Plasmazellen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Plasmazellen entstehen aus B-Zellen und sind somit Bestandteile des Immunsystems. Bei dieser Zellform handelt es sich um ein terminales Stadium der nicht mehr teilungsfähigen B-Zellen, das zur Produktion von Antikörpern in der Lage ist. Bei Erkrankungen wie dem multiplen Myelom vermehren sich entartete Plasmazellen auf bösartige Weise.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Plasmazellen?

Plasmazellen sind aktivierte B-Zellen. Ihre Aktivierung ist durch den Kontakt mit einem bestimmten Antigen erfolgt. Über das Stadium des Plasmablasten ist aus der B-Zellen nach der Aktivierung die Plasmazelle geworden.
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Plasmazellen sind Blutzellen, die auch als reife B-Lymphozyten bezeichnet werden. Wie die T-Lymphozyten gehören sie zum Immunsystem. Alle Lymphozyten sind weiße Blutkörperchen, also Leukozyten, die vor allem für die Immunantwort eine Rolle spielen. Sie produzieren und sekretieren Antikörper. Als sogenannte Effektorzellen sind sie das Produkt aus dem letzten Differenzierungsstadium der B-Zellreihe.

Anders als B-Zellen sind Plasmazellen nicht mehr zur Teilung fähig. Sie wandern über das Blut ins Knochenmark ein, wo sie von den Stromazellen versorgt werden. Die Produktion und Sekretion von Antikörpern setzen sie dort fort. Nach der letzten Teilung wird eine Teil der B-Lymphozyten zu sogenannten B-Gedächtniszellen, die für das immunologische Gedächtnis und damit die Lernfähigkeit des menschlichen Immunsystems relevant sind. Plasmazellen werden aus den B-Lymphozyten, die sich nach der letzten Teilung nicht in Gedächtniszellen verwandelt haben. Die Funktion der Plasmazellen hat die Immunologin Astrid Fagraeus im 20. Jahrhundert erstmals beschrieben.

Anatomie & Aufbau

Plasmazellen sind aktivierte B-Zellen. Ihre Aktivierung ist durch den Kontakt mit einem bestimmten Antigen erfolgt. Über das Stadium des Plasmablasten ist aus der B-Zellen nach der Aktivierung die Plasmazelle geworden. Die Zellen sind von rundlicher bis ovaler Gestalt. Sie weisen einen zehn bis 18 µm großen Durchmesser auf. Aufgrund dieses geringen Durchmessers können sie sich in den dünnsten Verästelungen der Blutbahnen fortbewegen.

Statt granuliert ist ihr Zytoplasma basophil. Diese Endform der B-Zellen enthält verhältnismäßig viel Zytoplasma. Durch zahlreiche Schichten des endoplasmatischen Retikulums können Plasmazellen besonders viele Antikörper synthetisieren. In exzentrischer Lage besitzen sie einen sogenannten Radspeicherkern. Weil sie anders als ihre Vorformen kein MHC-II präsentieren sie den T-Helferzellen keine Signale. Dafür drücken sie noch in geringer Zahl Oberflächen-Immunglobuline aus.

Funktion & Aufgaben

B-Zellen repräsentieren ein bestimmtes Antigen. Wenn diese Zellen in den Lymphknoten spezialisierte T-Helferzellen treffen, deren Spezialisierung zu ihrer Antigenrepräsentation passt, kommt es zu einer Aktivierung der B-Zellen. Ein solches Zusammentreffen kann nur nach dem unmittelbaren Kontakt mit einem bestimmten Antigen stattfinden. Auf diese Weise werden die B-Zellen zu Plasmazellen, die selbst Antikörper produzieren. Manche dieser Plasmazellen begeben sich zurück in die primären Lymphfollikel. Sie bilden dort das Keimzentrum aus.

Die Ausbildung zum Keimzentrum können Plasmazellen allerdings nur vornehmen, wenn sie durch eine T-Zelle aktiviert wurden. Bei einer Aktivierung unabhängig von T-Zellen vollziehen die B-Zellen keinen Isotypenwechsel. Sie produzieren ausschließlich Antikörper des IgM-Typen und können sich nicht zu B-Gedächtniszellen entwickeln. B-Zellen im Keimzentrum wechseln ihren Isotypen und werden zu Plasmazellen, die höchst affine Antikörper in verschiedenen Klassen der Immunglobuline herstellen. Ein Anteil dieser Zellen wird zu B-Gedächtniszellen, durch die dem Organismus Informationen über die spezifischen Antigene bereitgestellt werden.

Da die Gedächtnis-Zellen sich bei erneutem Zusammentreffen mit einem Antigen an den ersten Kontakt erinnern, lassen sie sich schneller aktivieren und sorgen für eine effektivere Immunantwort. Plasmazellen mit höchst affinen Antikörpern aus verschiedenen Klassen machen sich auf die Reise ins Knochenmark. Dort werden sie von den Stromazellen versorgt und können auf diese Weise für eine gewisse Zeit Antikörper abgeben. Durch ihre jeweilige Expression sind menschliche Plasmazellen durch die Oberflächenmarker CD19, CD38 und CD138 charakterisierbar.


Krankheiten

Die bekannteste Erkrankung der Plasmazellen ist das multiple Myelom, das auch als Plasmazytom bezeichnet wird. Beim multiplen Myelom entarten die Plasmazellen und es kommt zu einer bösartigen Vermehrung. Es handelt sich bei dieser Erkrankung um eine Krebserkrankung des Knochenmarks. Normalerweise produzieren die entarteten Zellen bruchstückhaft noch immer Antikörper. Die Antikörper sind miteinander absolut identisch. Der Krakheitsverlauf kann äußerst unterschiedlich ausfallen. Während einige Formen dieser Erkrankung lediglich als Krebsvorstufen zu charakterisieren sind, sind andere hochgradig bösartig und verlaufen in aller Regel in kürzester Zeit letal.

Knochenschmerzen, Knochenbrüche und eine langsame Auflösung der Knochensubstanz durch die bösartigen Antikörper sind die wichtigsten Symptome. Im Serum ist das Calcium erhöht und die roten Blutkörperchen sind erniedrigt. Die entarteten Antikörper lagern sich in den Organen und im Gewebe ab und können Erscheinungen wie Nierenversagen hervorrufen. Abgesehen von Erkrankungen, die die Plasmazellen selbst betreffen, kann der Plasmazellwert dem Arzt verschiedene andere Krankheiten und Beschwerden signalisieren. Bei chronischem Alkoholmissbrauch lassen sich zum Beispiel zu hohe Werte im Serum feststellen.

Bei einer Syphilis der großen Lymphgefäße ist die Konzentration der Plasmazellen dagegen erniedrigt. Vermutlich stehen auch die IgG4-assoziierten Erkrankungen mit den Plasmazellen in Verbindung. Dabei handelt es sich entweder um eine Autoimmunerkrankung oder um eine allergische Reaktion. Abschließend wurde die Erkrankung bislang noch nicht erforscht. Die Vermehrung von IgG4-positiven Plasmazellen im Organgewebe konnte aber als Krankheitskriterium beobachtet werden. Das befallene Organ entzündet sich daraufhin und knotige Veränderungen entstehen, die durch eine Fibrose ausgelöst werden. Meist liegt begleitend zu diesen Erscheinungen starkes Fieber vor.

Quellen

  • Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007
  • Kreuzer, K. A.: Referenz Hämatologie. Thieme, Stuttgart 2018
  • Schänzler, N., Bieger, W.P.: Laborwerte. Gräfe und Unzer, München 2009

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