Verstauchung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Verstauchung

Eine Verstauchung wird in der Medizin auch als Distorsion bezeichnet. Sie ist eine der gängisten und häufigsten Verletzungen beim Sport, Wandern und bei der Arbeit. Dabei werden bei einer Verstauchung die Kapseln und Bänder des Gelenks überdehnt und verletzt. Dies geschieht häufig durch eine unbedachte und unbewusste Überbewegung der betroffenen Gelenke. Typische Anzeichen sind starke Schmerzen, vor allem bei Belastung, Blutergüsse (blaue Flecken) und Schwellungen der betroffenen Stellen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Verstauchung?

Am häufigsten ist eine Verstauchung des Fußes. Das klassische Verletzungsszenario hierbei: Ein Abknicken des Fußes über die Außenkante bei gleichzeitiger Drehung des Körpers nach Außen.
© p6m5 – stock.adobe.com

Eine Verstauchung, vom Arzt als Distorsion (lat. für Verdrehung, Verzerrung) beeichnet, ist eine Gelenkverletzung, welche durch eine Überdehnung der Gelenkkapsel und der stabilisierenden Bänder entsteht. Die Gelenkkapsel ist eine straffe, bindegewebige Hülle, welche das Gelenk umschließt und ähnlich einem Beutel verhindert, dass sich die Gelenkflächen voneinander lösen.

Besonders belastete Bereiche werden zudem von Bändern stabilisiert. Im Extremfall können Bänder oder Gelenkkapsel sogar reißen. Zumeist geht eine Verstauchung mit einer Blutung in und um das Gelenk einher. Weitere mögliche Begleitverletzungen sind: Absprengung oder Verschiebung des Gelenkknorpels, begleitende Weichteilverletzungen, Nervenschädigungen. Eine frische Verstauchung äußert sich durch Schmerzen, Schwellung, Druckschmerz, Bluterguss (dieser kann bis zu 12 Stunden später auftauchen).

Ursachen

Am häufigsten ist eine Verstauchung des Fußes. Das klassische Verletzungsszenario hierbei: Ein Abknicken des Fußes über die Außenkante bei gleichzeitiger Drehung des Körpers nach Außen. Der abgeknickte Fuß kann dabei der Drehung des Körpers nicht folgen, sodass an der Gelenkkapsel sowie den stabilisierenden Bändern gezerrt wird, welche verhindern, dass die Gelenkflächen von Fuß- und Unterschenkelknochen sich voneinander lösen.

Besonders häufig treten Verstauchungen bei Sportarten wie Tennis, Basketball oder Fußball auf. Ebenfalls häufig betroffen sind Knie und Hand, grundsätzlich ist eine entsprechende Verletzung jedoch an fast allen Gelenken denkbar. Risikofaktoren für eine Verstauchung sind: Die Ausübung risikobehafteter Sportarten, besonders auf zu hohem Leistungsniveau oder ohne ausreichende Aufwärmphase, mangelnde Koordination, ein allgemein schlechter Trainingszustand mit unzureichend ausgebildeten Muskeln.

Aber auch frühere Verletzungen des Bandapparates am entsprechenden Gelenk. Bereits leichte Verstauchungen können, wenn sie vermehrt auftreten, zu einer ausgeprägten Instabilität des Gelenkes führen - man spricht dann vom Schlottergelenk. Der ausgeleierte Kapsel-Band-Apparat beeinträchtigt zudem die Gelenkmechanik, was den Gelenkknorpel erhöhten Belastungen aussetzt und den Verschleißprozess (Arthrose) beschleunigen kann. Daher sollte auch bei scheinbar unerheblichen Verletzungen lieber einmal zu häufig ein Facharzt aufgesucht werden, um Folgeschäden zu minimieren.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Verstauchung ist eine ziemlich schmerzhafte und unangnehme Angelegenheit, die in der Regel von ziemlich typischen und eindeutigen Symptomen begleitet wird. Betroffene Personen vernehmen unmittelbar nach der Verstauchung einen starken Schmerz, der auch im Ruhezustand bestehen bleibt. Ein normaler Bewegungsablauf ist mit einer Verstauchung daher nicht möglich.

In einigen besonders schlimmen Fällen ist eine Schwellung zu erkennen, die mit dem bloßen Auge sichtbar wird. Ein dauerhaftes Kühlen kann dieses Symptome einer Verstauchung beseitigen. Wer bei diesen auftretenden Symmptomen unmittelbar einen Arzt aufsucht, der kann mit einer schnellen und vollständigen Heilung rechnen. Wer allerdings auf eine ärtliche und medikamentöse Behandlung verzichtet, der muss mit einer erheblichen Verschlimmerung der einzelnen Symptome rechnen.

