Großhirn

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Großhirn ist der größte Teil des Gehirn. Es besetzt den oberen Teil der Schädeldecke und besteht aus zwei ovalen Halbkugeln. Jeder Bereich dieses komplexen Nervensystems führt eine spezifische und ebenfalls komplexe Funktion aus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Großhirn?

Das Großhirn besteht aus vier Lappen, die unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Sie kontrollieren die Gedanken, Sinne und Bewegungen des Menschen.
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Das Großhirn wird auch Endhirn, oder im lateinischen Cerebrum genannt. Hierbei handelt es sich um den größten und evolutionär den neusten Teil des humanen Gehirns. Es besetzt den oberen Abschnitt der Schädelhöhle. Mit Ausnahme der Medulla (lateinisch für "verlängertes Mark"), des Pons(lateinisch "Brücke") und des Kleinhirns, besteht es praktisch aus allen Teilen innerhalb des Schädels. Die beiden Hemisphären sind in der Mitte längs gespalten und unterhalb durch das Corpus Callosum, den Hirnbalken, verbunden.

Diese beiden Hirnhälften kommunizieren mit dem Hirnstamm. Die Oberfläche des Cerebrums wird Großhirnrinde genannt und ist mit vielen Hirnwindungen, also Furchen übersät. Werden diese starken Windungen ausgebreitet, so vergrößert sich die Oberfläche immens. Der Schädel besteht aus mehreren zusammengewachsenen Knochen.

Unterhalb dieser Knochenteile bilden sich Hirnlappen, die nach den oberhalb liegenden Knochen benannt sind. Im Endhirn werden motorische und sensorische Funktionen sowie geistige Aktivitäten gesteuert. Zu den geistigen Aktivitäten zählen Dinge wie Wahrnehmung, Vorstellung, Urteilsvermögen, Vernunft und Entscheidungsfindung. Bei jeder Funktion und Tätigkeit werden eine Vielzahl von elektrischen Wellen erzeugt. Als Elektroenzephalogramm können diese aufgezeichnet werden, um so Störungen zu lokalisieren, oder einen Hirntod festzustellen.

Anatomie & Aufbau

Das Cerebrum gehört zu dem zentralen Nervensystem und ist in diesem die größte Komponente. Es besteht aus einer rechten und linken Hirnhälfte, den Hemisphären. Diese werden unterhalb durch das Corpus Callosum verbunden, damit sie miteinander kommunizieren können. Das zu der weißen Substanz gehörende Corpus Callosum besteht aus einem dicken Bündel Nervenfasern.

Jede dieser Hemisphären ist unterteilt in vier weiteren Hirnlappen: dem Stirn-, Schläfen-, Hinterhaupt- und Scheitellappen. Die Stirn- und Scheitellappen werden durch die Zentralfurche voneinander getrennt. Diese grenzt auch den vorderen Motorcortex vom hinteren somatosensorischen Cortex ab. Unterhalb werden die Stirn- und Scheitellappen durch die sylvische Furche von den seitlichen Schläfenlappen getrennt.

Ebenso werden die Scheitellappen von den Hinterhauptlappen mit Hilfe einer Furche voneinander unterschieden. Das Großhirn besteht sowohl aus einer äußeren grauen Hirnrinde, als auch aus einem inneren weißen Hirnmark. Die äußere Rinde ist eine gefaltete Substanz und ähnelt einer Walnuss. Sie besteht aus vielen Neuronen, dessen Nervenfasern in den Hirnmark ragen. Diese Nervenfasern sind mit Myelin umhüllt und verleihen die charakteristische weiße Färbung.

Funktion & Aufgaben

Das Großhirn besteht aus vier Lappen, die unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Sie kontrollieren die Gedanken, Sinne und Bewegungen des Menschen. Das Corpus Callosum leitet Nachrichten zwischen den beiden Hirnhälften.

Die rechte Hälfte des Gehirns steuert die linke Seite des Körpern und die linke Hälfte die rechte Seite des Körpers. Der Stirnlappen befindet sich wie der Name schon sagt im Bereich der Stirn. Er verfügt über einen präfrontalen und motorischen Cortex. Hier werden Aktivitäten wie Emotionen, Kreativität, Planung, Urteilsvermögen, Bewegung und Problemlösungen gesteuert.

Der präfrontale Cortex ist für höhere geistige Aufgaben verantwortlich und spiegelt somit die Persönlichkeit und Kultur eines Menschen wieder. Im primären motorischen Cortex werden freiwillige Bewegungen kontrolliert. Einen besonders großen Raum besetzen die Bewegungen der Gesichtsmimik und die der Hände. Hinter dem Stirnlappen befindet sich auf der oberen Seite des Gehirns der Scheitellappen.

In diesem Bereich werden die Sinne von Geschmack, Druck, Temperatur, Berührungen und Schmerz gelenkt. Der Schläfenlappen ist auf der rechten sowie linken Seite hinter den Schläfen zu finden. Dieser Teil spielt für die meisten Hör- und Sprachfunktionen eine große Rolle. Ebenso für Emotionen und Lernprozesse. Der Hinterhauptlappen liegt auf der hinteren unteren Seite des Endhirns. Dieser Lappen steuert Visionen und besitzt die Fähigkeit, Objekte zu erkennen. Die Netzhaut des Auges sendet Signale zu diesem Teil des Hirns, die dann zu Bildern verarbeitet werden.


Krankheiten & Beschwerden

Da alle vier Hirnlappen unterschiedliche Funktionen und Aufgaben erfüllen, fallen die Symptome bei einer Schädigung dieser Bereiche auch unterschiedlich aus. Die Frontallappen sind für die Emotionen und für die Persönlichkeit eines Menschen verantwortlich. Wird ein Teil dieses Hirnareals durch einen Unfall, oder Tumor zerstört, so kann sich auch der Charakter eines Menschen verändern.

In einigen Fällen kommt es zu pseudo-depressiven Störungen. Der Betroffene zeigt wenig Emotionen, ist antriebslos und hat ein vermindertes Verlangen nach sozialen Kontakten und sexuellen Interaktionen. In anderen Fällen ist der Patient pseudo-psychopathisch. Das soziale und sexuelle Verlangen ist hemmungsloser und verstärkter ausgeprägt. Die motorischen Bewegungen unkontrolliert.

Weitere Erkrankungen des Großhirns können das Gefäßsystem betreffen. Nach einem Schlaganfall werden die grauen Zellen eines entscheidenden Teils unzureichend mit Sauerstoff versorgt. Ein Sauerstoffmangel führt zum Absterben dieser Zellen. Je nach Schwere und Dauer der Durchblutungsstörung kann dieser Bereich des Hirns die Funktion dauerhaft, oder kurzzeitig nicht erfüllen.

Dies kann zu Lähmungen der Extremitäten auf der gegenüberliegenden Körperseite, oder zu Sprech- und Sehstörungen führen. Ein hängender Mundwinkel, oder eine raushängende Zunge sind ebenfalls sehr charakteristisch für diesen Zustand. Ein erhöhter Druck innerhalb des Schädels durch eine erhöhte Hirnflüssigkeit kann zu Problemen beim Gehen und zu einer Demenz führen. Dies ist der Fall bei einem Hydrocephalus. Auch Infektionen wie die Meningitis, Encephalitis, oder ein Hirnabszess sind bekannt und können gravierende Beschwerden verursachen. Ebenso wie die Epilepsie, Tumoren, Autoimmunerkrankungen und degenerative Veränderungen wie Alzheimer.

Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Weniger, W.: Gehirn und Nervensystem. Facultas, Wien 2019

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