Follikel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Follikel sind bläschenförmige Hohlraumsysteme, wie sie zum Beispiel in der Schilddrüse oder im Eierstock vorkommen. Die Follikel haben abhängig von ihrer Lage und dem Organsystem unterschiedliche Funktionen. Erkrankungen wie das polyzystische Ovarialsyndrom oder der Hashimoto-Thyreoiditis sind Follikelerkrankungen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Follikel?

Im Zusammenhang mit den Follikeln der Schilddrüse ist als Krankheit vor allem die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis zu nennen, die durch immunologische Angriffe Stück für Stück die Follikel zerstört.
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Im menschlichen Körper liegen verschiedene Hohlraumstrukturen vor. Eine dieser Hohlraumstrukturen sind die Follikel. Als solche werden bläschenförmige Zellkonglomerate bezeichnet.

Follikel sind dementsprechend Zellballungen, wie sie an verschiedenen Strukturen des menschlichen Körpers zu beobachten sind. Die Ovarialfollikel sind zum Beispiel Zellballungen im Eierstock. Auch die Haarfollikel an den äußeren Haarscheiden, die Zahnfollikel und die Lymphfollikel der Lymphknötchen sind solche Zellballungen. Weitere zellkonglomeratöse Hohlraumsysteme sind die Schilddrüsenfollikel und die Zungenbalgdrüsen. Die Anatomie und der Aufbau der Follikel unterscheidet sich mit der Lokalisation. Die Haarfollikel enthalten als Zellballungen entsprechend andere Zellarten als die Lymphfollikel oder die Ovarialfollikel.

Auch die Anzahl der Zellen im Konglomerat variiert abhängig von der Follikelart. Die Schilddrüsenfollikel des Schilddrüsenparenchyms sind kolloidgefüllt. Die Ovarialfollikel des Eierstocks werden abhängig von ihrem Reifungsgerad in Primordialfollikel, Primär-, Sekundär- und Tertiär-Follikel unterschieden und die Zahnfollikel entsprechen den Zahnsäckchen in der frühen Zahnentwicklung. Die Zungenfollikel werden in ihrer Gesamtheit wiederum auch als Tonsilla lingualis zusammengefasst. Gemeinsam ist den Follikeln des Menschen lediglich ihre Blasenform.

Anatomie & Aufbau

Die Schilddrüsenfollikel sind epithelial begrenzte, abgeschlossene Hohlraumstrukturen des Schilddrüsenparenchyms. In Abhängigkeit zu ihrer Aktivität wirken die epithelialen Zellen abgeplattet oder kubisch.

Ihr apikaler Pol ist mikrovillibesetzt und steht ins Lumen hinein. Die Basis der Follikel wird durch eine umscheidende Basalmembran gefestigt. Im inneren Lumen der Konglomerate ist Kolloid gespeichert. Ovarialfollikel bestehen aus der Eizelle und den umgebenden Granulosazellen. Zusätzlich zählen die Bindegewebsschichten Theca interna und Theca externa dazu. Haarfollikel umgeben die Haarwurzel. Sie bestehen aus einer äußeren epithelialen Haarwurzelscheide, die als trichterartige Einstülpung der Stratum basale in Erscheinung tritt und die Haarwurzel umhüllt. Die innere epitheliale Haarwurzelscheide ist die zweite Schicht des Haarfollikels.

Sie umläuft die Haarwurzel und ist aus der Kutikula, der Huxley-Schicht und der Henle-Schicht aufgebaut. In die Haarfollikel sezernieren Drüsen ihren Talg und ihre Duftstoffe. Auch die Haarbalgmuskeln setzen im Haarfollikel an. Sie werden durch feine Nervenfaserenden in den Haarfollikeln gesteuert. Lymphfollikel sind lichtmikroskopische und kugelige B-Lymphozyten-Ansammlungen. Sie zeigen sich in homogener Verteilung von kleinen Lymphozyten. Sie enthalten Retikulumzellen, follikulär dendritische Zellen und T-Helfer-Zellen. Die Zungenfollikel treten wiederum als Schleimhauthöcker am Zungengrund in Erscheinung und die Zahnfollikel bestehen aus dem Bindegewebe, das die Zahnanlage umgibt.