Die Schmerzen verstärken sich erheblich und unter Umständen ist eine Entzündung der Nervenbahnen möglich. In besonders schlimmen Fällen sind sogar dauerhafte Folgeschäden möglich, wenn der Besuch beim Arzt auf die lange Bank geschoben wird. Eine Verstauchung weist im Normalfall eindeutige Symptome auf, sodass oftmals eine Eigendiagnose erfolgen kann.

Um eine Besserung beziehungsweise Beseitigung der Symptome herbeizuführen, muss unerlässlich eine entsprechende Behandlung erfolgen. Andernfalls verstärken sich die Beschwerden und es drohen dauerhafte Folgeschäden.

Krankheitsverlauf

Auf die Verletzung bzw. Verstauchung folgt eine erste Phase, in der das Gewebe anschwillt, ein Bluterguss sich bildet, und so weiter. Nach spätestens 48 Stunden ist diese Phase abgeschlossen. Eine ärztliche Untersuchung sollte möglichst frühzeitig erfolgen. Bereits nach 6 Stunden ist zum Beispiel eine "gehaltene Aufname", also eine Röntgenaufnahme, bei der das Gelenk in der gleichen Haltung fixiert ist, in der es auch zur Verletzung kam, nicht mehr sinnvoll.

Der zusätzliche Stress für das Gelenk könnte zu weiteren Verletzungen führen. in den folgenden 4-6 Wochen bildet sich das zerstörte Gewebe neu, so dass die Verletzung üblicherweise nach 6 Wochen als Ausgeheilt gilt.

Komplikationen

Eine einfache Verstauchung ruft in der Regel keine Komplikationen hervor. Allerdings tritt die Distorsion häufig im Rahmen von Kombinationsverletzungen auf – dies verlangsamt den Heilungsverlauf. Liegt beispielsweise ein kompletter Bänderriss vor, kann es bis zu zwölf Wochen dauern, bis die Verstauchung vollständig abgeklungen ist.

Sind zusätzlich zur Verstauchung Kapselbänder gerissen, wachsen diese unter Umständen narbig zusammen und es kommt zu Fehlhaltungen und anderen Komplikationen. Die Verstauchung selbst kann ebenfalls Fehlhaltungen hervorrufen. In der Folge tritt dann unter Umständen ein Gelenkverschleiß auf oder es kommt zu chronischen Schmerzen. Wird die Verstauchung nicht ausreichend behandelt, kann dies eine chronische Instabilität der Gelenke zur Folge haben.

Vor allem Verstauchungen am Fuß rufen immer wieder Spätfolgen hervor, da das Bein täglich extremen Belastungen ausgesetzt ist und eine Ausheilung der Verletzung somit oft nicht vollends möglich ist. Doch auch ein operativer Eingriff birgt Risiken.

Es kann zu Nervenverletzungen, Infektionen und Wundheilungsstörungen kommen. Die Gabe von Schmerzmitteln und Entzündungshemmern birgt zusätzliche Risiken, denn Neben- und Wechselwirkungen sind nicht auszuschließen. Im schlimmsten Fall treten nach der Einnahme eines Medikaments schwere allergische Reaktionen auf.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Zeigen sich nach einem leichten Unfall oder einer Verletzung Beschwerden der Gliedmaßen, sollten die gesundheitlichen Beeinträchtigungen weiter beobachtet werden. Kommt es nach einigen Minuten bereits zu einer Linderung oder innerhalb einer halben Stunde zu einer Beschwerdefreiheit, wird kein Arzt benötigt.

In diesen Fällen haben die Selbstheilungskräfte des Organismus in einer ausreichenden Form zu einer Verbesserung der Situation sowie Genesung beigetragen. Bei einer Zunahme der Beschwerden oder anhaltenden Unregelmäßigkeiten, sollte ein Arzt konsultiert werden. Schwellungen, Veränderungen des Hautbildes oder Beeinträchtigungen der Mobilität sind untersuchen und behandeln zu lassen. Besorgniserregend ist eine Blaufärbung der Betroffenen Region.

Ein Verlust der körperlichen Kräfte, die Abnahme der Leistungsfähigkeit sowie Sensibilitätsstörungen der Haut sind weitere Anzeichen für eine vorhandene Erkrankung. Ein Arzt muss konsultiert werden, damit verschiedene Tests zur Klärung der Ursache angeordnet und durchgeführt werden können. Eine Diagnosestellung ist häufig erst möglich, nachdem bildgebende Verfahren angewendet worden sind und Klarheit über den Zustand des Skelettsystems bringen.

