Staphylococcus aureus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Art von Bakterien hat sich wie keine andere Art von Bakterien einen Namen in der Behandlung von Krankheiten und Resistenzen gegen Antibiotika gemacht: Der Staphylococcus aureus. Dieser Keim ist bei den meisten Menschen ein ganzes Leben lang auf den Schleimhäuten anzutreffen als ein harmloser Hautbesiedler. Doch wenn ein geschwächtes Immunsystem und viele von diesem Keim erlebte Antibiotikatherapien zusammen kommen, kann dieses Bakterium zu einer Herausforderung bis an die Grenzen der Medizin werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Staphylococcus aureus?

In den meisten Fällen kann der Staphylococcus aureus keine Anzeichen einer Erkrankung auslösen.
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Das Bakterium Staphylococcus aureus zeigt sich unter dem Mikroskop ein kugelförmiges Bakterium mit einer dicken im Gram-Test anfärbbaren Zellwand. Häufig in einer Traubenform angeordnet, ist dieses Bakterium dafür bekannt, sich selten aktiv zu bewegen und keine Sporen zum besseren überstehen von harten äußeren Bedingungen zu bilden.

Es misst knapp einen Mikrometer an Länge und ist beinahe überall in der Natur anzutreffen, beim Menschen auf der Hautoberfläche und bei mehr als drei Viertel aller Menschen auch in den oberen Atemwegen. Unter normalen Bedingungen vermag dieses Bakterium alleine keine Krankheitssymptome auszulösen.

Unbemerkt bildet der Staphylococcus aureus zusammen mit anderen Bakterien einen Schutzschirm auf der Haut des Menschen und hat dabei die Funktion, keinen Platz zum Ansiedeln von gefährlicheren Stämmen von Bakterien auf der Haut zu lassen.

Vorkommen & Vermehrung

Staphylococcus aureus ist ein Bakterium, das sowohl in der Umwelt als auch als Teil der normalen menschlichen Mikroflora vorkommt. Es wird hauptsächlich in der Nasenhöhle, auf der Haut und im Rachen von Menschen gefunden. Rund 30 % der Menschen sind Träger von S. aureus, was bedeutet, dass sie das Bakterium auf ihrer Haut oder in ihren Nasen tragen, ohne Symptome einer Infektion zu zeigen.

Vorkommen und Vermehrung: Das Bakterium vermehrt sich am besten in warmen, feuchten Umgebungen und ist in der Lage, auf einer Vielzahl von Oberflächen zu überleben. In Krankenhäusern ist S. aureus ein bekannter Erreger nosokomialer Infektionen, da er auf medizinischen Geräten, Bettwäsche und anderen Oberflächen überleben kann. Im menschlichen Körper vermehrt es sich, indem es sich an Gewebe bindet und es durch die Freisetzung von Toxinen schädigt.

Infektionen und Krankheiten: S. aureus kann eine Reihe von Infektionen beim Menschen verursachen, von leichten Hautinfektionen wie Furunkeln und Abszessen bis hin zu schwerwiegenderen Infektionen wie Lungenentzündung, Endokarditis und Sepsis. Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) ist eine besonders gefährliche Form, da sie gegen viele gängige Antibiotika resistent ist.

Übertragung: S. aureus wird hauptsächlich durch direkten Kontakt mit infizierten Personen oder kontaminierten Oberflächen übertragen. Die Übertragung kann auch über Tröpfchen in der Luft erfolgen, insbesondere in überfüllten Umgebungen wie Krankenhäusern.

Gesundheitliche Auswirkungen: Die gesundheitlichen Auswirkungen variieren von milden Hautinfektionen bis zu lebensbedrohlichen Erkrankungen, insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Der Missbrauch von Antibiotika hat zur Entwicklung resistenter Stämme beigetragen, die die Behandlung erschweren.

Um Infektionen vorzubeugen, sind eine gute Hygiene, die Desinfektion von Wunden und die richtige Verwendung von Antibiotika wichtig.

Bedeutung & Funktion

Dieser Schutzschirm von Bakterien zählt zu einen der wichtigsten Systeme zur Abwehr von Krankheitserregern im menschlichen Körper. Das Abwehrsystem des menschlichen Körpers kann sich zwar in den meisten Fällen gut zur Wehr setzen gegen Krankheitserregern aller Art.

Die meisten möglichen Krankheitserreger werden jedoch durch die natürlichen Schutzbarrieren an der Haut des Menschen abgewehrt. Ohne eine funktionierende Haut als Schutzhülle gegen die Bakterien könnte sich das Abwehrsystem des Körpers sich nicht erfolgreich gegen eine Invasion an Bakterien aller Art verteidigen. Die Hautoberfläche zählt damit zu den wichtigsten Bestandteilen des Abwehrsystems gegen Krankheitserreger.

