Frühjahrsmüdigkeit bekämpfen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Über Gesundheit im Frühling sprechen und bei saisonbedingten Sorgen saisongebundene Ratschläge geben zu müssen, ist mit der ersten Ultraviolettstrahlung, so heißt nämlich der biologisch besonders aktive Anteil der Frühjahrssonne - bei Licht besehen - auch für einen Arzt einigermaßen schwierig. Hören Sie einmal die Stichworte und urteilen Sie selbst: Frühjahrssterblichkeit und Frühjahrstraurigkeit, Frühjahrsheiterkeit und Frühjahrsmüdigkeit, Frühjahrskur, Frühjahrsmode, Frühjahrshut. Ein thematischer Wirrwar, um aus der Haut zu fahren.
Der Frühling verändert uns
Da aber keiner aus seiner Haut kann und das Durcheinander zudem nur scheinbar, in Wirklichkeit jedoch ein getreues Spiegelbild der Jahreszeit ist, sei mutig begonnen, ihren Geist damit vertraut zu machen, wie Sie ihren Körper mit Umsicht und Geschick wohlbehalten durch den stürmischen Frühling steuern können.
Um ein neues Beginnen geht es jetzt allenthalben in der Natur, und die Volksweisheit kennt dafür eine Fülle von Beispielen mit tiefem Symbolgehalt. Schon etliche Wochen vor dem 21. März, dem mit Tag- und Nachtgleiche aufwartenden kalendarischen Frühlingsanfang, am Sonntag Oculi nämlich, gehen seit alters her die Jäger in jedem Jahr zum ersten Mal auf den Schnepfenstrich - "Oculi, da kommen sie" -. Um die gleiche Zeit beginnen die Bienen auszufliegen, treibt man die Schafe auf die Weide und sollen die Hühner die besten Eier legen. Beispiele und Anreiz genug, auch dem Körper von neuem die Aufmerksamkeit zu widmen, die er sich einen langen strengen Winter hindurch verdient hat.
Der Mensch ist zwar ein kleiner Kosmos in sich, aber gleichermaßen ein integrierender Teil des großen Kosmos, der beileibe nicht ohne Einfluss auf den kleinen bleibt. Betrachtet man diesen Einfluss aus dem Gesichtswinkel der Jahreszeiten, sind es vor allem Klima und Wetter, die ihn ausüben. Damit wäre die glückliche Wendung gelungen, die ernsten Seiten des Frühlingsthemas mit dem klassisch, unverfänglichen Gespräch übers Wetter einleiten zu können.
Im wetterbedingten, saisongebundenen biologischen Geschehen des Jahres spielt die Frühjahrshäufung unliebsamer Ereignisse aller Art die markanteste Rolle. Die Regel vom Frühjahrsgipfel der Sterbefälle und vieler Erkrankungen gilt fast für alle Länder. Dabei wird nicht eigentlich der Frühling ursächlich wirksam, vielmehr der Übergang vom Winter zum Frühling, der Ausgleich der Winterarmut durch die Frühjahrsfülle. Sie bedeutet keinen rechten physiologischen Reiz, wenn nicht zuvor das winterliche Tief spürbar ist.
Wirkung von Wetter & Klima im Frühling
Es beginnt mit der Ultra-violett-Nacht des Winterklimas, in der die biologisch wichtige Ultraviolettstrahlung nicht mehr in die tieferen Schichten der Erdatmosphäre hinunterreicht. Vom knappen Licht führt eine direkte Verbindung zum Ergosterin der Haut, das nicht mehr in gewohnter Menge zu Vitamin D umgebaut wird, zur Kalkarmut, zu Blutverschiebungen und vielfältigen Veränderungen im Chemismus der Organe, an denen letzten Endes der Hormonhaushalt nicht unbeteiligt bleibt. Wenn der Mensch deswegen zwar keinen Winterschlaf hält, wie Hamster und Haselmaus, Murmeltier und Siebenschläfer, werden doch viele Lebensvorgänge gedrosselt und auf Sparbetrieb umgestellt. Das alles verkehrt der stürmische junge Frühling zunächst ins Gegenteil, ehe sich eine ausgewogene Mittelstellung einpendelt.
