symptome lindern. Tritt die depressive Verstimmung jedoch mit stärkeren Leiden auf, ist auch eine medikamentöse Begleitung möglich. Dabei werden die unerwünschten Gedanken des Patienten blockiert, wodurch der mentale Kreislauf des Negativen durchbrochen wird.
Erst bei den schweren Fällen ist eine stationäre Behandlung nötig. Hierbei handelt es sich oft um Personen, die über lange Zeit von der depressiven Verstimmung betroffen sind und sich in Ersatzsymptome – Magersucht, Alkoholabhängigkeit, Selbstverstümmelung – flüchten. Diese Aufenthalte in einer Klinik können jedoch auch freiwillig angetreten werden. Anders sieht es dagegen bei konkreten Gefahren für das eigene Leben oder jenes fremder Personen aus: Hier wird die depressive Verstimmung zwangsweise stationär behandelt.
Aussicht & Prognose
Die Prognose einer Depressiven Verstimmung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Grundsätzlich ist eine Heilungsaussicht bei der Erkrankung gegeben. Gleichzeitig ist bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf auch eine Verschlechterung der Symptomatik möglich. Oftmals wird die Depressive Verstimmung nicht rechtzeitig erkannt. Die Beschwerden halten über Jahre an und haben dadurch die Möglichkeit, sich zu manifestieren. Dies verschlechtert die Prognose, da es ohne eine Diagnose und anschließenden Behandlung zu einem chronischen Verlauf kommen kann.
Die Depressive Verstimmung kann in eine schwere Depression übergehen. Damit ist das Suizidrisiko des Patienten erhöht. Treten weitere psychische Erkrankungen auf, nimmt die Prognose ebenfalls ein ungünstigen Verlauf. Bei Persönlichkeits-, Angst-, Ess- oder affektiven Störungen kann der mögliche Heilungsweg mehrere Jahre umfassen. Einige Patienten erleben keine Heilung über die Lebensspanne.
Die Depressive Verstimmung ist mit einer kognitiven oder Verhaltenstherapie heilbar. Zusätzlich können durch die Gabe von Medikamenten Verbesserungen der Symptome erzielt werden. Wichtig sind bei einer Genesung die Mitarbeit des Patient und der Wille der Heilung. Es kann jederzeit zu einer Spontanheilung kommen. Zudem ist ebenso ein plötzliches Wiederauftreten der Depressiven Verstimmung möglich. Viele Patienten erleben eine lange Zeit der Beschwerdefreiheit, bis belastende oder traumatische Lebensereignisse zu einer erneuten Auslösung der Symptome führen.
Vorbeugung
Die Vorbeugung der depressiven Verstimmung liegt zunächst in einer ausgewogenen Ernährung, sportliche Betätigung (⇒ Joggen hilft wahre Wunder) und einem Ausgleich zum Alltag des Lebens. Frische Luft und der reichliche Verzehr von Getränken gelten als Treibstoff für das Gehirn – kann es besser arbeiten, kommt die depressive Verstimmung seltener vor. Daneben kann es jedoch auch helfen, nicht alle Problemfälle allzu ernst zu nehmen und damit die depressive Verstimmung zu vermeiden.
Das können Sie selbst tun
Wer unter einer depressiven Verstimmung leidet, hat oftmals die Freude und den Sinn am Leben verloren. Mit einigen Selbsthilfe-Tipps kann es gelingen, wieder aus dem Stimmungstief zu finden und das Leben wieder als lebenswerter wahrzunehmen.
Neben einem aktiven Lebensstil mit ausreichend Bewegung ist auch eine ausgewogene Ernährung für die Betroffenen empfehlenswert. Durch die Bewegung kommt es zu einem Anstieg des Serotoninspiegels im Gehirn, sodass die Stoffwechselstörung im Gehirn ausgeglichen werden kann. Vor allem Ausdauersport, wie zum Beispiel Joggen, Walken oder Radfahren, sorgt für eine Freisetzung von Endorphinen im Gehirn und trägt so zu einer euphorischen Stimmung bei.
Die Betroffenen sollten einen großen Wert auf eine reichhaltige Ernährung legen, die Körper und Geist mit ausreichend Nährstoffen versorgt. Ein bekannter Stimmungsaufheller ist Schokolade, die - in geringen Mengen konsumiert - einen positiven Effekt auf die Gesundheit der Betroffenen haben kann.
Einen wichtigen Faktor für die Linderung einer depressiven Verstimmung stellt auch eine ausreichende Lichtzufuhr dar. Durch das Licht wird die Ausschüttung des Melatonins im Körper minimiert und der Serotoninspiegel gleichzeitig erhöht. Wer unter einer depressiven Verstimmung leidet, sollte regelmäßige Spaziergänge bei Tageslicht in den Alltag einbauen. Durch den Spaziergang kommt es einerseits zu einer leichten körperlichen Betätigung und andererseits auch zu einer ausreichenden Zufuhr mit Licht.
Quellen
- Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
- Davison, G.C., Neale, J.M., Hautzinger, M.: Klinische Psychologie. Beltz PVU, München 2007
- Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015