Wenn die Haut zu stark gewaschen oder sogar gründlich desinfiziert wird, kann dieser Schutzfilm von Bakterien zu stark ausgedünnt werden. Als Folge können sich dann andere Arten von Bakterien auf der Haut ansiedeln und leichter in den Körper eindringen und so schwere Krankheiten verursachen.

Auch bei lebensfeindlichen Umweltbedingungen kann der Staphylococcus aureus über längere Zeit am Leben bleiben. Erst ab Temperaturen über 60 Grad Celsius reichen aus, um den Staphylococcus aureus abzutöten. In einer trockenen Umgebung überlebt das Bakterium häufig mehrere Monate lang. Durch seine Fähigkeit, auch in säurereichen Umgebungen zu überleben, kann dieser Krankheitserreger auch die Passage durch den Magen überstehen. Es sind vor allem diese Eigenschaften zum Überleben in ungünstigen Umgebungen, die diesen Staphylococcus aureus zu einem in den Krankenhäusern weit verbreiteten Bakterium machen.


Ansteckung & Übertragung

Staphylococcus aureus kann auf verschiedene Weisen auf den Menschen übertragen werden:

Direkter Kontakt: Die häufigste Art der Übertragung ist durch direkten Hautkontakt mit einer infizierten Person oder einem asymptomatischen Träger. Dies geschieht oft bei engem Kontakt in Haushalten oder Gemeinschaftseinrichtungen.

Kontaminierte Oberflächen: Das Bakterium kann auf Oberflächen und Gegenständen überleben und Menschen können sich infizieren, wenn sie solche kontaminierten Gegenstände berühren und anschließend ihre Augen, Nase oder offene Wunden anfassen.

Atemtröpfchen: In einigen Fällen, insbesondere bei bestimmten Stämmen wie MRSA, kann das Bakterium durch Tröpfchen, die beim Husten oder Niesen freigesetzt werden, übertragen werden.

Medizinische Eingriffe: In Krankenhäusern kann sich S. aureus über infizierte medizinische Geräte, Wunden oder chirurgische Eingriffe ausbreiten.

Meldepflicht in Deutschland: In Deutschland besteht gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) eine Meldepflicht für S. aureus, wenn dieser eine Infektion mit invasivem Verlauf verursacht, insbesondere wenn es sich um MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) handelt. Ärztinnen und Ärzte sowie Laboratorien sind verpflichtet, solche Fälle an das zuständige Gesundheitsamt zu melden. Dies dient dazu, Ausbrüche frühzeitig zu erkennen, zu überwachen und Maßnahmen zur Eindämmung zu ergreifen.

Präventionsmaßnahmen:

Gute Hygiene: Häufiges Händewaschen und Desinfizieren.

Sauberkeit: Regelmäßige Desinfektion von Oberflächen.

Schutzmaßnahmen im Gesundheitswesen: Verwendung von Schutzkleidung, Sterilisation von Geräten.

Vorsicht bei Wunden: Offene Wunden sollten gereinigt und abgedeckt werden, um das Eindringen von Bakterien zu verhindern.

Die Einhaltung dieser Maßnahmen kann dazu beitragen, die Ausbreitung von S. aureus und insbesondere von resistenten Stämmen zu verhindern.

Krankheiten

In den meisten Fällen kann der Staphylococcus aureus keine Anzeichen einer Erkrankung auslösen. So kann dieses Bakterium das ganze Leben des Menschen lang die Schleimhäute und die Haut besiedeln, ohne für den Menschen bemerkbar zu sein.

Wenn der Keim durch günstige Umstände eine Gelegenheit bekommt, in direkt in das Innere des Körpers zu gelangen, kann dieser Keim zu bestimmten Erkrankungen führen. Dies kann etwa bei einer abgeschwächten Immunabwehr, der Zuckerkrankheit, Schäden an der Haut wie bei der Schuppenflechte oder der Neurodermitis oder auch bei Hautverletzungen wie durch Unfälle, Operationen oder die Einlage von Kathetern der Fall sein.

Häufig kann der Staphylococcus aureus in diesen Fällen Hautentzündungen wie Furunkel und Karbunkel oder Muskelerkrankungen wie die Pyomyositis hervorrufen. In einigen Fällen kann das Bakterium jedoch auch lebensbedrohlichen Krankheiten wie eine Blutvergiftung, Lungenentzündung, das sogenannte Toxische Syndrom (TTS) oder Endokarditis hervorrufen.

Wegen der langen Überlebenszeit des Bakteriums kann der Staphylococcus aureus schnell Resistenzen entwickeln. Wenn der Keim mehrere Resistenzen erworben hat, sind diese Keime sind sie besonders schwer zu behandeln, da sie auf weniger und weniger Antibiotika empfindlich reagieren. Diese wenigen Antibiotika können jedoch oft ein ungünstiges Wirkungsprofil haben.

Therapie & Resistenz

Eine Infektion mit Staphylococcus aureus beim Menschen kann je nach Schweregrad und Art der Infektion unterschiedlich behandelt werden:

Topische Antibiotika: Bei oberflächlichen Hautinfektionen wie Furunkeln oder Abszessen werden oft topische Antibiotika oder antiseptische Cremes verwendet.