Mit einem Mal gewinnen die Sonnenstrahlen ihren biologischen Vollwert zurück. Wird wieder ausreichend Vitamin D aufgebaut und mit einer Kalkvermehrung im Blut das gesamte Wachstum beschleunigt. Man kann sich leicht vorstellen, dass dabei nicht immer nur die erwünschte Ausheilung der Winterschäden erfolgt, sondern auch unerwünschte Zwischenfälle eintreten: Kreislaufstörungen, Blutdruckkrisen, Allergieschwankungen, lauter an sich schon unliebsame Attacken, die erfahrungsgemäß zuweilen noch länger dauernde ernste Folgen haben. Weil die ultraviolette Strahlung auch als hormonaler Reiz wirkt, ist der Frühling schließlich und endlich die hohe Zeit der inneren Sekretion und bringt den Jahresgipfel der Sexualität mit seinen Sonnen- und Schattenseiten.
Immerhin eine beachtliche Anzahl wichtiger und vielfältiger verknüpfter Phänomene, die schon einige Minuten der Überlegung und Besinnung rechtfertigen. Wenn auch der behauste Mensch, solange er gesund ist, diese Attacken mit seinem Kräftereservoir ohne Mühe abzufangen vermag, tut er doch besser, sich der Natur zu fügen und ihre Umstellung durch zweckentsprechende Anpassung seiner Lebensgewohnheiten nachzuvollziehen. Das ist der tiefere Sinn aller Frühjahrskuren, und hier sollte man keine Müdigkeit vorschützen, überhaupt kommt die Frühjahrsmüdigkeit, für die man sonst das Absinken des Vitamingehalts in der Nahrung verantwortlich machte, heuer erst nach der Frühjahrsbelebtheit und geht nach jüngsten Expertenmeinungen auf das Konto vermehrter Hormonausschüttung.
Behandlung der Frühjahrsmüdigkeit
Seien sie also nett zu ihrem Körper und machen Sie eine Frühjahrskur, selbst wenn das ihrem Geist hart ankommen sollte. Durchaus nicht eine große Diätkur, wie sie in Zeitschriften beschrieben ist und meist des ärztlichen Beistandes bedarf; nein, eine ureigene, ihre ganz persönliche Kur. Stellen sie sich um: Tun sie Dinge, die sie sonst nicht gern tun, und lassen sie andere, die sie sonst nicht gern lassen.
Man gehe beispielsweise statt des Mittagsschlafs eine Stunde spazieren oder lege sich, wenn man anders viel laufen und sich plagen muss, entspannt und ohne an Arbeit zu denken eine Viertelstunde in die Frühlingssonne. Raucher verzichten auf die halbe Zigarettenration und Nichtraucher auf die geliebte Tafel Schokolade. Jeder kontrolliert sein Gewicht; keiner isst zwischen den Mahlzeiten, und alle sorgen mit oder ohne Obsttag und Abführtabletten für eine gründliche Entschlackung ihres Körpers.
Das probateste Mittel: Fasten, nicht etwa Hungern, systematisches Fasten nach festgelegtem Plan mit fröhlichem Gesicht; seit Jahrtausenden bewährt. Eine volle Mahlzeit, zwei kleine Stärkungen. Und nicht zu vergessen, eine Kur dauert nicht vier Tage, sondern vier Wochen; und gelegentlich gibt es vierzehn Tage Verlängerung. Sie schafft ein ganz neues Körpergefühl, eben das Frühlingsgefühl.
Noch eins zum Schluß: Wie der Frühling seit eh und je der Liebe gilt, sind auf der einen Seite Liebe und Haut so wenig voneinander zu trennen wie Haut und Frühling auf der anderen. Wann immer es, wie beim Frühlingsgeschehen, um entscheidende Eingriffe der Natur in den menschlichen Organismus geht, gewinnt die Haut besondere Bedeutung.
Zugleich ist sie mit ihren Anhangsgebilden, vor allem dem Haar, auch ein entscheidend wichtiges Sexualorgan, was manchmal böse Zungen veranlasst, die Liebe ausschließlich als eine Hautangelegenheit anzusprechen. Die Haut muss an der Frühjahrskur teilhaben. Gönnen sie ihr nicht nur die ersten Sonnenstrahlen, sondern auch ein kräftiges warmes Bad mit Seife und Bürste. Sie wird es ihnen danken, vollends wenn sie anschließend liebevoll mit einer guten Creme gepflegt wird, denn sie braucht außer Wasser auch Fett.