Fornix cerebri
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Fornix cerebri gehört zum limbischen System und bildet eine gekrümmte Projektionsbahn zwischen den Mamillarkörpern (Corpora mamillara) und dem Hippocampus. Der Fornix cerebri lässt sich in vier Bereiche unterteilen und besteht aus Fasern der Riechbahn. Er steht mit dem Abruf von Erinnerungen in Verbindung, weshalb Schäden am Fornix cerebri zu entsprechenden Gedächtnisstörungen führen.
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Was ist der Fornix cerebri?
Der Fornix cerebri besteht aus Nervenfasern, die als Bahn durch das Großhirn (Telencephalon) verlaufen. Er ist auch als Hirngewölbe bekannt und weist die Form einer Sichel auf.
Die Neurologie rechnet den Fornix cerebri zum limbischen System, das unter anderem für Emotionen, Gedächtnis, Antrieb und einige vegetative Aufgaben verantwortlich ist. Zum limbischen System gehören verschiedene Hirnstrukturen, die keine in sich geschlossene anatomische Einheit bilden, sondern in einem funktionalen Netzwerk zusammengeschlossen sind. Zwei dieser Strukturen sind der Mamillarkörper (Corpus mamillare) und der Hippocampus. Die weiße Substanz des Fornix cerebri stellt eine Verbindung zwischen diesen beiden Hirnregionen her. Dabei fungiert der Hippocampus als Ausgangspunkt.
Der Fornix cerebri ist ein Nachbar des Septum pellucidum, das sich am Vorderhorn des Seitenventrikels befindet. Darüber hinaus grenzt der Fornix cerebri an die obere Kante des dritten Hirnventrikels (Ventriculus tertius cerebri). Dieser Hohlraum liegt im Zwischenhirn (Diencephalon) und ist mit Flüssigkeit gefüllt, die im Plexus chorioideus entsteht.
Anatomie & Aufbau
Im vorderen (anterioren) Bereich teilt sich das Corpus in die beiden Columnae, die sich symmetrisch auf der rechten und linken Seite befinden. Die Anatomie kennt sie auch als Fornixpfeiler. In der rechten und linken Hirnhälfte besitzen sie denselben Aufbau und lassen sich noch einmal in zwei Teile unterscheiden. Die Pars tecta liegt unter einer Gewebeschicht, die vom Hypothalamus ausgeht, wohingegen die Pars libera an das Foramen interventriculare angrenzt. Dieses verbindet das Seitenventrikel mit dem 3. Hirnventrikel, den die Pars libera außerdem durchquert.
Im hinteren (posterioren) Teil teilt sich das Corpus des Fornix cerebri ebenfalls in einen rechten und linken Teil, nämlich in die Crura fornicis oder Fornixschenkel. Ihre Krümmung biegt sie gleichzeitig nach unten und nach außen, von der Längsachse des Gehirns weg. Die Crura repräsentieren den längsten Abschnitt des Fornix cerebri.
Zwischen den Crura spannen sich die Fäden der Commissura fornicis, die der hippocampalen Kommissur entspricht. Das Band ist außerdem auch als Taenia bekannt.
Funktion & Aufgaben
Seine Aufgaben scheinen vor allem das Langzeitgedächtnis zu betreffen, da Personen mit durchtrenntem Fornix cerebri Schwierigkeiten haben, sich detailliert an Ereignisse zu erinnern.
Zu dieser Beobachtung passt auch die Anatomische Verbindung der gekrümmten Hirnstruktur. Der Fornix cerebri hat seinen Ursprung am Hippocampus, der sowohl für das Langzeitgedächtnis als auch für das Kurzzeitgedächtnis von Bedeutung ist. Darüber hinaus beteiligt er sich an der Verknüpfung verschiedener Gedächtnisinhalte sowie der räumlichen Orientierung.
Die Fasern des Fornix cerebri entspringen dem Teil der kortikofugalen Riechbahn, der vom Uncus und dem Pes hippocampi gebildet wird. Als Projektionsbahn leitet der Fornix cerebri Nervensignale an das Corpus mamillare weiter. Das Corpus mamillare gehört wie der Hippocampus und der Fornix cerebri zum limbischen System, zu dessen Aufgaben nicht nur Gedächtnisfunktionen gehören, sondern auch emotionale Prozesse, Antrieb und vegetative Aufgaben. Bei den Fornix-Fasern, die zum Corpus mamillare ziehen, handelt es sich um die postkommissuralen Fasern (nach der Commissura). Andere Fasern, die präkommissuralen Fasern, erstrecken sich hingegen bis zum Nucleus septales und Nucleus accumbens.
Krankheiten
Solche Läsionen am Fornix cerebri können beispielsweise bei der Entfernung eines Tumor eintreten. Als Folge treten typischerweise Gedächtnisprobleme auf, die mit dem Langzeitgedächtnis in Zusammenhang stehen. Betroffenen fällt es schwer, Erinnerungen an Ereignisse, die vor der Schädigung stattfanden, aus dem Gedächtnis abzurufen. Vor allem detaillierte Erinnerungen erweisen sich dabei als Problem. Die Gedächtnisstörung stellt jedoch oft keine vollständige Amnesie dar und auch andere Gedächtnisfunktionen sind nicht zwingend beeinträchtigt.
In einer Einzelfallstudie stellten Calabrese und Kollegen 1995 außerdem die Folgen einer Läsion an den beiden Columnae fornicis bei einem jugendlichen Patienten fest. In diesem Fall konnten sie eine anterograde Amnesie beobachten, jedoch keine retrograde Amnesie. Die anterograde Amnesie ist dadurch gekennzeichnet, dass Betroffene neue Erinnerungen nicht oder nur eingeschränkt abrufen können. Gleichzeitig zeigten andere kognitive Fähigkeiten (Intelligenz, Aufmerksamkeit und Konzentration) keine Auffälligkeiten. Auch die Leistungen des Kurzzeitgedächtnisses waren in diesem Fall nicht beeinträchtigt. Daraus lässt sich ableiten, dass die Art der Beschwerden, die mit dem Fornix cerebri im Zusammenhang stehen, unter anderem vom Ort der Schädigung abhängen.
Quellen
- Lang, F., et al.: Basiswissen Physiologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2007
- Lohr, M., Keppler, B. (Hrsg.): Innere Medizin – Kompendium für Studium und Klinik. Urban & Fischer, München 2005
- Weniger, W.: Gehirn und Nervensystem. Facultas, Wien 2019