Funktion & Aufgaben

Die einzelnen Follikel des Körpers haben verschiedene Aufgaben. Die Schilddrüsenfollikel dienen zum Beispiel der Synthese und der Speicherung lipophiler Schilddrüsenhormone in abgeschlossenen Kompartimenten. Die Ovarialfollikel spielen dagegen für die Reifung der Eizelle eine Rolle.

Sie erfolgt im Ovar und unterliegt der Steuerung durch das follikelstimulierende Hormon. Die Follikelreifung erfolgt in vier Stadien. Aus Primärfollikeln werden dabei Sekundärfollikel und schließlich Tertiärfollikel, die zu den sogenannten Graaf-Follikeln werden. Nach Abschluss dieser Entwicklung findet die Ovulation statt. Die Haarfollikel haben demgegenüber die Aufgabe, das Haar in der Kopfhaut zu verankern. Die Nervenenden in den Haarfollikeln dienen dabei gleichzeitig dem Tastsinn und der Bewegung der sympathischen Haarbalgmuskeln.

Lymphfollikel haben dagegen immunologische Funktion. In ihnen findet die Vermehrung und die Differenzierung von B-Lymphozyten statt. Die B-Lymphozyten werden in den Follikeln zu Plasmazellen. Nach einem Antigenkontakt vermehren sich in den Lymphfollikeln die B-Lymphozyten zunächst mitotisch und differenzieren sich schließlich. So tritt die charakteristische Verteilung verschiedener Entwicklungsstadien ein. Die Lymphfollikel gelten zu diesem Zeitpunkt als aktiviert. Alle Zellen im Keimzentrum sind aktivierte Lymphozyten, die über Zentrozyten zu Plasmazellen werden.


Krankheiten

Alle Follikel des menschlichen Körpers können von Erkrankungen betroffen sein. Beim polyzystischen Ovarialsyndrom bleiben die Eizellen zum Beispiel im Follikel des Eierstocks. Daher vergrößert sich das Follikel zystenartig und die Fruchtbarkeit der betroffenen Frau ist beeinträchtigt.

Akne und erhöhte Blutfettwerte können sich wegen der hormonellen Fehlregulierungen als Symptome einstellen. Auch Zyklusstörungen sind ein häufiges Symptom dieser Erkrankung. Bezüglich der Haarfollikel ist die Haarwurzelentzündung eine der nennenswertesten Erkrankungen. Diese sogenannte Follikulitis wird meist durch den Erreger Staphylococcus aureus ausgelöst. Dieses Bakterium gehört zur gesunden Hautflora. Allerdings produziert es giftige Exotoxine. Wenn diese Gifte in die Follikel eindringen, verursachen sie dort eine Entzündung. Auch andere Bakterien und sogar Pilze können eine Follikulitis verursachen.

Speziell im Follikeltrichter entstehen Haarwurzelentzündungen. Bläschen und Knötchen mit gelblich-grünem Eiter bilden sich. Die betroffenen Stellen jucken und sind schmerzempfindlich. Später kann sich aus der Entzündung ein Forunkel entwickeln. Die Brill-Symmersche Erkrankung ist dagegen eine Krankheit der Lymphfollikel. Sie äußert sich in einer Hyperplasie. Drüsenschwellungen und Stenosen können die Folge sein. Zum Teil wandern die hyperplastischen Follikel auch in Organe ein, in denen sie eigentlich nicht anzutreffen sind.

Im Zusammenhang mit den Follikeln der Schilddrüse ist als Krankheit vor allem die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis zu nennen, die durch immunologische Angriffe Stück für Stück die Follikel zerstört. Hormonelle Störungen können sich als eine Folge einstellen.

Quellen

  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Tortora, G.J., Derrickson, B.H.: Anatomie und Physiologie. Wiley-Blackwell, Oxford 2006
  • Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010

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