Können sportliche Aktivitäten nicht mehr wie gewohnt ausgeführt werden oder zeigen sich Probleme bei der Bewältigung des Alltags, benötigt der Betroffene Hilfe. Einschränkungen der Greiffunktion der Hände, Probleme der Gelenktätigkeit und Störungen der Fortbewegung deuten auf Unregelmäßigkeiten des Knochengerüstes hin. Sie sind von einem Arzt begutachten zu lassen.

Behandlung & Therapie

Erste und wichtigste Maßnahme nach einer Verstauchng sollte die Anwendung der PECH Regel sein. Gemeint sind damit insgesamt 4 Erste-Hilfe-Maßnahmen:

1. Ruhigstellung zur Schonung des Gelenkes und Vermeidung weiterer Verletzungen.

2. Eis zur Kühlung. Wobei die tatsächliche direkte Kontaktanwendung von Eis vermieden werden sollte. Milde Kühlung oberhalb des Gefrierpunktes ist anzuraten, um die Schwellung zu mildern und den Schmerz zu dämpfen. Kühlpacks sollten dafür lieber im Kühlschrank als im Eisfach gelagert werden.

3. Kompression (bzw. Compression), ebenfalls um die Schwellung zu begrenzen. Dies kann bereits am Unfallort durch einfaches drücken geschehen, später sollte ein Druckverband angelegt werden.

4. Hochlagern. Eine weitere Maßnahme gegen die Schwellung. Hochgelagerte Körperteile sollten sich nach Möglichkeit oberhalb des Herzens des Patienten befinden.

Nachsorge

Bei leichten Verstauchungen muss in der Regel kein Arzt aufgesucht werden. Das betroffene Körperteil sollte geschont und so oft wie möglich hoch gelagert werden. Kompressionsverbände am verletzten Gelenk helfen dem Körper, den Heilungsprozess zu beschleunigen. Unterstützend wirken auch kühlende Umschläge oder warme Auflagen mit ätherischen Ölen oder grünem Tee, um die teilweise heftigen Schmerzen zu lindern.

In der Apotheke gibt es freiverkäufliche schmerzlindernde Cremes, auch auf homöopathischer Basis, die ebenfalls die Heilung fördern. Es kann mehrere Monate dauern, bis das Gelenk nach einer Verstauchung wieder voll belastbar ist. Bei moderater sportlicher Betätigung sollten daher anfangs stützende Bandagen getragen werden, um das Gelenk noch weitestgehend zu schonen.

Treten bei starken Verstauchungen sehr heftige Schmerzen oder gar Blutungen auf, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden. Dieser kann durch bildgebende Verfahren, wie Röntgen oder Ultraschall, einen möglichen Bruch oder eine Bänderverletzung erkennen, die meist operativ behandelt werden müssen.

Welche Maßnahmen der Patient selbst ergreifen kann, hängt natürlich von der Schwere der Verstauchung ab. Schonung ist unbedingt anzuraten, unterstützend können Gehhilfen oder spezielle Sportschuhe eingesetzt werden. Entsprechende Krankengymnastik kann dem Patienten ebenfalls helfen, das betroffene Körperteil möglichst schnell wieder zu mobilisieren.


Das können Sie selbst tun

Eine Verstauchung sollte ärztlich untersucht werden, um ernste Frakturen oder Nervenverletzungen auszuschließen. Leichte Verstauchungen lassen sich selbst behandeln, indem das betroffene Körperteil geschont wird. Regelmäßiges Hochlagern und die Anwendung von Kompressionsverbänden unterstützen den Heilungsprozess des Knochens.

Bei Schmerzen helfen kühlende Umschläge. Im späteren Verlauf können zudem warme Auflagen mit ätherischen Ölen oder Hausmitteln wie grünem Tee verwendet werden, um die Schmerzen zu lindern. Alternativ bieten sich schmerzlindernde Cremes aus der Apotheke oder dem Homöopathieschrank an.

Nach einer Verstauchung dauert es einige Monate, bis das Gelenk wieder voll belastbar ist. Davor bietet sich sanftes Training an, wobei stützende Bandagen getragen werden sollten. Bei starken Verstauchungen empfiehlt sich ein Arztbesuch. Das gilt auch, wenn Blutungen, intensive Schmerzen oder weitere Verletzungen auftreten.

Sind die Bänder verletzt, ist oft eine Operation notwendig. Welche Maßnahmen die Betroffenen in diesem Fall selbst ergreifen können, hängt von der Lokalisation und Schwere der Verstauchung ab. Allgemeinmaßnahmen wie Schonung und unterstützende Krankengymnastik sind angezeigt. Spezielle Laufschuhe oder Armschienen unterstützen das beeinträchtigte Glied und tragen dadurch ebenfalls zu einer raschen Genesung bei.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

Das könnte Sie auch interessieren