Orale Antibiotika: Leichte bis mittelschwere Infektionen, einschließlich Haut- und Weichteilinfektionen, können mit oralen Antibiotika wie Cephalexin, Clindamycin oder Doxycyclin behandelt werden.

Intravenöse Antibiotika: Schwere Infektionen, wie Sepsis, Endokarditis oder Lungenentzündung, erfordern intravenöse Antibiotika wie Vancomycin oder Linezolid.

Chirurgische Intervention: Bei Abszessen oder anderen infektiösen Gewebsansammlungen kann ein chirurgischer Eingriff zur Drainage notwendig sein.

Komplikationen und Resistenzen:

MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus): Ein erheblicher Teil der S. aureus-Infektionen sind auf MRSA zurückzuführen, ein Stamm, der gegen viele gängige Antibiotika resistent ist, einschließlich Methicillin. Die Behandlung solcher Infektionen ist oft kompliziert und erfordert spezielle Antibiotika wie Vancomycin.

VRSA (Vancomycin-resistenter Staphylococcus aureus): Ein noch seltenerer, aber besorgniserregender Stamm ist VRSA, der gegen Vancomycin resistent ist, eines der letzten Mittel gegen MRSA. Die Behandlung solcher Infektionen ist sehr schwierig und erfordert oft Kombinationen verschiedener Antibiotika.

Komplikationen: Ohne adäquate Behandlung können Infektionen mit S. aureus zu schwerwiegenden Komplikationen führen, darunter:

  • Sepsis: Eine lebensbedrohliche Reaktion des Körpers auf die Infektion.
  • Endokarditis: Eine Infektion der Herzklappen.
  • Lungenentzündung: Eine Infektion der Lunge, die besonders bei immungeschwächten Patienten schwerwiegend sein kann.

Es ist wichtig, Infektionen frühzeitig zu erkennen und die Behandlung schnell zu beginnen, um die besten Ergebnisse zu erzielen und die Entwicklung von Resistenzen zu minimieren.

Vorsorge & Prävention

Staphylococcus aureus kann schwerwiegende Infektionen verursachen, weshalb präventive Maßnahmen entscheidend sind, um sich und andere zu schützen.

1. Hygienepraktiken:

Händewaschen: Regelmäßiges und gründliches Waschen der Hände mit Wasser und Seife, besonders nach Kontakt mit potenziell kontaminierten Oberflächen.

Desinfektion: Verwendung von alkoholbasierten Desinfektionsmitteln, besonders nach dem Berühren von öffentlichen Flächen oder vor dem Essen.

2. Wundversorgung:

Abdecken von Wunden: Kleinere Schnitte, Schürfwunden oder Kratzer sollten sauber gehalten und mit einem Pflaster abgedeckt werden, um Infektionen zu verhindern.

Wundreinigung: Bei Verletzungen ist eine sofortige Reinigung mit Wasser und Seife sowie eine antiseptische Behandlung ratsam.

3. Vermeidung von Kontakt mit Infizierten:

Direkter Kontakt: Vermeiden Sie engen Kontakt mit Menschen, die an aktiven S. aureus-Infektionen leiden.

Kontaminierte Oberflächen: Seien Sie vorsichtig beim Umgang mit gemeinsamen Gegenständen, insbesondere in öffentlichen oder medizinischen Einrichtungen.

4. Gesundheitsversorgung:

Medizinische Einrichtungen: Krankenhäuser und Arztpraxen sollten strikte Hygieneprotokolle befolgen, um die Verbreitung von S. aureus zu verhindern.

Frühe Diagnose: Bei Symptomen wie Hautläsionen, Fieber oder Schmerzen ist eine frühzeitige medizinische Abklärung wichtig.

5. Antibiotikaanwendung:

Vernünftige Antibiotikaverwendung: Antibiotika sollten nur nach Verschreibung durch einen Arzt und entsprechend den Anweisungen eingenommen werden, um die Entstehung resistenter Stämme zu verhindern.

6. Persönliche Schutzmaßnahmen:

Eigenes Handtuch und Rasierer: Teilen Sie keine persönlichen Gegenstände, insbesondere Handtücher oder Rasierer, um eine Übertragung zu vermeiden.

7. Impfstoffforschung:

Forschung und Entwicklung: Die Wissenschaft arbeitet an einem Impfstoff gegen S. aureus, der in Zukunft eine weitere präventive Maßnahme darstellen könnte.

Diese Vorsichtsmaßnahmen sind besonders wichtig für Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder chronischen Krankheiten, da sie anfälliger für Infektionen sind.

Quellen

  • Alberts, B. et al: Molekularbiologie der Zelle. Wiley-VCH, Weinheim 2003
  • Darai, G., Handermann, M. et al: Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2011
  • Wiedenmann, M.: Hygiene im Rettungsdienst. Urban & Fischer, München 2011

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